Die Vergangenheit
Ich rechnete damit, dass Ilay mir direkt von seinen Plan erzählen würde. Doch stattdessen räumte er einige von den Büchern zusammen, welche auf dem Tisch lagen. Erst als er zwei Stapel zusammen geräumt hatte lehnte er sich zurück und sah mich an. Ich starrte in seine blauen Augen.
"Weißt du, nicht nur du hattest es nicht leicht als Kind!", fing er an und lehnte sich dabei wieder nach vorne. Ich zog die Augenbrauen hoch, welche armselige Geschichte wollte er mir jetzt erzählen. "Verzieh ruhig dein Gesicht!", er sah mich an. "Weist du wer eigentlich bald auf diesem Thron sitzen sollte, wer dieses Reich regieren sollte?", fragte er und machte eine ausladenden Bewegung mit seinen Armen. Ich schüttelte den Kopf. Wovon redete er?
"Stattdessen wurden wir einfach abgeschoben, einfach weit weg in einen abgelegenen Teil. Obwohl wir diejenigen waren, denen der Ruhm gehörte!", mittlerweile war er vom seinem Stuhl aufgestanden. "Wir sollten diejenigen sein die Feiern durften, diejenigen, denen der Reichtum gebührte". Ich wusste nicht wirklich wovon der sprach, doch er redete einfach weiter.
"Nicht mal als meine Mutter gestorben war, haben sie uns geholfen. Sie haben uns einfach im Stich gelassen und jetzt tun sie so als ob ich ihr bester Freund wäre. Jetzt wo sie keine andere Wahl mehr haben!", er stützte seine Hände auf dem Schreibtisch ab und starrte mich wütend an. "Jetzt wo sie keine Wahl mehr haben, sind sie auf einmal die nettesten Personen!", zischte er. Doch ich verstand immer noch nicht wovon er sprach. "Dafür werden sie jetzt bezahlen! Das sie meine Mutter haben sterben lassen, dafür dass sie uns vergessen haben. Und du wirst mir dabei helfen!". Er starrte mich an, doch ich konnte nicht wirklich begreifen, was er sagte.
"Was!", war schließlich das Einzige was ich herausbrachte.
Jetzt setzte er sich wieder hin und lehnte sich zurück. Ein paar Atemzüge sagte er nichts, fing dann aber mit deutlich ruhigerer Stimme fort. "Weißt du, ich habe früher auch in diesem Schloss gewohnt. Mein Großvater der König. Seine zwei Söhne und deren Familien. Mein Vater war der älteste Sohn gewesen. Der Thronerbe, er tat alles für das Volk. Er zog in den Krieg, beschütze das Dorf. Er tat alles was er konnte. Er nahm mich oft mit zu seinen Kämpfen. Ich lernte so viel von ihm. Ich liebte ihn.
Mein Onkel allerdings und mein lieber Cousin, sie blieben die meiste Zeit im Schloss. Sie verbrachten so viel Zeit mit meinem Großvater. Erzählten ihm Lügen über die Dinge die mein Vater und ich im Krieg getan haben sollten, stellten sich in seine Gunst. Sie ließen mich und meinen Vater so unglaublich schlecht aussehen, verbreiteten nichts als Lügen.
Und als mein Großvater schließlich starb, war das Letzte was er veranlasste das mein Onkel und Kira, König und Königin wurde!", er schwieg für eine Weile und schaute an mir vorbei in die Ferne. Ich versuchte zu verstehen, was er mir erzählte. Ich wusste nicht das der König noch einen weiteren Sohn gehabt hatte. Ich war davon ausgegangen, dass Ilay zu Kiras Familie gehörte und deswegen auch noch nie zu Besuch gewesen war.
