Kapitel 27
Lucifer erhob sich. Sunny sollte nun langsam wach sein. Er wollte nach ihm sehen, ob er etwas brauchte. Als er ihr Zimmer betrat, war Sunny nicht im Bett. Er lief in den Waschraum, sah einen Schopf grauer Haare.
„Sunshine, was ist los?", fragte er den Reaper, der sich nicht bewegte. Sunny starrte nur auf seinen Unterarm.
„Lucifer, es ist weg", sagte dieser.
Besorgt ging der Dämon zu ihm. „Was ist weg?"
Sunny schaute auf. „Die Verletzung. Es war ein tiefer Schnitt, doch es ist nichts zu sehen." Er fuhr über die glatte Haut. Nun verstand Lucifer was Sunshine meinte. Sein Reaper begann den Verband um seinen Oberarm zu lösen, der drei Krallenspuren tragen sollte. Als dieser fiel, kam glatte Haut zum Vorschein. Kein Kratzer, nichts. Bei jedem weiteren war es dasselbe. „Lucifer, wieso sind meine Wunden geheilt? Wie lange habe ich geschlafen?"
Der Dämon zog seinen Gefährten an sich. „Du hast nur eine Nacht geschlafen." Er wusste, dass das nicht möglich war. Auch wenn Sunny ein Dämon wurde, so schnell konnten seine Wunden nicht heilen. Zeit, dass Kaley uns einen Besuch abstattet.
Sunny rieb sein Gesicht an der Brust seines Liebsten. Beruhige dich. Dafür gibt es eine Erklärung. Langsam, aber sicher begriff selbst Sunny, dass etwas nicht stimmte. Das Flüstern, die goldenen Fäden. „Ich leg mich noch etwas hin." Er musste nachdenken. In Ruhe.
Lucifer nickte nur. „Ruf mich, wenn du mich brauchst."
Sunny legte sich aufs Bett und schlief wieder ein.
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Đi theo tôi!
Sunny fuhr hoch, keuchte. „Heilige Scheiße. Ich hab' keinen Bock mehr." Jedes Mal, wenn er einschlief, sah er die Gestalt, hörte er die Gestalt. Er starrte auf seine Decke. Erscheine.
Vor ihm erschien der Mund, der sich auf die Lippe biss. „Bro, was willst du?"
„Ich brauche deinen Rat."
Der Mund schnalzte mit der Zunge. „Ich kann dir nicht helfen. Ich bin eine Einbildung in deinem Kopf, mehr nicht. Ich weiß nicht einmal, wieso du diesen Tagtraum hast."
„Ich weiß. Doch ich weiß nicht mehr, was ich tun soll." Hörte er sich verzweifelt an? Die Welt ging unter, da war er sich sicher. Himmel Herrgott, er hatte Abaddon überlebt, hatte Kālō überlebt und nun verhielt er sich wie eine Pussy. Wo war der Sunny, der Lucifer auf den Sack gegangen ist, der allen den Mittelfinger zeigte, vor allem dem Schicksal?
„Vielleicht solltest du diese Hülle fallen lassen und deinem Herz vertrauen. Es wird dir zuhören, dich leiten", sagte der Mund.
Sunny seufzte. Er schaute nach vorne und erstarrte. „Vielleicht wird es Zeit, dass der Sunmaker in die Klapse geht." Überall hingen goldene Fäden. Auf dem Bett, am Boden, durch den Raum. Einige hatten sich um seine Gliedmaßen geschlungen. Er zog sich aus dem Geflecht und stand auf, lief durch die Lücken, hob die Fäden hoch oder schob sie zur Seite, um zur Türe zu kommen. Er trug nur eine schwarze Hose, doch er musste zu Lucifer. Jetzt.
Als Eligos sah, wie Sunny aus seinem Zimmer kam, hielt er inne. Was macht er da? Es sah aus, als würde er unter etwas hindurchlaufen und über etwas steigen, doch da war nichts. Er folgte ihm, als er in Richtung von Lucifers Arbeitszimmer ging. Plötzlich presste er sich an die Wand, schob sich an dieser entlang, um dann auf die gegenüberliegende Seite des Gangs zu gehen.
Sunny umgriff den Türknopf und öffnete ihn, dann trat er ein. Er konnte kaum etwas sehen, denn das Zimmer war schlimmer als der Gang. Wo ist mein Gefährte? Er konnte ihn riechen, aber nicht sehen.
