Kapitel 90
Mist, ist das erste, was mir durch den Kopf schießt, als mich die Gewissheit wie eine Abrissbirne ins Gesicht trifft und dabei fast dafür sorgt, dass ich mich in panischen Gedanken verliere. Doch meine Soldatensinne bilden wie immer ein verlässliches Rettungsseil, das mich in kühne Selbstbeherrschung hüllt. Trotzdem spüre ich deutlich wie das Herz in meiner Brust von einem schnellen Pochen in den Superturbogang schaltet und dabei den Eindruck macht als würde es gleich an Ort und Stelle zerspringen. Denn wenn ich eins durch die anschwellende Lautstärke der Geräuschkulisse herausfiltern kann, dann dass es sich bei dem Ursprung nicht nur um eine sondern um mehrere Personen handelt. Und bei meinem Glück wandert sicherlich eine Gruppe Koslower auf mich zu, denn die Chance, dass an der Mauer genug heavensentische Soldaten gehfähig sind, um so einen Trupp zu formen, schätze ich als eher niedrig ein.
Angespannt schlucke ich den Kloß in meinem Hals nach unten, während ich meine Gedanken endlich darauf ausrichte einen Plan zu entwerfen, anstatt einfach untätig von einem Thema zum nächsten zu springen. Als erstes fällt mir ein, dass es wohl besser wäre in Deckung zu gehen, weshalb ich so leise wie möglich zur nächst größten Pflanze schleiche. Trotz all meiner Bemühungen klingt jeder Schritt in meinen Ohren wie ein Paukenschlag, doch das entspricht wohl mehr übertriebener Negativität als reellen Tatsachen. Zu mindestens hoffe ich das, denn die Geräusche der anderen kommen unaufhaltsam näher, während mein Hirn immer noch damit beschäftigt ist alle möglichen Ideenfetzen zu einem möglichst ungefährlichen Plan zusammenzubasteln.
Plötzlich spüre ich die raue Rinde eines Baumes gegen meine nackten Schultern drücken, doch ich presse mich weiterhin mit aller Kraft dagegen - immerzu in der Hoffnung mit den Schatten des Waldes verschmelzen zu können, wenn ich es nur verzweifelt genug versuche. Eine ziemlich dämliche Vorstellung, da der Baum wohl kaum plötzlich Beschützerinstinkte für mich entwickeln oder mich kaum bei lebendigem Leib in sich aufnehmen wird. Aber immerhin kann ich von mir behaupten, dass meine Soldatensinne wenigstens soweit geschalten haben, das ich nicht wie eine Eisstatue mitten auf dem Präsentierteller stehen geblieben bin.
Wie viel Schutz mir dieser Baum in Wirklichkeit bietet, muss erst noch erforscht werden, denn bisher haben die Schritte noch nicht den Kreis der Umgebung erreicht, indem man mich im Dunkeln wahrnehmen kann. Dafür bin ich mir mittlerweile recht sicher, dass ich all meine Hoffnungen zum Thema ,,Sie nehmen sicher einen anderen Weg" hier und jetzt begraben kann, denn sie kommen aus meiner angestrebten Richtung. Und weil sie nun mal mit großer Wahrscheinlichkeit das Schloss anstreben, werden sie in nächster Zeit keinen Richtungswechsel in ihren Lauf einbauen.
Klar, kann ich jetzt blindlings nach Strohhalmen greifen und hoffen, dass sich ihre Strecke weiter links oder rechts hält, so dass wir uns gar nicht erst begegnen, aber ich halte nichts von solchen Arglosigkeiten. Gleich wird eine Gruppe Koslower an mir vorbeiwandern und ich muss hier und jetzt entscheiden, wie ich sie davon abbringen soll, mich auf der Stelle zu töten. Punkt. Das sind die Tatsachen und ich werde sie sicherlich nicht zu einer rosaroten Brillenversion verdrehen, nur weil das eine Welle der Beruhigung durch meinen Körper sendet.
Stattdessen konzentriere ich mich auf die Geräusche der Schritte, die mittlerweile ganz nah sind. Ich bin mir sicher, dass die Dunkelheit und der dicke Baumstamm meine Gestalt verdecken, aber so wie es aussieht wird die Gruppe wirklich nahe meiner Position an mir vorbeiziehen. Soweit ich es heraus hören kann, trommeln da mindestens die Schuhe sechs Personen auf dem Waldboden ein, aber ich schätze, dass es weitaus mehr sind. Vielleicht zwölf? Oftmals verlagern sich nämlich einzelne Laute übereinander und schaffen einen stärkeren Rumms als die übrigen, die ich zählen konnte. Oder vielleicht bilde ich mir das auch nur ein und manche der Personen sind einfach ein wenig kräftiger gebaut? Ach, verdammt ich weiß es nicht, muss ich mir eingestehen. Die Anzahl der Personen allein an einer Schrittabfolge herauszuhören war nicht Teil meines Trainings.
