Kapitel 36
Ich würde ja sagen, langsam hatte ich mich an die Einöde des Himmels gewöhnt. An die immer gleich aussehenden Gänge, die schneeweißen Türen oder die alle in weiß gekleideten Engel.
Aber ich war immernoch ratlos was dieses ganze weiß hier sollte.
Zwar waren ab und zu mal ein paar Farben wie Gold, Lila oder helles Türkis zu sehen, aber niemals etwas wirklich dunkles. Und erst recht nicht so etwas wie schwarz.
Ich gab immer wieder sarkastische Kommentare zu der Einrichtung ab, allerdings ignorierte Ari mich völlig. Dass der Trottel überhaupt zu so etwas imstande war schien mir ziemlich eigenartig, aber wenigstens hielt er dann mal seine nervige Klappe.
Er war ja sowieso so ekelhaft gutmütig.
Die Ketten an meinen Handgelenken brannten höllisch, am liebsten würde ich sie abreißen und Gott über seine Visage hängen.
Aber ich musste ja hier mit einem Vollidioten durch bescheuerte Gänge watscheln. Super Situation.
Nach kurzer Zeit blieb Ari tatsächlich vor einer mit Gold verzierten Tür stehen. Ich hatte schon mehrere gesehen, die in etwa so aussahen, die meisten Türen hier waren allerdings eintönig und weiß.
„Pass auf. Ich versuche wirklich dir zu helfen. Also sei bitte nicht so aggressiv oder pessimistisch drauf, okay?", waren die einzigen Worte, die er bisher rausbrachte.
„Ich versuche", meine Betonung lag ganz auf diesem Wort: „mich zusammenzureißen, eure Hoheit."
Der Engel schien meinen Kommentar nicht witzig zu finden und öffnete schweigend die Tür.
Im Innenraum befand sich wie sonst auch ein weißes Licht an der Decke, das den ganzen Ort beleuchtete. Der Raum war in etwa so groß wie zwei Schlafzimmer, mit weißen Wänden und einem hellgrauen Zementboden.
Wow grau! Wir machen Fortschritte!
Theoretisch wäre es ein ganz normales Zimmer gewesen, nur gab es da diese seltsamen Portale. An jeder Wand waren in regelmäßigen Abständen ovale Portale, die hell erstrahlten. Ich konnte nicht sagen warum, aber irgendwie machten mir diese Dinger Angst. Sie hatten dieselbe Aura wie die Splitter, die mir immer wieder in den Körper gerammt worden waren.
Vielleicht waren da ja auch gefühlte zehn Kilo Sporax enthalten.
Es sah beinahe so aus as würden die Portale ins Nichts führen. Ari schien diesen Raum schon öfters betreten zu haben, da er mit zielstrebigen Blick in die Mitte des Raumes lief und mir zeigte, ich solle mitkommen.
„Willst du jetzt ein Ratespiel mit mir spielen? Ob ich weiß welches Portal wohin führt?"
„Du solltest doch mal nicht so sarkastisch auftreten", sagte der Engel neben mir mit genervten Blick.
„Schön. Was machen wir hier denn dann?"
„Wir warten auf jemanden. Derjenige wird uns an den richtigen Ort bringen. Ich will dir etwas zeigen."
„Und du willst mir nicht sagen wohin wir gehen?", ich machte einen Schmollmund um Ari auf die Nerven zu gehen.
„Warum bist du nur so anstrengend...?"
„Gewöhn dich lieber dran."
„Das werde ich wohl nie."
Tatsächlich musste ich nach diesem Kommentar lächeln. Es war nicht einmal gespielt, es war echt! Genau das machte mir irgendwie Angst. Wenn mich ein Engel nun schon zum Lächeln bringen konnte hieß das, dass ich weich geworden war.
Und weich bedeutet schwach.
Ruckartig verkniff ich mein Gesicht wieder zu einem genervten und zugleich gelangweilten Blick, was nicht viel brachte, weil Ari es anscheinend gesehen hatte und nun ebenfalls ein Grinsen auf den Lippen hatte.
Dummer Vollidiot.
Bevor ich dem Engel weiter auf die Palme gehen konnte öffnete sich die Tür und eine bekannte Person trat hindurch.
Ich hätte niemals gedacht sie wiederzusehen, aber sie war anscheinend wirklich hier.
Die seltsam schüchterne Frau von meinem ersten Moment in diesem Drecksloch. Von dem Moment, an dem ich aufgewacht bin und sie beinahe erwürgt hätte.
„Hey, Ari", sagte sie mit einer Stimme, die vermuten ließ, dass sie in ihn verliebt war.
Kurz überlegte ich wirklich ob ich dank dieser Tatsache kotzen sollte.
„Hey, Jenny", auch der Engel neben mir schien etwas verlegener zu sein. Igitt. „Bring uns auf die Erde. Nach Deutschland."
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