Lucifer schaute auf, sah, dass Sunny in der Tür stand, doch es war seltsam. Er schaute ihn nicht an. „Lucifer? Bist du hier?", fragte Sunshine.
Eligos, der hinter diesem hineinkam, schaute ebenfalls geschockt zu Sunny. Was? „Lucifer, er lief seltsam durch den Gang, als würde er sich durch ein Dickicht an Pflanzen kämpfen", sagte er zu seinem Freund.
„Eligos? Ich höre deine Stimme, aber ich sehe dich nicht", sagte Sunny drehte sich zu dem Dämon. „Verdammt, ich kann nichts sehen, diese Fäden sind im Weg." Sunnys Hände pressten sich gegen etwas, hielten aber an.
Lucifer lief zu Sunshine, trat nahe an ihn heran.
Das Gesicht seines Gefährten tauchte zwischen den goldenen Fäden auf und Sunny atmete auf, schlang seine Arme um diesen. „Gott sei Dank. Was ist hier los? Wieso sind hier überall Fäden?", fragte er seinen Dämon. Er konnte den besorgten Ausdruck seines Liebsten sehen.
„Sunshine, hier ist nichts. Hier gibt es keine Fäden."
Was? Er lachte. „Rede keinen Unsinn. Ich seh' kaum die Hand vor Augen." Doch er brach ab. Er konnte es in den Augen seines Dämons sehen. Das ist nicht echt. Er berührte die Fäden, spürte sie. Sie waren echt, er konnte sie anfassen. Das ist in meinem Kopf. Langsam sank er auf die Knie. Was ist los?
Đi theo tôi!
Die Fäden um Sunny begannen zu schwingen, vibrierten. Die Worte hallten wider, konzentrierten sich an der Stelle, an der Sunny kniete. Er schlug sich die Hände auf die Ohren. „Aufhören! Sei still!", schrie er.
Lucifer konnte sehen, wie Blut an Sunnys Finger herablief, aus seinen Ohren trat. Beide Dämonen schauten sich um, versuchten etwas zu erspüren, doch da war nichts.
Sunny schaute auf, versuchte sich zu beruhigen, suchte seinen Dämon, doch Lucifer war nicht mehr da. Er befand sich in einem Kokon aus goldenen Fäden. Diese wickelten sich um seine Arme und Beine - hielten ihn gefangen. Er begann zu schreien, zog an diesen.
Der Raum begann zu vibrieren. Das Versteck, in dem Lucifer das Artefakt eingesperrt hatte, zersplitterte. Das ist nicht möglich. Es war mit den stärksten Zaubern geschützt. Die Platte schwebte, leuchtete, dann schoss sie nach vorne.
In dem Moment, als sie Sunnys Brust berührte, spürte er den Schock. Feuer rauschte durch seinen Körper und schwarze Symbole wanderten über Sunnys Haut, glühten wie flüssige Lava. Sie breiteten sich von der Scheibe auf seiner Brust nach außen hin aus. Sein Rücken fing Feuer und er schrie.
Wie das letzte Mal implodierte die Magie in Sunnys Körper und brach wieder nach außen. Die Druckwelle erfasste Lucifer und Eligos, sowie alle Gegenstände. Sie wurden gegen die Wand gepresst, während Sunny nach vorne gekrümmt sich umschlang und immer wieder schrie. Der Druck ließ nach, als sich die Zeichen - wie das letzte Mal - golden zu verfärben begannen und dann auflösten.
„Anh ta phá vỡ những đám mây, phân chia những gì đến với nhau một lần nữa. Bay từ độ cao cao nhất vào hư vô vô tận."
Die Scheibe fiel klappernd zu Boden, Sunny folgte ihr.
Lucifer rappelte sich auf, rannte zu seinem Gefährten, der sich nicht bewegte. Als er auf dessen Rücken blickte, erschrak er. Das Muster hatte sich auf dessen unteren Rücken ausgebreitet. Die beiden Stränge hatte sich geteilt und verliefen im Bogen zu den Rippen.
Die Hitze, die Sunny ausstrahlte, war beinahe unerträglich, verbrannte Lucifer fast. Er wickelte ihn in eine Decke und hob ihn hoch. Sofort trug er ihn zu einer Wanne, ließ eiskaltes Wasser ein. Sobald dieses Wasser auf Sunshine traf, zischte es und begann zu verdampfen. Eligos war ihm gefolgt - angeschlagen, doch immerhin bei Bewusstsein.
Was ist passiert?
