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𝟚・Freunde oder mehr?

Und ich lerne auch endlich mal deine Freunde kennen.

Felix' Worte hallen in meinem Kopf nach. Das geht schon den ganzen Tag so und vermiest mir ziemlich die Laune. Als ich am Samstagabend meine Schicht im Sonic Heaven antrete, muss ich mich zusammenreißen.

Das Problem ist, dass das gar nicht so einfach ist. Als ich nach meinem 18. Geburtstag weggezogen bin, habe ich alle Verbindungen zu meiner Heimatstadt abgebrochen. Die Gründe sind vielfältig und spielen heute keine Rolle mehr. Fakt ist aber, dass ich nicht mehr zurückschauen wollte. Hier in der Großstadt fühle ich mich zwar wohl und inzwischen auch irgendwie zu Hause. Dennoch fehlen mir die sozialen Kontakte ... genauer gesagt, die tieferen Kontakte. Durch meine Arbeit lerne ich zwar viele Leute kennen und auch in meiner Nachbarschaft kennt man irgendwann jeden, grüßt und unterhält sich. Aber das bleibt sehr oberflächlich. Und das ist eine Sache, die mich sehr stört, von der ich aber nicht weiß, wie ich sie ändern könnte. Die einzigen Menschen, die ich als Freunde bezeichnen würde, sind meine Arbeitskollegen.

»Erde an Lu, ist da jemand?«

Eine dieser Kolleginnen, Nilay, reißt mich aus meinen trüben Gedanken. Mit ihren dunklen Augen mustert sie mich kritisch. Dann schnappt sie sich einen Lappen und hilft mir, hinter der Theke für Ordnung zu sorgen. Der Abend im Club ist fast vorbei. Das helle Deckenlicht ist an, die Musik aus. Nur noch vereinzelt stehen Gäste an den Stehtischen und unterhalten sich. Meine Kollegen sind schon dabei, sie freundlich, aber bestimmt nach draußen zu scheuchen.

»Ärger mit dem neuen Mitbewohner? Oder welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«

Ich zucke nur vage mit den Schultern. Normalerweise bin ich bei Nilay gesprächiger, aber irgendwie fehlt mir gerade die Kraft, meine Gedanken auszusprechen. Die Schicht war lang und es ist die erste wirkliche Gelegenheit zum Verschnaufen und Reden. Und Nilay scheint sie sofort nutzen zu wollen.

»Wie läuft es bei euch?«, fragt sie. Sie streicht sich eine Strähne ihrer hübschen dunkelbraunen Locken hinters Ohr. Ich beneide sie immer so um ihr volles, glänzendes Haar. Meine braunen Zotteln sehen immer so aus, als wäre ich zu oft im Sturm spazieren gegangen. Dass ich sie eigentlich fast nur in einem hohen Messy Bun trage, trägt sicher nicht zur Pflege bei.

Ich verziehe das Gesicht. »Nach Simona kann es eigentlich nur besser werden.«

Nilay hat das Drama mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin mitbekommen, weil ich mich immer wieder bei ihr ausgeheult habe. Also versteht sie den Fingerzeig.

»Aha«, sagt sie. Wieder dieser kritische Blick. Als wollte sie meine Gedanken lesen. »Und sonst? Mensch, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!«

Oje, wo soll ich anfangen? »Er ist«, beginne ich und atme tief durch, »ein Chaot. Ich weiß nicht, wo er herkommt, aber er hat keine Ahnung, wie man alleine lebt. Aber er ist nett und höflich. Manchmal ein bisschen zu flirty. Und er ist ein begnadeter Koch, wovon ich im Moment sehr profitiere.«

Sie legt den Lappen zur Seite, lehnt sich an die Theke und neigt den Kopf. »Läuft da was zwischen euch?«

Ich lache laut auf. »Bist du verrückt? Wie kommst du denn darauf?«

Sie zuckt mit den Schultern. »Du bist anders, seit er bei dir wohnt. Keine Ahnung, ich kann es nicht beschreiben.«

Ich schüttle entschieden den Kopf. »Nein, da ist nichts und das wird auch nie so sein. Erstens ist er mein Mitbewohner. Zweitens habe ich kein Interesse an einem kurzen Abenteuer. Und mehr kannst du von ihm auch nicht erwarten.« Zumindest schließe ich das aus den häufigen Besuchern, die nie über Nacht bleiben und nie dieselbe Person zu sein scheinen. Einigen habe ich nachts nach meiner Schicht die Klinke in die Hand gedrückt. Dabei scheint er übrigens keine Vorliebe für ein bestimmtes Geschlecht zu haben.

