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Kapitel 9


Warum muss mich die Reporterin unbedingt etwas in Bezug auf meine Familie fragen? Jeder in meinem Umfeld weiß, dass das ein absolutes Tabuthema für mich ist. Aber die Reporterin ist eben nicht Teil meines Bekanntenkreises, sondern eine vollkommen fremde Person, für die so eine Frage ganz normal zu sein scheint. Allein die Tatsache, dass mein Körper so heftig auf das Thema Familie reagiert ist schon ein Indiz dafür, wie sehr mich der Verstoß meiner Familie trotz der vielen lieben Menschen in meinem Leben negativ geprägt hat. Und genau das hasse ich so sehr daran, dass es mir nach all den Jahren immer noch nicht egal ist.

Aber jetzt ist keine Zeit meine ganze traurige Familiengeschichte gedanklich wieder aufzurollen. Ich bin schon zu lange still. >>Ich bin meinen Adoptiveltern natürlich sehr dankbar, dass sie mich aufgenommen haben, dennoch hatten wir nie ein gutes Verhältnis. Wahrscheinlich weil es mich eher zu einem Leben in der Unterschicht hingezogen hat. Natürlich ist der Luxus, den mir die Montgomerys geschenkt haben, nicht zu verachten. Und sie haben auch immer gut für mich gesorgt, aber ich hatte immer das Gefühl nicht in die Oberschicht zu passen. Deshalb bin ich auch umso dankbarer, dass sie mich vor der Öffentlichkeit und dieser fremden Welt beschützt haben<<, erzähle ich, wobei ich so wenig Informationen wie möglich in meine kurze Rede packe. Je weniger Informationen ich nenne, desto geringer ist die Chance, dass sich meine Antwort mit der Lüge meiner Eltern beißt und der ganze Schwindel auffliegt.

So sehr ich es genießen würde meine Eltern in den gesellschaftlichen Ruin zu treiben, könnte ich das nicht, ohne zumindest einen Teil der schmerzlichen Wahrheit zu offenbaren. Und wer gibt schon gerne vor laufender Kamera zu von seinen Eltern verstoßen worden zu sein? Ich jedenfalls nicht. Ehrlich gesagt möchte ich auch ansonsten so wenig wie möglich über dieses Thema reden. Denn alles was ich gerade gesagt habe war eine riesen große Lüge, die sich in meinem Hals angefühlt hat wie Schmirgelpapier. Ich habe gewusst, dass sich meine Eltern eine Lüge ausdenken werden, um mit unbeschädigtem Ruf aus dieser Sache rauszukommen und ich muss wiederwillig zugeben, dass ihnen das nur allzu gut gelungen ist.

Wahrscheinlich werden sie in der Gesellschaft sogar gefeiert. Ein Ehepaar mit einem so großen Herzen, dass sie sogar ein rebellisches Waisenkind aufnehmen, das in der Öffentlichkeit in Jeans rumläuft. Vor meinem inneren Auge kann ich das Bild meiner Eltern, an dem großen Esstisch sehen, an dem sie gerade bestimmt mit ihren Freunden aus der Oberschicht sitzen, mit teurem Champagner anstoßen und dabei über das Waisenkind lästern, das in seinem ganzen Leben nur Ärger gemacht hat. Ich durfte bisher noch keine einzige Mahlzeit an diesem Tisch einnehmen. Dieser Tisch ist für die Familie und reiche Gäste vorgesehen, höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf, und das schließt dich nun mal aus. Schnell verscheuche ich die Erinnerung.

>>Dann bedanke ich mich für das Interview ihr Beiden. Ich freue mich schon auf euer kommendes Date.<<, höre ich wie aus weiter Ferne die Stimme der Reporterin. Die ganze Szene wirkt in meinen Augen total entrückt. Alle scheinen von dem Interview kein bisschen emotional berührt zu sein, während die alten Lasten meiner Kindheit erneut die Verfolgung aufgenommen haben. >>Ich danke Ihnen Jennifer. Es ist immer ein Vergnügen mit Ihnen. Wir werden uns sicher bald bei einem weiteren Interview sehen<<, verspricht Macen und nimmt meine Hand, um mir vom Stuhl aufzuhelfen.