Okay, ruhig bleiben, Fait, denke ich, obwohl es gerade wahnsinnig, wahnsinnig schlecht für mich aussieht. Ich kann unmöglich eine derartig große Gruppe mit meiner Waffe überwältigen – egal welche Strategie ich dabei verwende. Außerdem wird mich der Baumstamm nicht mehr verdecken, wenn sie erst an mir vorbeigehen und ich kann unmöglich riskieren einen weiteren Schritt zu machen, weil die vielen Äste und Blätter auf dem Waldboden mich auf jeden Fall verraten würden.
Der Kloß in meinem Hals wird immer dicker und auch mein Herz zieht sich zusammen, während mir meine einzige mögliche Überlebenschance entgegenblickt wie ein düsteres Monster mit spitzen Zähnen. Du hast es doch schon einmal getan, flüstert mir eine Stimme zu. Du kannst es wieder tun. Zum wiederholten Male sehe ich die brennenden Soldaten vor mir, dessen Fleisch langsam in der Hitze meines Feuers brutzelt und ich spüre wieder das erdrückende Gefühl der Schuld auf mir liegen. Kann ich das? Alles in meinem Inneren sträubt sich dagegen, doch mir läuft die Zeit davon, denn anhand der Geräusche kann ich orten, dass sie nur noch Meter davon entfernt sein könnten eine horizontale Linie mit mir zu bilden.
Jetzt oder nie. Wie von selbst trete ich wieder ein Stück nach links, bis ich in einer schnellen Halbdrehung wieder in der Position angekommen bin, in der ich zum ersten Mal das leise Rascheln der Blätter hörte. Nur dieses Mal habe ich eine Hand von mir gestreckt, während die andere immer noch den Eissäbel mit eisernem Griff umklammert. Ich weiß, dass ich jetzt mein Feuer auf die Gestalten vor mir freilassen sollte. Dass ich es tun muss, um die Organisation herbeizurufen und die Koslower zu bekämpfen. Doch es ist nicht wie damals. Dieses Mal bin ich allein und rette mir damit nur mein eigenes Leben. Und obwohl mich ein Teil von mir anschreit, dass hunderte Leben von meiner jetzigen Entscheidung abhängen, zögere ich.
>>Ein einziger Schritt und ihr werdet euch wünschen, dass ihr bereits tot seid<<, brülle ich den dunklen Gestalten vor mir entgegen, während ich innerlich noch meine ganz eigenen Kämpfe austrage. Ich weiß, dass ich damit nur versuche Zeit zu schinden, damit ich mich endlich überwinden kann, ein zweites Mal auf diese Art Leben zu nehmen, aber es ist mir egal. Denn mein Zögern bedeutet, dass meine Moral wohl nicht schon beim ersten Mal in tausend unbrauchbare Teile zerschmettert wurde.
Zu meiner Überraschung bleiben die Personen wirklich abrupt stehen und trotz der Dunkelheit kann ich schnell ausmachen, dass ich mich gerade einer Gruppe von zehn Leuten in den Weg stelle. Mein Herz pocht weiterhin wie ein Presslufthammer gegen seine inneren Wände, doch mein Innerstes scheint wohl auf eine persönliche Einladung zu warten, um endlich das Feuer zu eröffnen. Entweder das, oder es liegt daran, dass bisher keiner der Zehn mit gebleckten Zähnen auf mich losgegangen ist und ich mich deshalb gerade so fühle als ob ich unschuldige Zivilisten bedrohen würde. Verdammt, denke ich, während meine ausgestreckte Hand zu zittern beginnt. Mach schon. Du musst weiter!, schreit mich eine weitere Stimme in meinem Inneren an, die gerade in etwa so viel Mitspracherecht hat wie unterdrückte Minderheiten.
>>Entwarnung, Leute! Sie ist eine von uns<<, informiert plötzlich eine Gestalt seine Kameraden, die alle unter Schock zu stehen scheinen, >>Und, was dich angeht, Montgomery. Du solltest besser noch an deiner ,,Wow, danke dass ihr hier seid"- Rede arbeiten. Diese Drohung gefolgt von untätiger Stille ist nicht wirklich der Bringer << Was zur Hölle?, schießt es mir durch den Kopf, während meine Gehirnzellen langsam aber sicher verarbeiten zu welchem Gesicht diese spitzbübische Stimme passt. >>Dylan?<<, rufe ich aus, während ich meine Hand langsam sinken lasse.
Die Überraschung überrollt mich wie ein Güterzug und für einen Moment ziehe ich es sogar in Erwägung, dass mich einfach ein fremder Koslower für eine seiner Kumpaninnen hält. Denn alles scheint logischer als tatsächlich dieses Glück erfahren zu dürfen. Bilde ich mir das etwa alles nur ein, während ich immer noch hinter dem Baum stehe und kurz davor bin meinen schlimmsten Alptraum noch einmal zu erleben? Ist das so eine Art halogener Traum, der ausgelöst wurde, weil mich die Gesamtsituation derart überforderte, dass mich mein Gehirn geradewegs in ein alternatives Universum katapultiert hat?
