Kapitel 12
„Da hast du es, sie kommen schon! Also ich würde mich jetzt beeilen, um in den Van zu kommen, denn sonst bist du bald nicht nur deinen Job los!", herrschte die andere Stimme zurück. Man hörte noch einige Geräusche und dann schloss sich eine Tür mit einem Knall. Ich zuckte zusammen. Das konnte jetzt nur ein schlechter Scherz sein.
„Louis, was ist da passiert? Was hast du gesehen?", fragte Harry. Seine Stimme war voller Sorge, aber er flüsterte immer noch, aus Angst, er könnte seinen Freund verschrecken. Und ehrlich gesagt, er sah nicht wirklich gut aus.
„Ich...da...", stotterte er, aber weit kam er damit nicht.
„Ganz ruhig, ich bin da, Louis. Atme tief durch", versuchte Harry, ihn zu beruhigen.
„Also, ich...da waren zwei Männer. Einer davon war Mike..." Und da traf es mich, wie der Blitz. Ich hatte es gewusst. Ich hatte mir von Anfang an Sorgen gemacht, aber ich hatte nichts unternommen.
„...und ich konnte Niall sehen. Zumindest seine Füße. Und sie haben von zwei Personen gesprochen, das heißt, sie haben Lucy auch! Aber was wollen sie von ihnen und warum?"
Auf seinem Gesicht war die Verzweiflung förmlich abzulesen. Mir entwich ein Schluchzer und ich presste meine Hand vor den Mund. Das konnte nicht sein, nein. Das durfte einfach nicht sein. Die anderen drehten sich zu mir um und Ben nahm mich in seine Arme und ab da war es um mich geschehen. Tränen liefen meine Wangen hinunter, aber ich konnte nichts dagegen tun.
Ich merkte, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und sah auf. Es war Liam. In seinen Augen konnte ich Mitleid sehen. Ich drehte meinen Kopf wieder zurück.
„Das ist alles meine Schuld!", schluchzte ich in Bens T-Shirt. „Es hätte nie so weit kommen dürfen!"
„Was? Wovon redest du? Das ist nicht deine schuld!", kam jetzt auch Harry wieder hinzu. Seinen Arm hatte er um Louis gelegt. Alle sahen mich verständnislos an.
„Heute Morgen..."
„Da seid ihr ja!", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter uns. Schnell wischte ich meine Tränen weg und sah mich um. Ich entdeckte Paul, der auf uns zu gerannt kam. Hinter ihm war noch ein Sicherheitsmann.
„Wir haben nach euch gesucht! Wo wart ihr? Und wo sind Niall und Lucy?" Beinahe schon atemlos kam er bei uns an. Anscheinend waren wir doch etwas länger weg gewesen. Als er unsere Gesichter sah, blieb er wie erstarrt stehen.
„Leute, was ist passiert?"
„Das..."
„Kommt erst mit. So wie es aussieht, ist das hier nicht der beste Ort" Also folgten wir ihm langsam. Ich umklammerte Bens Hand, hoffentlich erdrückte ich sie ihm nicht. Was würden wir jetzt tun? Würde ich Lucy wieder sehen?
Einige Zeit später saßen wir in Pauls Büro. Abwechselnd erzählten wir ihm das ganze Geschehen und mit jedem Wort wurde er besorgter.
„Hat noch irgendjemand was gesehen? Alles kann wichtig sein", sagte er, als wir endlich fertig waren. Ich überlegte, ob ich das vom Hotelfenster erzählen sollte.
„Marie? Du wirkst so nachdenklich, weißt du irgendwas?" Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr.
„Naja, da wäre schon etwas", fing ich schließlich an. Ich zitterte leicht. „Ich bin letztens mitten in der Nacht aufgewacht. Eigentlich war da ja nichts Besonderes, aber dann hab' ich aus dem Fenster gesehen und auf der anderen Straßenseite war ein schwarzer Wagen so etwas. Auf jeden Fall sah es aus, wie eine kleine Limousine. Und dahinter stand ein Mann und der hat genau zu unserem Zimmer gesehen. Erst hab ich mir nichts dabei gedacht, aber dann hab ich sein Gesicht ein bisschen erkennen können. Ich hab' mir die ganze Zeit eigeredet, dass ich wahrscheinlich noch halb träumen würde, denn er sah aus, wie Mike. Und heute Morgen war es genauso. Da hat Lucy aber auch mit nach unten gesehen. Ich war mir fast sicher, dass er es war, sie eher nicht. Sie hat gesagt, wir könnten noch abwarten. Hätte ich doch etwas unternommen! Dann wäre das alles nicht passiert!"
Weiter konnte ich beim besten Willen nicht mehr erzählen. Ich legte meinen Kopf in meine Hände und versuchte krampfhaft, nicht schon wieder zu weinen.
„Das war nicht deine Schuld, Marie! Das konntest du doch nicht wissen", flüsterte Ben und strich mit seiner Hand sanft über meinen Rücken.
„Doch! Das kam mir von Anfang an komisch vor und ich habe nichts gesagt. Ich habe mir immer wieder eingeredet, dass da nichts wäre und nur deswegen sind Niall und Lucy jetzt...weg" Zum Schluss hin wurde ich immer leiser. Ich konnte das nicht ertragen, wie konnte das nur passieren?
„Okay, alles klar!" Paul hatte in der Zwischenzeit schnell telefoniert und das Gespräch gerade eben beendet. „Also, wir haben alle Überwachungskameras überprüft, aber die meisten davon wurden ab geschalten", erklärte er mit bedrückter Stimme. Wir sahen uns an und konnten einfach nicht glauben, dass das hier alles wirklich passierte.
„Aber..."
