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Kapitel 83

Es ist kalt. Nicht die Art, die einer normalen Person die Zähne schlottern lässt, sondern eher eine unangenehme, seichte Kühle, die sich in die Knochen einnistet und dafür sorgt, dass langsam alle Wärme aus einem weicht. Außerdem ist es still. So als ob ich in einer anderen weit entfernten Galaxie wäre, die ohne jegliche Geräusche auskommt und in denen Gedanken sich anfühlen wie Wolken. Denn auch die Stimmen, die sonst immer in meinem Verstand toben sind weit entfernte verschwommene Flecken am Horizont, die sich nicht einfach so einfangen lassen.

Dabei drängt irgendein tiefer Urinstinkt in meinem Inneren darauf, ihnen nachzujagen und mit ihnen zurück auf die Erde zu kehren. Aber warum sollte ich? Mein Kopf fühlt sich wundervoll leicht an und ich bin so entspannt wie lange nicht mehr – fast so als läge ich irgendwo begraben unter einem Haufen Decken und würde alle Viere von mir strecken.

Kurz halte ich in meiner Wolkenwelt inne, da ein eigentümliches Ziehen an meinem Sein die allumfassende Ruhe stört. Es ist keine Hand, die sich um meinen Arm krallt oder ein Hund, der mit mir Tauziehen spielt, sondern ein Zupfen an einer unsichtbaren Leine, die sich um meinen Verstand spannt. Plötzlich spüre ich noch etwas anderes als die Kälte, denn der Untergrund unter mir ist hart wie ein Brett und meine Muskeln sind nicht einmal halb so erholt wie mein wohlgesonnenes Innerstes.

Auf einmal zieht sich alles in mir zusammen und Bilder rauschen in meinem Kopf vorbei: Ich, wie ich gerade den Raum nach dem Telefonat mit Juliana verlasse. Ich, wie mir langsam die Augen zufallen und ich gegen eine Dunkelheit ankämpfe, die mich zu übermannen droht. Ich, wie ich mich mit weichen Knien an einem Möbelstück festklammere, bis es mir schließlich das Licht ausknipst. Das lauernde magenverknotende Gefühl, rückt plötzlich in den Vordergrund und Panik macht sich in mir breit.

Mit einem Mal reiße ich die Augen auf, um kurz darauf in einen Blinzelanfall zu verfallen, der mich vor dem ungewohnten Licht zu schützen versucht. Währenddessen klart mein Verstand langsam auf und das Gefühl in Marshmallows gepackt zu sein fällt mit einem Mal von mir ab. Was ist passiert? Wo bin ich? Will mir jemand etwas antun? Nun, da das Wolkenstadium verflogen ist, fallen meine Gedanken über mich herein wie hungrige Wölfe und ich kralle meine Fingernägel in meine Handfläche, um mich endlich zu fokussieren.

Über mir ist eine graue Zimmerdecke, die keinerlei Makel in ihrer Grundierung aufweist. Es ist ein einziger, farbloser See, der mir in etwa so viel Aufschluss über meinen Standort gibt wie eine Ortsbeschreibung auf Chinesisch. Das einzige, was ich noch weiß ist, dass das Licht nur in einer sehr geringen Strahlkraft auf mich herabscheint und gerade mal hell genug ist, um Farben erkennen zu können. Und dann wäre da natürlich auch noch der harte, aber bisher nicht identifizierbare Untergrund, auf dem ich wohl nicht erst seit ein paar Minuten liege.

Okay, ruhig bleiben, Fait, denke ich, während ich probeweise meine Arme und Beine bewege, um glücklicher Weise festzustellen, dass ich nicht gefesselt wurde. Ich weiß nicht, warum ich gleich vom Schlimmsten ausgehe, aber nachdem ich plötzlich umgekippt bin und völlig orientierungslos an einem fremden Ort aufwachte, sind meine Alarmglocken aufs Äußerste geschärft. Ich meine, wenn mein Kreislauf zusammengebrochen wäre, hätte man mich sicher auf die Krankenstation gebracht und mein Schlafplatz wäre nicht so verdammt unbequem, oder?