"Mein Vater sagte, es sei nicht so schlimm sein Bruder sei ein wunderbarer König und solange es dem Volk gut gehen würde, war alles in Ordnung. Ich glaubte ihm. Wir zogen weiter in den Krieg. Wir verteidigten das Volk, während es sich König Leonard auf dem Thron gemütlich machte und Prinz Elyas in seine Kinderzimmer spielte!", die Namen der Königsfamilie spuckte er förmlich aus. "Vor 15 Jahren änderte sich dann auf einmal alles. An dem Tag an dem wir deine Mutter töteten.", er sah mich wieder an. Doch in diesem Moment wusste ich nicht ob ich sauer sein sollte. Er erzählte mir diesmal nicht das er meine Ma umgebracht hatte, um es mir unter die Nase zu reiben. Sondern einfach nur, weil es zur Geschichte gehörte. Also sagte ich nichts. Ich schaute ihn einfach nur an und wartete bis er weiter erzählte.
"Auf einmal fing das ganze Dorf an zu Feiern, im ganzen Schloss herrschte Chaos. Ich dachte wir würden jetzt auch feiern, man würde uns danken. Doch auf einmal kam meine Mam zu mir und meinte ich müsste meine Sachen packen. Also nahm ich ein paar Sachen die mir wichtig waren und folgte ihr. Wir trafen meinen Dad hinter dem Schloss, setzten uns in eine Kutsche und fuhren davon. Das Einzige, was er sagte war "Wir wurden verraten!", wieder hielt Ilay kurz inne. "Von unsere eigenen Familie, ich verstand nicht was passiert war. Aber König Leonard schickte uns einfach in die äußeren Waldgebiete des Königreiches. Wir hatten einscheinend nicht ehrenvoll gekämpft. Mein Vater hatte gezögert im Kampf. Hatte so das ganze Dorf verraten. Das sagten sie uns.", für einen kurzen Moment dachte ich, es sammelten sich Tränen in Ilays Augen, doch er blinzele ein paar Mal und sein Blick war wieder so kalt wie zuvor. "Weißt du was dem Volk erzählt wurde?", er sah mich an. "Wir seine freiwillig weggezogen. Wollten mit dem Königreich nichts mehr zu tun haben, sondern in Ruhe leben, jetzt da es sicher war!", er schnaubte. "Eine Lüge!" Ich wusste immer noch nicht, was ich sagen sollte. Sollte ich Mitleid haben?
"Aber das war noch nicht mal das Schlimmste. Ein paar Jahre später wurde meine Mom schrecklich krank! Wir brauchten Hilfe, wollten bessere Ärzte haben. Doch glaubst du man hatte ihr geholfen? Nicht ein Wort hat Leonard mit uns gesprochen. Nur Königin Kira kam uns besuchen, versuchte zu helfen, aber sie konnte nicht viel machen! Also starb mein Mom. Sie hatten sie einfach zurück gelassen!", sagte er wütend. Jetzt tat er mich einbischen Leid. Aber gleichzeitig konnte ich ihn nicht verstehen. Er hatte doch das Gleiche mit meiner Ma gemacht. Sie mir weggenommen, sie sterben lassen.
Ich verstand seine Wut, es war die Gleiche die ich fühlte, nur das meine ihn betraf.
"Weißt du mein Vater und ich haben uns nie beschwert. Aber als auch er krank wurde letztes Jahr, fragte ich wieder nach Hilfe, doch niemand kam. Er starb genauso wie sie vor meinen Augen.", erhielt kurz inne.
"Das Letzte was er zu mir sagte war "Jeder bekommt, dass was er verdient und du hast Großes verdient". Er hatte recht, aber manchmal muss man es selbst in die Hand nehmen!
Als König Leonard, mich dann endlich hier her holte. Mich in seinem Schloss aufnahm, fing ich an zu Überlegen. Zu überlegen wie ich dahin kommen könnte, wo ich hin gehörte!", jetzt lächelte er mich an. "Und dann traf ich dich!" Bei seinem Lächeln lief mir ein Schauer den Rücken herunter. "Mit dir an meiner Seite, kann mich nichts mehr aufhalten. Leonard und Elyas können genauso sterben, wie sie meine Eltern haben sterben lassen!".
