Kapitel 20
Mit den Händen in den Taschen schlenderte Sunny durch den Gang mit den tollen gelben Wänden. Wer hat eigentlich diese Deko ausgesucht und wer gießt die Pflanzen? Vielleicht sollte ich bei Jo vorbeischauen und ihn fragen, ob er es nun endlich mit Eligos in seinem Büro getrieben hat. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es noch nicht eingeweiht worden war.
Wie so oft blieb er vor der Tür stehen, welche das goldene Schild mit dem Namen Ethan Kingston trug. Egal, wie oft ich herkomme, es sieht immer noch lächerlich aus. Ob sich der Direktor eine Strichliste macht, wie oft wer vorbeikommt? Sicherlich würde der Mann begeistert sein, dass Sunny hereinschneite. Hoffentlich schlitzt er mich nicht wieder mit diesem Katana auf. Wo hatte er das eigentlich? Gibt es einen extra Schwertständer neben seinem Schreibtisch?
Nachdenklich öffnete er die Tür und spazierte hinein.
„... das ist der Grund, warum ich um Unterstützung bitte."
Das Gespräch wurde sofort eingestellt. Sunny konnte den Rücken eines breit gebauten Mannes mit hellblonden Haaren sehen. Dieser drehte sich um und er schaute in blaue Augen. Ein Lächeln breitete sich auf dessen Gesicht aus. „Wenn das nicht mein Jagodzianki ist", begrüßte dieser Sunny und stand auf.
Warum war Sunny gerade als ein polnisches Gebäck mit Blaubeerfüllung bezeichnet worden? Ganz einfach, denn dieser Mann war ein alter Freund und verdammt, es tat gut ihn zu sehen. „Bist du das etwa, Twarz?", konterte Sunny und schlug mit dem blonden Reaper ein, welcher auf dem Stuhl vor dem Direktor gesessen hatte.
„Verdammt, Światło słoneczne, es ist lange her", sagte Petya. Der polnischer Reaper war Anfang Dreißig und eigentlich in Warschau stationiert, leitete dort die Ausbildung der Reaper. Er war seit drei Jahren in dieser Position und war zuvor ein aktiver Reaper gewesen.
Petya Woźnicki war 1,83 m groß, breit gebaut und sein Blond war hell, fast platinblond. Die Haare standen wild in alle Richtungen und den Haarschnitt, wenn man das überhaupt so bezeichnen konnte, war gestuft von oben nach unten. Er trug ein dunkelgraues Hemd und eine schwarze Hose, dazu eine Uhr mit hellbraunem Lederband. Über seine linke Wange zog sich eine Narbe, die sich von dem Wangenkochen bis unterhalb seines Ohres zog. Ein Rogue hatte ihn mit eine Kralle erwischt und glücklicherweise das Auge verfehlt.
Wieso müssen eigentlich alle coolen Reaper Narben tragen? Ist das Trend? Diese hatte er bei ihrem letzten Treffen noch nicht gehabt, das war aber auch schon etwas länger her.
„Jo, Direktor, was macht dieses Prachttörtchen hier?", fragte Sunny, nachdem sich Petya wieder gesetzt hatte.
Ethan Kingston schaute Sunny nur an. Was macht er hier? Das kann nur Ärger bedeuten. Sunshine kam nicht einfach nur aus Spaß bei ihm vorbei. „Die polnische Fraktion sucht einen Reaper, der einige Reaper in der praktischen Ausbildung unter die Lupe nimmt und den Kampf-Anteil der Ausbildung etwas unterstützt."
„Andrzej ist momentan im Krankenhaus und wir sind unterbesetzt. Momentan herrscht eine wahre Rogue-Plage und wir wissen nicht, warum", sagte Petya.
„Rogue-Plage? Das ist ja klasse."
Beide schauten zu dem Reaper, der sie anstrahlte.
„Ich bin dabei. Ich werde bei euch ein bisschen ausmisten. Das kommt wie gerufen, hier ist es schon wirklich langweilig, wenn alle Rogues vor einem davonlaufen. Wann soll ich-"
„Vergessen Sie das, Mitchell. Sie werden nicht nach Polen gehen und sich einer unnötigen Gefahr aussetzen. Ihr... Mann wird dem sicher nicht zustimmen." Ihm fehlte gerade noch, dass Lucifers Gefährte in Polen herumspielte und sich verletzte. Dann durfte er das ausbaden, da er für ihn verantwortlich war. Eligos hatte deutlich gemacht, wie mit Sunny umzugehen war, auch wenn der Reaper nichts davon wusste.
Sunnys Blick verengte sich.