Vorsichtig setze ich mich auf, da ich mich immer noch ein bisschen benommen fühle, ist es wohl besser es nicht gleich zu übertreiben. Mein Körper fühlt sich an als hätte mich ein Laster überfahren und wäre danach für eine zweite Runde nochmal rückwärts über mich gerollt, um wirklich sicherzustellen, dass ich mich danach mit einem Haufen Matsch vergleichen kann. Doch diese Empfindungen schiebe ich so weit von mir wie möglich, während ich starr auf das Bild vor mir blicke. Steinwände und eine Stahltür – das ist das einzige, was mir ein Blick geradeaus bietet, doch es reicht aus, um mein Herz in Aufruhr zu versetzen und eine Welle der Panik in mir zu wecken. Schnell drehe ich meinen Kopf nach rechts und nach links, doch da sind nur dieselben Steinwände in Form von rauem Gemäuer.

Verdammt, schießt es mir durch meinen brummenden Schädel, während ich versuche nicht aus zu ticken, sondern mir die Zeit für ein paar logische Schlüsse zu nehmen. Ich bin also irgendwo im Schloss ohnmächtig geworden und das hat wahrscheinlich einen Grund, denn einfach umzukippen ist normalerweise wirklich nicht mein Stil. Außerdem haben mich die Müdigkeit und der dazugehörige Anfall von Schwäche unnatürlich schnell überrannt, was K.O-Tropfen oder andere Drogen nahelegt.

Doch wann hätte sie mir jemand unterjubeln können? Das einzige, was mir spontan einfällt, ist der Drink, den ich auf der Feier hatte, doch gemäß jeder Vorsichtsmaßnahmen habe ich es die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Es hatte also niemand die Chance, etwas in mein Glas zu kippen. Es sei denn, das Getränk war bereits mit einem Serum versehen, als es mir von einem Bediensteten überreicht wurde...

Schnell schüttle ich den Kopf, um mich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren. Ich kann schließlich später noch darüber philosophieren, was genau mit mir passiert ist, doch jetzt haben die Gedanken zu meinem Standort Vorrang. Immerhin sitze ich hier in einer Art Kellerraum und zwar kurz nachdem mir auf mysteriöse Weise die Lichter ausgingen. Das sind beides ziemlich eindeutige Beweise dafür, dass mich hier nicht ein Kaffeeklatsch mit einem Heiligen erwartet, sondern ein Überlebenskampf. Denn das einzige, was in Zusammenhang mit dieser Location Sinn machen würde, ist dass ich von irgendjemand entführt wurde und vielleicht bald als Folterobjekt eines Sadisten herhalten muss.

Mit einem Ruck kämpfe ich mich auf die Füße, weil ich es nicht länger aushalte einfach auf meinem Hintern zu sitzen und nichts zu tun. Den plötzlichen Schwindel ignorierend stürze ich mich sofort auf die Stahltür, um in einem Anflug von Hoffnung die Türklinke nach unten zu drücken, doch ich habe nicht einmal die Chance diesen erfolglosen Versuch zu starten, denn es existiert gar keine. Stattdessen gibt es ein kleines Fenster auf der Höhe meines Gesichts, das von einer Metallwand verdeckt wird, die nach Belieben zurückgeschoben werden kann.

Das alles schreit so sehr nach Kerker, dass mein Magen einen kurzen Absacker macht und ich kurzzeitig versucht bin mich in der nächsten Ecke zu übergeben. Wenn ich bisher noch nicht auf dem Ich-wurde-entführt-Trip war, dann spätestens jetzt, denke ich, während sich die verschiedensten Gefühle ihren Weg durch meinen Körper kämpfen. Angst. Hoffnungslosigkeit. Verwirrung. Entsetzen – Alles baut sich zu einem Tornado in meinem Inneren zusammen und ich weiß nicht wie ich entkommen soll.

