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Sieben

„Bereit?", fragte der glatzköpfige Zweimetermann vor mir. Schmunzelnd nickte ich und lauschte dem zitternden Summen seiner Maschine.

„Dann geht's jetzt los, Püppchen", lachte er dreckig und im nächsten Moment spürte ich den stechenden und dennoch süchtig machenden Schmerz auf den Pulsadern meines linken Armes.

Handgelenk. Durchaus eine Stelle, die man sich zweimal überlegen hätte können.

„Nenn sie nicht Püppchen, Vic. Das ist meine Tochter", grätschte mein Vater dazwischen und nippte argwöhnisch an seinem Bier. Schmunzelnd musterte ich seine besorgten Blicke. „Das machst du gut, Schatz", sagte er, als wäre es etwas Besonderes sich ein Tattoo stechen zu lassen und stützte die Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab, um die Arbeit seines Stammstechers so nah wie möglich beäugen zu können. Irgendwie schmeichelte mir die Sorge, die sich mein Vater um meine Schmerzen machte.

Die komplette Situation war dennoch etwas befremdlich, denn sich tätowieren zu lassen, unterschied sich in Newton deftig von den Studios im stylischen Kalifornien. Hier gab es keine hippen, urbanen Läden mit coolen Lampen und feschen Graffitis an den Wänden. In Newton Tennessee gab es nur Victor und dieser tätowierte zum Spaß, denn hauptberuflich reparierte Victor die Autos und Fahrzeuge der Newton Military Base. Besonders vertrauensvoll war das meiner Meinung nach nicht, doch mein Daddy schien ihm vollends zu vertrauen, also tat ich es ihm gleich.

Doch nicht nur Victor war befremdlich. Viel gruseliger fand ich die Tatsache, dass Victor mir das Tattoo im Arbeitszimmer meines Vaters stach und ich es tatsächlich geschafft hatte, das Heiligtum meines Dads zu betreten, ohne dafür Ärger zu bekommen. Im Gegenteil, mein Vater bot mir sogar ein Bier an, obwohl ich noch nicht einundzwanzig war. Welch Ehre mir zu Teil wurde.

Wenn man bedachte, dass ich mit meiner Mutter bereits mit vierzehn die ersten Friedenspfeifen in Form von Zigaretten geraucht hatte, war das hier doch ein ziemlich großer Schritt für mich und meinen Dad.

Da lag ich also, auf der schicken Ledercouch im düsteren Arbeitszimmer meines Vaters und ließ mir von seinem Stammstecher aka Arbeitskollegen aka Trinkfreund ein Tattoo stechen, dessen Planung satte zwei Tage gedauert hatte und deren Bedeutung nur ich und John Miller persönlich kannten.

Direkt auf den Anfang meiner schlimmsten Erinnerung, verewigte der Fleischklops Victor, überraschend filigran, den keltischen Knoten für Vater und Tochter und je mehr Farbe unter meine Haut drang, desto emotionaler wurde die ganze Sache für mich und meinen Vater.

Die Bedeutung dieses Symbols ging deutlich tiefer als die Nadelstiche von Victors Maschine.

Der keltischen Mythologie zufolge fertigte Brighid diesen Knoten am Sterbebett ihres Vaters an, um die ewige Verbindung deren Beziehung darzustellen. Keine Windung, keine Rundung, keine Ecke könnte ohne den Anderen bestehen. Ziemlich emotional wenn man bedachte, dass mein Dad einmal an meinem Sterbebett saß, nachdem ich mir den Arm aufgeschnitten hatte und zu müde war, um weiterzukämpfen.

Lange Zeit verfluchte ich ihn für seine Entscheidung, doch mittlerweile war ich dankbar. Ohne lange zu überlegen, griff er meine verletzte Seele und zog mich aus meinem Loch. Wäre ich in Deutschland geblieben, wäre ich längst tot oder eines dieser Junkieopfer unter einer Brücke. Mein Daddy hatte mich gerettet und wir brauchten keine Worte, um zu wissen, wie viel wir dem Anderen bedeuteten.

Dieser Knoten auf meinem Arm sagte mehr, als Worte jemals hätten ausdrücken können und da die Arme meines Dads bereits komplett zugehackt waren, entschied er sich den Knoten an eine Stelle zu platzieren, welche eine ebenso zweideutige Bedeutung hatte wie meine Pulsadern.

Nachdem Victor sein Werk nach guten vierzig Minuten beendet hatte, setzte er die Arbeit an der Halsschlagader meines Vaters fort. Wir beide wären ohne einander nicht überlebensfähig.