„Du bist verheiratet?", fragte Petya baff. Er schaute zu seinem Freund, der an sich zu jeder Person Körperkontakt vermied und noch nie mit irgendjemand im Bett gewesen war, zumindest in ihrer gemeinsamen Zeit.
Mit einem Mal erschien ein Strahlen in den Augen des Reapers. „Ja. Er ist absolut scharf und eine Granate. Und nein, Direktor, er bestimmt nicht darüber, was ich tue oder lasse." Zumindest nicht direkt.
Der Direktor seufzte. „Mitchell, sie dürfen nicht verletzt werden, da das Konsequenzen hat. Das wissen Sie. Wieso machen Sie es mir so schwer? Ich habe nicht das Bedürfnis nach einem klärendem Gespräch, nachdem sie im Krankenflügel gelandet sind..."
Sunnys Blick wanderte an die Decke. Ist das ein Käfer an der Decke? Interessiert beobachtete dieser, wie er weiterkrabbelte. Ist das ein Marienkäfer? Er versuchte angestrengt die Anzahl der Punkte auf dem Rücken zu zählen, welche jedoch kaum erkennbar waren. Ich sag einfach mal zwölf. Zwölf Jahre Glück hört sich fair an.
„Mitchell."
„Ja?", fragte Sunny und schaute wieder nach vorne.
Petyas Mundwinkel zuckten. Er hat nicht zugehört. In ihrer gemeinsamen Zeit in Polen hatte er oft bemerkt, dass sobald sich Sunny langweilte, sein Blick woanders hinwanderte. Er schaltete schlichtweg ab und hörte nicht mehr zu. Als er ihn gefragt hatte, warum er das tat, hatte Sunny geantwortet: „Es gab einfach in dem Moment hundert interessantere Dinge als dessen Gelaber."
Soll ich Lucifer schon heute mit einem Cosplay überraschen? Vielleicht ist er dann gut gelaunt und ich kann nach Polen. Wieso sollte er nein sagen? Ich werde mein bestes Reaperlächeln aufsetzen und ihm einen blasen. Das wird ihn sicherlich überzeugen. Nun ist nur die Frage, welches Outfit?
Ethan Kingston schaute zu dem Reaper und wartete, dass er zurückkam.
„Wie viel Uhr ist es?", fragte Sunny aus dem Nichts.
„Kurz vor neun", sagte Petya.
Auf Sunnys Gesicht trat ein seltsamer Blick. „Oh."
Was, oh? Kingston schaute zu dem Trottel von Königin. „Was meinen Sie damit, Mitchell?"
Sunny setzte sein schönstes Lächeln auf, welches unter der Maske nicht zu sehen war, drückte die Zeigefinger entschuldigend zusammen. „Wir bekommen gleich Besuch."
„Von wem?", fragte Petya.
Die Luft vibrierte. „Sunshine", erklang eine tiefe Stimme.
Alle drehten sich um und schauten zu einem Mann mit goldenen Augen und schwarzen Haaren. Alles an diesem Mann schrie danach, dass er niemals ein Mensch sein konnte.
„Meinem Mann", antwortete Sunny unschuldig.
Petya schaute zu dem Dämon. Wer auch immer es ist, ich kann spüren, dass es ein hochrangiger Dämon ist. Wie hoch, konnte er nicht einschätzen, da die Aura gedämmt war. Er ist der schönste Mann, den ich jemals gesehen habe. Nicht zu fassen, dass Sunny mit einem Dämon verheiratet ist.
Langsam schritt dieser nach vorne. Ethan Kingston versuchte ruhig zu bleiben. Er ist es. Niemals hätte er sich in seinem Leben träumen lassen, dass er dem König der Hölle begegnen würde.
Lucifer schaute zu seinem Gefährten, der ihn mit den Augen anlächelte. „Ich hab die Zeit vergessen, tut mir leid, Comoară." Er versuchte Hundeaugen, doch das schien nicht zu helfen. Oder doch?
Sein Dämon kam zu ihm, legte eine Hand an dessen Wange. Sunny packte überraschenderweise seinen Arm,zog ihn nach unten, zog mit der anderen Hand die Maske unter sein Kinn unddrückte seine Lippen auf die seinen. „Ich habe gerade so richtig Lust, an dir zu knabbern. Du siehst verdammt scharf aus, Himmelsknabe", sagte er in der dämonischen Sprache.
Ethan und Petya verstanden es nicht, doch ihnen war klar, dass Sunny etwas gesagt hatte, das den Dämon in Wallung gebracht hatte.
„Dann lass' uns nach Hause gehen", erwiderte er, ebenfalls in der dämonischen Sprache.