Also beschäftige ich mich erstmal damit mich mit all meiner Kraft gegen den kalten Stahl zu stemmen, doch wie erwartet ist die Tür fest verschlossen. Sofort will meine Hand zu dem kleinen Schiebefenster gleiten, doch ich zucke im letzten Moment zurück. Es ist wahrscheinlich besser, wenn mein Entführer erstmal nicht weiß, dass ich schon auf den Beinen bin. Schließlich brauche ich noch mehr Zeit um die Räumlichkeiten auszukundschaften und meine Möglichkeiten für einen Fluchtplan durchzugehen.

Wieder schnürt es mir die Kehle zu. Weggedämmert. Eingeschlossen in einem Kerker. Mit größter Wahrscheinlichkeit entführt – selbst mich überkommt bei diesen Stichpunkten eine alles verschlingende Panik. Es ist schließlich etwas ganz anders, sich mit mehreren Waffen im Gepäck einem Gegner auf dem Schlachtfeld zu stellen, als in einem geschlossenen Raum ahnungslos vor sich hinzuvegetieren. Sofort schleicht sich auch ein Gefühl der Hilflosigkeit in meinen Emotionspool, doch ich ignoriere es gekonnt und straffe stattdessen die Schultern.

Nein, ich komme hier schon wieder raus. Ich nenne nicht umsonst die Kräfte des Feuer und des Eises mein eigen. Irgendetwas werde ich damit schon anstellen können, um mir eine Flucht zu ermöglichen. Und währenddessen kann ich mir ja auch noch das Gehirn damit zermartern, wessen Gewölbe das eigentlich ist und wer auf die bescheuerte Idee kam mich auszuknocken. Die Koslower? Ein kleiner Teil der Organisation, der mich nicht im Team haben möchte? Irgendjemand aus dem Schloss? Oder... Der Gedanke ist so grausam, dass sich sofort meine Eingeweide zusammenziehen und ich abermals das Gefühl habe zu ersticken. Hat irgendjemand von meinen Kräften erfahren und möchte mich nun als Killermaschine einsetzen?

In diesem Moment vernehme ich ein leises Murmeln, doch es kommt nicht etwa aus der Richtung der Tür, sondern erklingt irgendwo hinter meinem Rücken. Mit einer schnellen Umdrehung wende ich mich der Seite zu, der ich bisher noch keine Beachtung geschenkt habe, weil ich nichts anderes als eine weitere Steinwand dort vermutete. Und obwohl mich der gleiche raue Stein anlächelt, wie rechts und links von meinem Körper, ist dort doch etwas entscheidend anderes...

Auf dem grauen Boden nahe der Wand liegt nämlich eine Gestalt, die auf den Rücken gedreht wurde und in diesem Moment wahrscheinlich mit geschlossenen Augen vor sich hinträumt. Jedenfalls, wenn ihr nicht irgendjemand zuvor das Leben ausgesaugt hat, flüstert eine gehässige Stimme, während ich meinen Blick genauer über das seitliche Profil der Person gleiten lasse.

Für einen Moment stockt mein Atem, während die Erkenntnis mich wie ein Faustschlag trifft und dafür sorgt, dass sich meine Augen sicherlich um das doppelte vergrößern. Nein, das ist er nicht, wiegele ich sofort ab, doch mein Blick haftet weiterhin auf seinem schlafenden Gesicht und räumt jeden weiteren Zweifel aus dem Weg.

>>Daimon?<<, flüstere ich, während mich eine Mischung aus Überraschung und Angst durchflutet. Es dauert nur wenige Schritte bis ich bei ihm bin, doch es fühlt sich an, als würde es eine halbe Ewigkeit dauern, bis ich mich endlich neben seinen bewegungslosen Körper hinknie und erleichtert feststelle, dass seine Atmung gesund und kräftig ist. Seine Augen sind geschlossen und ich halte für einen Augenblick inne, als ich seine feingemeißelten Züge bemerke, die zum ersten Mal seit ich ihm kenne, einen Ausdruck von Frieden zeigen.