Ich zutschte an meinem Bier und heulte wie ein Schlosshund, während sich mein Dad, ohne mit der Wimper zu zucken, an der wohl schmerzvollsten Stelle tätowieren ließ.

Wir beendeten die Sitzung nach rund zwei Stunden und brachten Victor hinaus, bevor wir uns mit Naomi für einen gemütlichen Abend zu Dritt auf die Couch legten.

Der Nussknacker hatte Sehnsucht und musste die Gelüste seines Nüsschens stillen. Mir blieb also nur die geliebte Gesellschaft meiner Eltern.

Kritisch beäugte Naomi unsere neue Körperkunst. Während sie nach wie vor Mühe hatte sich meinen linken Arm länger als zwei Sekunden anzuschauen, musterte sie mürrisch das neue Bild am Hals meines Vaters. Ihre Art brachte mich zum Schmunzeln. Stets und ständig meckerte sie über Leute mit Tattoos oder Piercings und dennoch hatte sie einen Mann geheiratet, dessen Unterarme vollends bemalt waren und nach welchem sich ständig Frauen umdrehten, sofern er sich mal außerhalb des Hauses oder der Army Base bewegte. Sie konnte meckern, wie sie wollte, ich hatte sie durchschaut. Naomi fucking Miller war eine ziemlich gewiefte Spielerin. Sie wusste genau, dass mein Vater es liebte, wenn er buhlen musste und mit ihrem Gemecker hielt sie ihn an der kurzen Leine nur um sich, ein paar Minuten später, in seine Arme zu legen und die Kunstwerke mit zärtlichen kleinen Küssen zu übersehen.

Ich lachte in mich hinein und schickte meiner Handvoll Freunde ein Bild von meinem neuen Tattoo, bevor ich mich auf die andere Seite der Couch kuschelte und diesen Kriegsfilm verfolgte, welchen mein Vater unbedingt sehen wollte. Logik die ich nicht nachvollziehen konnte, nach Allem was er im nahen Osten durchmachen musste. Doch ihn und Naomi so verliebt zu sehen, war es allemal wert.

In diesem Moment erwischte ich mich wieder dabei, daran zu denken, dass ich dieses Glück wohl niemals erfahren würde. Mein Vater hatte seine Naomi, Kyle hatte seine Hasel und ich lag allein auf der Couch und versinnbildlichte im wahrsten Sinne des Wortes das fünfte Rad am Wagen. Nicht nützlich, aber dennoch wichtig zur Stabilisierung.

Nachdenklich schnappte ich mein Handy erneut und tat etwas, das ich eigentlich nicht tun wollte, doch manchmal handelt man erst und denkt danach. Für einen winzigen Moment war ich der festen Überzeugung, dass Coby vielleicht auch Interesse an meinem neuen Tattoo hätte haben können und reaktivierte seinen Chat, um ihm das Bild zu schicken.

Nach dem kurzen Blickkontakt im Taco Bell geisterte er durch meinen Kopf. Wieder erwarten hatte mich doch nicht decobysiert.

Er war meine erste große Liebe. Diese Gefühle würden niemals komplett erloschen sein. Immer wieder würde er sich reaktivieren, wie dieser Chat. Sobald ich ihn sah, konnte ich an nichts anderes denken und so geschah, was geschehen musste.

Während sich die Soldaten im Fernsehen die Köpfe wegschossen, schickte ich Coby ein Bild meines neuen Tattoos und es dauerte nicht einmal eine Minute, bis er mir antwortete.

Coby, 21:47 Uhr
Deine Narbe sieht gut aus

Ich, 21:47 Uhr
Es geht eigentlich eher ums Tattoo :D

Coby, 21:48 Uhr
Vermutlich ... Du sahst gut aus

Ich, 21:48 Uhr
Deine Freundin auch

Coby, 21:49 Uhr
Sie ist umwerfend

Ich, 21:50 Uhr
Glückwunsch

Coby, 21:51 Uhr
Danke
Coby, 21:55 Uhr
Hör bitte nicht auf, mir zu schreiben

Ich, 21:55 Uhr
Wir sollten nicht so viel schreiben ...

Coby, 21:55 Uhr
Warum?

Ich, 21:56 Uhr
Gefühle ...

Coby, 21:57 Uhr
Du hast noch welche?

Ich, 21:58 Uhr
Was interessiert es dich?

Coby, 21:59 Uhr
Sie ist meine 11...

Ich, 22:00 Uhr
Gute Nacht Hastings

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