Siebzehn
Ich starrte Hemingway nach, bis seine Konturen mit der Dunkelheit verschmolzen. Dann ließ ich meinen Blick weiter über die Straße gleiten. Er konnte bald wieder hinter der nächsten Biegung auftauchen. Zuzutrauen wäre es ihm. Ob ich Chloe schreiben sollte, damit sie mich abholte? Aber hier zu warten, wäre mindestens genauso gefährlich. Verdammt, der Typ hatte Duncan gewürgt und wer wusste schon, was passiert wäre, wenn ich nicht eingeschritten wäre. Die Vorstellung schnürte mir die Kehle zu. Ähnlich musste Duncan sich gefühlt haben.
Unentschlossen wiegte ich mein Handy weiter in der Hand, entsperrte es schließlich aber doch und schaltete vorsichtshalber schon einmal meine mobilen Daten ein, um Chloe im Notfall möglichst schnell eine Nachricht hinterlassen zu können. Dabei tauchte eine unbekannte Nummer in meinen Push-Up-Benachrichtigungen auf. Ich kannte das Profilbild, es war eines aus der Gruppe, die Helen erstellt hatte. Stirnrunzelnd öffnete ich den Messenger Dienst, ehe ich auf den Chat mit dem Unbekannten klickte.
Hi.
Ich bin übrigens Duncan.
Wollte nur fragen, ob du die Tür auch abgeschlossen hast.
Bei seinen Worten überkam mich das Bedürfnis, mein Handy gegen die nächste Häuserwand zu schmettern. Für wie minderbemittelt hielt der Typ mich eigentlich? Obwohl ich versuchte, sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen, verspürte ich einen kleinen Stich in meinem Herzen. Ich überlegte, etwas Unfreundliches zu erwidern, entschied mich dann jedoch dagegen. Eine wütende Antwort würde nur bedeuten, dass ich mich auf sein Niveau herabließ.
Nur Sekunden später erschien eine neue Nachricht auf dem Display.
Warum antwortest du nicht?
Darauf brauchte es mit Sicherheit keine Antwort. Ich wollte mein Handy gerade in die Hosentasche schieben, als mein Klingelton ertönte. Genervt zog ich das Telefon wieder heraus, nur um festzustellen, dass es Duncan war, der mich anrief. Entschieden drückte ich ihn weg.
Keine Sekunde später versuchte er es noch einmal. Diesmal ging ich ran. »Ja, ich hab die scheiß Tür zugemacht!«, zischte ich.
»Beruhige dich, das war doch nur eine Frage«, sagte Duncan.
»Wenn du mir nicht vertraust, dann bleib du doch freitags gerne bis um zehn im Café, damit du sicher sein kannst, dass die Tür auch wirklich zu ist.« Nur allzu gerne hätte ich ihm noch mehr an den Kopf geworfen, aber meine Stimme überschlug sich beinahe und wurde mit einem Mal ganz dünn. Ich wollte nicht Gefahr laufen, die Fassung zu verlieren. Nicht vor Duncan.
»Ich wollte doch nur wissen, ob alles geklappt hat.« Jetzt war sein gereizter Tonfall nicht überhörbar.
»Nein, es hat nicht alles geklappt«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Warum?«, fragte Duncan misstrauisch.
»Weil halt. Es hat nichts mit dem beschissenen Café zu tun und erst recht nichts mit der Tür. Du kannst also beruhigt schlafen.«
Er überging meinen Kommentar. »Was ist los bei dir? Ist etwas passiert?«
»Beantworte dir die Frage doch selbst. Du weißt doch eh alles besser.«
Duncan seufzte gequält auf. »Bist du zu Hause?«
»Nein. Aber das geht dich eigentlich auch überhaupt nichts an.«
»Verdammt, Jules!«, rief er wütend. »Ist dir etwas passiert? Jetzt leg deinen verdammten Stolz ab. Wir wissen doch beide, dass du es nur nicht zugeben willst, weil ich dich vorhin noch gewarnt habe.«
Ich knirschte mit den Zähnen. Wo er Recht hatte...
»Jetzt tu nicht so, als würdest du dir wirklich Sorgen um mich machen«, entgegnete ich kalt. »Ja, es ist etwas passiert. Also, leg jetzt auf und geh dich darüber freuen, dass du es von Anfang an gewusst hast. Erzähl es all deinen Kumpels und lass dich von ihnen feiern.«
Einige Sekunden lang kam außer dem Rauschen der Leitung kein Ton aus meinem Handy.
»Hast du noch etwas Geistreiches zu sagen, oder kann ich jetzt auflegen?«, frage ich schnippisch. »Langsam würde ich vielleicht doch ganz gerne nach Hause fahren.«
»Sorry.«
Einen Moment war ich so irritiert, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. »Wegen was?«, entgegnete ich schließlich.
»Weil ich nichts mehr gesagt habe. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.« Das kam unerwartet.
»Ah.« Meine Wut hatte sich jetzt fast gänzlich verflüchtigt und stattdessen der Verwirrung Platz gemacht. »Dann sollten wir das Gespräch wohl lieber beenden«, schloss ich aus seiner Antwort.
»Nicht bevor du mir gesagt hast, was passiert ist.«
Ich schloss einen Moment die Augen, um mich zu sammeln. Im ersten Moment hatte ich gar nicht das Gefühl gehabt, dass das Zusammentreffen mit Hemingway mich durcheinandergebracht hatte, doch jetzt traten der unterschwellige Schock und die Angst an die Oberfläche. Wie totes Holz, das erst noch unten sank, nur um direkt danach wieder nach oben zu treiben.
Als ich wieder zu sprechen begann, war ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Meine Stimme war um Welten leiser und dünner als noch vor ein paar Sätzen. Mit Sicherheit hatte Duncan Schwierigkeiten, mich zu verstehen. »Ich muss jetzt auflegen.«
»Rufst du mich später an?«
Ich rang mir ein freudloses Lachen ab. »Also so gegen elf?«
»Ich bin nachtaktiv. Vor zwölf gehe ich nicht schlafen.«
»Na dann.«
»Bis nachher.«
Ehe er noch etwas sagen konnte, legte ich auf. Kopfschüttelnd verstaute ich das Handy in meiner Tasche. Ganz sicher würde ich ihn nicht anrufen. Meine Laune war kurz davor einen Tiefpunkt zu erreichen. Ich würde den Teufel tun und durch einen Anruf riskieren, dass sie noch weiter sank. Darauf konnte Duncan lange warten.
***
Ausnahmsweise verzichtete ich auf das abendliche Zähneputzen und beschränkte meine Abendroutine darauf, meine getragene Kleidung nach alter Tradition in den Tiefen des Wäschekorbs zu versenken. Es bereitete mir ein wenig Sorgen, dass ich scheinbar schon wieder so tief gesunken war, dass mir die Gesundheit meiner Zähne egal war. So weit war es seit Langem nicht mehr gekommen. Genau genommen, das letzte Mal am Abend vor dem Tag der Einweisung in die Psychiatrie.
Unwillkürlich griffen meine Hände nacheinander. Es durfte nicht werden wie früher. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Nicht noch einmal. Obwohl ich jetzt alleine war, verbot ich mir jede Träne. Nicht weinen. Wenn ich den Tränen einmal freien Lauf ließ, konnte mich nichts und niemand mehr davon abhalten, mich die ganze Nacht hindurch in Selbstmitleid und Verzweiflung zu suhlen. Ich musste den Schmerz ignorieren, auch wenn es nicht gesund war. Nur dieses eine Mal. Sonst nie mehr. Nur noch ein allerletztes Mal.
In winzigen Schritten tapste ich auf mein Bett zu und ließ mich schließlich auf die äußerste Kante nieder. Ganz zart, als würden winzige Fäden an meinem Herzen zupfen, spürte ich die Panik. Doch diesmal waren es nicht die Menschen, die sie in mir hervorriefen. Diesmal war ich es selbst. Es war die Angst vor dem, was im Begriff war, erneut zu geschehen. Das tote, leblose Grau trat wieder in meine Welt. Und das machte mir insgeheim mehr Angst, als jeder abfällige Kommentar, jeder verurteilende Blick, jede zwielichtige Gestalt auf der Straße.
Verzweifelt zog ich die Beine an den Körper und umklammerte meine Fußzehen. Es durfte nicht wieder anfangen. Nicht schon wieder. Bitte nicht. Warum konnte es nicht alles weg sein, wenn ich am nächsten Morgen aufwachte? Warum mussten die Dämonen in meinem Inneren mich weiter quälen? Ich hatte Angst, so Angst. Vor dem Schmerz. Er würde wiederkommen. Spätestens das heutige Ereignis hatte den Startschuss dazu gegeben. Die Verfolgungsangst. Ich hatte das Gefühl, es nicht mehr anhalten zu können. Was auch immer ich jetzt tat, ich hatte mich bereits so in die Situation verrannt, dass ich nicht mehr zurück konnte. Die Käfigtür hinter mir hatte sich längst geschlossen. Mein Atem beschleunigte sich.
Nicht noch einmal.
Nicht noch einmal.
Hör auf.
Ich will das nicht.
Nicht noch einmal.
Es klingelt.
Warum klingelt es?
Lass mich in Ruhe.
Nicht noch einmal.
Erst nach und nach wurde mir bewusst, dass es mein Handy, das Geräusch aussandte, und nicht bloße Einbildung.
Oh Gott, bitte nicht. Wer ruft mich denn jetzt noch an?
Zitternd befreite ich mich wieder aus meiner Umarmung, stellte die Füße auf den Boden ab und versuchte, tief durchzuatmen. Ein Blick auf die große Uhr im Vintagestil, die Chloe mir über dem Schreibtisch aufgehangen hatte, verriet mir, dass es Punkt Mitternacht war. Das Handy klingelte weiter. Mit geschlossenen Augen tastete ich meinen Nachttisch ab, bis sich meine Finger um den flachen Gegenstand schlossen. Das Smartphone fiel mir fast aus der Hand, als ich durch halb geschlossene Lider auf das Display starrte.
Eine unbekannte Nummer. Als ich mein Passwort eintippte, hätte ich mein Handy fast für drei Minuten gesperrt, da es mir mit meinen zitternden Fingern kaum gelang, die richtigen Tasten zu treffen. Ich glich Duncans Nummer mit der des Anrufers ab und konnte nicht umhin resigniert aufzustöhnen. Es war dieselbe Ziffernfolge.
Obwohl schon Ewigkeiten vergangen waren, ließ er es weiter klingeln. Mein Zeigefinger schwebte zitternd über dem Zeichen mit dem grünen Telefon. Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Auf keinen Fall würde ich in diesem Zustand ein Gespräch annehmen. Bevor ich noch länger zögern konnte, drückte ich Duncan weg und ließ mich erleichtert zurück aufs Bett sinken. Ich legte mich flach auf den Rücken, in der Hoffnung, es könnte meine Atmung einigermaßen normalisieren.
Doch schon das nächste Geräusch brachte meinen Herzschlag wieder aus dem Gleichgewicht. Das Handy. Schon wieder. Diesmal machte ich mir keine Mühe mich aufzusetzen. Stattdessen lauschte ich auf das regelmäßige Gedudel und konzentrierte mich auf meinen Puls. Mein Versuch, ihn in den Rhythmus des Klingelns einzuordnen, scheiterte kläglich. Als das Geräusch verebbte und sich in der Stille verlor, gelang es mir tatsächlich, etwas zur Ruhe zu kommen. Nach und nach kroch allerdings der Druck, der auf meiner Brust lastete, nach oben. Bevor ich es verhindern konnte, rollte mir eine leise Träne über die Wange. Und dann noch eine. Und noch eine. Immer mehr, bis sie irgendwann nicht mehr still und heimlich waren, sondern von leisem Schluchzen begleitet wurden. Jetzt, wo einmal der Damm gebrochen war, stürzte das Wasser mit ungeahnter Kraft heraus und nichts und niemand konnte es mehr aufhalten. Anstatt mich zu beruhigen, schluchzte ich immer hemmungsloser und wenn die Tränen gerade nicht liefen, blieb mir gerade noch Zeit, Luft zu holen, um den nächsten Heulkrampf zu überstehen.
Obwohl ich mich nicht wohl fühlte in meinem hell erleuchteten Zimmer, brachte ich noch nicht einmal die Kraft dazu auf, aufzustehen und das Licht zu löschen. All die Gedanken und Emotionen in dem riesigen Ozean in meinem Inneren türmten sich zu einem riesigen Tsunami auf, nur um dann in einer riesigen Welle aus trockenen Schluchzern herauszubrechen. Und jedes Mal, wenn ich langsam zur Ruhe kam, ließ ein weiteres Erdbeben mein Gefühlsleben erzittern und löste die nächste gigantische Welle aus. Immer und immer wieder. Es war ein Kreislauf und ich wusste nicht, wie ich in naher Zeit herausbrechen sollte.
Irgendwann versiegten die Tränen, aber ich hörte nicht auf zu weinen. Den Mund zu einem stummen Schrei verzogen; die Augen fest zusammengepresst kugelte ich mich ein und krallte die Finger in den Stoff meines Hoodies auf Höhe meines Herzens, als könnte ich mir damit den Schmerz aus der Brust reißen. Wenn es doch nur so einfach wäre.
Erst, als auch mein Schluchzen verklang, wurde mir bewusst, wie laut die Stille war. Sie rauschte in meinen Ohren wie ein tosendes Meer und war noch schwerer zu ertragen als jedes Geschrei. Und obwohl sie so laut war, wollte sie nicht in mein Herz sickern. Sie blieb draußen und mein Herz leer.
Mein Benachrichtigungston ertönte einige Male. Es war Duncan. Ganz sicher Duncan. Wer sonst sollte mir um diese Uhrzeit noch schreiben? Erst, als ich mich aufrichtete und zur Kante meines Bettes kroch, wurde mir bewusst, was ich da tat. War ich wirklich im Begriff, wegen ihm mein Handy einzuschalten? Im nächsten Moment wurde mir auch klar, wieso. Und ich hasste mich dafür, dass es scheinbar ausgerechnet ihm gelang, das aufkommende Gefühl der Einsamkeit zu hemmen.
Bevor ich mich davon abhalten konnte, hatte ich das Handy entsperrt und den Chat mit Duncan geöffnet. Sechs kurze Nachrichten sprangen mir entgegen.
Es ist elf und ich wollte sichergehen, dass du mich nicht vergessen hast.
Warum gehst du nicht ran?
Du hast doch gesagt, du rufst mich an.
Das war vor zehn Minuten gewesen.
Ist alles okay?
Sorry, blöde Frage.
Also, wie geht′s dir?
Vor fünf Minuten.
Meine Finger zitterten ein wenig, als ich eine Antwort tippte. Mehrere Male löschte ich das Geschriebene wieder, tauschte Wörter und Phrasen aus, nur um letztendlich festzustellen, dass ich mit nichts davon wirklich zufrieden war.
Scheiß drauf. Kurzerhand begann ich wieder von vorne, diesmal, ohne darüber nachzudenken, was ich schrieb. Mit klopfendem Herzen drückte ich schließlich auf Senden.
Ist alles klar. Ich will jetzt nicht drüber reden. Ich sollte schlafen gehen, erschien auf dem Display und im nächsten Moment wünschte ich mir, die Nachricht wieder zurücknehmen zu können, doch Duncan hatte sie bereits gelesen.
Und dann?, kam es postwendend zurück.
Wie, und dann?, fragte ich.
Duncan tippte. Kurz darauf trudelte seine Nachricht ein. Was willst du dann machen? Die ganze Nacht lang darüber nachdenken, dass dein Leben scheiße ist und du mit niemandem darüber redest? Konnte er Gedanken lesen?
Was genau meinst du?, tippte ich.
Ich meine, dass du über deine Probleme sprechen solltest. Weil es das manchmal besser macht. Man fühlt sich nur noch einsamer.
Jetzt hackte ich regelrecht auf die kleine Tastatur ein. Zum Glück hatte ich eingestellt, dass es vibrierte, wenn ich die Tasten drückte, wodurch ich zumindest einen kleinen Widerstand spürte. Du hast doch keine Ahnung. Du kennst mich doch gar nicht richtig! Woher willst du wissen, dass ich niemanden habe, mit dem ich reden kann? Oder dass ich mich einsam fühle, wenn ich Dinge für mich behalte?
Einen Moment blieb es still um Duncan. Die Sekunden verstrichen und ich glaubte schon, er habe es einfach aufgegeben, als er auf einmal wieder zu schreiben begann.Weil du sonst nicht auf meine Nachrichten geantwortet hättest. Du hättest mit jemandem aus deiner Familie gesprochen oder deine beste Freundin angerufen.
Vielleicht will ich ja gar nicht darüber reden. Mit niemandem, schlug ich vor.
Die nächste Antwort kam nur wenige Sekunden später. Auch dann hättest du nicht geantwortet.
Krampfhaft suchte ich nach einer Antwort, um ihm zu zeigen, dass er nicht Recht hatte. Aber ich fand keine. Und mit jedem Ticken der Uhr machte sich langsam die Erkenntnis in mir breit, dass es keine gab. Ob ich es zugeben wollte oder nicht, ich war einsam. Und ich wollte mit jemandem über meine Probleme sprechen, der es nicht nur tat, um sein täglich Brot damit zu verdienen. Das Problem war nur, dass es niemanden gab. Zudem trugen meine schlechten Erfahrungen, die ich damit gemacht hatte, mich zu öffnen, nicht gerade dazu bei, dass ich mich ohne weiteres Menschen anvertraute.
Ich dachte darüber nach, wie viel Duncan schon über mich wusste. Ich hatte geglaubt, all meine Narben verbergen zu können, aber anscheinend war es nicht schwer, meine Psyche zu durchschauen. Duncan war der beste Beweis dafür. Hatte er mich eigentlich dafür verurteilt, wie ich mich fühlte? Ich rieb mir die Schläfen, um nach einem Hinweis zu suchen, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Immerhin halfen meine Grübeleien dabei, mich abzulenken, bis sich auf unerklärliche Weise eine innere Ruhe in mir bemerkbar machte.
Da war Hemingway, schrieb ich. Zitternd nahm ich einen Atemzug. Diesmal gelang es mir, ohne dabei den nächsten Tsunami auszulösen. Er kam mit dem Fahrrad aus einer Seitengasse und ist fast mit mir zusammengestoßen. Danach habe ich ihn zur Rede gestellt, aber er hat nur rätselhaftes, überhebliches Zeug von sich gegeben. Und als ich ihm mit der Polizei gedroht hat, meinte er, dass das keine gute Idee wäre.
Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Duncan antwortete. Was genau wollte er denn von dir?
Ich weiß nicht. Er hat es nicht gesagt. Anscheinend war er »nur ganz zufällig da«.
Ich konnte seinen sarkastischen Tonfall in meinem Kopf hören, als er antwortete: Genau wie damals, als er uns einen Besuch abgestattet hat, was?
Ich versuchte mich an einem freudlosen Lachen, das jedoch in einem leisen Schluchzen unterging. Ja. Genau wie damals.
Das ist echt scheiße, schrieb er.
Ach.
Wie geht′s dir damit?
Ach, er besaß also doch so etwas wie Empathie. Bevor das Gespräch jedoch in eine für mich ungünstige Richtung ausarten konnte, tippte ich: Ich sollte jetzt schlafen gehen.
Ich gab ihm nicht die Möglichkeit, etwas zu entgegnen, sondern schaltete mein Handy in den Flugmodus und legte es zurück auf den Nachttisch. Etwas an Duncan machte mir Angst. Vielleicht – nein, sogar sehr wahrscheinlich – war es die Tatsache, dass er mich so leicht durchschaute wie kein anderer. Und tief in meinem Inneren fürchtete ich mich davor, was er wohl noch alles über mich wusste.
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