„Gleich, es gibt nur eine Sache, die ich dich fragen möchte. Dann wäre es auch gleich geklärt", sagte Sunny, sodass jeder ihn verstand. Die Maske wanderte wieder nach oben. „Ich würde gerne in der polnische Fraktion der Gilde etwas aushelfen. Petya, der Reaper neben mir, hat mich eingeladen."
Ethan Kingston machte ein ungläubiges Gesicht, Petya öffnete den Mund, sagte aber nichts.
Lucifer schaute Sunny an. Er scheint es wirklich zu wollen. „Können Sie für seine Sicherheit dort garantieren?", fragte er den Direktor, der etwas blass um die Nase war.
„Wenn es sein Wunsch ist, werden wir alles in unserer Macht stehende tun", sagte er. „Doch mehr kann ich nicht versprechen." Er hoffte, dass der Dämon sich damit nicht zufrieden gab.
„Eligos hat mir von Ihren Fähigkeiten berichtet, also stimme ich vorerst zu. Nehmen Sie jedoch Kontakt mit Jo auf und klären Sie alles weitere mit ihm. Sollte es nicht sicher sein, erlaube ich es nicht." Das Zugeständnis musste Sunny machen, denn er wusste nicht, wie die Menschen in dem anderen Land sich verhielten. Er konnte Sunny nicht einsperren, ihm das nehmen, was ihm wichtig war. Zudem lenkte es ihn von den Artefakten ab.
Begeistert sprang Sunny auf. „Klasse. Alles klar, Pet. Wir treffen uns morgen um 12 Uhr, dann machen wir uns auf den Weg." Dann umschlang er Lucifer und zog seinen Dämon mit sich.
Petya hatte nichts gesagt. Es war, als wäre seine Kehle zugeschnürt gewesen. Sein Körper hatte ihm einfach den Dienst verweigert. Als die Aura verschwand, löste sich die Starre und er konnte wieder atmen. „Wer war das?", fragte er mit klopfendem Herzen.
Ethan Kingston stützte die Stirn auf seine Handrücken. „Das war Sushines Gefährte. Jemand, den Sie niemals verärgern sollten." Ein ernster Blick trat in dessen Augen. „Sorgen Sie dafür, dass Sunshine nichts passiert, oder es wird Armageddon ausbrechen."
In diesem Moment war Petya unsicher, ob der Mann vor ihm das Gesagte ernst meinte. Dessen Blick ließ jedoch nur eine Antwort zu. Oh Sunny, wo hast du dich da nur wieder reingeritten?
༻✧༺
Sunny schlang seinen Arm um seinen Dämon, als sie in seiner Wohnung ankamen. Er fuhr in die weichen Haare und zog ihn zu einem sinnlichen Kuss an sich. Langsam saugte er die Unterlippe seines gefallenen Engels zwischen die seinen.
„Versuchst du mich zu bestechen, Soare?", fragte dieser und umschlang Sunny.
„Weshalb?", erwiderte Sunny unschuldig. Er wusste, dass es Lucifer nicht gefiel, dass er einen Abstecher nach Polen machte, doch sie waren ein Paar auf Augenhöhe. Er konnte ihn nicht in einen goldenen Käfig stecken, denn Sunny würde aus diesem ausbrechen und weitaus Schlimmeres würde passieren.
Lucifer fuhr durch die weichen Haare, zog die Maske von Sunnys Ohren, die ihm unten dem Kinn hing. Mit dem Daumen fuhr er über die weichen Wange bis zu dessen Ohren. „Arată-te."
Sunnys Gestalt begann zu verschwimmen. Seine menschliche Hülle, die er zur Tarnung trug, fiel ab und seine dämonische Gestalt trat hervor. Spitze Ohren, Stammesmale und die sinnlichsten Augen, die es gab. Augen, in denen er immer wieder versank. Langsam wanderte er mit den Lippen zu den spitzen Ohren, begann diese zu liebkosen. Sein Gefährte wand sich in seiner Umarmung.
„Warte, Lucifer", keuchte Sunny und der Dämon ließ kurz von ihm ab.
„Warum?"
Ein Lächeln wanderte über die Lippen des Reapers. „Weil ich eine kleine Überraschung für dich habe." Er zog seinen Dämon mit sich in sein Schlafzimmer, wo Lucifer Platz auf dem Bett nahm. „Warte hier", sagte Sunny und verschwand mit einer Tüte, die er aus dem Schrank geholt hatte, im Badezimmer. Was hatte seine Nemesis geplant?
______________________________________
Überraschung, es geht nach Polen. Dieses Mal auch freiwillig ;D
Was für eine Überraschung hat Sunny für Lucifer?
Was könnte Sunny in Polen erwarten?
Welche Vergangenheit könnte Sunny mit Petya teilen?
Eurr Mausegöttin
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro