Kapitel 19
Der Wind rauschte über den Boden und der Sand begann ein Lied zu singen. Das gläserne Lied hallte in Sunnys Ohren wider. Bevor er die Augen öffnete, wusste er, wo er war. Er war zurück. Er war an dem Ort, an dem er keine Stimme besaß, der ihn gefangen hielt.
Er schlug die Augen auf und schaute nach vorne, sah den Rücken der Gestalt in der weißen Robe. Doch etwas war anders als zuvor, sie war näher. Er konnte ihre Umrisse erkennen. Langsam drehte sie den Kopf, sodass er eine Nasenspitze und Lippen sehen konnte.
Die Lippen bewegten sich, doch er hörte nichts. Goldene Fäden umschlangen ihn, hielten ihn in einem Kokon gefangen. Das gläserne Geräusch wurde zu einem Quietschen und plötzlich hallten Töne von allen Seiten her.
Đi theo tôi!
Immer wieder überschlugen sich diese Worte und Sunny presste sich die Hände auf die Ohren. Mit einem Mal war es still, dann hörte er eine Stimme: „Finde mich." Die Fäden schlossen sich um seinen Hals und zogen sich mit einem Ruck zusammen.
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Schreiend wachte Sunny auf. Sein Herz schlug wie wild und sein Puls dröhnte in seinen Ohren. Lucifer war bei ihm, hielt ihn fest. Er war hellwach und versuchte Sunny zu beruhigen. Keuchend blieb Sunny liegen, hörte die beruhigende Worte seines Gefährten. „Fuck", sagte er mit belegter Stimme.
Lucifer hielt Sunshine, strich über seinen Rücken. Es war nun das zweite Mal, dass er schreiend aufgewacht war. Er wusste nicht, was Sunny gesehen hatte, doch er machte sich mehr und mehr Sorgen, vor allem da er kurz darauf wieder erschöpft einschlief. Was hast du gesehen? Er würde mit ihm darüber sprechen, wenn er sich ausgeruht hatte.
Nachdem er aufgestanden war, trommelte er seine besten Wissenschaftler zusammen und ließ sie das Artefakt untersuchen. Sie mussten etwas finden.
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Jo wurde von einer leichten Bewegung geweckt. Er öffnete die Augen und gähnte leicht. Er lag in den Armen seines Dämons, dessen Atem leicht auf seinen Nacken traf und dessen linker Arm um ihn geschlungen war. Ich sollte es nicht zur Gewohnheit machen, bei ihm zu schlafen. Auch wenn er so gut wie noch nie schlief, so schlief er auch leider weniger, denn Eligos war einfach zu verführerisch.
Langsam drehte er sich und fuhr mit den Augen die Züge seines Liebsten nach. Er war wunderschön. Dieser Dämon war seine Nemesis, seine größte Schwachstelle. Mit jedem Tag spürte er, wie das Verlangen wuchs, sich an ihn zu binden, ihn zu dem Seinen zu machen. Doch er konnte nicht – nicht solange seine Geheimnisse zwischen ihnen standen. Vielleicht war es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. „Wirst du mich auch dann noch akzeptieren, wenn du mein wahres Ich kennst, Bạn?"
Die Suche und Sunnys Verhalten machten ihm Sorgen. Seine Vermutung zu überprüfen, war ihm jedoch momentan nicht möglich und er wollte auch nicht die Aufmerksamkeit ungewollt auf Sunny lenken. Wenn sie erfahren, dass er der Schlüssel ist, werden sie die Jagd auf ihn eröffnen. Zudem wusste er nicht, ob es überhaupt das war, was er vermutete.
Mit den Fingern fuhr er über den Oberarm seines Liebsten, genoss das Gefühl seiner warmen Haut. Ich habe dieses Glück nicht verdient. Und doch konnte er sich nicht von Eligos abwenden. Er hatte es versucht, hatte sich von ihm ferngehalten, doch er konnte es nicht mehr. Jo wusste, dass es keinen Sinn machte. Und doch werde ich dir wehtun, es ist nur eine Frage der Zeit.
Eine Hand fing seine Finger ab und er schaute in efeugrüne Augen. „Was ärgerst du mich so früh am Morgen, Vârtej?", fragte er mit einem Lächeln. Er begann mit den Lippen die Fingerspitzen des Menschen zu liebkosen, saugte sie sanft in seinen Mund.
Eligos konnte an dem glühenden Blick von Jo erkennen, dass er jede Berührung spürte. Langsam leckte er an dessen Zeigefinger entlang und Jo biss sich auf die Unterlippe. Im nächsten Moment hatte er sich auf diesen gewälzt. Er konnte seine Erregung an seinem Bauch spüren. „Das ist aber eine freudige Begrüßung, Vârtej", flüsterte er mit sanfter Stimme und senkte seine Lippen auf die seines Liebsten ab. Er kostete die heißen Lippen, leckte diese entlang. Er ließ sich Zeit, ihn zu kosten, bevor er dessen Mund erkundete.