>>Jap, leib und wahrhaftig<<, erwidert Smaragdglupscher auf meinen kleinen Ausruf und lässt das alles ein Stück weit realer erscheinen. Es sind keine Koslower. Du musst niemanden töten. Es ist nur die Organisation, die dem Schloss zu Hilfe eilt, spreche ich mir gut zu, während ich näher an die Truppe herantrete, die ich durch das spärliche Licht, das durch das Blätterdach fällt, bisher nicht identifizieren konnte. Auch jetzt kann ich kaum etwas erkennen, doch es reicht zumindest aus, um einige bekannte Gestalten zu erahnen. Ganz vorne rechts steht jemand, der von der Statur her gut zu Dylan passen würde und wenn ich die Bereit-zum-Sprung-Stellung und die eher zierliche Form des Mädchens direkt neben ihm richtig deute, müsste das seine Schwester Rave sein. Nur bei den anderen Mitgliedern bin ich ein wenig überfragt. Einige glaube ich schon bei Besprechungen gesehen zu haben, aber bei den wenigen Details, die ich registrieren kann, könnte das auch nur Einbildung sein.
Das hat aber sowieso nicht allzu viel zu bedeuten, da nur ein kleiner Prozentanteil an unseren Sitzungen teilnahm. Soweit ich es damals verstanden habe, gibt es auch innerhalb der Organisation kleine Teilbereiche und dementsprechend auch Leiter der jeweiligen Kleingruppen, die dann stellvertretend ihr gesamtes Team bei den Konferenzen vertreten. Einen Moment blinzle ich noch etwas konfus, in die von Schatten umhüllten Gesichtern, dann scheint mein Hirn endlich im hier und jetzt angekommen zu sein. Nun verlangsamt sich auch mein Herzschlag und Erleichterung macht sich als verspätete Reaktion auf diese Überraschung in mir breit. Trotzdem bin ich von der plötzlichen Wendung meines Adrenalinrausches noch ein wenig überwältigt und es dauert nicht lange bis sich meine Gedanken wieder in ein Karussell aus Fragen verwandeln. >>Was macht ihr hier? Ich meine, wer hat euch gerufen? Und wo sind die anderen? Ihr seid doch sicherlich nicht nur zu zehnt gekommen, oder?<<
Meine sonst so souveräne Stimme kippt bei der letzten Frage in einen Ton über, den man nur als schwindende Hoffnung bezeichnen kann. Denn auch als ich einen Blick hinter die mitgezählten Gestalten werfe, erkenne ich keine weiteren Menschen. >>Tjaaa, was das angeht...<<, antwortet Dylan sichtlich unbehaglich und mein Herz rutscht automatisch bis zu meinen Schuhen. Oh Gott, lass das bitte nicht wahr sein, denke ich, während ich mich an den letzten Rest Zuversicht klammere, der von der letzten, plötzlichen Woge noch übrig ist. >>Dean hat uns gerufen<<, schneidet Rave nun ihrem Bruder das Wort ab und klingt dabei so tough wie immer.
>>Auch dieses Mal haben die Koslower es irgendwie durch die Mauer geschafft und so wie es dort aussieht sind sie mit einer halben Armee dort durchmarschiert. Die wenigsten Soldaten an der Mauer leben noch und der restliche Teil ist schwer verletzt. Es ist fast ein Wunder, dass Dean uns kontaktieren konnte, denn er...<< Die Pause, die Rave gerade in ihren Monolog einbaut gefällt mir gar nicht, denn normalerweise scheut sie sich nicht davor auch schwierige Tatsachen auszusprechen. Sofort krampft sich alles in mir zusammen und vor meinem inneren Auge blitzen Bilder von meinem Wachmann auf, wie er blutend und mit geschlossenen Lidern irgendwo auf dem Schlachtfeld liegt und demnächst in einen Leichensack verladen wird. >>Vielleicht sollte ich besser nicht weitersprechen. Dean ist ein Freund von dir und für die kommende Mission brauchst du all deine Konzentration, da lenkt so etwas nur ab und -<<
>>Was ist mit ihm passiert, Rave?<<, frage ich mit einer bedrohlichen Ruhe, die jedem sofort die Zunge lockern würden, doch sie zögert immer noch. >>Antworte. Jetzt<< Die Worte sind keine Bitte oder ein geflüstertes Flehen, sondern ein knallharter Befehl, der selbst ihre dickköpfigen Gehirnzellen in Schwingung bringt. >>Er wurde ebenfalls schwer verletzt. Ein Pfeil hat ihn von hinten durchbohrt und ist an der Bauchdecke wieder ausgetreten. Einer unserer Leute ist bei ihm und den anderen Überlebenden geblieben und kümmert sich um sie. Er konnte uns nicht mit Sicherheit sagen, ob Dean durchkommen wird<<
Die Worte sind zugleich ein harter Schlag ins Gesicht und ein glitzernder Funken Hoffnung in einer Welt, in der nur Dunkelheit herrscht. In mir herrscht Chaos und ich bemerke wie Angst in mir hochkriecht. Doch sie ist nicht die einzige Emotion, die gerade durch meinen Körper flackert, als wäre ich nichts weiter als eine alte Glühbirne, die dringend mal ausgetauscht werden sollte. Ich spüre die Wut auf die Koslower. Den Schmerz, der mich jedes Mal durchzuckt, wenn ich das Bild des sterbenden Deans nicht länger verdrängen kann. Die vielen ,,Was wäre wenns", der Knoten in meinem Hals und die Tränen, die für einen Moment meine Sicht verschleiern.
