Teil 5
Schreie rissen Hawke aus dem Schlaf und ließen ihn Handeln, bevor er überhaupt realisieren konnte, was geschah.
Er sprintete zur Tür und riss sie auf, nur um im nächsten Moment zu Sinna zu eilen, die schrie, als würde ihr Leben davon abhängen.
Sie warf sich im Bett umher und schien gegen etwas zu kämpfen, sich zu wehren und dabei strahlte sie so viel Angst aus, dass einer ihrer Aurenringe dunkelblau leuchtete.
>>Sinna<< versuchte Hawke sie zu beruhigen und stöhnte auf, als sie ihm mit der Faust ins Gesicht schlug.
Er hatte zwar den anderen Bescheid gegeben, dass Sinna Ausbrüche haben könnte und sie auf keinen Fall dazu stoßen sollten, doch dennoch huschte sein Blick immer wieder zur Tür betend, dass sie seiner Anweisung tatsächlich gehorchten.
Da Hawke nicht wusste was er hätte sonst tun können, zog er sie an seine Brust und hielt sie so fest, dass sie sich kaum noch bewegen konnte.
Nach und nach verklangen ihre Schreie zu einem wimmern und schließlich verstummte sie ganz.
Er wusste, dass sie wach war, doch dennoch löste er sie nicht von sich und auch sie schien nicht die Kraft dafür zu haben sich aus seinen Armen zu befreien.
>>Ich will das nicht. Diese Gabe ist ein Fluch auf das ich verzichten könnte. Ich will das nicht Hawke. Ich..ich will einfach ein normaler Mensch sein, mit einem normalen öden Leben. Ich will, dass meine einzigen Sorgen so banal sind, dass mein jetziges ich es auslachen würde und ich will nicht mehr...<< sie stockte und krallte sich so fest an ihm, dass auch er tief in seinem Herzen ihren Schmerz spürte.
>>Ich will, dass sie verschwinden. Bitte hilf mir.<< schluchzte Sinna und weinte nur noch mehr, als er sanft über ihren Rücken strich, bei dem Versuch ihr etwas Trost zu spenden.
>>Egal wie und egal was benötigt wird. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun Sinna. Ab jetzt wirst du nicht mehr alleine sein.<<
~~~
Sie spürte die Blicke der Schüler auf sich und auch die Blicke der Lehrer, denn ihr war bewusst wie schlimm ihre Albträume sein konnten und wie heftig ihre Reaktion auf diese waren.
Zumindest hatte Hawke sie nicht belogen. Er hatte sie davor gewarnt, dass sie alle starren würden und ist dann zum Unterricht gegangen mit den Worten, sie solle ihren Stundenplan heute in Ruhe durchgehen, aber zu seinem Unterricht erscheinen.
Sinna war alles, aber kein Feigling. Aus diesem Grund ignorierte sie die Schonfrist und hatte all ihre neuen Schulutensilien eingepackt, um nun in der Mensa zu sitzen, damit sie vor der ersten Stunde noch Frühstücken konnte.
Langsam aber fragte sie sich, ob ihr Trotz sie nicht doch ins verderben laufen lies.
Vielleicht hätte sie auf Hawke hören sollen.
Bevor sie weiter über richtig und falsch hätte grübeln können, setzte sich ein rothaariges Mädchen zu ihr, mit unglaublich intensiven grünen Augen, die sie freundlich ansahen.
>>Hey, ich bin Maya<< stellte sie sich vor und schob ihr Tablett etwas weiter zu sich.
>>Du bist die Neue richtig? Sinna.<<
Sinna nickte nur, bevor sie es Maya gleichtat und ihr Käsebrot in die Hand nahm.
>>Mach dir nichts draus. Leute wie uns fürchten sie alle am meisten. Obwohl wir alle Gaben haben, sind wir die Freaks.<<
>>Wie bitte?<< fragte Sinna neugierig, woraufhin Maya sich etwas weiter zu ihr beugte.
>>Na Leute aus Psychiatrischen Kliniken. Es macht ihnen Angst, weil wir zu intensiv sehen. Es gab eine Zeit, da habe ich nur in die Zukunft gesehen und kaum etwas von der Gegenwart wahrgenommen. Sowas ist für sie unverständlich. Vor allem dann, wenn du direkt vor ihnen sitzt, oder im Klassenzimmer und stundenlang abwesend, weil dein Bewusstsein woanders ist.<<
Nun horchte Sinna auf und war irgendwie auch dankbar, dass es Maya anscheinend so ähnlich ging wie ihr. Und vor allem, dass sie ebenfalls aus einer psychiatrischen Einrichtung kam.
>>Wie lange hat es gedauert, bis du es kontrolliert hast?<<
Maya runzelte kurz ihre Stirn und schien eine Weile zu überlegen, bevor sie Sinna antwortete.
>>Ein halbes Jahr. Es wurde von Zeit zu Zeit besser, aber so richtig hat es erst nach nem halben Jahr funktioniert. Das lag aber teilweise daran, dass ich manchmal kaum ansprechbar war. Bei dir geht es vielleicht schneller.<<
>>Hoffentlich<< kommentierte Sinna bloß, ehe sie ihr Käsebrot aufaß.
>>Warum hast du dich zu mir gesetzt Maya?<<
Ihre grünen Augen fixierten Sinna intensiv, bevor sie ihr leeres Tablett von sich schob.
>>Weil sich nie jemand zu mir gesetzt hatte. Ich dachte, dass ich dir diese Erfahrung erspare und ich dachte, dass es uns beiden hilft mit jemandem zu reden, der die gleichen Dinge durchgemacht hat. Oder zumindest ähnliche.<<
>>Danke<< lächelte Sinna schließlich, bevor sie ihren Stundenplan raus kramte.
>>Du hast auch Heilkunde? Perfekt, dann können wir zusammen hin. Wir haben das Fach zusammen.<< hörte sie Maya euphorisch sagen und freute sich in diesem Moment unglaublich darüber nicht mehr ganz alleine zu sein.
Zumindest durch die erste Stunde würde Sinna durchkommen.
Maya zumindest schien unglaublich freundlich zu sein und machte es Sinna sehr leicht sich zu entspannen.
Selbst die Blicke der anderen in der Mensa, hatte sie ausblenden können, wofür sie Maya sehr dankbar war.
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