Schnell löse ich mich von dem Anblick und untersuche seinen Körper stattdessen oberflächlich nach irgendwelchen tieferen Verletzungen, doch es ist kein Blut auf seiner Kleidung zu sehen und sein Gesicht ist von Prellungen verschont geblieben. Wahrscheinlich wurde er auf die gleiche Weise außer Gefecht gesetzt wie ich und unser unbekannter Entführer hat wie ein feiges Huhn auf jegliche Konfrontation mit unseren Fäusten verzichtet. Sicherheitshalber scanne ich den Raum noch nach anderen Gefangenen ab, doch es sind keine weiteren Personen zu erkennen. Dass ich überhaupt zwei Minuten in diesem Zimmer verbracht habe, ohne jede einzelne Ecke nach einem weiteren Lebewesen abzusuchen, zeigt mir wie benebelt mein Verstand noch ist.

Am liebsten hätte ich mir eine saftige Ohrfeige verpasst um den Dämmerzustand mit einem Mal zu beseitigen, doch ich rufe mich sofort wieder zur Ordnung. Die Hirnkapazität, die mir gerade zur Verfügung steht, muss erstmal ausreichen, denn so wie ich die Situation einschätze geht es darum, schnellstmöglich zu handeln. Das bedeutet im Klartext erstmal Daimon aufzuwecken und zu überprüfen, was er weiß. Vielleicht kommen ihm die Räumlichkeiten bekannt vor oder er weiß, wer uns hier festhält. Das könnte uns bei einer Flucht den entscheidenden Vorteil liefern und zudem nagt die Frage nach dem Wer genauso an mir wie mein inneres Bedürfnis, jetzt gleich einen Plan zu entwerfen und uns hier rauszuholen.

Dass Daimon ebenfalls hier ist beunruhigt mich nochmal um ein Vielfaches mehr und ich bin zum ersten Mal in meinem Leben glücklich darüber, dass er über meine Fähigkeiten Bescheid weiß. Ein letztes Mal mustere ich den friedlichen Ausdruck auf seinem Gesicht, bevor ich damit beginne sanft an seinen Schultern zu rütteln. Murrend dreht Daimon den Kopf ein wenig zur anderen Seite, verwehrt mir den Blick in seine haselnussbraunen Augen aber mit einer Starrsinnigkeit, die sofort wieder die Bilder unserer kleinen Rettungsmission hinaufbeschwört.

Nicht jetzt!, sage ich mir, während ich ihn drängender schüttle, um ihn endlich wieder zurück in die Realität zu holen. >>Daimon, aufwachen. Ich bin es. Wir... Wir...-<< stecken in Schwierigkeiten? Wurden von irgendjemand ausgeknockt und entführt? Sind in irgendeinem unbekannten Raum gefangen? Die Worte bleiben mir im Mund stecken, weil keines der Satzenden für eine Aufweckorgie taugt. Ich sollte ihm wohl zumindest die Zeit geben die Augen zu öffnen, bevor ich ihn mit unserer miserablen Situation überrolle.

>>Was zur Hölle...<<, murrt er in diesem Moment mit einem heißeren Unterton, bevor er schwerfällig die Augen öffnet und mich mehrmals orientierungslos anblinzelt. >>Fait? Was machst du hier? Hast du es dir doch anders überlegt und willst -<< Mit einem Mal stockt der Prinz und dreht langsam seinen Kopf von rechts nach links, während sein Geist langsam in die Gänge kommt und einen Ausdruck von Verwirrung auf sein Gesicht pinselt.

>>Verdammt, wo sind wir? Ich... Mein Schädel fühlt sich irgendwie an als hätte ich ein paar Drinks zu viel in mich hineingekippt und dabei war ich doch gar nicht auf diesem blöden Empfang<< Ich kann die Zahnräder in seinem Kopf bis hierhin rattern hören und wahrscheinlich wird er bald zu einem ähnlichen Schluss kommen wie ich: Dass er plötzlich von einer unglaublichen Müdigkeit übermannt wurde, die ihn in wenigen Sekunden in eine bodenlose Schwärze zog.

Es passt alles zusammen. Die fehlenden Verletzungen, seine offensichtliche Verwirrung, der vernebelte Verstand und die Tatsache, dass ein Krimineller bei seinen Opfern oftmals die gleiche Vorgehensweise nutzt. Nur die Frage nach dem Wer und dem Warum lässt sich mit meinem glorreichen Gedankengang immer noch nicht ergründen, doch ich sollte Daimon sowieso erstmal auf den neusten Stand der Dinge bringen, bevor er eine Hirnexplosion erleidet.

>>Daimon, ich denke, wir wurden entführt<<, erwidere ich, wobei ich gleichzeitig versuche sanft und direkt zu sein. Schließlich haben wir keine Zeit dafür das Pflaster Zentimeter für Zentimeter von der Wahrheit zu entfernen und sie damit aufzudecken. Tief sehe ich ihm in die Augen, damit er etwas hat auf das er sich fokussieren kann, während ihm mein Geständnis durch Haut und Knochen geht. Die Realisierung tritt nur langsam ein, was ich ihm nach der kurzen Zeit zwischen Haushoch-im-Wolkentraum und knallharter Fall in die Realität nicht einmal verübeln kann. Doch als es dann endlich so weit ist und die unterschiedlichsten Emotionen durch seine Augen rauschen, während er sich mit einem energischen Ruck aufsetzt, wünschte ich, ich hätte es ihm nicht sagen müssen.

>>Was?!<<, stößt er aus und blickt sich dabei unruhig im Raum um. Bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann, hat sich meine Hand schon wie durch ein Zauber auf seine gelegt und ich streiche sanft mit dem Daumen über seine Haut. >>Ich bin auch erst seit ein paar Minuten wach, doch ich bin schon so weit gekommen, dass uns oder zumindest mir ein Mittel verabreicht wurde, das mich außer Gefecht gesetzt hat. Wahrscheinlich war es in meinem Glas auf der Feier und als ich dann mitten im Flur zusammengebrochen bin, hat mich irgendjemand hierher geschafft. Die Tür ist jedenfalls verschlossen und diesem kerkerartigen Raum nach zu schließen, scheinen wir wirklich bis zum Hals in Schwierigkeiten zu stecken. Also, du hast nicht zufällig eine Idee, wo wir uns befinden oder wer Interesse daran hat uns auszuknocken und einzuschließen?<<

Mit einer Hand fährt sich Daimon über sein Gesicht bis hin zu seinem unordentlichen Haaren, die er sich ebenfalls kurz durch die Finger gleiten lässt, während er versucht das Ganze zu verarbeiten . In diesem Moment schließt sich seine Hand fest um meine und mein Daumen kommt zum Stillstand. Seine haselnussbraunen Augen suchen meine und nageln mich mit einem einzigen Blick fest, was dafür sorgt, dass meine Gedanken zu einem weitentfernten Geflüster in der Ferne werden.

>> Bitte, hör nicht auf<<, flüstert er, >>Denn wenn du das tust, wenn ich mich nicht mehr auf irgendetwas anderes konzentrieren kann, dann drehe ich vermutlich durch und bin minutenlang nicht mehr in der Lage dir irgendetwas zu verraten. Okay, Flämmchen? Hör einfach ein einziges Mal auf mich und tu, was ich dir sage. Bitte<< Verzweiflung, Angst und die schirre Panik sammeln sich in seinem Blick und ich beginne sofort wieder damit sanfte Kreise über seine Haut zu ziehen, während ich ihn keinen Moment aus den Augen lasse.

Ich weiß nicht, ob mich mein Gefühl täuscht, aber seine Reaktion fühlt sich bedeutungsvoller an, als die reine Resonanz auf unsere Situation. Irgendetwas daran wie er sich an mich klammert als würde er gleich in einem Ozean aus Emotionen ertrinken, sagt mir, dass Erinnerungen an ein vergangenes Ereignis mit im Spiel sind. >>Keine Sorge, ich werde nicht aufhören. Versprochen. Und jetzt sag, mir was du weißt, damit ich einen halbwegs sicheren Plan entwerfen kann<<, erwidere ich, während Daimon versucht seine Atmung unter Kontrolle zu halten.