Doch am stärksten ist wohl die Welle der Taubheit, die mich gerade erfasst. Plötzlich ist alles wie in Wolken gehüllt, so als könnten die scharfen Kanten des Schmerzes und die alles verschluckende Angst mich nicht länger erreichen. Wer weiß, vielleicht hat sich mein Geist in diesem Moment ausgeklinkt, weil die Wucht der Gefühle zu stark war, aber das soll mir recht sein, denn jetzt rast nur noch meine Wachsamkeit und der Wille diesen Kampf zu gewinnen durch meinen Kopf. Macht mich leistungsfähiger. Effizienter. Weniger subjektiv.
Sofort wandern meine Gedanken von Dean weg, schließen in bewusst aus, bis nur noch ein verwundeter Soldat übrig bleibt, der vor weniger als einer Stunde mit einem Pfeil durchbohrt wurde. Ein Pfeil... >>Sie hatten bereits Bogenschützen innerhalb des Schlossgeländes positioniert, die in dem Moment angriffen, als auch die restlichen Koslower durch das Tor stürmten, habe ich Recht? Das bedeutet, dass sie den gleichen Geheimgang benutzt haben wie ich und Daimon und die Stürmung der Mauer eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre<<, fasse ich zusammen, da nichts anderes einen Sinn ergibt. Pfeil und Bogen sind meist nur auf Distanz begehrte Waffen und es gibt keine andere Möglichkeit Position zu beziehen, als die Bäume innerhalb des Geländes.
Mit einem Schlag wird mir wieder das grausame Vorgehen der Koslower bewusst und gepaart mit den Strategiekünsten, die sie gerade an den Tag legen, bieten sie einen schwer zu schlagenden Gegner. >>Ja, so was hatte er erwähnt<<, murmelt Rave vor sich hin, als ob sie schnell das Thema wechseln wollte. Vielleicht sieht sie gerade ja wieder das Schlachtfeld vor sich oder möglicherweise ist es auch Deans schmerzverzehrtes Gesicht, während er kurz vor der Bewusstlosigkeit, die letzten Worte hervorwürgt. Schnell schüttle ich die Vorstellung wieder ab.
>>Und die anderen Mitglieder der Organisation? Wo sind die?<<, hake ich nach, da sie diese Information bisher noch mit keinem Wort erwähnt hat. Wie in Watte gepackt spüre ich wie mir unbehaglich zumute wird, aber das einzige was unvermittelt zu mir durchdringt ist eine böse Vorahnung. >>Bestenfalls sitzen einige schon in einen der Mehrpersonentransportern und schlechtesten falls liegen sie noch schlafend in ihren Betten. Wir sind also vorerst schmucke zwölf Personen, elf wenn man den obligatorischen Krankenpfleger an der Mauer abzieht<< Wenn man Dylans Tonfall so hört, könnte man meinen er würde mir den neusten Tratsch der Stadt erzählen oder enthusiastisch über eine Fernsehsendung philosophieren. Aber ich höre auch eine Prise Angst in seiner Stimme, die mir ganz deutlich zu verstehen gibt, dass ihn die Sache doch nicht kalt lässt und er nur weiterhin den Klassenclown mimt, um nicht in Hysterie zu verfallen.
Was mich angeht muss ich mir nicht länger Sorgen machen in hysterisches Lachen auszubrechen, weil ich das alles seit den Neuigkeiten zu Deans Zustand von einer sachbezogenen Seite sehe, die mir ein ungeklärtes Bild erlaubt. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass die emotionale Fait hinter der Mauer gerade in Panik ausbricht. Immerhin sieht es alles andere als gut für uns aus. Bis jetzt sind wir gerade mal ein Dutzend Menschen im Kampf gegen eine Armee aus kampferprobten Profis, dessen Anzahl wir nur schätzen können. Die heavensentischen Soldaten haben zwar auch noch ein Wörtchen mitzusprechen, aber nur weil sie die Koslower als Feind ansehen, bedeutet das nicht automatisch, dass wir fürs gleiche Ziel kämpfen oder gar zu Verbündeten werden.