Jo stöhnte und erwiderte den Kuss. Seine Hände fuhren in die weichen Haaren seines Dämons, hielten ihn an sich, während er mit Eligos' Zunge spielte. Dieser Dämon war mehr als sinnlich und er war Wachs in seinen Händen.
Ein Klopfen ließ sie innehalten.
„Jo, bist du wach?", erklang Sunnys Stimme von draußen. Immerhin hatte er den Anstand, nicht einfach in ihre Zimmer zu spazieren.
Seufzend richtete er sich auf und Eligos setzte sich neben ihn, sein Blick auf seinen Schritt gerichtet. Jo schüttelte nur den Kopf. „Ja, gib mir fünf Minuten. Wir treffen uns im Gemeinschaftsraum."
„Heute Abend wirst du schreiend unter mir liegen", grollte Eligos – ein Versprechen. Jo spürte die Vorfreude, räusperte sich, dann stand er auf und zog sich an.
Als er sich beruhigt hatte, lief er zum Gemeinschaftsraum, wo sein Idiot schon wartete. Er lag auf dem Sofa und machte irgendwelche seltsamen Handzeichen, die verdammt ähnlich zu den Handzeichen der Ninjas in Naruto waren. „Was wünschst die werte Königin?", unterbrach er seinen Freund, der ihn mit einem Handschlag begrüßte.
Sunny setzte sich auf. „Jo, wir haben eine Mission von höchster Wichtigkeit. Nur du kommst dafür in Frage."
Nun war Jo misstrauisch. Worum handelte es sich? Er war sich unsicher, doch der Blick in Sunnys Augen war ernst.
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Zehn Minuten später...
„Das ist nicht dein Ernst, Sun." Er hätte es wissen müssen, doch nun war es zu spät. Sie waren bereits an dem Zielort und er wusste, er konnte nicht entkommen.
„Warum? Wen soll ich denn sonst fragen? Eligos? Du bist der Einzige, der mir in dieser Richtung behilflich sein kann."
Jo seufzte. „Sun, ich hab' doch auch keine Ahnung. Ich war noch nie bei sowas oder habe es benutzt." Er konnte es nicht fassen, dass er wirklich hier stand.
Sunny schaute zu seinem Freund. Wie konnte er ihn überzeugen? „Vielleicht ist ja auch etwas für Eligos dabei." Sofort hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit von Jo und grinste. Eins zu Null für den Sunmaker.
Sie drehten sich zur Tür um und betraten schließlich den Sexshop. Die Wände waren in einem hellen Rot und überall waren schwarze Inseln, auf denen zahlreiche Produkte wie Dildos, Vibratoren und Plugs ausgestellt waren. Im hinteren Bereich war freizügig Kleidung, Unterwäsche und Cosplayaccesoires, teilweise an Puppen, teilweise an Kleiderständern. An der rechten Wand waren drei Kabinen und mehrere Spiegel. An der linken Wand waren zahlreiche BDSM-Stücke wie Peitschen, Knebel und andere Dinge.
„Wahnsinn", staunte Sunny, ging mit einem Grinsen durch die Reihen. Das ist ja ein Schlaraffenland. Er hatte genügend Filmchen gesehen, um einiges wiederzuerkennen. Nicht ablenken lassen, du bist wegen etwas Bestimmten hier. Sunny lief direkt in den hinteren Bereich, dann drehte er sich zu seinem besten Freund. „Jo, was könnte Lucifer gefallen? Kätzchen, Maid-Kostüm?"
Jo stand neben seinen Freund. Warum? Je mehr er sich sträubte, desto länger würde es dauern. Warum nicht einfach Sunny helfen, dann konnte er wieder an seine Arbeit. „Alles klar, Sun. Lass uns was Scharfes raussuchen." Sunny grinste seinen Freund an.
Sie suchten verschiedenste Outfits aus und Sunny probierte sie an. Letztendlich entschieden sie sich für drei, die er zusammenpackte. Ein paar kleine Accessoires fanden ebenfalls ihren Weg in die Tüte.
Schließlich verließ ein glücklicher Reaper mit seinem besten Freund den Shop. Beide hatten eine Tüte in der Hand, nur dass Sunnys um einiges größer war als die von Jo.
„Gut, lass uns nach Hause gehen. Bevor die Jungs uns erwischen." Wobei das Gesicht von Lucifer würde ich gerne sehen. Dieser würde die Überraschung noch früh genug zu Gesicht bekommen.
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Sunny lag im Bett, schaute an die Decke. Er hatte die Schätze vor Lucifer versteckt, um sie zum richtigen Zeitpunkt hervorzuzaubern. Unruhig drehte er sich zur Seite. Sunny wusste nicht, warum, doch er fühlte sich unruhig. Der Traum, aus dem er erwacht war, ließ ihm keine Ruhe. Wer bist du? Wieso sehe ich dich?
Es klopfte und Lucifer trat ein. Besorgt schaute er zu seinem Gefährten. „Was beschäftigt dich, Soare?", fragte er Sunny. Dieser war heute nicht in sein Arbeitszimmer gekommen, scheint den Bereich um dieses gemieden zu haben.
