Kapitel 38
Das ist so bequem. Er rieb sich an der weichen Unterlage und genoss das Streicheln an seinem Kopf. Leider hörte dies auf, was ihm gar nicht gefiel. Er murrte unzufrieden und öffnete die Augen. Er schaute etwas nach oben, schaute in goldenen Augen. „Morgen, Comoară", sagte er mit einem Gähnen, dann ließ er den Blick sinken. Er hat nichts an. Hmm... Bevor er jedoch seine versauten Gedanken weiterspinnen konnte, sah er etwas, das nichts ins Bild passte. Wieso ist dort der Bettpfosten und der Boden schwarz?
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Oh... „Wieso sitzen wir ohne Klamotten auf dem Boden, der nicht so ganz gesund aussieht?", fragte Sunny seinen Dämon. Das war mehr als verwirrend.
Er hörte Geräusche von links und drehte den Kopf. Dort sah er, wie Eligos und sein bester Freund sich gerade aufrichteten. Nun gab es in diesem Moment verschiedenste Interpretationsmöglichkeiten. Sunny entschied sich für die folgende:
„Hast du entschlossen, dass wir eine Swingerparty machen, oder wolltest du Anschauungsmaterial für die beiden sein? Ersteres wäre weniger ein Problem, da beide Parteien gleichberechtigt sind, beim Zweiteren hätte ich gerne vorher meine Zustimmung abgegeben."
Ein Lachen erklang und alle schauten zu Jo. Dieser begann sich zu krümmen und konnte sich kaum auf den Beinen halten. „Wieso?", fragte er, während ihm die Tränen über die Wangen liefen.
Eligos hielt seinen Liebsten, wusste aber nicht, was er tun sollte. Dann nahm der Dämon die Bettdecke und warf sie zu Lucifer, der sie damit zudeckte.
„Was?", fragte Sunny, dann schaute er zu der Bettdecke. „Das macht es nur marginal besser, da wir ja offensichtlich schon unter die Lupe genommen wurden. Außerdem machst du gerade die Bettdecke dreckig, was ich sicherlich nicht saubermachen werde."
Lucifer atmete erleichtert aus, denn mit jedem Wort wusste er, dass sein Gefährte wieder voll bei Bewusstsein und immer noch derselbe war. Als er Finger an seiner Schulter spürte, zuckte er kurz zusammen. „Das ist fancy, wann hast du dir das machen lassen?" Was hatte Sunny in dem Monat verpasst?
Langsam erhob sich sein Dämon und legte ihn aufs Bett. Daraufhin zog sich Lucifer eine Hose an und alle sammelten sich um Sunny, der immer noch verwirrt dort saß. Als sein Blick auf den Boden fiel, sog er die Luft ein. „Lucifer, jemand hat auf unserem Boden gegrillt."
Erneut konnte sich Jo nicht vor Lachen halten und auch Eligos schmunzelte.
„Sunshine, das war ich, oder mehr du."
„Sicher nicht, sonst würde es jetzt Steak geben", erwiderte Sunny.
Kopfschüttelnd setzte sich sein Gefährte mit der Decke umwickelt auf und schaute ihn an. „Schieß' los, Kirschtörtchen." Er wollte eine einleuchtende Erklärung.
Aufmerksam – ausnahmsweise – hörte Sunny zu. „Ich bin also ein wildgewordenes Vampir-Geister-Phantom, das dich gebissen und den Boden abgefackelt hat." Nicht ganz... „Ich dachte, ich sei ein Dämon, ja was jetzt? Könnt ihr euch nicht entscheiden?" Langsam wurde es abstrus. Ich bin doch kein Farbpalette, wo man einfach mal alles untermischen kann und schaut, was rauskommt. Andererseits klang das auch ziemlich cool.
„Kann ich dann durch eine Wand schweben und unsichtbar Leuten auf den Sack gehen?", fragte er die Anwesenden.
Eligos schüttelte nur den Kopf. Nicht einmal das nimmt er ernst. Aber so war dieser Reaper. „Nein, Geister benötigen ähnlich wie wir Dämonen einen Körper, um in der Menschenwelt existieren zu können. Der Unterschied ist, dass sie einen Menschen besetzen, ohne dessen Bewusstsein zu beeinflussen. Man könnte sagen, sie sind meist unbemerkte Gäste, denn die Menschen bemerken sie nicht. Erst wenn der Geist aktiv wird, kann er den Körper übernehmen."
Wow, das heißt, es könnte die ganze Zeit ein Spanner in meinem Körper gehaust haben und ich habe es nicht bemerkt. „Wie bemerkt man die Besetzung durch einen Geist?"