>>Ich wollte nach dem Quiz einfach nur noch meine Ruhe haben und bin deshalb auf mein Zimmer gegangen. Erst war alles normal und ich bin ein paar Unterlagen durchgegangen, doch dann überkam mich plötzlich so eine bleierne Müdigkeit und keine zwei Minuten später bin ich in Dunkelheit versunken. Es könnte sein, dass mir jemand etwas in den Kaffee gemischt hat, den ich währenddessen getrunken habe, aber da ist noch etwas das du wissen solltest<< Wieder wirft mir der Prinz einen markerschütternden Blick zu, der mich in seiner Intensität an den Abend des Gruppendates erinnert. Wie damals wirbelt um seine Iriden ein mächtiger Tornado, der bis in die Tiefen seiner Seele zu dringen scheint und sein Herz Stück für Stück entzwei zerrt.

>>Ich kenne diese Vorgehensweise. Verstehst du, Fait? Ich habe das schon mal erlebt und auch wenn ich nicht sicher sagen kann, dass er es auch dieses Mal ist, so scheint mir das die logischste Schlussfolgerung zu sein<< Ich weiß nicht, was ich tun soll. Daimon sieht aus als würde er nur einen Schritt vorm Abgrund stehen und ich sitze nur daneben und tätschle ihm ein wenig sein Händchen. Aber ich bin nun mal nicht Juliana oder Rocelyn, die in jeglicher Lebenslage einen weisen Spruch oder eine Aufmunterungsmethode parat haben. Und vielleicht bin ich auch innerlich zu verworren, um jemals ein guter Halt in einer solchen Situation zu sein. Denn das einzige, was ich Daimon entgegenbringen kann, ist Verständnis.

Ich bin mir nicht sicher, was genau er durchgemacht hat, aber seine Vorbehalte verschlossenen Räumen gegenüber sowie den Hass, den er auf seine Eltern zu hegen scheint, geben schon ein ziemlich genaues Bildnis seiner Lebensumstände ab. Und obwohl meine Probleme, sich im Großen und Ganzen, von seinen unterscheiden, weiß ich trotzdem, was es heißt, wenn ein innerer Dämon einen Dinge tun und sagen lässt, die alleine auf Angst basieren. Tiefe Verletzungen, die nie richtig verheilt sind und sich deshalb unaufhörlich in dein Leben einmischen wie ein lästiger Parasit.

Und genau deshalb entscheide ich in diesem Moment, dass es reichen muss für ihn da zu sein. Denn obwohl jeder Mensch andere Vorstellungen und Bedürfnisse hat, sind wir im Grunde doch alle gleich gestrickt. Schließlich möchten wir alle eine Person an unserer Seite haben, wenn uns etwas in die Tiefe zieht und uns sagen lassen, dass alles wieder gut werden wird – selbst wenn wir in diesem Moment nicht daran glauben.

Also lasse ich meinen Daumen weiterhin Kreise über seine Haut ziehen, während ich meinen Blick keine einzige Sekunde von seinen Augen löse. >>Wer?<<, flüstere ich ihm zu, >>Wer hat dir das schon mal angetan?<< Für einen Moment herrscht Stille im Raum, während sich Daimons Worte wohl erst aus dem Klumpen in seiner Kehle befreien müssen, den er angestrengt hinunterzuschlucken versucht.

>>Mein Vater<< Die Antwort ist so einfach und direkt wie schmerzvoll, denn aus Daimons Stimme sind so viele Emotionen zu lesen, dass mir diese zwei leisen Worte vorkommen wie das Gebrüll eines Löwen. Ich höre Verbitterung, Hass, Wut, aber vor allem Schmerz und für einen Moment kann ich nicht atmen, weil mich die Gewissheit, dass ich uns so schnell wie möglich hier rausbringen muss, in einen tiefen Ozean aus Versagensangst zieht.

Schnell lenke ich mich mit der neugewonnen Information ab, die im Normalfall wohl eine Welle aus Überraschung in meinem Inneren hätte auslösen sollen, doch nach dem Video und dieser Eröffnung, spüre ich einfach nur den Wunsch, dem König den Hals umzudrehen. Trotzdem hinterlässt die Antwort ein ungutes Gefühl in meinen Eingeweiden und ich kann nicht verhindern, dass ich mich abermals frage, ob Henry Sinclair von meinen Kräften erfahren hat. Andererseits, warum sollte er dann Daimon mit mir in eine Zelle sperren? Nein, vermutlich ist es logischer, dass er etwas von unseren Plänen und der Zusammenarbeit mit der Organisation ahnt.