»Wolltest du mich aushorchen?«

Nilay lächelt mich breit an, sodass ihre weißen Zähne blitzen. »Vielleicht? Nein, eigentlich wollte ich hier auf Hannah warten. Sie ist noch oben im Büro, aber sie macht auch gleich Feierabend.«

In diesem Moment öffnet sich eine Tür über uns. Die Büroräume liegen auf einer zweiten Ebene, zu der man über eine lange, dunkle Treppe gelangt. Hannah lässt ihren Blick suchend durch den Club schweifen. Ihr Gesicht erhellt sich, als sie Nilay und mich sieht. Eilig kommt sie zu uns herunter, zieht Nilay erst einmal in ihre Arme und gibt ihr einen liebevollen Kuss auf den Mund. Seit einem halben Jahr sind die beiden ein Paar. Nilay hat ihre Gefühle lange verheimlicht, aus Angst vor den Konsequenzen, wenn sie mit ihrer Chefin etwas anfängt. Ich habe mich sehr für sie gefreut, dass sie sich zusammengerauft und eine für alle akzeptable Lösung gefunden haben.

Sie nebeneinander zu sehen, erinnert mich immer an Yin und Yan. Beide sind wunderschöne Frauen, aber sehr gegensätzlich in ihrem Aussehen. Nilay ist zart und klein, ihre indischen Wurzeln sind unverkennbar. Durch ihre zierliche Art wirkt sie manchmal etwas schüchtern, was aber gar nicht zu ihrem Charakter passt. Hannah dagegen ist eine relativ große Frau mit dunkelblonden Locken, strahlend blauen Augen und einem runden Gesicht. Energisch und durchaus auch laut, wenn sie will, führt sie diesen Club erfolgreich und mit strengem Regiment. Für mich ist sie die perfekte Chefin. Sie ist offen für neue Ideen, unterstützt ihre Mitarbeiter, scheut sich aber auch nicht, hart durchzugreifen, wenn etwas nicht funktioniert. Bei ihr bekommt man immer eine zweite Chance. Wenn man die nicht nutzt, hat man es versaut.

»So, ich bin fertig. Wollen wir?« Nachdem Nilay genickt hat, schaut Hannah mich an. »Ihr zwei macht dann alles zu?«

Ich nicke. »Klar, haut schon ab. Metin und ich schaffen den Rest alleine.«

Hannah nickt zufrieden.

»Ach ja«, halte ich die beiden noch einmal zurück, »mein Mitbewohner will seinen Einstand feiern. Am Mittwoch in einem Pub bei uns in der Nähe. Habt ihr Lust und Zeit?«

Nilay nickt begeistert, doch Hannah schüttelt den Kopf. »Ich habe leider Spätschicht.«

»Ich habe frei, ich komme sehr gerne. Und bin schon sehr gespannt auf deinen Mitbewohner.« Nilay zwinkert mir vergnügt zu.

Dann verabschieden sie sich. Eine halbe Stunde später sind nur noch Metin und ich da und machen die letzten Handgriffe, bevor der Club für zwei Tage schließt.

»Okay, alles vorbereitet fürs Wochenende. Wie sieht es bei dir aus?« Metin lehnt sich gegen die Bar und beobachtet mich, wie ich die letzten Gläser aus der Spülmaschine ins richtige Regal räume.