Wie in Trance werfe ich ihm ein dankbares Lächeln zu. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit meinen Wackelpuddingbeinen eigenständig geschafft hätte. >>Schönen Abend noch<<, erwidere ich höflich und fühle mich dabei eher wie ein Roboter und weniger wie ein lebendiges, atmendes Wesen. Wenigstens kann ich sicher sein, dass mein Pokerface noch perfekt sitzt. Macen nickt dem Kamerateam noch kurz zu, bevor er mich mit sich zum Ausgang zieht.

Kaum sind wir aus der Tür, bleibt Macen ruckartig stehen und dreht sich mit besorgtem Gesichtsausdruck zu mir um. >>Alles gut bei dir? Du siehst etwas blass um die Nase aus und ansonsten wirkst du irgendwie als könntest du dich kaum auf den Beinen halten<<, fragt der Prinz und sein sonst so charmant-amüsanter Tonfall ist auf einmal ganz ernst geworden. Immer wieder verwunderlich wie gut Macen die Menschen durchschauen kann. Sein Einfühlvermögen muss wohl sehr ausgeprägt sein.

Ich bemühe mich darum einen kraftvollen Eindruck zu machen, doch ich bringe gerade Mal ein müdes, schmallippiges Lächeln zustande. Die stetige Anspannung vor den Kameras und das Verstecken meiner Gefühle während des gesamten Interviews fordern gerade seinen Tribut. Ich fühle mich als hätte ich mit Dan nach einem Extratraining noch zwei Extraschichten hintendran gehängt und das obwohl ich über die Hälfte des Tages keinen Finger gekrümmt habe.

>>Mir geht's gut. Ich bin nur etwas müde und...<<, antworte ich, doch Macen fällt mir prompt ins Wort. >>Lüg mich nicht an Fait. Dir geht es nicht gut. Vielleicht hast du das während dem Interview eins A versteckt, aber jetzt sehe ich doch, dass etwas nicht mit dir stimmt. Du kannst es mir ruhig sagen. Ich werde dich nicht verurteilen<<, verspricht Macen mit ruhiger Stimme, als wolle er ein verängstigtes Fohlen beruhigen. Ich bin aber kein verängstigtes Fohlen. Vielmehr bin ich eine Wildkatze, die als Kind von seiner Mutter ausgesetzt wurde und gelernt hat sich allein durchzuschlagen. Trotzdem aber täglich von den Was-wäre-wenn-Fragen geplagt wird.

>>Es ist wirklich alles gut, Macen. Ich bin nur völlig fertig von diesem Interview. Für mich ist es anstrengend ständig von allen Seiten gefilmt zu werden, aber ein Abendessen und eine Mütze Schlaf wird das schon richten<<, tue ich das Ganze ab und löse meine Hand aus seiner. >>Wir sehen uns dann morgen<<, verabschiede ich mich schon halb an ihm vorbeigelaufen. >>Morgen um 15 Uhr am Gewächshaus. Vergiss es ja nicht. Wenn du mich vor laufender Kamera sitzen lassen solltest, werden ich und mein Ruf ewig Schaden davon nehmen <<, ruft er mir wieder ganz der Alte hinterher und schafft es mir damit sogar ein Lachen zu entlocken. Anscheinend hat er mir meine Lüge abgekauft. >>Keine Sorge, ich werde da sein<<, erwidere ich bevor ich um die nächste Ecke biege und Macen damit außer Hörweite gerät.

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Erschöpft steige ich die Treppe zum zweiten Stock empor. Ich bin völlig ausgelaugt und der Gedanke an mein weiches Bett ist das Einzige, dass mich davon abhält mich hier und jetzt auf die Stufen zu legen. Nach meinem Abgang bin ich auf direktem Weg in den Speisesaal gegangen oder besser gesagt, ich bin auf dem direkten Weg in die falsche Richtung gelaufen. Anders als die meisten Erwählten habe ich nämlich keine zwanzig Schlossführungen hinter mir. Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als einen grimmigen Wachmann mit meiner Orientierungslosigkeit zu belästigen. Der mich dann sogar netterweise und mit deutlich genervten Gesichtsausdruck zum Speisesaal geführt hat.

Danach habe ich mich zusammen mit Cassie quer durch das Abendbuffet probiert und ich muss sagen, dass die Köche hier wirklich etwas von ihrem Handwerk verstehen. Die wenigsten Speisen waren mir bekannt, aber Cassie beriet mich zielsicher, was essbar war und von was man am besten die Finger lassen sollte. Zwar vermisse ich Rocelyns Empanadas - eine super leckere Spezialität aus ihrem Heimatland Spanien- , aber vielleicht habe ich ja irgendwann noch Zeit die große Schlossküche zu nutzen und selber welche zu backen.

