
Kapitel 14
Wie wacht man auf, wenn man von einem Sukkubus unter Drogen gesetzt wurde und anschließend von dem König der Hölle fast durchgenagelt worden ist? Wie das strahlende Leben à la „Wow, ich hatte eine verdammt heiße Nacht"? Mit Zweifeln?
Sunny schlug die Augen auf, richtete sich auf, während er auf die schwarze Bettwäsche starrte, die seinen nackten Körper hüftabwärts bedeckte.
Fuck.
Er starrte auf den schwarzen Stoff der glänzte, als hätte dieser die Antwort auf das Chaos, das seit gestern in ihm herrschte. Dort stand keine Antwort und der Stoff würde ihm auch nicht antworten.
Ein Mund erschien auf der Bettdecke und Sunny starrte ihn an. „Jo Bro, das ging ja aber mal in die Hose."
Sunny starrte auf den Mund. „Schon. Irgendein Vorschlag, was ich jetzt tun soll?"
Der Mund gab ein nachdenkliches Brummen von sich. „Ihn wirklich knallen? Ich meine, wenn schon denn schon? Immerhin hattest du seinen Schwanz ja schon im-"
Die Hand des Reapers presste die Lippen zusammen, bevor sie das aussprechen konnten, was er mit Sicherheit nicht hören wollte. „Nicht hilfreich." Langsam ließ er diesen los.
Dieser kaute beleidigt auf der Unterlippe. „Ich würd's mir echt überlegen, ich meine, wow, das war doch eine Show. Ich war begeistert von eurer Performance."
Sunny starrte auf die Decke, die offensichtlich ein Zuschauer in der ersten Reihe gewesen war. Vielleicht...
Mit einem Kopfschütteln beendete er diesen Tagtraum und starrte auf die schwarze Decke, auf der offensichtlich kein Mund war. Langsam wanderte sein Blick nach links, wo sich der schlafende Übeltäter befand.
„Sunshine, du bist nicht du selbst. Ich werde dich nicht anfassen und mir nachher anhören, dass ich es gegen deinen Willen getan habe." Lucifer wollte ihn zur Seite schieben.
Als Sunny seine Lippe in den Mund saugte, knurrte der Dämon und drehte sie. „Das liegt nun in deiner Verantwortung, Mensch."
Jap, er hatte keine Ausreden. Lucifer hatte mehrmals versucht, ihn allein zu lassen. Er hatte den Dämon verführt, daran gab es nichts zu rütteln.
Ein Knurren erklang an seinem Ohr. Daraufhin wurde er auf den Rücken gedreht und Lucifer platzierte sich zwischen seinen Beinen. „Jeder andere hätte dich genommen", grollte dieser.
Er hat den Vertrag nicht gebrochen. Lucifer hatte ihn nicht genommen, er hatte ihm nicht einmal die verdammte Frage gestellt. Hätte er ihn gefragt, er hätte, ohne zu zögern, zugestimmt. Sunny hatte keine, aber auch gar keine Ausreden. Der Dämon hatte nichts gegen seinen Willen getan und seine Situation nicht ausgenutzt, auch wenn er es unzählige Male hätte tun können. Das war die Chance und er hat sie nicht genutzt. Das gab ihm zu denken.
Für einen Augenblick spürte er ein seltsames Gefühl in der Brust und drückte unterbewusst dagegen. Was will ich? Er wusste es nicht. Bisher war sein klares Ziel gewesen, den Auftrag schnell zu erledigen und nach Hause zu kehren. Er war bereits über einen Monat in diesem Anwesen - ein Wunder, dass er das überlebt hatte. In dieser Zeit hatte Sunny viel Neues gelernt und Erfahrungen gemacht. Nun saß er hier und es fühlte sich an wie eine Weggabelung. Der eine Weg klar und deutlich, der andere führte ins Unbekannte. Welchen sollte er wählen?
Dein Blick wanderte erneut nach links, über die Züge des Dämons. Mein Leben war geordnet. Er hatte einen festen Ablauf und eine sichere Routine. Es war alles in Ordnung gewesen bis zu dem Tag, an dem dieser Teufel ihn in die Hölle gezerrt hatte und alles über den Haufen geworfen wurde.
Ein Lächeln breitete sich auf Sunnys Gesicht aus. Scheiß drauf. Er würde sehen, wohin es ihn verschlägt. Lasst das Abenteuer beginnen. Also drehte er sich zu dem Dämon und stupste ihn mit einem Finger in die Backe. „Wie lange willst du dich noch schlafend stellen, du Möchtegern-Schauspieler?"
Die Augenlider wanderten nach oben und goldene Augen schauten ihm entgegen. „Hast du dir alles zurechtgelegt?", fragte Lucifer und richtete sich etwas auf.
Sunny schaute ihn an. „Nope. Klarer Fall von wir verschieben das auf später, ein sehr weit entferntes Später."
Der Dämon schaute ihn misstrauisch an, suchte nach Anzeichen eines Wutausbruchs, vorwurfsvollen Gesten oder anderes. „Keine Vorwürfe oder Beschimpfungen, Sunshine?"
Der Mensch schüttelte den Kopf und erwiderte: „Nein, denn wenn etwas klar ist, du hast an all dem als Einziger keine Schuld."
Das beeindruckte Lucifer. Der Mensch schien in der Lage zu sein, das Ganze rational zu betrachten, eine Fähigkeit, die nicht viele besaßen. Die Schuld bei anderen zu suchen, war immer der einfachste Weg. Den Fehler bei sich zu suchen, dazu waren viele nicht in der Lage. Wieder hatte der Dämon eine Seite an dem Menschen entdeckt, die er nicht erwartet hatte.
Ein grummelndes Geräusch unterbrach seinen Gedankengang. Sunny schaute ihn an. „Zeit für Frühstück." Dann stand dieser auf und er gewährte Lucifer den Anblick seiner Kehrseite. Ein leises Knurren entkam dem Dämon, bevor er es verhindern konnte.
Sie zogen sich an, doch bevor sie das Zimmer verließen, hielt der Reaper ihn auf. „Kann ich mich noch kurz entladen?" Ein seltsamer Gesichtsausdruck trat auf Sunnys Gesicht. „Wenn man gestern Abend bedenkt, sollte ich diese Formulierung vielleicht nicht mehr verwenden."
Ein lautes Lachen entkam Lucifers Mund und überraschte beide. Er hielt ihm sein Handgelenk hin und der Reaper umfasste dieses zögernd. Die Magie wallte auf und übertrug sich auf den Dämon. Sie wanderte in Wellen durch seinen Körper und belebte ihn.
Als Sunny fertig war, öffnete er die Tür und sie liefen gemeinsam in Richtung Küche. Auf dem Weg blieb der Mensch einfach stehen und drehte sich zu dem Dämon. „Lucifer, wer wechselt eigentlich deine Bettwäsche?"
Was geht nun schon wieder in diesem Kopf vor? Die Frage kam völlig aus dem Nichts. „Wieso ist das von Bedeutung?"
Sunny trat nahe an den gefallenen Engel heran. „Machst du Witze? Wenn die die... Du weißt schon sehen. Sie werden denken, dass du... und ich...", er sprach nicht weiter.
„Dass du und ich?", fragte Lucifer in neutralem Ton.
Eligos lief gerade zur Eingangshalle, als er Lucifer und Sunny im Gang stehen sah, der Mensch machte ausladende Armbewegungen. Als er näher trat, hörte er jedoch seinen Freund etwas sagen, das ihm die Sprache verschlug. „Mach dir keine Gedanken, sie gehen bereits davon aus, dass ich dich - wie sagt ihr Menschen - durchgebumst habe."
Dann lief dieser weiter, Sunshine ausnahmsweise sprachlos. Der Mund der Reaper stand offen und schaute Lucifer nach, der mit einem Grinsen an Eligos vorbeilief. „Das tun sie nicht", rief Sunny und rannte Lucifer hinterher. „Stell das richtig, du Sack." Der Dämon winkte aber nur mit der Hand.
Als sie im Speiseraum ankamen, setzte sich Sunny mit einem beleidigten Ausdruck dem Dämon gegenüber. Er starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an, während Lucifer völlig entspannt war. Er genoss es, Sunshine aufzuziehen. Diese Scham der Menschen ist etwas, was ich noch nie habe nachvollziehen können. Die Dämonen waren in solchen Punkten viel offener, es gab sogar öffentlich Veranstaltungen, die nur zum Zwecke der körperlichen Vereinigung ausgerichtet wurden.
„Hallo, Sunny, geht es dir besser?", begrüßte ihn Emalyn - eine Köchin und Dämonin mit einem mütterlichen Zug. Ihre kurzen hellgrünen Locken kringelten sich um ihr Gesicht und standen im Kontrast zu ihrer schlammfarbenen Haut. Anstatt Ohren waren dort zwei flossenähnliche Gebilde, die auch aus ihrer Hüfte wuchsen. Sie tätschelte ihn an der Schulter und er lächelte ihr entgegen.
„Hallo Ema, wie geht es deiner Tochter? Ist es bald soweit?", fragte er die Dämonin.
Aufgeregt antwortete diese: „Es soll noch eine Woche sein, dann ist es so weit. Meine Gefährtin und ich sind so aufgeregt."
„Ich drück euch die Daumen, doch sie wird sicherlich den Charm ihrer bezaubernden Mama erben. Und natürlich ihre herausragenden Kochfertigkeiten", erwiderte Sunny mit fröhlicher Stimme, woraufhin die Dämonin leise kicherte. „Was hast du für uns heute gezaubert?"
„Dein Lieblingsessen, kleiner Sonnenschein."
Ein Strahlen zog sich über das Gesicht des Reaper und er sprang auf und lief mit Emalyn etwas in die Küche. Lucifer ließ er einfach sitzen. Nach kurzem kam er mit einem Löffel wieder, der in seinem Mund steckte. Auf halben Weg blieb er stehen und winkte einem jungen Dämon, der in der Küche ausgeholfen hatte und aus der Vorratskammer kam.
„Jo, Sunmaker. Wie geht's?", fragte Kanko. Sie begrüßten sich mit einem Fistbump.
Kanko hatte graue Haut mit rautenförmigen blauen Schuppen. Seine zwei Fangzähne wuchsen ihm leicht über die Unterlippe und er hatte komplett schwarze Augen und nur die Pupille war blau, was mehr als abgefahren war. Tattoos zierten seine Oberarme in Form von mehreren schwarzen Ringen.
„Mir geht's wieder gut, dank dem Oberboss", gab er mit einem Grinsen zurück. „Ich hab' übrigens meine Kontakte spielen lassen. Ich bin mir zu 95 % sicher, dass Billa einen Blick auf dich geworfen hat."
Der Dämon schaute ihn aufgeregt an. „Wirklich?"
Sunny nickte. „Versuch es mit einem romantischen Date, irgendwo ein Picknick, wo ihr allein seid, du weißt ja, wie schüchtern sie ist."
„Soll ich wirklich?" Neben der Aufregung stand auch Nervosität in seinem Gesicht.
Der Reaper klopfte ihm auf die Schulter. „Hau rein, vertrau mir. Ach und bring ein paar Blumen mit, blaue Relien sind ihre Lieblingsblumen." Der Dämon verabschiedete sich danach und Sunny lief zurück zum Tisch, steckte sich den Löffel erneut in den Mund.
Lucifer schaute ihn nur schweigend an.
„Was?" Er mochte es nicht, wenn Leute ihn anschauten, als wollen sie etwas fragen, es aber doch nicht taten.
„Du kennst meine Angestellten?"
Auf Sunnys Gesicht trat ein verwirrter Ausdruck. Er zog den Löffel aus dem Mund und erwiderte: „Natürlich. Ich bin schon seit über einem Monat hier, wäre doch seltsam, wenn ich sie nicht kennen würde."