Was unsere derzeitige Situation auch nicht verbessert, da der König Verräter sicherlich nicht mit einer einfachen Standpauke davonkommen lässt. Sofort erwacht in mir der Instinkt, Daimon um jeden Preis beschützen zu müssen und verdränge damit die Angst, die in meinem inneren Schatten lauert. >>Na schön, dann befinden wir uns wohl entweder in einem Kerker hier im Schloss oder in irgendeinem seiner anderen Quartiere. Eine Verbrennung kann man im Keller eines Gebäudes schließlich schlecht durchführen, was bedeutet, dass es noch weitere Stationen gibt. Hast du sonst noch Informationen für mich?<<

Wie paralysiert schüttelt er den Kopf. >>Das andere Mal war ich in einer der Außenquartiere, die er als Kerker nutzt, zugegen, aber ich weiß auch, dass die Kerker, die ganz unten in den Geheimgängen lungern so gut wie identisch zu diesen sind. Wir könnten uns also direkt unter dem Schloss oder mehrere Kilometer davon entfernt befinden<< Zum wiederholten Mal streicht er sich übers Gesicht, als könnte er das Grauen einfach wegstreichen, das sich gerade in seinem Geist ausbreitet. Ich weiß zwar nicht wie es in ihm drin wirklich aussieht, doch die Emotionen in seinen Augen und die verkrampften Züge, geben mir einen ziemlich guten Vorgeschmack auf das, was hinter seiner Visage lauert.

>> Wir kommen hier raus, Daimon! Das meine ich ernst!<<, flüstere ich so überzeugend wie möglich, während in meinem Kopf schon das Rennen um den besten Plan ausgebrochen ist. Ich denke schon, dass ich es schaffen könnte, den Entführer zu überwältigen und uns eine Schneise durch ein paar Wächter zu schlagen, aber ich weiß auch, dass ich meine Kräfte dabei nur begrenzt einsetzen kann. Es wäre nämlich von Vorteil, wenn Henry Sinclair zum Zeitpunkt des Angriffes noch leben würde, damit die Organisation ihren Plan ohne kurzfristige Abänderungen durchziehen kann. Denn falls der König auf mysteriöse Weise stirbt, bricht nicht erst in dieser Nacht die Hölle los, sondern schon viel früher.

Zudem kann ich es nicht riskieren, dass ein skrupelloser Psychopath wie er, von meinen Kräften erfährt und danach weiter lebt. Dieser Plan braucht also weitaus mehr Fingerspitzengefühl, als es auf den ersten Blick erscheint. >>Bedeutet das, dass du deine Kräfte einsetzen würdest, um uns hier rauszubringen?<< Daimons Frage klingt nicht so, als würde er ein ,,Ja" als Antwort auch nur in Erwägung ziehen und an seinem abgewandten Blick kann ich erkennen, dass er mich nicht zu irgendetwas drängen möchte, dass mir widerstrebt. Und genau das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum er mich nach den Versammlungen mit unserem Team nie gefragt hat, warum ich meine Fähigkeiten nicht zu unserem Vorteil ausnutze.

>>In der Nacht des ersten Angriffes, als wir in der Küche in die Enge getrieben wurden, habe ich es doch auch getan<<, erwidere ich mit einem dunklen Unterton in der Stimme, während mich die Erinnerung an die brennenden Leiber der Soldaten mal wieder mit aller Heftigkeit heimsucht. Daimons Blick zuckt wieder zu mir und ich kann die tausend Fragen, die er sich immer noch über mein Geheimnis stellt, beinahe flüstern hören. Erst jetzt fällt mir auf wie gut ich ihn mittlerweile lesen kann – vor allem jetzt, da er nicht den Großteil seiner Emotionen hinter einer undurchdringbaren Mauer verbirgt und nicht wie sonst nur einen zensierten Funken davon nach außen dringen lässt.