Ich biege jedenfalls gerade wie ein schlaftrunkener Zombie, um eine Ecke, die in den Gang führt, in dem mein Zimmer liegt, als ich von hinten am Arm festgehalten werde. Sofort schaltet mein Körper auf Abwehrmodus. In einer einzigen Bewegung winde ich mich aus dem Griff des vermeintlichen Angreifers und drehe mich um, wobei ich die Fäuste in Deckstellung halte. Man kann schließlich nie wissen, ob die Person ein Fremder oder eine alte Bekannte ist. Als ich das Gesicht der Person erkenne, muss ich jedoch feststellen, dass die Person in keine der beiden Kategorien passt. Seufzend lasse ich die Hände wieder sinken. >>Was willst du Trish?<<, frage ich und meiner Stimme ist anzuhören, dass ich über ihr Auftauchen alles andere als erfreut bin.

>>Die Frage ist wohl eher, warum du immer noch hier bist oder eher warum du überhaupt jemals einen Schritt ins Schloss gesetzt hast. Das ist nicht deine Welt, Fait. Sondern meine und in dieser Welt werden keine Freaks von wundervollen, reichen Prinzen erwählt und schon drei Mal nicht auf ein Date eingeladen. Also, was für ein krankes Manipulationsspiel ziehst du hier ab? Erpresst du sie etwa? Oder drohst du einfach damit sie sonst mit deinem Soldatengetue zu zermatschen?<<, stürmt sie in bester Zickenmanier. Vielleicht würde das auf manche Menschen einschüchternd wirken, doch ich kann sie in dem pinken Meerjungfrauenkostüm, das sie immer noch trägt absolut nicht ernst nehmen. Innerlich übersetze ich die Worte spaßeshalber auch in Fischsprache. Was sich in Trishs Fall weniger wie ein ruhiges Blub. Blub., sondern eher wie ein BlubBlubBlubBlub anhört.

Aber wen interessieren schon meine abgefahrenen Übersetzungskünste? Trish wahrscheinlich nicht, denn sie ist mit ihrem verärgerten Geblubbere endlich fertig und stiert mich jetzt mit in die Seite gestemmten Händen böse an. Wenn ich heute noch in mein Bett kommen möchte, sollte ich wohl lieber mal antworten.

>>Hör zu, Trish. Ich manipuliere, erpresse oder bedrohe hier niemanden. Ich bin auf dem gleichen Weg hier ins Casting gekommen wie du. Auch wenn es bei mir mehr einem Versehen gleicht, aber das interessiert dich wahrscheinlich herzlich wenig. Deshalb lasse ich die großen Ausschweifungen an dieser Stelle aus. Was ich sagen will ist, dass ich das gleiche Recht habe hier zu sein wie du. Und es war Macens frei Entscheidung mich zu einem Date einzuladen. Also schlage ich vor, dass du deine Hormone wieder in den Griff kriegst und mich endlich zu Bett gehen lässt, denn heute war ein verdammt langer Tag<<, mache ich meinen Standpunkt klar und sehe ihr dabei strikt in ihre blauen Augen, die kein einziges Gefühl außer Kälte ausstrahlen.

>>So redet keiner mit mir! Du hast es nicht verdient hier zu sein<<, schreit sie zornentbrannt und das Zucken ihres rechten Armes verrät mir ihren nächsten Schachzug. Instinktiv fange ich ihre flache Hand ab bevor sie meine Wange auch nur im Entferntesten berührt. Ich rolle mit den Augen. Ein bisschen Disziplin und Selbstkontrolle würden ihr bestimmt nicht schaden. Und wieder einmal bin ich gottfroh, dass meine Eltern sie nicht in unser kleines Geheimnis eingeweiht haben. Anscheinend haben sie ausnahmsweise genug Menschenkenntnis aufgetrieben, um zu erkennen, dass Trish ihnen mit ihrem wankelmütigen Charakter irgendwann gehörig einen Strich durch die Rechnung machen wird. Wahrscheinlich würde dann schon lange überall von meinem Gendefekt berichtet werden, spätestens nach meiner Erwählung und frühestens seit Trish sprechen gelernt hat. Unüberlegte Wutausbrüche waren nämlich schon immer ihr Ding.

>>Gute Nacht, Trish<<, gebe ich nachdrücklich von mir und löse dann die Finger um ihr Handgelenk, bevor ich ihren Arm ganz fallen lasse. Ich habe keinerlei Motivation noch länger ein Teil dieses Gesprächs zu sein, also kehre ich ihr einfach den Rücken zu und laufe zu meinem Zimmer am anderen Ende des Ganges. Als ich einen letzten Blick in den Flur werfe, ist Trish nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich ist sie bereits in ihr Zimmer gewatschelt, denke ich, doch eigentlich interessiere ich mich kein bisschen dafür wo meine "Schwester" steckt, solange es bloß so weit weg wie möglich ist.

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>>Fait, wach auf. Du musst pünktlich zum Unterricht kommen<<, zerrt mich eine Stimme aus meinen federleichten Träumen. Verschlafen öffne ich ein Auge und kann durch den schmalen Spalt das Gesicht von Miri erkennen. Ich mache ein brummelndes Geräusch. Das Letzte was ich jetzt möchte ist mein warmes Lager zu verlassen, doch Miris streng zusammengezogene Augenbrauen geben mir zu verstehen, dass Wiederstand zwecklos ist. Seufzend setze ich mich in meinem Bett auf und zwinge auch das andere Auge endlich Sonnenlicht hereinzulassen.

Erst jetzt bemerke ich, dass es mir eigentlich total ungewöhnlich vorkommen müsste in einem fremden Bett aufzuwachen, aber das tut es nicht. Ich habe auch für keinen einzigen Moment vergessen, dass vor mir der Tag einer Erwählten liegt. Und dass das sicher kein Spaziergang werden wird.

Ich seufze, vielleicht habe ich das Wo-bin-ich?-Was-mache-ich-hier?-Spiel heute nicht durchgespielt, doch das bedeutet nicht, dass ich nicht gerade viel lieber mit Rocelyn wie an einem ganz normalen Tag gemeinsam frühstücken würde. Aber so wird mein Tagesbeginn heute wohl nicht aussehen, stattdessen werde ich mich wohl oder übel ohne Frühstück in den Unterricht setzen müssen. Für alle bei denen gerade die Alarmglocken schrillen und sich fragen, was es mit diesem Unterricht auf sich hat, ich habe selbst keine Ahnung.

Das Einzige, was ich weiß ist, dass ich dafür extra um punkt acht Uhr dreißig aufgeweckt wurde. Was meine Freude auf den Unterricht nicht gerade befeuert. Ich meine, die Erwählten haben außer Dates mit den Prinzen ja nicht gerade viel zu tun, da könnte man die Lernsession ja einfach auf den Mittag verschieben.

Jedenfalls hoffe ich in diesen Stunden irgendetwas Nützliches zu lernen. Eine Weiterbildung in Politik oder Geschichte schadet schließlich niemandem, besonders wenn eines der Mädchen im Klassenzimmer die zukünftige Königin ist.

Wie gern hätte ich jetzt etwas von dem selbstgemachten Obstsalat, den Rocelyn in Dauerproduktion zum Frühstück macht, aber zu meinem Leidwesen steht heute nicht Mal ein Frühstück ohne Obstsalat auf meinem Terminplan. Wer auch immer die wichtigste Mahlzeit des Tages gestrichen hat, muss wohl gerade in einer Diätphase sein. Und anstatt seinen Hunger in den Griff zu kriegen oder sich einzugestehen, dass das alles völliger Schwachsinn ist, stürzt er das ganze Schloss mit ins Unglück und lässt alle fasten. Wahrscheinlich reibt er sich gerade rumpelstilzartig die Hände und denkt sich Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Wenn ich nach diesem Prinzip handeln würde, würde ich Cassie einfach mit auf mein Date mit Macen schleppen. Nicht dass es ein Leid wäre, Zeit mit Macen zu verbringen, doch das vor laufender Kamera zu tun, sprengt einfach meinen Rahmen. Ich bekomme jetzt schon ein nervöses Kribbeln im Bauch, wenn ich daran denke, was alles schief gehen könnte. Und da fängt das Problem ja auch schon an, bisher habe ich mir nie Sorgen darüber gemacht, was sein könnte. Ich habe einfach in den Tag hinein gelebt und mir das von ein paar Kameras kaputt machen zu lassen, klingt sogar in meinen Ohren dämlich. Also erkläre ich das Date mit Macen für die nächsten Stunden zum absoluten Sperrthema. Das Letzte, was ich will ist, dass mich dieses Casting in irgendeiner Art und Weise verändert. Außerdem... Leider schaffe ich es nicht mehr diesen Gedanken zu Ende zu fassen, denn irgendeine Person außerhalb meiner Gedankenwelt ringt um meine Aufmerksamkeit.