„Menschen mit einer Magieaffinität spüren es sofort und werden meist nicht besetzt. Ich kann nur von Erzählungen berichten, doch es fühlt sich an, als würde man ständig frieren und unruhig sein, denn der Körper erspürt den Eindringling und signalisiert dies durch Kälte", antwortete Eligos.
Ah, deshalb das Gerücht, man spürt, wenn ein Geist durch einen wandert, indem einem kalt wurde. Dann lagen sie gar nicht so weit weg. Nur dass ein Geist sie besetzt hatte, nicht durch sie durchgelatscht war. Sachen gibt's.
Lucifer legte die Hand an Sunnys Wange, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Besetzungen durch Geister sind aber eher selten, denn sie haben kein so großes Interesse an der Menschenwelt. Somit ist das marginal. Zudem schädigen sie nicht die Seele eines Menschen."
Sunny schaute zu seinem Dämon. „Könnte es sein, dass ein Elternteil von einem Geist besetzt war, als ich gezeugt wurde und ich deshalb diesen kleinen Zusatz habe?"
Sein Gefährte schüttelte den Kopf. „Nein, es ist wie bei der Besetzung durch einen Dämon. Es ändert nichts an den Genen des Menschen, der besetzt ist. Er bleibt ein Mensch. Ein Elternteil muss ein reinblütiger Geist gewesen sein."
Verstehend nickte Sunny, dann kam ihm eine weitere Frage. „Also ist dieses graue Seelendingsbums die Farbe von einem Geist. Also werde ich ein Geist? Noch eine Frage, wie funktioniert Geistermagie?" Nach wie vor wollte er seine Hoffnung durch Wände zu schweben nicht aufgeben.
„Soare, ich denke, du unterliegst einem Irrglauben. Es gibt keine Dämonenmagie oder Geistermagie. Mana ist für jede dasselbe, egal ob Dämon, Geist oder Mensch. Wir kanalisieren sie mithilfe von magischen Zirkeln und formen sie mit Worten. Dabei ist die Sprache unerheblich. Die Menschen nutzen die dämonischen Beschwörungen, weil sie keine eigenen entwickelt haben."
Verstehe. Schade, also kein durch die Wand schweben. Das – da musste er ehrlich sein – enttäuschte ihn etwas. Aber so war das Leben. Also muss ich nun Geist in meinen Lebenslauf schreiben. Ehemaliger Mensch mit Umweg über Dämon zum Geist. „Erhalte ich dann neue Features?", fragte er.
Fragende Augen richteten sich auf ihn. „Er meint sein Aussehen", klärte Jo die beiden Dämonen auf, die nicht verstanden hatten, was Sunny meinte. „Haben Geister besondere Merkmale wie die Ohren oder anderes."
Lucifer und Eligos schauten sich an. „Nicht zwingend."
Also keine Hörner... vielleicht lass ich mir einfach eine Krone mit Hörnern basteln. Ein Seufzer entkam ihm. Das Ganze war wirklich kompliziert geworden. Irgendwie war nicht in Sicht, was und wer er war oder werden würde. Andererseits war es auch lustig. Hatte sein Meister gewusst, was für ein Chaos er damals aus diesem Keller gezogen hatte? Schade, dass er nicht mehr da war, um sich diese Show anzuschauen.
Gut, nun da er auf dem neusten Stand war, konnte er nun wieder das allwissende, verrückte Orakel spielen. Ich wollte mir vielleicht doch einen Orakel-Namen zulegen. Vielleicht Delphini, Siri, Alexa, oder... das ist es. Einfach Nix. Denn sie wissen alles, können aber nix dagegen tun. Hat dieser Name schon ein Copyright? Wenn nicht, wird ein Buch über ein verrücktes Orakel namens Nix bestimmt ein Kassenschlager. Möglichkeiten eröffneten sich vor ihm. Er sah das Cover förmlich vor Augen. Vielleicht färbe ich mir die Haare schwarz mit etwas grün und dann noch abgefahrenen rote Linsen. So ein bisschen Rauch über die Haut wandern lassen... ja das gibt ein gutes Bild.
Dramatisch streckte er die Hände aus und nahm eine coole Pose ein. „Seid ihr bereit?", fragte er. Drama, Baby, Drama.
Drei Augenpaare starrten ihn an. Wovon redet er?, war der Gedanke, den die drei teilten. Mit dem Hintergrund, dass sie den inneren Monolog von Sunny leider nicht mitbekommen hatten, weil innerer Monolog, hatte er einfach auf das Thema Geistermagie den Satz „Seid ihr bereit?" geantwortet. Das war... verwirrend. Mal wieder.
Sunny rollte mit den Augen. „Ich habe geträumt, wo das nächste Artefakt ist."
Nun waren alle ganz Ohr. Dramatische Pause.
„Es ist irgendwo tief unter Wasser. Wir müssen also alle zu Meerjungfrauen werden, um es zu finden."
Meerjungfrauen?
„Ein Strahlerhellt den Ort, an dem ein Stern verloren ging. Schwebe tief der Dunkelheitentgegen. Das waren Sunnys Worte",erklärte Lucifer und die anderen beiden verstanden. „Dann ist es also in einem See oder Gewässer. Der Ort muss ebenfalls etwas mit einem verlorenen Stern zu tun haben."
Eligos überlegte. Das habe ich doch schon gehört, aber wo? „Ich will mich ja nicht einmischen, aber könnte es vielleicht ein See sein, der durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden ist?", sagte Jo.
Die Dämonen waren unsicher.
„Du meinst wie bei Kimi no nawa? Ja, das könnte es sein. Lucifer, gab es irgendwann einen großen Stein, der auf die Erde gekracht ist und dann ein See entstanden ist?", fragte Sunny begeistert.
Nun verstanden die beiden. „Das gab es tatsächlich, aber es war kein Stein", sagte Eligos. Lucifer schaute ihn fragend an, denn davon hatte er nichts gehört. „Lucifer, als du gefallen bist, sind mehrere Krater in der Hölle entstanden. Bei ein paar sind kleine Seen entstanden, aber auch ein größerer", erklärte der Dämon.
Dann war mit dem Stern also Lucifer gemeint, denn er ist ja der Morgenstern. Hah, was für ein Wortspiel. Sunny hatte mehr und mehr Spaß an dieser Suche. „Gut, und wo liegt der See, den mein Gefährte einfach so gebröselt hat?"
„Er ist in meinem Gebiet, nicht weit von hier", erwiderte Lucifer. Doch selbst wenn sie wussten, wo es war, so würden sie nicht zu dem Artefakt gelangen können, wenn es tief unter Wasser war. So lange konnten sie nicht die Luft anhalten und Magie war im Wasser meist unkontrollierbar. Dafür mussten sie zuerst eine Lösung finden.
Ein lautes Grummeln unterbrach sie in ihren Gedanken. Alle schauten zu dem Reaper, dem eine leichte Röte über die Wangen wanderte. „Ähmm, das habt ihr nicht gehört." Grinsend löste sich die Gruppe auf. Sunny holte sich etwas zum Essen und die anderen gingen der Recherche nach.
Nachdem sich Sunny sattgegessen hatte, entschied er sich zu baden. Seine Hände fuhren durch das Wasser, welches zwischen seinen Fingern hindurchrann. Einmal tief Luftholen und er tauchte ab. Das Artefakt ist tief unter Wasser. Wenn er die Luft anhielt, kam er einige Meter tief, aber wenn sein Traum stimmte, reichte das nicht. Magie konnten sie unter Wasser nicht wirken.
Er tauchte wieder auf und holte Luft. „Tja, wenn uns keine Kiemen wachsen, wird das wohl nichts." Natürlich hatte er daran gedacht, einfach eine Taucherausrüstung aus der Menschenwelt zu holen, doch das Problem war, dass Technik, die in der Menschwelt funktionierte, das häufig in der Hölle nicht tat. Elektronische Geräte funktionierten grundsätzlich nicht und er wollte nicht ausprobieren, was mit einer Gasdruckflasche passierte.
Kiemen. In dem Moment erinnerte er sich an etwas. Natürlich. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Zeit für einen kleinen Besuch. Zügig trocknete er sich ab und betrachtete seinen Rücken im Spiegel. Verdammt es ist riesig. Leider konnte er nicht erkennen, was es darstellen sollte. Vielleicht waren es auch nur irgendwelche willkürlichen Linien, aber hatte das Gefühl, dass dies nicht der Fall war.
Nachdem er sich angezogen hatte, lief er zügig ins Beschwörungszimmer. „So mein Schätzchen, ich brauche dich." Er wollte so schnell wie möglich wieder zurück sein. Leider war Lucifer vor kurzem ausgeflogen und er hatte keine Lust auf ein langes Gespräch mit Eligos.
Der magische Zirkel vibrierte und das Höllentor erhob sich aus dem Boden. „Hallöchen, Rosi. Ich würde gerne einen Kurztrip buchen." Er hatte entschieden das Tor Rosi zu nennen, da es teilweiße Rot war. Ende der Erklärung, auch wenn sie keinen Sinn macht.
Eine Schwingung lief durch seine Hand, als würde es antworten, dann sagte er diesem seinen Zielort. Bereitwillig öffnete sich das Tor und er durchschritt es mit einem Lächeln.
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