„Das alles muss schon eine ganze Weile lang geplant gewesen sein"
„Das ergibt doch keinen Sinn, Lucy und Marie sind erst seit ein paar Tagen da, also warum hätte jemand Interesse an den Beiden?", kam nun auch Liam zu Wort.
„Sie werden wahrscheinlich nur als Köder benutzt, um an euch heran zu kommen"
„Aber trotzdem, wenn das schon länger in Planung war, hatten die doch keine Ahnung von uns. Sie wussten ja nicht, wie wir uns mit den Jungs verstehen würden", fiel ich ihm ins Wort.
„Das können wir alles erst später klären. Zu allererst müsst ihr in Sicherheit gebracht werden", ordnete Paul an. „Wir müssen das Hotel wechseln, in dem ihr euch aufhaltet und ihr werdet in unterschiedlichen Orten aufgeteilt, sodass sie euch nicht finden"
„Was?! Nein! Ich will hier bleiben und Lucy helfen", rief ich aufgebracht. Also das war nun wirklich das Allerletzte. Meine Freundin wird entführt, Niall wird entführt, die Entführer haben es auch auf uns abgesehen und ich soll irgendwo, weit weg von den anderen herumsitzen? Soweit kommt's noch!
„Marie, das ist doch nur...", wollte Paul anfangen, mich zu überzeugen, aber er wurde wieder unterbrochen. Also irgendwie scheint mir, dass heute niemand so richtig ausreden kann.
„Nein, sie hat recht", mischte sich Louis ein, der sich wieder einigermaßen gefasst hatte. „Wir können doch nicht irgendwo tatenlos zusehen!"
„Wenn wir überhaupt zusehen", ergänzte Harry.
„Leute, bitte..."
„Nein, das kann nicht sein! Wir werden das nicht machen!", kam nun auch Ben hinzu.
„Da stimme ich ihnen komplett zu!", sagte jetzt auch Liam, was mich wirklich sehr überraschte, denn normalerweise war doch er der Vernünftigere von allen. „Wir werden nicht voneinander getrennt!"
Paul sah hilflos zwischen uns hin und her, aber das würde ihm auch nichts bringen, unsere Entscheidung stand fest. Nie im Leben würden wir jetzt so etwas machen.
„Ist ja schon gut! Ihr dürfte zusammen bleiben", gab er schließlich nach. „Aber ihr müsst trotzdem woanders hin. Hier ist es nicht sicher"
Da stimmten wir dann zu. Wir hatten ja schon etwas erreicht. Am Ende hatten wir uns darauf geeinigt, dass jemand unsere Sachen vom Hotel holen würde, weil wir das ja nicht durften, und mein Vater auch in eine andere Unterkunft gebracht wurde.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten Überredungsarbeit konnte ich Paul auch noch davon überzeugen, dass er ihm nichts erzählt, sonst wäre er gleich auf hundertachzig und das würde uns nicht viel bringen. Anscheinend schien er die Zeit hier zu genießen und das wollte ich ihm nicht verderben - noch nicht.
Das war mir aber nur gelungen, da Paul auf einen Deal eigegangen ist und deswegen mussten wir jetzt alle in ein sogenanntes Safe House fahren. Gerade öffnete sich die Schranke von der Ein- und Ausfahrt zum Studio und Ben lenkte den Wagen auf die Straße. Ich saß neben ihm, wie immer, und die drei Jungs waren eingequetscht auf dem Rücksitz. Harrys und Louis' Hände waren miteinander verschränkt und Harry strich mit seinem Daumen beruhigend über Louis' Handrücken. Wenn die Situation nicht so wahnsinnig kompliziert und ausweglos wäre, hätte ich bestimmt angefangen bis über beide Ohren zu grinsen.
„Ich kann das nicht", hörte ich plötzlich Liam flüstern. Auch die anderen hatten es gehört und drehten ihre Köpfe neugierig zu ihm, bis auf Ben, der sich natürlich auf die Straße konzentrieren musste, aber man sah ihm an, dass er mindestens genauso neugierig war, was Liam zu sagen hatte.
„Was ist los?", fragte Louis.
„Das mit Niall... und Lucy! Ich kann nicht irgendwo, weit weg von allem in irgendeinem Haus sitzen und nichts tun, während die beiden vielleicht in Lebensgefahr schweben. Das geht nicht!"
Man konnte die Besorgnis in seiner Stimme deutlich hören. Ich sah ihn Wissend an, genauso fühlte ich mich. Er hatte seinen besten Freund und ich meine beste Freundin an irgendwelche Verrückte verloren.
„Aber wir können nichts tun! Rein gar nichts!", sagte Louis wieder und legte seine freie Hand auf Liams Schulter.
„Seid euch da mal nicht so sicher", mischte sich plötzlich Ben ein und alle sahen ihn verwirrt an. Was war das gerade? „Na, es ist ein Safe House und falls man da längere Zeit nicht mehr heraus kommt, muss man sich natürlich irgendwie auf dem Laufenden halten, oder?"
Langsam kapierte auch mein Gehirn, was damit gemeint ist und jetzt fing ich wirklich an, zu Grinsen.
„Du meinst, wir sind nicht komplett hilflos? Wir können helfen?"
„Natürlich! Warum glaubt ihr, dass ich das Haus ausgesucht habe" Und erst jetzt fiel mir auf, dass er ja mit Paul diskutiert hatte, welches Haus wir nehmen würden, denn anscheinend gab es mehrere. Man, dieser Junge überraschte mich immer wieder. Obwohl, Junge trifft es ja nicht ganz, aber egal.
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Endlich mal wieder ein Teil :) irgendwie fällt mir nichts ein, was ich dazu sonst noch schreiben könnte. Also ich hoffe es hat euch gefallen und lasst doch ein Vötchen und einen Kommi da <3
Eure
moontosun <3
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