Lucifer sagte nichts. Er hatte es gesehen, jeder Einzelne hatte ihn begrüßt oder ihm gewinkt. Sunny hatte seine gesamte Belegschaft verhext. Dieser Mensch war eine Lawine, die in das Leben eines jeden prasselte, und doch empfing ihn jeder mit offenen Armen. Natürlich kannte er seine Angestellten, wenn er jedoch nicht viel von deren Privatleben wusste, nur Eckpunkte. Sunny dagegen schien mit jedem vertraut zu sein, zu jedem eine Beziehung zu haben.
Sunny schnipste und er schaute auf. „Was beschäftigt den König der Hölle denn so, dass er nicht merkt, dass das Essen angerichtet ist?"
Tatsächlich stand das Essen vor ihm. Beide begannen zu essen. Er hatte öfters gesehen, wie Sunny gegessen hatte, doch immer wieder erstaunte ihn, dass er nicht einfach aß - es war, als genieße er jeden Bissen. Auf seinem Gesicht war ein Feuerwerk an positiven Emotionen. Das Essen war hervorragend, keine Frage, doch auf Sunshines Gesicht erschien es mehr wie eine Offenbarung. Gab es in der Menschenwelt kein gutes Essen?
„Du scheinst dich gut mit Dämonen zu verstehen." Das war ihm früh aufgefallen, er hatte nie Abscheu oder Ähnliches in seinen Augen gesehen.
„Dämonen können Menschen in Monster verwandeln, doch es benötigt keinen Dämon, damit ein Mensch ein Monster ist."
„Das klingt seltsam aus deinem Mund. Ihr seid Lebewesen wie jeder andere. Das wäre als würde ich sagen, es ist aber ungewöhnlich, dass du dich mit deinem Hund verstehst. Ihr seid zwar eine andere Spezies, doch nichtsdestotrotz ein Lebewesen wie ich. Dich aufgrund deiner Spezies zu diskriminieren wäre dasselbe wie Frauen wegen ihrem Geschlecht zu diskriminieren. Niemand sucht sich seine Abstammung aus."
So oft sagte Sunny etwas Irrsinniges, doch dann hatte er solche Momente, in denen Lucifer dachte, dass wäre auch nur ein Bruchteil so wie Sunshine, würde es keine Kriege und kein Unheil auf der Welt geben. Wobei eine Welt voll solcher Chaoten würde sehr wahrscheinlich auch zu Grunde gehen.
Ein Finger drückte auf Lucifers Stirn, direkt zwischen die Augen. „Keine Falten ziehen, dass lässt dich wie einen alten Mann aussehen. Nur zur Info, du könntest auch etwas freundlicher zu deinen Angestellten sein, immerhin bewundern sie dich, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann", sagte Sunny und überraschte den Dämon erneut.
Netter sein. Welchen Vorteil brachte es ihm, „netter zu sein"? Wenn er eine Schwäche zeigte, würden seine Widersacher diese ausnutzen und ihn stürzen. Es gab genügend, die gierig ihre Hände rieben und sie nach seinem Thron ausstreckten.
Den Rest des Essens aßen sie schweigend. Als die Köchin heraustrat, um ihre Teller abzuräumen, tat Lucifer etwas völlig Überraschendes. „Das Essen war wie immer hervorragend. Du kannst dir bis zur Geburt deines Kindes freinehmen."
Emalyn schaute ihren Fürsten an, dann zu Sunny, der nur zwinkerte. Bei den Göttern. Sie verneigte sich mehrfach und dankte Lucifer, dann lief sie mit brennenden Wangen davon. „War doch gar nicht so schwer", erklang es schmunzelnd von rechts, doch er erwiderte nichts darauf.
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Der Tag danach.
Was haltet ihr von Sunnys Reaktion?
Eure Mausegöttin
PS: Kennt jemand eine Person, der am PC/Tablet zeichnen kann? Wenn ja, würde ich mich freuen, wenn ihr euch bei mir meldet.
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