Mit einem Klopfen neben sich, signalisierte der Reaper, dass Lucifer sich zu ihm legen sollte. Nachdem dieser seinem Wunsch gefolgt war, drehte sich Sunny zu ihm und schaute ihn an. „Habt ihr schon Erkenntnisse wegen des Artefakts?"
Er ist ernst. Keine Späße oder anderes. „Wir haben verschiedene Ansätze, doch aus einem uns unbekannten Grund scheint das Artefakt einen Schutzmechanismus zu enthalten. Wir sind noch nicht in der Lage, es zu ergründen. Leider wissen wir den Grund hierfür nicht, doch wir vermuten, dass es ebenfalls ein himmlisches Artefakt ist, welches nur Engel nutzen können."
„Und warum konnte ich es finden? Wieso höre ich es?"
Für einen Moment hielt Lucifer inne. Hören? „Sunshine, was meinst du mit hören?"
„Ich höre ein Flüstern. Es spricht, ruft mich. Ich kann es nicht beschreiben, aber es zieht mich zu diesem und das macht mir Angst. Heute Nacht habe ich erneut von der Gestalt geträumt, doch der Traum hat sich verändert. Lucifer, die Gestalt hat gesprochen." Eine Gänsehaut erschien auf Sunnys Armen und er rieb unsicher über diese. Das war kein Spiel mehr und er hatte das Gefühl, dass er hier keine Luft bekam.
„Lucifer. Ich denke, es ist besser, wenn ich eine Weile nicht hier bin. Ich werde für ein paar Tage in meine Wohnung in der Menschenwelt zurückkehren."
Diese Worte gefielen dem gefallenen Engel überhaupt nicht. Andererseits wusste er, dass es sein Gefährte nur vorschlug, weil er einen triftigen Grund hatte. Ihn hier zu halten, war unsinnig. „Gut. Ich werde nachts zu dir kommen und bei dir sein. Sollte jedoch etwas sein, wirst du sofort zurückkehren", sagte Lucifer schließlich. Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht seines Liebsten und er küsste ihn.
„Ich könnte gar nicht ohne dich schlafen, immerhin brauch ich mein Kirschtörtchen, um meinen Akku aufzuladen. Schließlich muss ich fleißig zum Dämon werden. Außerdem weiß ich, dass du ohne mich nicht einschlafen kannst, immerhin bin ich das bequemste Kissen der Welt", neckte ihn Sunny.
„Dann sorge nun dafür, dass ich gut schlafe, Soare", flüsterte Lucifer mit einer sinnlichen Stimme, woraufhin sich Sunshines Körper aufheizte. Das würde er, kein Zweifel.
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„So, fertig." Er hatte die letzten Lebensmittel im Kühlschrank verstaut und auch eines der Cosplayoutfits und Accessoires in seinem Schrank versteckt. Die Kette, mit der er nun endlich wie Jo in die Hölle reisen konnte, hing um seinen Hals. Eigentlich war es immer noch das Amulett, welches er von Lucifer geschenkt bekommen hatte, doch dieses hatte nun ein Upgrade erhalten. Er begab sich damit durch das nähergelegene Höllentor, ohne bei den Torwächtern anhalten zu müssen. Diese wussten, dass er und Jo frei passieren durften.
Wenn ich so schnell meine Ausrüstung in Skyrim upgraden könnte, müsste ich nicht tausende Stunden damit verbringen, irgendwelche Viecher zu töten. Apropos Skyrim. Er hatte, seit er in die Hölle gezogen war, seine Playstation stark vernachlässigt. Es wurde Zeit, dass sie wieder die Zuwendung bekam, die sie brauchte. Am Abend würde er dann ein bisschen reapern und irgendwelchen Rogues auf den Sack gehen.
Pfeifend schaltete er seine Playstation an und wartete auf den Ladebildschirm. Nein. Seine Augen wurden groß. Wütend sprang er auf und warf ein Kissen an die Wand. „Das darf doch nicht wahr sein. Vor zwei Wochen war ein riesen Event und ich habe nichts mitbekommen." So viel Belohnung und er war nicht dagewesen, weil er irgendeine bescheuerte Aufgabe als Königin zu erledigen hatte. Das kann doch nicht wahr sein. Angefressen begann er jegliche Monster abzuschlachten, die ihm begegneten, damit er sich beruhigte.
Gegen sechs Uhr loggte er sich in das Gildenportal ein und scrollte die Aufträge durch. Langweilig, langweilig,... noch langweiliger. Hatte er nur das Gefühl, oder waren Rogues hier Mangelware geworden. Bitte sag mir nicht, dass sie jetzt Angst vor mir haben und wegbleiben. Dabei hatte er einen solch schicken Pulli getragen.
Achselzuckend schnappte er sich seine Sachen und machte sich auf den Weg in die Gilde. Vielleicht hatte sein Lieblingsdirektor ja etwas für ihn.
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Sunny ist gut ausgestattet.
Was haltet ihr von dem Besuch im Sexshop?
Wer könnte die Gestalt im Traum sein und was könnte sie von Sunny wollen?
Wie wird das Gespräch mit dem Direktor ablaufen?
Eure Mausegöttin
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