>>Fait, du starrst jetzt schon seit mehreren Minuten Löcher in die Luft und die Zeit rennt. Du musst in zwanzig Minuten in dem provisorischen Klassenzimmer sein<<, informiert mich meine Zofe und fuchtelt dabei mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. >>In zwanzig Minuten bin ich locker fertig<<, meine ich gelassen und strecke mich erst einmal ausgiebig bevor ich endlich aufstehe, um mich anzuziehen.

Keine drei Minuten später komme ich in einer schwarzen Jeans und einem dunkelblauem Jeanshemd aus dem Bad. An meinen Füßen schon meine bequemen Sneakers. Sofort steuere ich auf meinen Schminktisch zu und nehme, die dort platzierte Haarbürste in die Hand.

>>Kannst du mir bitte zeigen wo sich dieses provisorische Klassenzimmer befindet? Ich finde mich im Schloss noch nicht so gut zu Recht. Und wenn ich pünktlich kommen will, sollte ich wohl die übrigen Minuten nicht mit Suchen verbringen<<, frage ich Miri und drehe mich immer noch leicht verschlafen zu ihr um. Doch diese ist gerade damit beschäftigt mein Bett zu machen, was mich sofort den Kopf schütteln lässt. >>Du musst das nicht machen, Miri. Ich schlafe immer in einem ungemachten Bett<<, unterbreche ich das Rascheln der Bettdecke. Empört sieht sie zu mir auf. >>Auf gar keinen Fall, Fait. Jeder weiß doch, dass nur ein gemachtes Bett ein glückliches Bett ist<< lehrt sie mich, während ich mir mit der Bürste durch die Haare fahre und sie danach zu einem lockerem, seitlichen Zopf frisiere. Auf ihre Antwort ziehe ich währenddessen lediglich eine Augenbraue hoch. Ich meine, was soll man darauf schon erwidern? Nur ein lebendiger Zombie ist ein glücklicher Zombie? Nein, mit solchen Haushaltsweisheiten habe ich echt nichts am Hut.

>>Dean, wird dich hinbringen. Er wartet glaube ich bereits vor der Tür. Gestern hast du dich ja größtenteils nur an publiken Orten aufgehalten oder den Ort mit den anderen Erwählten gewechselt, deshalb wurde ein Geleitschutz gestern noch für unnötig befunden, aber ab heute wird dir Dean überall hin folgen, um dich bei einem Angriff notfalls beschützen zu können. Da wird es sicher kein Problem sein ihn nebenbei auch noch als lebendige Schlosskarte zu benutzen<<, teilt mir Miri lächelnd mit. Der Gedanke nicht nur von Kameras sondern auch von einem Wachmann verfolgt zu werden gefällt mir zwar nicht, aber ich bezweifle stark das Miri oder Dean mich allein durch das Schloss laufen lassen, wenn ich nicht in einer Erwähltenkarawane von einem frequentierten Ort zum Nächsten laufe.

Seufzend verabschiede ich mich von Miri. Und schmelze fast bei dem Gedanken an einen Frühstückskaffee fast dahin. Noch immer komme ich nicht über den Gedanken hinweg ohne einen Bissen die Schulbank drücken zu müssen, aber das muss ich wohl oder übel hinnehmen. Mit knurrenden Magen öffne ich die Tür und tatsächlich muss ich feststellen, dass Dean davor auf mich wartet.

>>Guten Morgen, Sonnenschein<<, begrüßt mich Dean freudestrahlend. Wie man so früh am Morgen so fröhlich sein kann ist mir wirklich ein Rätsel. Ich bringe nämlich anders als mein Wachmann nichts anderes als ein gemurmeltes ,,Guten Morgen" zustande. >>Da ist jemand wohl nicht mehr an das frühe Aufstehen gewöhnt, was?<<, bemerkt Dean amüsiert und trifft damit genau ins Schwarze. Meinen Abschluss habe ich vor gut einem Jahr gemacht und seitdem ist frühes Aufstehen für mich ein Fremdwort. Was will ich denn schon morgens um acht Uhr dreißig? Schlaftrunken durchs Haus wandeln? Mit dem Gesicht im Müsli wieder zurück ins Traumland kehren? Nein, danke. Da hebe ich mir das frühzeitige Erwachen lieber für Tage auf, an denen ich morgens wirklich etwas zu tun habe.