>>Wann können wir denn mit weiteren Mitgliedern rechnen?<<, frage ich in die Runde, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie tief wir in der Tinte sitzen. >>Die Gruppe, die du hier siehst, wohnt in dem Gebäude der Organisation und konnte deshalb dementsprechend schnell in eines der Autos steigen und losbrausen. Aber die anderen Mitglieder sind alle von auswärts und kommen normalerweise je nach Entfernung zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserem Quartier. Zudem haben die wenigsten von ihnen ein Telefon, was bedeutet, dass man sie alle einzeln abholen muss und dann in Gruppen zum Schloss fährt. Es könnte also eine Weile dauern. Aber wir haben den Chauffeuren alle den entsprechenden Treffpunkt gesteckt, so dass sie uns zumindest auf diesem riesigen Gelände finden werden<<, erklärt Rave in sachlichem Tonfall, >>Die Frage ist nur, was wir ohne Vorarbeit und mit einem geplatzten Plan überhaupt gegen die Koslower ausrichten können<<
Die Schärfe ihrer Stimme kann nicht ganz über die Verzweiflung in ihrem Inneren hinwegtäuschen, die sie so verzweifelt zu verdrängen versucht. Ich kann es ihr nicht übel neben. Durch den unvorhergesehenen Zeitwechsel sind die Grundzüge unseres Plans ins Wasser gefallen und ich würde mich am liebsten selbst für die Tatsache verprügeln, dass ich so leichtgläubig war. Nur weil die Koslower Daimon bisher bei jedem Angriff die richtigen Zeitangaben genannt haben, ist keinem von uns auch nur die Idee gekommen, dass es dieses Mal anders sein könnte. Blöderweise müssen wir jetzt aber damit arbeiten, da nicht nur unser Wandel in eine Demokratie auf der Kippe steht, sondern auch alles, was in Heavensent bisher schön und richtig war. Denn wenn erstmal die Koslower das Zepter in der Hand halten, werden wir uns noch weiter von unseren Wunschvorstellengen entfernen. Nein, es wird auch viel schwieriger werden der neuen Macht im Staat einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Wieder einmal höre ich das Ticken der Uhr in meinem Hinterkopf, was noch einmal zusätzlich durch die Blicke verstärkt wird, die meiner Meinung nach auf mir liegen. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber die ganze Gruppe scheint irgendwie darauf zu warten, dass ich mich zur Leiterin dieser Operation aufschwinge und einen brillanten Plan aus dem Ärmel schüttle. Nur bin ich mir noch nicht im Klaren, ob ich dazu überhaupt in der Lage bin.
>>Na schön, fassen wir erst einmal zusammen<<, beginne ich, weil nicht mal Rave in ihrer üblichen Manier versucht den Ton anzugeben. Und da Jenifer alias die eigentliche Chefin dieses gesamten Trupps wahrscheinlich gerade in Solia hockt und versucht dort alles für einen Neustart in die Wege zu leiten, bleibt es also wirklich an mir hängen. >>Normalerweise hätten wir uns vor der Ankunft der Koslower im Schloss eingerichtet. Das bedeutet, an einigen Stellen würden jetzt versteckte Kameras hängen und uns über die genaue Vorgehensweise der Feinde aufklären, während eine Handvoll unseres Teams uns zusätzlich über Funk informieren. Auf diesen Grundlagen hätten wir dann einen unserer vorgefertigten Pläne zu Rate gezogen<<
Ich blicke einmal in die Runde, um zu überprüfen, ob die Aufmerksamkeit aller auf mir liegt und mache nebenbei noch einen kleinen Rund-um-Check, um einen baldigen Angriff unserer Feinde auszuschließen. Es ist vielleicht nicht das beste mitten im Wald über unsere weitere Vorgehensweise zu diskutieren, aber wir können nicht einfach blind das Schloss stürmen und unser Standort zwischen den Bäumen gehört heute Nacht wohl zu den sichersten auf dem Gelände.
Fast erwarte ich, dass Rave mir, bevor ich weitersprechen kann, mit einem neunmalklugen Spruch dazwischen fährt oder den ,,Das wissen wir doch alles"-Spruch samt Augenrollen vom Stapel lässt, aber nichts dergleichen passiert. Auch alle anderen sind still, was eine ziemlich große Überraschung darstellt, wenn man bedenkt, dass auch Quasselstrippe Dylan einer der Anwesenden ist. Und obwohl ich mir natürlich auch einreden könnte, dass das an meinem autoritären Auftritt liegt, würde ich wohl eher die angespannte Atmosphäre als Wurzel der plötzlichen Stille deklarieren.
>>Leider besitzen wir diese Grundlagen durch die jetzigen Umstände nicht, doch das bedeutet nicht, dass wir uns einfach ins Getümmel werfen und spontan entscheiden wie wir das entstandene Chaos beseitigen. Die Koslower gehen dieses Mal nämlich weitaus methodischer vor. Ich bin mir ziemlich sicher, dass bisher noch nicht mal der dementsprechende Alarm ausgelöst wurde, denn sie schleichen sich in die Zimmer der Oberschichtler und betäuben sie anschließend. Jedenfalls halte ich diese Theorie für die Plausibelste, da ich selbst in meinem Zimmer angegriffen wurde, den Koslower aber glücklicher Weise ausschalten konnte. Ich weiß nicht, ob sie die Bediensteten auf die gleiche Art festnehmen oder ob sie alle noch unwissend in ihren Räumen schlafen<<
Auch Daimons Zustand und sein Standort sind mir nicht bekannt, möchte ich eigentlich noch anhängen, aber ich bekomme die benötigten Worte nicht über die Lippen. Aber es ist wahrscheinlich sowieso egal, weil die Botschaft wie eine unterschwellige Fußnote in meinem Ton mitschwingt. So oder so darf ich mich jetzt nicht dazu verleiten lassen, mich weiterhin diesem Thema zu widmen. Denn wenn sie ihrem angeblichen Verbündeten nicht mal das richtige Datum anvertraut haben, ist vielleicht auch sein Sonderstatus eine hübsch formulierte Lüge. Meine Innereien krampfen sich ein ums andere Mal zusammen, doch ich stürze mich in die sicheren Wände meiner Plansuche, bevor ich in den tiefen Strudel der Sorgen fallen kann.