Es dauerte eine Weile bis ich verstanden hatte, was er da sagte. "Ich soll sie umbringen?", brachte ich schließlich hervor.
"Ich weiß du musst noch viel lernen, aber wir haben noch eine Weile bevor Elyas Körnung ist, davor solltest du stark genug sein!" Ich antwortete nicht. Stattdessen starrte ich ihn einfach eine Weile an. Ich wollte niemanden umbringen. Ich wollte in die ganze Geschichte nicht hineingezogen werde. Ich verstand, dass er ungerecht behandelt wurde, dass er im Stich gelassen wurde. Niemand verstand ihn besser als ich. Aber ich war kein Monster, dass war nicht die Lösung die er suchte.
"Ich bin keine Mörderin!", brachte ich schließlich hervor und seine blauen Augen brannten sich in meine.
"Verstehst du was ich dir gerade anbiete?", fragte er mich. "Du an meiner Seite! Wir wären ein unbesiegbares Königspaar. Du bekommst, was du verdienst hast und ich bekomme, was ich verdient habe."
"Königspaar?", fragte ich.
"Nur formal, das ganze hat nichts mit Liebe zu tun!", antwortet er.
"Ja ganz sicher nicht!", rutsche es mir heraus aber er lachte nur.
"Ich glaube nicht, dass du eine Wahl hast. Du wirst meine Frau, und der König und sein Sohn werden durch unerklärlichen Herzstillstand umkommen. Niemand wird jemals herausfinde, dass du es warst... und wenn doch, winkst du einfach mit der Hand und das Problem ist gelöst!", seine unglaubliche Freude widerte mich an.
"Nein!", sagte ich. "Egal was sie dir angetan haben. Nichts rechtfertigt was du vorhast. Niemals!"
Er ignorierte mich. "Ich werde dich nachher fragen, ob du meine Frau werden willst, ganz öffentlich, sodass es einige Menschen sehen werden. Du wirst es niemand erklären können, wenn du nein sagst. Ich werde dir hier ein Zimmer im Schloss geben und du hast den ganzen Tag Zeit deine Fähigkeiten zu lernen. In dieser Bibliothek gibt es so viel was du lernen kannst.", er schob mir einen der Bücherstapel zu.
"Du willst mich also zu deiner Waffe machen?... und zu deiner Ehefrau?", fragte ich entsetzt.
"Zu unbesiegbaren Königin!", entgegnetet er.
"Woher weißt du, dass ich nicht dich umbringe, wenn ich stark genug bin?", fragte ich.
"Mit deiner Magie?", fragte er und ich nickte.
"Weißt du, mein Vater hat euch ein Leben lang studiert. Jedes Buch für und gegen euch gelesen. Er wusste Alles. Und es gab ein Buch in dem wurde von Ritualen erzählt, Zeichen erklärt. Dinge die einen gegen eure Magie schützen. Mein Vater hatte das Buch erst nach dem Krieg gefunden, aber trotzdem bestand er darauf diese Rituale durch zu führen!", erklärte er. Dabei knöpfte er den erste Knopf seines Hemdes offen und entblößte das Stück Haut über seinem Herzen. Über seinem Herzen befand sich eine Art Y mit einem Strich in der Mitte. "Eine Rune, eine mächtige Schutzrune. Mit ihr kannst du mit deinen Kräften gegen mich nichts ausrichten... Und mit deinen bloßen Händen!", er lachte. "So nah lass ich dich nicht!"
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich wusste noch nicht einmal, ob ich verstand was gerade passiert war. Ich saß einfach nur da und starrte ihn an.
"Wir sollten unsere Runde durch den Garten gehen. Damit jeder sehen kann, wie sehr wir uns in einander verliebt haben und wie sehr wir heiraten möchten!", sagte er schließlich und reichte mir eine Hand.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro