Teil 7
Ein leichtes Klopfen holte Sinna aus ihren Gedanken, bevor sich die Tür öffnete.
>>Sinna?<< drang Hawkes Stimme vorsichtig in das verdunkelte Zimmer, bevor er die Tür hinter sich schloss und mit schweren Schritten zu ihr ans Bett trat.
Wie in einem Kokon gewickelt saß sie an die Wand gelehnt und die Decke fest um ihren Körper geschlungen da.
>>Was passiert mit ihr?<< flüsterte sie und sah dabei einfach nur gerade aus, Hawkes Blicke meidend.
>>Ich weiß es noch nicht. Das liegt nicht in meiner Verantwortung, sondern in denen des Direktors dieses Internates.<<
Sinna nickte bloß und wurde in ihrem Bett leicht hochgeschaukelt, als Hawke sich neben sie setzte und sie mit einem mal an seine Brust zog.
>>Geht es dir gut?<< fragte er nach einer Zeit lang, in der er immer wieder sanft über ihren Rücken strich.
Sie beschloss ehrlich zu sein und schüttelte mit dem Kopf.
>>Jemand wollte mich umbringen. Wie soll es mir da gut gehen.<< hörte sie sich spöttisch sagen, bevor sie es gleich darauf bereute.
>>Vielleicht hat sie recht.<< setzte sie an und lenkte das Thema in die Richtung, die ihr selber nicht gefiel.
>>Vielleicht werde ich für Zerstörung sorgen.<<
>>Nein<< unterbrach sie Hawke, bevor sie sich weiter in die Tiefe dieser Gedanken stürzen konnte.
>>Du wirst wie jeder andere auch lernen, mit deiner Gabe umzugehen.<<
>>So, wie ich es dir gesagt habe Sinna.<<
Schweigen umhüllte sie wieder, ehe Sinna irgendwann wieder das Wort ergriff und dabei versuchte nicht daran zu denken, wie gut es sich anfühlte in seinen Armen zu liegen.
Die Wärme in sich zu saugen und sich an seinem Optimismus festzukrallen.
>>Bist du zu allen Neuen so, die du hierher bringst?<<
>>Nein<< flüsterte er.
>>Warum tust du das dann für mich?<< durchbrach Sinnas weiche Stimme die Stille.
>>Ich weiß es nicht.<< flüsterte er und stockte kurz, als sie sich etwas drehte und ihm geradewegs nach oben in die Augen sah. Ihr Kopf auf seinem Schoß gebettet, während sie kurz die Augen schloss, als er sanft über ihre Schläfen strich.
>>Dürfen Lehrer das auf diesem Internat? Das was du gerade tust? Das was du seit Tagen tust?<<
>>Ich weiß es nicht. Und wenn nicht, dann wäre es mir scheiß egal.<< antwortete er ihr, woraufhin sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich.
>>Du lässt mich besonders fühlen Mann namens Hawke.<< hauchte sie und schloss schließlich endgültig ihre Augen.
Hawke erwiderte nichts auf ihre Worte, sondern strich einfach stillschweigend weiter über ihre Schläfen, bis zu ihrem Kopf, wo er nun begann sie dort zu kraulen, bis ein traumloser Schlaf sie aus dem Sumpf ihrer Gedanken befreite.
Hawke beobachtete Sinna dabei, wie ihr Atem immer gleichmäßiger wurde und hörte erst auf über ihren Kopf zu streichen, als er sicher wurde, dass sie eingeschlafen war.
Still beobachtete er ihre weichen Gesichtszüge und das fast weiße Haar, welches sich gewellt über das Bett zu verteilen schien.
Sie sah aus wie ein Geschöpf des lichtes und ihr Duft war unbeschreiblich süß und verlockend.
Sanft strich er ihr über ihre Wangen und versuchte die Schatten ihres Dasein in der Anstalt auszublenden.
Noch immer war sie viel zu dünn und noch immer sah er die Müdigkeit in jedem ihrer Züge.
Und dennoch war sie das Schönste, dass er je zu Gesicht bekommen hatte und verstand augenblicklich, warum er so zu ihr war.
Er wollte sie.
Er verzehrte sich so sehr danach, dass er es die meiste Zeit unterdrückte.
Doch jetzt lag dieses Ausmaß ausgebreitet vor seinen Augen und der Drang ihr die Welt zu Füßen zu legen, schien ihn schier zu überwältigen.
Es war absurd, dass er so empfand, zumal er sie erst vor einigen Tagen kennengelernt hatte.
Doch er könnte dennoch schwören, dass da etwas an ihr war, das ihm Fesseln um sein Herz gelegt hatte.
Etwas, das ihn so stark getroffen hatte. Etwas, das schier die Macht über ihn gewann, stetig und ohne erbarmen.
Sinna.
Das war es, was er wollte, während ihn nicht einmal die Dunkelheit, die sie mit sich führte, abschrecken konnte.
Sinna.
Eine Geisterseherin der schlimmsten Sorte, die er jemals kennengelernt hatte.
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