»Ich bin auch gleich fertig«, antworte ich. »Geh schon, ich schließe alles ab.«

Er schnaubt und schüttelt den Kopf. »Keine Chance, ich warte auf dich, und dann gehen wir zusammen. Soll ich dich nach Hause fahren?«

»Nein!«, antworte ich bestimmt und sehe ihn ernst an. Diese Diskussion haben wir schon oft geführt, eigentlich jedes Mal, wenn wir zusammen Dienst haben. »Hör doch auf mit dem Quatsch. Das ist doch die völlig falsche Richtung.«

»Das macht mir nichts aus, das weißt du doch.«

Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Und du weißt, dass ich das Beschützergetue nicht mag. Ich schaffe es auch ohne dich, den Weg zu gehen. Das tue ich jeden Abend, wenn ich dich daran erinnern darf.«

Er seufzt ergeben. »Dann lass mich dich wenigstens bis zur U-Bahn-Haltestelle bringen. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass du um diese Zeit allein durch die Stadt läufst.«

»Gut, aber nur, damit du endlich Ruhe gibst.« Ich werfe ihm einen verärgerten Blick zu, der ihm hoffentlich klarmacht, dass ich nicht weiter mit ihm verhandeln werde. Metin ist ein Goldschatz, der jeden beschützen will, den er in sein großes Herz lässt. Sein Beschützerinstinkt kann aber ganz schön nerven, auch wenn er mir irgendwie schmeichelt. Denn ich habe immer das Gefühl, dass er bei mir besonders ausgeprägt ist. Irgendwas an mir scheint das große Bruder-Gen in ihm zu aktivieren. Bei vier kleinen Geschwistern sollte man meinen, dass dieses Bedürfnis ausreichend befriedigt wird, aber vielleicht ist es auch einfach nur permanent aktiv und lässt sich nicht mehr abschalten.

Eine halbe Stunde später hält er entgegen jeder Vorschrift direkt vor dem Eingang der U-Bahn.

»Danke«, sage ich, zögere aber noch eine Sekunde. »Hey, hast du am Mittwoch schon was vor? Mein Mitbewohner hat mich eingeladen.«

»Ein Date mit deinem Mitbewohner?«, fragt Metin leicht schief.

Ich winke ab. Warum zum Teufel glauben alle, ich hätte was mit ihm am Laufen? »Quatsch, fang du nicht auch noch an. Als Einstand. Er sagt, ich soll Freunde mitbringen. Und soweit ich weiß, hast du keine Schicht.«

Er nickt, sieht aber nicht besonders glücklich aus. »Du hast recht, leider hat meine kleine Schwester Geburtstag. Aber danke, dass du an mich gedacht hast. Ich wäre gerne mitgekommen.«

Ich lächle ihn an. Versuche nicht zu zeigen, wie sehr mich seine Absage trifft. Obwohl es gute Gründe dafür gibt. Metin ist einer der Menschen, die ich als ›Freund‹ bezeichnen würde. Jemand, der mir viel bedeutet, auch wenn wir uns eigentlich nur bei der Arbeit sehen. Von allen Kollegen habe ich zu ihm eine besondere Beziehung. Wir haben vor drei Jahren gleichzeitig im Club angefangen, sind zusammen durch die Probezeit gegangen und waren lange Zeit zusammen die ›Neuen‹. Das schweißt zusammen.

Ich schnalle mich ab und beuge mich über die Mittelkonsole, um ihn zum Abschied zu umarmen.

»Meldest du dich, wenn du zu Hause bist?«, fragt er und erwidert meine Umarmung.

Ich nicke. Eigentlich weiß ich gar nicht, was das soll. Denn wenn mir wirklich etwas passieren sollte und ich mich nicht melden kann, kann er gar nicht reagieren. Er wird es auf diese Art und Weise nicht verhindern können und er wird auch nicht wissen, wo ich mich gerade befinde. Aber es beruhigt ihn und deshalb tue ich ihm jedes Mal den Gefallen.

»Schlaf gut«, verabschiede ich mich.

»Du auch«, antwortet er.

Ich sehe noch sein warmes Lächeln, bevor ich die Tür schließe und mich umdrehe. Erst als ich den unteren Treppenabsatz erreicht habe, höre ich das Auto wegfahren.

⫸ 3636 Wörter bis hierher


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