Kapitel 6: Verlorene Uhren
WONHO'S POV:
Wir waren erstmal zum Lagerhaus zurückgegangen. Es wäre nicht gut gewesen sie bis ins Krankenhaus zu folgen. Dies würde die Zukunft nur noch mehr verändern. Das wollte ich nicht riskieren. Aktuell mussten wir untertauchen, bis sich die ganze Situation beruhigt hat. Dennoch fragte ich mich, wie die anderen in die Vergangenheit gereist waren. Darüber hatten wir uns bis eben noch nicht so wirklich unterhalten. Selbst wenn, könnte ich ihnen nicht mal mehr die Uhr zeigen. Ich hatte sie wohl oder übel verloren.
Langsam rührte sich Kihyun in meinen Armen und richtete sich langsam wieder auf. Fragend sah ich ihn an. Wir hatten uns nämlich auf einen Kistenstapel an der Wand gesetzt. Changkyun saß abseits von uns und sah aus dem Fenster. Schon die ganze Zeit war er so ruhig und nachdenklich, als würde ihn etwas bedrücken. Wieso hat er denn kein Ziel um die Zukunft ändern zu wollen? Hatte er etwa schon aufgegeben? Er war ein einzigstes Rätsel.
"Wonho..." riss mich Kihyun aus meinen Gedanken und fragend sah ich ihn an. "...danke." flüsterte er mir zu und lächelte mich leicht an. Ich erwiderte dieses Lächeln und nickte. "Klar, warum auch nicht. Ich bin gern für andere da." Kihyun nickte leicht. "Ich hab auf diese Weise schon mal meinen Bruder verloren. Er war alles was ich je hatte. Jetzt ist es wieder passiert. Auf die gleiche Weise, nur, dass es dafür etwas zu früh war. Ich versteh es nicht. Ich weiß nur...das ich wieder versagt hab." hauchte er schwach vor sich hin und sah bedrückt zu Boden. "Immerhin hattest du noch deinen Bruder. Ich hab niemanden mehr." Überrascht sahen wir zu Changkyun, der uns nur kurz ansah und dann wieder aus dem Fenster sah. Kihyun und ich sahen uns schockiert an, bevor wir wieder zu Changkyun sahen. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.
Wir warteten eine Weile, in der Hoffnung, dass Changkyun noch was sagen will, aber es kam nichts mehr, weshalb Kihyun da etwas vorsichtiger nachfragte. "Was...hattest du eigentlich erlebt? Du hast uns kaum etwas von dir erzählt." Da hatte Kihyun recht, aber ich bemerkte, wie Changkyun sich merklich angespannt hatte und leicht wütend aussah. "Geht euch nichts an." brachte er nur heraus, was bei mir alle Alarmglocken klingeln ließen. Jetzt war es Zeit das Thema zu wechseln. "Kihyun, wie bist du eigentlich hierher gekommen?" fragte ich ihn und legte den Kopf schief. Aus dem Augenwinkel sah ich Changkyun's erleichterten Gesichtsausdruck. "Mit einer Uhr." meinte er und kramte in seinen Taschen herum, als ihn auffiel, dass seine Uhr verschwunden war. "Mist! Meine Uhr ist verschwunden." Ich nickte ihn nur zu. "Was für ein Zufall. Meine ist auch verschwunden." Daraufhin sah er mich sprachlos an, bevor wir uns an Changkyun wandten. "Ich hab sie auch nicht."
Es dauerte erstmal, bis wir uns soweit beruhigten und damit klar kommen, dass die Uhr weg war. Wie kamen wir jetzt wieder nach Hause? Wir mussten die Uhren finden, die uns nach Hause bringen sollten. Ich kann auch nur hoffen, dass sie hier irgendwo noch rumlagen, denn Kihyun suchte verzweifelt danach. Wir sahen einfach nur sprachlos dabei zu.
Irgendwann reichte es mir und ich ging rüber zu Kihyun. Changkyun hatte sich in einer Ecke gesetzt und war seelenruhig eingeschlafen. "Kihyun, lass gut sein. So schnell wirst du es nicht finden." Er sah ziemlich verzweifelt und verbissen aus. Er suchte weiter und ignorierte meine Warnung. "Kihyun!" Ich packte ihn am Handgelenk und zog ihn hoch. So konnte es schließlich nicht weitergehen. "Du wirst die Uhr nicht so schnell finden. Lass es für heute gut sein, okay?" Bedrückt sah er zu Boden und biss sich auf die Unterlippe. "Aber die Uhr...! Das ist das einzigste was ich von meinem Bruder hab. Hab ich diese Uhr nicht...fühlt es sich an...als würde ich ihn...nach und nach vergessen." Das war also seine größte Angst? "Keine Angst, Kihyun. Du wirst ihn nicht vergessen." fing ich langsam an und zeigte genau dorthin, wo sein Herz war. "Dein Bruder wird in deinem Herzen weiterleben. Kein Gegenstand der Welt kann dies ändern oder ersetzen. Natürlich ist ein Gegenstand deswegen sehr wertvoll, aber du wirst dein Bruder nicht vergessen. Glaub mir!" sprach ich ihn Mut zu, woraufhin er kurz nach unten sah und dann langsam nickte, bevor er wieder zu mir aufsah. "Du hast ja recht. Danke, Wonho."
Wir hatten uns neben den schlafenden Changkyun gesetzt, während sich Kihyun an mich gelehnt hatte. "Sag mal, Wonho...! Was ist eigentlich mit dir? Wieso bist du hier?" fragte er mich, woraufhin ich traurig ausseufzte. "Naja...sagen wir so...! Ich hab keine Freunde." Fragend sah er mich nun an. "Könntest du bitte genauer werden?" Na super. Ich wollte ihn jetzt nicht meine halbe Lebensgeschichte auftischen. Allerdings hatte er ja auch fast alles von sich preisgegeben. "Naja...ich war in der Schule nicht der Beliebteste. Ich hab nur meine Eltern, doch die kümmern sich nicht um mich. Sie reden immer alles schön und...naja..." Kihyun sah mich leicht erstaunt an. "Dann sind wir uns ja fast ähnlich." meinte er leicht kichernd, was ich nur bestätigend zurückgeben konnte.
Ich folgte Kihyun's Blick langsam zu Changkyun, der seelenruhig neben mir lag. Er sah irgendwie so niedlich und unschuldig aus, wie ein kleines Baby halt. "Was glaubst du, was er so schlimmes erlebt hat?" fragte ich Kihyun, der darauf keine Antwort wusste. "Weiß ich nicht. Aber es muss etwas Schlimmes sein, wenn er schon so darauf reagiert hatte." Da hatte er recht, aber
jetzt sollten wir auch erstmal schlafen. Der erste Tag war anstrengend genug. Mal sehen wo die anderen sind und ob wir sie wiedersehen. Das stand noch in den Sternen.
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