Kapitel 16
Die Tür wurde aufgeschlossen und krachte wieder an die Wand. Diesen Typen musste man echt beibringen, wie man Türen normal öffnete. Niall war erstaunt, dass er trotz dieser Situation noch so denken konnte. Louis hatte wohl ein bisschen auf ihn abgefärbt.
Zwei Männer standen dort. Sie banden ihn los und rissen ihn grob auf die Füße. Dadurch dass er so lange auf dem kalten Boden gesessen hatte, gaben seine Beine erst einmal nach und er fiel wieder auf den Boden.
„Jetzt stell dich nicht so an!", schrie ihm einer der Männer ins Ohr.
„Ich stell mich nicht an! Halten sie einfach Ihre Fresse!", entgegnete Niall, obwohl er das Gefühl hatte, bald seine Stimme zu verlieren. Der Mann sollte schon wissen, wie er sich fühlte.
„Du kommst mit" Und schließlich wurde er aus dem Raum gezerrt. „Dein Freunde warten schon auf dich"
Als er von seinen Freunden hörte, erlitt beinahe einen Herzinfarkt. Sie waren hier? Und die Entführer wussten es? Was hatten sie sich dabei gedacht und was hatten die Männer mit ihnen gemacht? Was wollten sie?
Kurz darauf wurde er wieder in einen anderen Raum gestoßen und wäre dadurch beinahe gegen einen Stuhl gerannt. Er sah sich um. Überall waren Monitore, Laptops, Kabel, Lautsprecher...und Lucy. Sie stand dort und wurde von Mike festgehalten.
„Lucy", brachte Niall über die Lippen. Zum Schreien war er zu schwach. Sofort drehte diese sich um und wollte sich losreißen, aber das ging natürlich nicht. Niall wurde auch wieder zurückgehalten, wehrte sich aber dagegen.
„Was wollen Sie?", fragte Lucy plötzlich. „Lassen Sie uns und unsere Freunde in Ruhe" Der Boss lachte nur.
„Das könnte dir so passen. Los gehen wir!"
„Nein!", schrie Niall wieder und versuchte immer wieder, sich los zu reißen.
„Na gut, lasst sie los", ordnete der Anführer an.
„Was?"
„Lasst sie los, sie sollen sich wenigstens noch richtig voneinander verabschieden können, schließlich habe ich auch ein Herz"
„Sie haben kein Herz", sagte Niall mit einigermaßen fester Stimme, bevor er auf Lucy zustürmte und in eine knochenbrechende Umarmung zog.
„Ni, was haben die vor?", flüsterte sie verzweifelt, aber er wusste natürlich auch keine Antwort.
„Es wird alles wieder gut, okay? Das verspreche ich dir. Du kommst hier raus"
„Aber ich gehe nicht ohne dich, das kannst du vergessen!" Sie umarmte ihn noch fester und darauf wusste Niall keine Antwort. Er wollte sie um jeden Preis retten, auch wenn er dafür hier bleiben musste.
„So, genug davon", schallte eine harsche Stimme durch den Raum. „Wir gehen. Jetzt"
Lucy und Niall wurden wieder auseinander gezerrt und nacheinander durch die Tür nach draußen geschoben. Jeder von ihnen wurde von einem der Männer festgehalten und irgendwelche Gänge entlang geführt, bis sie schließlich in einer großen Halle ankamen, die aussah wie eine Eingangshalle. Und dort standen fünf Personen.
~
Wir waren mittlerweile in die alte Lagehalle gelangt. Dort drinnen war es düster muffig und nicht zu vergessen totenstill. Über dem ganzen Gebäude lag eine gruselige Atmosphäre. Wir standen in der Mitte der Eingangshalle, oder was auch immer das war und ich fühlte mich vollkommen schutzlos.
Hier könnte überall jemand stehen, in den Schatten, ein Stockwerk über uns, dessen Boden mit riesigen Löchern gespickt war, ohne dass wir es merkten. Die ganze Halle wirkte gespenstisch alt und sollte eigentlich schon mit ihrem Äußeren alle ungebetenen Gäste vertreiben.