>>Tja, dann ist ja gut, dass ich dir das hier mitgebracht habe<<, meint Dean stolz und zieht hinter seinem Rücken einen Pappbecher und eine kleine Brottüte hervor. Mit offenem Mund sehe ich ihn an. >>Du hast ja gestern schon erwähnt, dass du kein Morgenmensch bist und als du dann noch so entgeistert auf das fehlende Frühstück reagiert hast, habe ich mir gedacht, ich bringe dir einfach ein Frühstück To-Go<<, berichtet Dean auf meine entgleisten Gesichtszüge hin und drückt mir dann feierlich beide Mitbringsel in die Hand.

Aus dem Pappbecher steigt noch ein wenig Dampf auf und ich brauche nicht erst zu probieren um anhand des Geruchs zu erraten, dass es sich um Kaffee handelt. Auch die weiße Papiertüte hält einen echten Schatz bereit, denn als ich in den Beutel luge, blickt mir ein frischgebackenes Croissant entgegen. Mein Herz springt vor Freude einmal in bester Häschenmanier auf und ab.

>>Oh mein Gott, du bist Gold wert<<, nuschle ich, mein Mund schon voll von knusprigem Gebäck und laufe zusammen mit Dean den Flur entlang. >>Vielen herzlichen Dank. Und da ich jetzt dein aller liebster Soldat auf Erden bin, zeigst du mir doch morgen sicher, was du schon für Kampftechniken gelernt hast, oder?<<, hakt Dean nach und wackelt dabei übertrieben mit den Augenbrauen. >>Natürlich. Das ist das Mindeste, was ich tun kann nachdem du mich vor Unterernährung und Müdigkeit gerettet hast. Wir können von mir aus direkt nach dem Mittagessen gemeinsam trainieren<<, meine ich gespielt ernst, doch in Wirklichkeit habe ich Dean schon längst zu meinem obersten Retter ernannt. Zufrieden nehme ich einen Schluck aus dem noch heißen Kaffee. Natürlich verbrenne ich mir weder die Zunge noch meinen Gaumen. Das ist noch so ein kleines Extra meiner veränderten DNA.

Wenn ich meine Hand beispielsweise auf eine erhitzte Herdplatte lege, verbrenne ich mich nicht und wenn ich kalt dusche spüre ich die Kälte nur, fühle aber nicht wie sie in meine Knochen dringt und dort dann das Gefühl erzeugt, als wäre mir kalt. Für Außenstehende mag das wahrscheinlich verwirrend klingen, doch für mich sind Hitze und Kälte keine Empfindungen, sondern einfach nur eine Sachlage. Die Haut ist warm. Der Joghurt ist kalt. Das ist alles. Keine Verbrennungen, kein Gehirnfrost beim Eisessen. Einfach nur ein Zustand der Momentaufnahme. Im ersten Augenblick mag das zwar cool klingen, doch diese Sache macht es auch viel schwerer mein Geheimnis zu bewahren. Wie oft habe ich schon gelogen und gesagt ich würde frieren? Oder wie oft habe ich schon gesagt, dass meine Hand das Kerzenfeuer gar nicht berührt hat? Wahrscheinlich zu oft, aber ohne diese Gegebenheit würde mein Körper das Nutzen meiner Kräfte nicht überleben und ich wäre schon im Kinderbett gestorben. Na ja, alles hat wohl seine Vor- und Nachteile.

>>Da wären wir. Ich hole dich dann nach dem Mittagessen vor dem Speisesaal ab, okay?<<, teilt mir Dean mit und ich nicke darauf monoton. Meine Aufmerksamkeit gilt nämlich schon dem Innenleben des Zimmers, in dem sich ein Großteil der Erwählten schon eingefunden haben, oder sollte ich besser sagen unserer Lehrerin? Diese ist nämlich niemand anderes als die Frau im grauen Businessdress, die sich gestern als erste Hausdame vorstellte und uns danach den gesamten Tag herumkommandiert hat. Sofort sinkt meine gute Laune vom Frühstück wieder etwas ab.

Das verspricht ja ein spaßreicher Tag zu werden, denke ich und selbst in meinen Gedanken höre ich deutlich das Triefen des Sarkasmuses heraus...






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