Es dauerte über eine Stunde, bis sie Sunny heruntergekühlt hatten. Lucifer lief der Schweiß herunter. Eligos war währenddessen losgezogen, war auf dem Weg zu Kaley. Es dauerte nicht lang und die beiden trafen ein.
Kaley untersuchte Sunny, nahm ihm Blut ab. Lucifer beschrieb ihr alles, was Sunny gesagt hatte und passiert war. „Er sagte, er habe goldene Fäden gesehen und ein Flüstern gehört. Das war auch schon beim ersten Artefakt der Fall, nicht wahr?"
Beide schwiegen, solange sie ihre Untersuchungen machte. Die beiden Artefakte lagen in etwas Entfernung auf dem Tisch. Als sie Blut in der Nähe vergoss, verstummten alle. Unmöglich.
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Ein Rauschen drang an Sunnys Ohren. Es war, als wäre er unter Wasser, würde einfach in einem Fluss treiben. Langsam drang er an die Oberfläche, doch blieb knapp darunter. Der Geschmack von Lehm hüllte ihn ein. Also ist Kaley hier. Kurz darauf erfolgten die Sauerkirschen. Boah danke. Sein Gefährte war der Beste.
Das ist, als würde ich unter einer Luftmatratze gefangen gehalten werden. Seine Augen öffneten sich, doch er fühlte sich, als würde er durch die Brille mit zehn Dioptrien schauen. Hatte nicht Jens so eine üble Sehstärke? Brauche ich auch eine Brille? Stylische Modelle wanderten vor seinen Augen entlang. Ich habe zu viel Mister Spex Werbung geschaut.
Vielleicht liege ich auch in einer Narkose. Das letzte Mal war bei der Entfernung der Weisheitszähne gewesen. Sie hatten ihn so ziemlich vierzehn Spritzen in die Fresse geballert und einmal schön den Nerv erwischt. Das hatte einen Schlag gegeben. Danach war er so high gewesen, dass er mit seinem eigenen Weisheitszahn geredet hatte.
„Komm Bro, lass los. Er hat dich. Du brauchst dich nicht wehren, er kriegt dich. Lass einfach los."
Jap. Nebenbei hatte er auch noch den Zahnarzt beleidigt - nicht dass jemand sein Gebrabbel verstanden hatte, da er eine Schiene in der Fresse hatte und nur seltsame Laute aus ihm gekommen waren. Hör Musik, dann lenkt es ab. Wenn ein Bohrer direkt neben dem Ohr bohrt und der Knochen so schön splittert, hilft natürlich Musik. Von Physik hatten die Idioten noch nie gehört, oder?
Jo hatte ihn abgeholt und war mehr als besorgt gewesen, als er lachend aus der Klinik gelaufen war. Er hatte jeden Menschen auf dem Weg begrüßt, während er mit zwei Kühlakkus an den Backen nach Hause gelaufen war. Drogen sind schon was feines, wenn sie den Körper nicht so kaputt machen würden.
Ich bin abgeschweift, sorry. Sunny versuchte sich wieder auf die Wirklichkeit zu konzentrieren. Langsam wurden die Geräusche deutlicher. Er hörte eine weibliche Stimme, doch sie war gedämpft, als wäre er immer noch unter Wasser.
„Sunny, kannst du mich hören?"
Ein Lächeln trat auf sein Gesicht. Ich muss gerade unglaublich creepy aussehen. Habe ich schon geblinzelt? Er konnte sich nicht erinnern. Vielleicht sollte er es versuchen. Na los, ihr faulen Säcke. Eine Sekunde wurde sein Blickfeld schwarz, dann wieder unscharf hell. Gut gemacht. Wusstet ihr eigentlich, dass man zwischen 8- und 15-mal in der Minute blinzelt? Der Kopf blendet es nur aus.
Er hatte sich schon wieder ablenken lassen. Ob ich wie so eine Komaleiche aussehe? Er stellte es sich vor.
Langsam wurde die Sicht scharf und auch seine Gehör. Er spürte eine Berührung an seiner Wange. In diesem Moment spürte er, wie er Lucifer Magie entzog, doch es reichte nicht. Ein unbändiger Hunger brannte in ihm, den er bis zu diesem Moment nicht verspürt hatte.
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Sunny hatte Kontakt mit dem zweiten Artefakt.
Was könnten die Linien auf Sunnys Rücken bedeuten?
Was ist mit Sunnys Blut bei den Artefakten passiert?
Eure Mausegöttin
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