>>Wir können auf keinen Fall darauf verzichten Informationen über das Vorgehen der Koslower einzuholen. Zudem sollten wir uns weitestgehend an die Planfragmente halten, die wir entwickelt haben, um spontane Fehler zu vermeiden. Und das wiederum bringt uns dann zu -<< Für einen Moment stocke ich, weil meine grandiose Idee das ganze Team an meinen Überlegungen teilhaben zu lassen, um live einen ersten Entwurf aus dem Hut zu zaubern, nicht so ganz aufgehen möchte. Doch als ich mich für einen Moment an meinen eigenen Rat halte und unsere gesammelten Ideen systematisch durchgehe, ist es fast so als würde eine riesige Glühbirne mein Hirn erleuchten.
>>Der Ballsaal<<, stoße ich aus, wobei ich vielleicht etwas zu enthusiastisch für eine verzweifelte Anfängerchefin klinge, >>Das ist der Punkt, an dem wir als erstes ansetzen sollten, denn falls sie wirklich planen, dort ihr Massenmassaker zu veranstalten, bietet uns das die perfekte Angriffsfläche. So könnten wir nämlich genau zu diesem Zeitpunkt unsere kleine Nebelmaschine mit den betäubenden Dämpfen einschalten und somit nicht nur Menschenleben retten, sondern auch die Grundsteine für unsere Demokratie setzen. Vorausgesetzt jedenfalls, ihr alle habt eure Gasmasken sowie die benötigte Fernsteuerung dabei?<<
Als ich Rave im stärker werdenden Mondlicht nicken sehe, – die Wolke über uns ist endlich mal so nett Platz für den kleinen Himmelskörper zu machen – fällt mir beinahe ein Stein vom Herzen. >>Ich habe sogar ein paar auf Reserve dabei. Nur für den Fall, dass irgendeine kampferprobte Erwählte einem plötzlichen Angriff auf ihr Leben standhält und deshalb in der Eile ihre eigene vergessen hat<<, wirft Dylan in diesem Moment in gewohntem Tonfall ein und ich bin mir sicher, dass er mir dabei verschmitzt zuzwinkert, auch wenn ich es in der Dunkelheit nur erahnen kann.
Beschämt muss ich feststellen, dass ich wirklich keinen Gedanken an die Maske in der untersten Schublade meines Nachttischchens verschwendet habe und das Angebot deshalb dringend benötige. >>Danke, davon nehme ich eine<<, erwidere ich, während ich meinem Plan innerlich den letzten Schliff verleihe. >>Okay, ich würde sagen, dass mich zwei Leute bis in die Nähe des Ballsaals begleiten und ich den Raum dann alleine auskundschafte, dabei aber mittels Ohrstöpsel mit euch in Verbindung bleibe. Ein anderes Trio macht sich am besten auf den Weg in die unterste Etage, um in Erfahrung zu bringen, was mit den Bediensteten und den anderen Soldaten geschehen ist. Ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist sich auf kurzfristige Allianzen einzulassen, da unter ihnen möglicherweise welche zum Fanclub des Königs gehören und uns deswegen kurz darauf in den Rücken fallen. Aber es sollte auf jeden Fall eine gute Idee sein, jegliche Überraschungen und Informationslücken auszuschließen. Und was die anderen angeht, ihr geht zum besagten Treffpunkt und wartet auf die anderen, weiht sie ein und haltet euch bereit. Es könnte jederzeit zu einer Änderung des Plans kommen und dann brauchen wir Alternativen<<
Überraschender Weise braucht es nur ein leises Klatschen meiner Hände, zu dem ich mich in der Rolle des Befehlshaber habe hinreißen lassen, und alle reglosen Gestalten erwachen plötzlich zum Leben, um meinen Anweisungen nachzugehen. Für einen Moment fühlt es sich an als hätte ich diese angsteinflößende Situation irgendwie in den Griff bekommen, aber dieses Gefühl wird zugleich von der Furcht erstickt mein Team damit in eine Niederlage oder gar einen sicheren Tode zu führen. Und plötzlich wirkt die Tatsache, dass mir jeder einzelne soweit vertraut, dass er meine Befehle ohne mit der Wimper zu zucken ausführt, nicht beflügelnd sondern einfach wie ein weiterer Stein auf meiner Brust.
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Mein derzeitiger Adrenalinspiegel kann nicht gesund sein, vor allem weil ich diesen seit heute Nacht schon beinahe zu meinem Dauerzustand erklären muss, aber diese Information ist mir gerade sowas von Schnuppe. Im ständigen Kampf-oder-Flucht-Modus zu sein verringert nämlich meine Chancen kurz vor dem Ziel noch geschnappt zu werden. Was so ziemlich auf Platz eins der erlaubten Worst-Cast-Szenarios steht, denn somit würde man vielleicht auch Dylan und Rave entdecken, die hinter zwei Bäumen positioniert sind und die Gegend mit Argusaugen bewachen.