Plötzlich raschelte etwas am Ende des Raumes und wir blieben wie angewurzelt stehen. Ben sah sich hektisch um. Auch die anderen ließ das nicht kalt und wir versuchten vergeblich in dem düsteren Licht irgendetwas zu erkennen. Die Halle schien ewig so weiter ins Dunkel zu gehen.
Auf einmal ging gegenüber von uns ein Licht an und wir konnten die Umrisse von mehreren Personen sehen. Ich wagte es fast nicht, zu atmen, wir waren also doch entdeckt worden. Ich versuchte zu erkennen, wer das war, als ein Schrei durch den Raum hallte.
„Marie!" Das war Lucy! Ihr ging es noch gut, ich musste sofort zu ihr.
„Lucy!", rief ich und wollte schon losstürmen, doch Ben hielt mich zurück.
„Du kannst da nicht einfach hinlaufen! Wer weiß, was sie mit dir machen?"
„Aber ich muss ihr helfen" Ich war den Tränen nahe - schon wieder - und klammerte mich an seinen Arm, mit dem er mich fest hielt.
„Das werden wir. Wir müssen nur..."
„Ihr müsste gar nichts", hörten wir eine harsche Stimme. Unsere Blicke schnellten wieder nach vorne, wo die Personen jetzt schon viel näher waren. Ich konnte Lucy sehen, die von einem Mann festgehalten wurde. Sie sah müde und verletzlich aus. An ihren Augen konnte man sehen, dass sie geweint hatte und sie wirkte nicht sehr stabil.
Neben ihr wurde Niall von zwei anderen Männern festgehalten. Er hatte seinen Kampgeist anscheinend noch nicht verloren, denn er versuchte immer wieder, sich von den Griffen seiner Entführer loszureißen.
„Schön, dass ihr auch da seid", sagte der Mann, der in der Mitte stand. Mein Blick verfinsterte sich. Das musste der Boss sein und ich hatte alle Lust ihn auf der Stelle zu verprügeln und danach in Staub zu verwandeln. Leider hätte ich gegen ihn eine genauso große Chance, wie ein Käfer gegen einen Elefanten.
„Was wollt ihr von uns?", schrie ich stattdessen. Ben warf mir einen alarmierenden Blick zu, aber den ignorierte ich. Der Mann fing an zu lachen und meine Wut stieg ins unendlich. Oh, wie ich sowas hasste. Wir waren in einer todernsten Situation und der lachte, als ob ich gerade den Witz des Jahrhunderts gemacht hätte.
„Von euch wollen wir eigentlich gar nichts", fing er schließlich an. „Ihr seid nur das Mittel zum Zweck"
„Wieso? Was haben Sie vor?", schaltete sich nun auch Louis dazwischen.
„Das würdet ihr wohl gerne wissen", knurrte unser Gegner.
„Aber das werde ich euch garantiert nicht verraten" Ich sah wieder zu Lucy. Sie schien mit jeder Minute schwächer zu werden. Wir mussten sie da raus holen.
„Lasst die beiden frei!", rief ich ihm zu.
„Wieso sollte ich?"
„Seht ihr nicht, wie schlecht es ihnen geht?" Er sah abwechselnd zu Lucy und Niall und es war so, als würde er überlegen.
„Ihr könnt einen von euren Freunden mitnehmen", sagte er schließlich. Was war das für ein Typ? Ein skrupelloser Entführer, der schnell auf Deals einging? Sowas hatte ich ja noch nie gesehen. Gerade wollte ich etwas antworten, als er weiter redete.
„Aber nur unter einer Bedingung" Okay, damit hätte ich rechnen sollen. „Ich verlange einen Tausch" Wir sahen uns an. In den Augen der anderen konnte ich Schock und Angst sehen.
„Nehmt Lucy, lasst mich hier!", rief Niall plötzlich.
„Was?!" Lucys Kopf schnellte zu Niall. „Ich kann nicht..."
„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen", brachte er noch hervor, bevor ihm eine Hand vor den Mund gehalten wurde und er wohl oder übel schweigen musste. Dennoch hielt ihn nichts davon auf, sich weiterhin zu wehren.
„Die Entscheidung liegt ganz bei euch", meldete sich der Anführer wieder zu Wort und ein gehässiges Grinsen legte sich auf seine Lippen. Ich drehte mich zu den anderen um. Niemand sagte etwas. Das war eine grausame Situation.