>>Aber du kannst uns trotzdem nicht hierrausholen, oder? Sonst hättest du mich schon lange angeleitet genau das zu tun, was du mir sagst und immer brav hinter dir zu bleiben<< In seiner Stimme schwingt keinerlei Enttäuschung, sondern nur die bittere Wahrheit mit und ich bemerke wie er sich langsam wieder aufrappelt. Der erste Schock verblasst und während er die Panik von sich schiebt, stützt er sich automatisch auf die Maske, die er errichtet hat: den arroganten, provokanten Prinzen, der für die meisten Leute nicht mehr übrig hat, als ein träges, spöttisches Lächeln.

>>Die Wände sind aus Stein und die einzige Schwachstelle ist die Stahltür, auch wenn das Wort ,,Schwachstelle" vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Es gibt von innen kein Schloss, das ich knacken könnte und ich fürchte, dass die Temperatur meines Feuers nicht ausreicht, um dem Metall soweit zu schaden, dass ein Durchgang entsteht. Vielleicht hätte ich die Scharniere soweit einschmelzen können, dass wir die Tür aus den Angeln heben können, doch diese befinden sich ebenfalls auf der anderen Seite der Wand. Meine Kräfte sind nun mal kein Laserbluster aus irgendeinem Science-Fiction-Streifen, die jedes Material durchdringen können, aber sobald jemand zu uns reinkommt, sollte ich in der Lage sein die Personen zu überwältigen und uns eine Flucht zu ermöglichen<<, unterbreite ich ihm meine Analyse der Umstände, die dafür sorgt, dass sich Daimon abermals durchs Gesicht fährt. Am liebsten hätte ich ihm etwas anderes gesagt, doch ich sehe keinen Sinn darin die Wahrheit zu beschönigen, wenn die Situation aktuell keinen Hoffnungsschimmer zulässt.

>>Also sitzen wir hier noch eine Weile fest<<, stellt der Prinz kühl fest und dreht sich währenddessen so, dass er mit dem Rücken an der Wand lehnen kann. Seine Aussage ist eine Mischung aus einem Faustschlag in den Bauch und einem über mir baumelnden Damoklesschwert. Zum einen spüre ich nämlich schon jetzt die Anspannung, die dafür sorgt, dass ich sofort kampfbereit bin, wenn die Tür geöffnet wird und die verschiedenen Szenarien meiner Pläne, die mir durch den Kopf rauschen. Aber zum anderen wird mir in diesem Moment bewusst, dass ich vielleicht für mehrere Stunden mit Daimon in diesem Raum verbringen muss, während die Stimmung schon jetzt eine Tiefgründigkeit erlangt hat, die mir in dieser Zeit wahrscheinlich noch zum Verhängnis werden wird.

Doch so sehr ich den Gedanken daran auch hasse, mir bleibt nichts anderes übrig, als hier mit ihm auf eine Fluchtgelegenheit zu warten. Und obwohl Henry Sinclair ein psychopathischer, menschenverbrennender Bastard ist, habe ich plötzlich mehr Angst vor den Gesprächen, die mich in der Stille derart düsteren Räumlichkeiten erwarten, als vor einer Konfrontation mit dem König...

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Ich habe es doch geschafft ein Kapitel zu posten!! Wuhu! Und bevor irgendjemand nach meinen Prüfungen fragen will, tut es am besten nicht... Ich jammere euch nur die Ohren voll...

Ansonsten... Wie fandet ihr das Kapitel? Ich bin mir etwas unsicher, weil es das erste Mal ist, dass ich so eine Szene schreibe... Ihr wisst schon Aufwachen-in-unbekannten-Raum-vermutlich-enführt-blablabla

Und wenn ich gerade eh am Fragenstellen bin... Was ist zur Zeit eigentlich euer Lieblingssong? Ich glaube, bei mir fällt die Wahl auf ,,Indestructible" von Solence ^^

Na dann, ich hoffe wir sehen uns nächsten Sonntag wieder!

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