Soweit der Funk, mit dem wir alle in Kontakt stehen, funktioniert, gab es bisher keine Komplikationen und ich bete einfach nur, dass das auch so bleibt. Was meine Situation angeht, könnte man schon von einem Tanz auf Messerschneide sprechen, da ich mich gerade auf offener Fläche bewege und quasi jederzeit von einem Pfeil durchbohrt werden könnte. Doch mir bleiben groß keine anderen Möglichkeiten einen Blick in den Ballsaal zu werfen, ohne direkt in den Tod zu laufen. Falls dieser spezifische Raum nämlich tatsächlich in die Pläne der Koslower involviert ist, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit alle drei Eingänge bewachen lassen.
Ich müsste den Wächter also irgendwie abstechen, was in direkter Nähe zu einem potenziellen Zimmer voller feindlicher Soldaten nicht sonderlich ratsam ist. Da ich zum einen, dann wirklich eine weitere Grillparty mit meinem Feuer schmeißen müsste, wenn ich beim Verlassen des Raumes noch atmen möchte. Und zum anderen, würde das vielleicht dafür sorgen, dass sie etwas ahnen und noch vorsichtiger werden. Auch der Luftschacht ist keine Option, weil mir etwa vier Meter vor dem Ziel eine riesige modifizierte Nebelmaschine den Weg versperren würde. Also bleibt mir nur eines der riesigen Fenster, die sich zwar durch die ebenerdige Lage leicht erreichen lassen, mich dabei aber auch in eine leichte Beute verwandeln.
Denn obwohl mir Rave und Dylan Rückendeckung geben, schätze ich die Chancen, dass sie einen feindlichen Soldaten im mickrigen Lichtschein ausmachen können, eher gering ein. Sie stehen für eine gute Sicht einfach zu weit weg, aber lieber nehme ich das in Kauf als sie ebenfalls, Teil des Präsentiertellers werden zu lassen. Im Schatten der Bäume sollten sie nur schwer auszumachen sein und mit ihnen an meiner Seite musste ich wenigstens keine Diskussion darüber führen, dass meine Mission etwa so risikoreich ist wie ein Sprung in ein Meer voll ungeahnter Gefahren.
Dementsprechend bin ich mehr als erleichtert, als ich endlich den richtigen Fensterrahmen erreiche. Mein Herz läuft mal wieder einen Marathon in meiner Brust und ich umklammere meinen Säbel fester, als ich mich ein wenig nach vorne beuge, um in den Ballsaal zu linsen. Vom Waldrand aus konnten wir zumindest einen kleinen Lichtstrahl erhaschen, dabei aber nicht genau festlegen, ob dieser wirklich aus seinem Inneren dringt oder nur eine Spiegelung einer naheliegenden Laterne ist. Als ich jetzt direkt durchs Fenster starre, tippe ich kurzweilig auf die letzte Variante und wäre beinahe schon enttäuscht abgedreht, als mir auffällt, dass ich gar nichts erkennen kann. Normalerweise sollte ich zumindest ein paar Konturen ausmachen können oder das Gefühl haben, in einen weitläufigen Raum zu blicken, aber der Anblick vor mir ist vollkommen einfarbig...
Keine zwei Sekunden später hätte ich mir am liebsten selbst eine reingehauen, denn das was vor mir liegt ist nicht in etwa ein seltsames Naturphänomen, meine plötzliche Erblindung oder gar ein schwarzes Loch. Es ist einfach nur ein Vorhang, den ich zunächst nicht erkannte, weil er von innen einen majestätischen Goldton inne hält, während er von außen tiefschwarz ist – wahrscheinlich um das Sonnenlicht besser auszublenden.
Ein neuer Hoffnungsschimmer glimmt in mir auf und ich schleiche nah an die Fensterscheibe gedrückt weiter, bis ich den Punkt erreiche, an dem ein schmaler Streifen Licht seine Spuren auf dem Kies malt. Schnell wird mir klar, dass das keine Spiegelung sein kann, sondern meine Eintrittskarte für einen kurzen Blick hinein ist. Am liebsten hätte ich lauthals gejubelt, aber ich denke es ist selbstverständlich, dass das bei einer Spionagemission nicht gerade förderlich ist und deshalb auf der Liste der No-Gos steht. Mein fehlender Spielraum für laute Glückbekundungen, hält den Schwall Erleichterung aber nicht zurück, der sich gerade einen Weg durch mich bahnt.
Anscheinend sind die Vorhänge nämlich ein kleines Stück zu kurz oder wurden einfach nicht penibel genug zugezogen, so dass ich durch eine kleine Kopfbewegung fähig bin, zwischen den langen Stoffbahnen hindurchzuschauen. Und obwohl ich sowieso nicht daran geglaubt habe, dass es reiner Zufall ist, dass gerade heute in diesem Saal das Licht brennt, fühlt sich die Bestätigung dieser Tatsache verdammt gut an. Durch mein kleines Guckloch sehe ich nämlich wie einige Gestalten in schwarzen Uniformen durch den Raum marschieren und mir wird schnell klar, dass sie hier nicht nur ihre Zentrale eingerichtet haben, sondern ein deutlich größeres Ereignis planen.
Ich kann nämlich einige Stühle in der Raummitte ausmachen, die ganz bestimmt nicht zum normalen Repertoire des Ballsaals gehören und in ihrer Anordnung sicherlich auch nicht für eine Sitzung geplant sind. Sofort schnellt meine Hand ans Ohr, um mit dem Druck meines Zeigefingers die Sprachübermittlungsfunktion des Ohrstöpsels zu aktivieren. >>Wir hatten Recht<<, informiere ich meine Leute leise, während ich meinen Blick nicht von den Stühlen lösen kann, die dafür sorgen, dass sich meine Gedärme verdrehen, >>Sie scheinen hier wirklich ein größeres Event vorzubereiten und wenn ich die aufgebauten Sitzgelegenheiten und das Fesselzubehör daneben richtig deute, wollen sie wahrscheinlich bald die Gefangenen dort hinbringen. Wir können unseren Plan also wie gewohnt durchziehen<<
>>Okay, wir haben verstanden. Jetzt mach' dass du da wegkommst! Ich habe kein gutes Gefühl dabei<<, faucht mir Rave ins Ohr und ausnahmsweise muss ich ihr Recht geben. Augenblicklich lasse ich meine Hand wieder sinken und wende mich zum Gehen – jedenfalls war das mein Originalplan. Doch dann erhasche ich durch meinen neuen Winkel einen Blick auf etwas, das mich sofort innehalten lässt. Nein, denke ich, während ich instinktiv zweimal blinzele, weil ich einfach nicht glauben kann, was sich vor meinen Augen abspielt. In einem Bereich auf der rechten Seite des Saals stehen zwei Koslower und beraten sich leise miteinander, doch es geht nicht darum, wer die beiden sind oder was sie zueinander sagen, sondern um das Ding vor ihren Füßen.
Obwohl das Gerät nun nicht mehr als einen Haufen Schrott darstellt, erkenne ich trotzdem die modifizierte Nebelmaschine, die das Herzstück unseres Plans darstellen sollte. Doch das können wir jetzt scheinbar vergessen, da sie von den Koslowern entdeckt und bis zur Unbrauchbarkeit demoliert wurde. Mist, Mist, Mist, fluche ich innerlich, während mein Herz einen Absacker zu meinen Füßen unternimmt und die Panik kurzzeitig meine Mauern niederreißt. Doch ich versuche mich nicht davon beeinträchtigen zu lassen und meine plötzliche Schockstarre abzuschütteln, denn die Organisation muss unbedingt davon erfahren, dass wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen.
Genau in diesem Moment umgreift mich ein starker Arm von hinten und drückt mich an eine massige Brust, während ein anderer mir mit festem Druck ein nasses Stück Stoff auf den Mund drückt. Zum zweiten Mal an diesem Tag nehme ich den stechenden Geruch von einem betäubenden Mitteln wahr, doch in diesem Augenblick ist meine Angst doppelt so groß. Ein erstickter Schrei löst sich aus meiner Kehle, bevor ich meinem ersten Instinkt nachgehe und versuche meine Arme hochzureißen. Leider erfolglos, denn der Griff umgibt mich wie ein Schraubstock und hindert mich daran zu meinem Ohrstöpsel zu gelangen. Der Wille zu überleben und mein Team über die Planänderung zu informieren, bevor es zu spät ist, rangeln um Platz eins, während sich langsam die Müdigkeit einen Weg zu mir bahnt.
Eine weitere Welle der Panik durchschwappt mich und mir treten Tränen in die Augen, während ich weiterhin verzweifelt versuche meine Beine so hinter die des Angreifers zu stellen, dass er zu Boden geht. Doch er blockt jeden meiner Angriffe ab und selbst ich, in meinem zunehmend schwebenden Zustand bemerke, dass meine Versuche langsam schwammiger werden. Denk nach, Fait, schreit eine Stimme in meinem Inneren, doch sobald ich meine Konzentration auf einen bestimmten Gedanken lenken möchte, verschwindet er in einem Loch aus Nichts.
Deine Fähigkeiten, klingt es endlich wie ein Echo zu mir durch, doch ich habe bereits aufgehört mich zu bewegen und bin kurz davor die Augen zu schließen. >>Habe ich dich, du kleine Ausreißerin<<, zischt mir eine dunkle Männerstimme zu, während ich langsam in die Dunkelheit hinabgleite. Wir können unseren Plan also wie gewohnt durchziehen, hallt meine Stimme in der näher rückenden Leere wider. Und auch wenn ich längst soweit abgedriftet bin, dass ich nicht mehr weiß, warum sich mein Herz bei diesen Worten zusammenzieht, spüre ich bereits den schmerzhaften Stachel der Reue...
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Heeyyy Leute... Ich hoffe, ihr habt den Cliffhanger überlebt. Wenn nicht... Nun ja, ich hol schon mal die Wiederbelebungsmaschine, aber im ernst... Irgendwie kommt mir mein Ende heute besonders schlimm vor *zuckt mit den Schultern* Na ja, moving on...
Jedenfalls ist das mit 5.478 Wörtern mein längstes Kapitel, aber ich konnte nicht aufhören, weil ich unbedingt zu dem Ende kommen musste *grinst unschuldig*
Tja, dann bis zum nächsten Mal! Haltet die Ohren steif ^^
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