„Ich gehe", flüsterte ich schließlich. „Ich werde für Lucy gehen"
„Was? Nein! Das kannst du nicht machen", antwortete Ben und versuchte alles, um einigermaßen leise zu bleiben.
„Ich muss, sie ist meine beste Freundin"
„Das lasse ich nicht zu", sagte er nochmal und packte mich bei meinen Schultern. „Wenn dann gehe ich. Ich bin für euch verantwortlich, ich..."
„Nein. Moment. Wer soll denn dann auf die anderen aufpassen, wenn du nicht mehr da bist? Ich gehe!"
Alle Blicke schnellte zu Louis. Das hatte er gerade nicht gesagt, oder?
„Nein, Lou, nicht...", setze Harry an und hielt seine Hand fest.
„Wird's bald? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit! Wenn ihr euch nicht bald entscheidet, dann könnt ihr gleich alle da bleiben!"
„Bitte, Louis", flehte Harry schon fast.
„Nein, ich gehe! Sieh dir Lucy an, sie ist total schwach. Nichts für ungut, Marie, aber ich glaube nicht, dass du es da lange aushältst"
„Was?"
„Aber du auch nicht, Lou", versuchte Harry noch einmal, den Tränen nahe.
„Ich schaffe das, verlass dich drauf", flüsterte er ihm zu und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Marie" Er wandte sich an mich. „Ich weiß, das klingt jetzt doof, aber pass für mich auf ihn auf, dir vertraue ich"
„Aber..."
„Danke", sagte er schnell, bevor ich etwas erwidern konnte.
„Du kommst zurück! Wir werden dich da wieder raus holen", mischte sich Liam letztendlich auch noch ein. Louis nickte nur. Er ließ Harrys Hand los und ging einige Schritte vorwärts.
„Ich gehe für Lucy", sagte er. Seine Stimme zitterte kaum merklich und er versuchte alles, um seine Angst unter Kontrolle zu bekommen. Der Boss nickte nur und grinste schon wieder.
„Gut, komm langsam her"
„Lasst zuerst Lucy gehen!"
„Na gut, ihr geht gleichzeitig", befahl er. Lucy wurde losgelassen. Sie warf Niall noch einen flehenden Blick zu, wurde aber dann noch vorne gestoßen. Langsam gingen Lucy und Louis weiter. Es fühlte sich an, wie Stunden, als Lucy endlich bei uns ankam und ich sie sofort in eine Umarmung zog. Sie erwiderte sofort und ich wollte sie nie wieder loslassen.
Louis hingegen wurde grob gepackt und gleich von zwei der Männer festgehalten, aber er machte keine Anstalten sich zu wehren. Auch Niall war seit einer gewissen Zeit still. Sobald er gemerkt hatte, dass sie Lucy frei ließen, hatte er keinen Mucks mehr von sich gegeben. Louis und Niall warfen sich kurz einen Blick zu und sahen dann wieder nach vorne zu uns.
„So und ihr" Der Boss zeigte mit einer Waffe auf uns. „Werdet jetzt schön abhauen! Na los, Beeilung!"
Ich zuckte zusammen. Langsam ging Ben rückwärts, den Blick immer noch auf unsere Gegner gerichtet. Ich hielt immer noch Lucy im Arm und machte es ihm gleich. Liam und Harry folgten uns, wobei Harrys Blick nie den von Louis losließ.
Schließlich waren wir wieder am Tor angelangt. Ben schob mich und Lucy zusammen ins Freie. Liam folgte und nachdem Harry Louis das letzte Mal angesehen hatte, war auch er draußen. Ben kam als letzter und schloss die Tür.
„Zum Auto, los!", befahl er im Flüsterton, aber wir wiedersprachen nicht und rannten los. Dieses Mal setzte ich mich mit Lucy und Harry auf den Rücksitz und Liam zu Ben nach vorne. Ich merkte immer noch, wie Lucy zitterte, als Ben den Motor startet und davon brauste.
~~~~~
Also... interessante Wendung, oder? Was sagt ihr? Gut? Nicht gut? Lasst doch ein paar Votes und Kommis da :)
Eure
moontosun <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro