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Kapitel 76

Böse starre ich die Tür zur geheimen Garage an, die mich bisher noch davor bewahrt Daimon unter die Augen treten zu müssen, doch ich kann schließlich nicht für alle Ewigkeit hier Wurzeln schlagen. Obwohl mir dieser Plan weitaus sympathischer ist, als die Vorstellung mich dem Prinzen nach dem gestrigen Abend für mehr als ein Drei-Minuten-Gespräch zu stellen. Ich hasse den Gedanken daran, dass er mich mit seinen blöden Augen so schnell in willenlosen Matsch verwandeln konnte, predige mir aber weiterhin vor, dass mein hypnotisches Näherkommen nur stattfand, weil mich seine plötzliche Anwesenheit so aus der Bahn geworfen hat.

Jetzt weiß ich glücklicher Weise ja auf was ich mich einlasse, weshalb ich eigentlich nicht Gefahr laufen sollte, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Jedenfalls hoffe ich, dass mein Gehirn während unseres Ausfluges keine Kurzaussetzer erleidet und mich doch noch in Schwierigkeiten bringt. Denn mein selbsterklärtes Ziel Numero eins auf meiner langen Liste ist es, mich von Daimon keinesfalls wieder dermaßen einwickeln zu lassen. Und dabei ist es mir vollkommen egal, ob er mir damit wirklich Informationen über meine Kräfte entlocken will oder seine Hormone sich in meiner Gegenwart einfach verselbständigen, denn mein letztes Herzstück werde ich ihm so oder so nicht aushändigen.

Also nehme ich einen letzten tiefe Atemzug, während ich zum gefühlt hundertsten Mal überprüfe, ob die Stahlmauern um mein Herz noch genauso kugelsicher und undurchdringlich sind wie bei meiner letzten Kontrolle. Als ich diesen Gesichtspunkt mit einem weiteren Häkchen versehen kann, gibt es für mich keinen guten Grund mehr noch länger die silberne Klinke anzustarren, weshalb ich die Tür gezwungener Maßen öffne, obwohl mein verkrampfter Magen mich eindeutig von dieser Aktion abhalten will.

Sofort hüllt mich der Geruch nach Benzin ein und mein Blick gleitet wie von selbst zu dem Prinzen, der sich bereits lässig an sein Bike lehnt. Ach und können wir vielleicht kurz die Frage erörtern, warum dieser anziehende Dummbeutel so verdammt gut in dieser Pose aussehen muss? Ich meine, mir ist natürlich schon früher aufgefallen, dass er beim Genroulette extremes Glückt hatte, aber jetzt da ich ihn so dringend wie noch nie verschmähen will, springt mich diese Tatsache natürlich an wie ein tollwütiger Hund. Meine Gedanken haben sich mit dieser Erkenntnis auf jeden Fall gleich in den ersten Minuten das Dankesschreiben durch die Lappen gehen lassen, dass sie bei gutem Benehmen ansonsten bekommen hätten.

>>Können wir?<<, frage ich mit der neutralsten Stimme die mein Repertoire an Tonfällen überhaupt her gibt und lasse die Tür mit etwas zu viel Schwung ins Schloss fallen, was dafür sorgt, dass Daimons Gesicht sofort in meine Richtung schwenkt.

Dieses Mal beginne ich gar nicht erst den Fehler ihm direkt in seine hypnotisierenden Glubscher zu sehen, sondern konzentriere mich stattdessen auf einen Punkt direkt über seiner Augenbraue, damit er keine Chance hat den Unterschied überhaupt zu bemerken. Ja, ich habe mir für diesen Ausflug ein paar wirklich gute Tricks zurechtgelegt und sobald wir erst losgefahren sind, sollte mein Hirn es eigentlich schaffen, sich auf das Treffen mit der Organisation zu konzentrieren.

Immerhin ist das der eigentliche Grund, warum ich schon wieder einen Schritt in die unterirdischen Geheimgänge gesetzt habe. Denn mal abgesehen davon, dass ich ihnen hoffentlich einen neuen Verbündeten einbringe, habe ich auch noch große Neuigkeiten sowie die Anfänge eines riskanten Plans zu offenbaren. >>Und bist du heute ein wenig zahmer unterwegs oder wirfst du mich gleich noch aus meiner eigenen Garage?<<, meint der Prinz spöttisch, während er sich vollständig zu mir umdreht und mit Adleraugen verfolgt, wie ich die wenigen Treppenstufen meistere. Am liebsten hätte ich ihm ein gereiztes ,,Was?!" an den Kopf geworfen, doch meine Strategie sieht eher einen distanzierten Umgang mit gelegentlichem Sarkasmus und einer Prise Herablassung vor, weshalb ich mich mit einem Augenverdrehen zufrieden gehe.

>>Hat dein Ego etwa Schaden davon genommen, dass ich dich aus meinem Zimmer zitiert habe? Reicht es jetzt nur noch bis Uranus statt bis Neptun?<<, erwidere ich und verleihe meiner Antwort dabei diesen gespielt mitleidigen Tonfall, der bei den meisten Männern alle Temperamentknöpfe drückt. >>Das ist wohl ein klares Nein zum Wort zahm und ein Vielleicht zum Rauswerfen, aber möglicherweise willst du deine Retourkutsche ja nochmals überdenken. Immerhin kann ich jederzeit wieder gehen und das Treffen mit deiner geheimnisvollen Rebellentruppe ins Wasser fallen lassen<<

Da will jemand ganz klar seine Trümpfe ausspielen, um mich in die Schranken zu weisen, denke ich, messe der versteckten Drohung seines Satzes aber nicht viel Bedeutung zu. Entweder er hat ehrliches Interesse daran dem schmutzigen Geschäft mit seinen ersten Partnern zu entfliehen oder er ist den Koslowern treu ergeben und nutzt mein Angebot, um eine potenzielle Gefahr einzuschätzen. So oder so, stehen wir in etwa auf einer Stufe, wenn es darum geht, wie sehr wir den anderen bei dieser Sache brauchen.

>>Tja, und wenn du nicht brav bist, verrate ich dir gar nicht erst, wie man zu ihnen Kontakt aufnimmt. Ganz einfach<<, unterbreite ich ihm schulterzuckend, während ich mich auf das Motorrad zu bewege, >>Du kannst dein Ich-habe-die-Zügel-in-der-Hand-Gehabe also direkt auf Schlummerfunktion stellen und wenn du gerade schon dabei ist, kannst du deine Drohungen ja auch gleich mit ins Bettchen schicken. Also, fahren wir?<<

>>Du willst das also weiterhin durchziehen<<, stellt Daimon trocken fest, doch in seinem Tonfall steckt ein Hauch Düsternis, der mir verrät, dass er davon nicht sonderlich begeistert ist. Auch als ich mich trotz aller Warnsignale dazu entscheide ihm abermals ins Gesicht zu sehen, kann ich seinen verkniffenen Zügen und seinem vorwurfsvollen Blick klar entnehmen, dass er mir wegen meinem neuartigen Verhalten wohl kaum ein paar Dankespralinen schenken wird. Doch das, was mir bis ins Mark fährt ,ist der verzweifelte Funke in seinen Augen, der dafür sorgt, dass ich mich ein paar Sekunden zu lang in dem Braunton verliere.

>>Ich habe keine Ahnung, was du meinst<<, lüge ich in der Hoffnung, dass er das Thema fallen lassen wird, wenn ich nicht darauf eingehe. Doch das ist mal wieder verschwendeter Optimismus, denn Daimon ist sich natürlich für keine Reaktion zu schade. Zuerst fange ich mir einen bitterbösen Blick ein, der mich durchbohrt wie ein Laserschwert und wohl dafür sorgen soll, dass meine Organe bei einer Schnippschnapp-Party sterben, bevor ich einfach das Gesicht abwende und ihm damit seiner Macht beraube. Stattdessen fahre ich gespielt beschäftigt mit meiner Hand über das Material der Sitzfläche, als ob ich die Qualität des Bezugs überprüfen würde.

>>Erzähl keinen Mist! Du weißt ganz genau wovon ich rede, aber ich bin mal so nett und gebe dir eine kleine Auffrischung, falls dein Hirn durch den Schlafmangel heute nicht richtig zirkuliert. Du verschließt dich vor mir und tust so als wäre gestern nicht plötzlich Feuer aus deinen Händen geschossen und als hätte ich dir nicht mein grausamstes Geheimnis verraten. Aber am schlimmsten ist, dass du dich verhältst als ständen wir wieder bei null. Als wären wir einfach zwei Fremde, die sich von Anfang an nicht leiden können und sich seit dem gegenseitig auf den Zeiger gehen. Doch ich habe Neuigkeiten für dich! Über diesen Schritt sind wir längst hinaus und das entwickelt sich auch nicht einfach wieder zurück, nur weil es dir gerade so in den Kram passt<<

In diesem Moment passieren zwei Dinge gleichzeitig. Zum einen packt Daimon meine Hand, die während seines Monologs unaufhörlich über das Polster strich, als würde ich mit der Motorradsitzfläche eine Art Katzenstreicheltherapie vollziehen. Und zum anderen nutzt er seine anderen Griffeldinger, um mir den Zeigefinger unter das Kinn zu schieben und mich somit zu zwingen, ihm wieder ins Gesicht zu sehen.

>>Dass du gestern ein wenig Abstand brauchtest, kann ich ja noch nachvollziehen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du diese Scharade einfach weiterführst. Verdammt, ich habe es ja schon als Fortschritt gewertet als dein Sarkasmus wieder angesprungen ist und dafür deine Eisblockqualitäten heruntergefahren hast. Aber anscheinend war das nichts weiter als ein Strategiewechsel. Also, wird das jetzt immer so sein? Oder brauchst du einfach noch ein bisschen mehr Zeit, um dich selbst wieder in den Griff zu kriegen?<<

Warum kann er es nicht einfach auf sich beruhen lassen?, frage ich mich. Die Diskussion hat doch schon gestern zu nichts geführt und die wenigen Minuten, bevor die angespannte Stimmung wieder den Raum beherrschte, verliefen doch reibungslos. Weshalb jagt er also diesem Thema immer noch nach wie eine Katze dem Pegel einer Taschenlampe? Ist er wirklich so versessen darauf Antworten auf seine Fragen zu bekommen? Oder trifft meine Koslowertheorie doch zu und ich erschwere ihm seinen Job gerade ungemein?

>>Hör zu, Daimon<<, beginne ich, obwohl ich noch keine Ahnung habe, wie ich meinen Standpunkt in Worte fassen soll, >>Es tut mir leid, dass dich mein Verhalten so stört, aber ehrlich gesagt, bin ich mir nicht so sicher, warum das überhaupt der Fall ist. Ja, ich habe mich aus lauter Überforderung gestern in einen sprechenden Eisblock verwandelt, aber die Art wie ich gerade mit dir umgehe unterscheidet sich doch nicht groß von dem Großteil der Tage, die ich hier im Schloss verbracht habe. Möglicherweise sind wir nicht mehr bei null, aber ich wüsste nicht auf welcher Stufe wir sonst stehen. Und ja, vielleicht haben mir die gestrigen Ereignisse geholfen das endlich einzusehen und aus einem Traum zu erwachen, in dem ich die Dinge einfach laufen ließ<<

Wir sind kein Paar. Wir sind keine Freunde. Wir sind keine Kneipenbestis. Wir sind gar nichts, Daimon, möchte ich eigentlich noch hinzufügen, doch die Worte wollen mir einfach nicht über die Lippen kommen. Sie erscheinen mir so unglaublich hart – fast so wie ein Faustschlag ins Gesicht oder einen bewiesenen Fakt, der dich in einen Strudel des Grauens stürzt. Doch ist es nicht eigentlich das, was ich will? Einen klaren Schlussstrich, der es mir ermöglicht meine Herzteile wieder einzusammeln und nie mehr einen Blick zurück zu werfen... Kaum merklich schüttele ich den Kopf, um die zweifelnden Stimmen zu vertreiben. Es ist besser so, egal was mir die rosarote-Brillen-Fait auch einzureden versucht, ich werde diesen Plan durchziehen!

Kurz sieht es so aus als würde Daimon noch einmal zu einer ausschweifenden Erwiderung ansetzen, doch er mahlt lediglich mit seinem Kiefer, während in seinem Gesicht mehrere Muskeln zucken. Was in mir die Vorstellung aufflammen lässt, dass in seinem Inneren gerade mehrere Parteien unterschiedliche Anliegen vorbringen und um die Vormacht kämpfen. Schließlich scheint eine davon gewonnen zu haben, denn er geht dazu über einmal kurz die Augen zu schließen und seinen Atem mit einem Mal entweichen zu lassen.

>>Na schön<<, lenkt er widerwillig ein, während er die Lider aufschlägt und mich mit bohrendem Blick ansieht, >>Ich spiele bei deinem Wir-stehen-wieder-am-Anfang-Spiel mit. Jedenfalls vorerst. Denn auch wenn ich jetzt einlenke bedeutet das nicht, dass ich dieses Thema aus den Augen verliere oder gar vergesse. Ich werde bald darauf zurückkommen und mich dann nicht so leicht davon abbringen lassen mehr herauszufinden. Und verdammt, wenn es nötig ist werde ich auch meinen Wunsch entsprechend einsetzen, den du mir noch schuldest, okay? Das hier ist kein lebenslänglicher Du-kommst-aus-der-Diskussion-frei-Pass, sondern eine Schonfrist. Du kommst aus dieser Sache nicht raus, indem du mich von dir wegstößt, sondern indem du mit mir redest. Verstanden, Flämmchen?<<

Der Spitzname hängt wie ein Damoklesschwert über uns und ich weiß, dass wir beide das Gleiche denken: Was für ein passender Kosename für ein Mädchen, dass fähig ist Gras in Flammen aufgehen zu lassen. Doch es ist nicht nur das, was wie ein schweres Gewicht auf meiner Brust lastet. Es sind auch seine Worte, die Drohungen, sein eindringlicher Blick. Denn obwohl ich weiß, dass er seinen Wunsch nie direkt missbrauchen würde, um mich dazu zu zwingen, mein gesamtes Geheimnis auszuplaudern, gibt es durchaus andere Methoden, um meine aufgezogenen Wände wenigstens ins Wackeln zu bringen.

Von der Tatsache, dass ich gerade behaupte, er würde so etwas niemals tun, fangen wir am besten gar nicht an zu reden. Ich meine, ich beschuldige ihn gewisser Maßen, dass er sich nur weiter mit mir abgibt, weil er mir für die Koslower Informationen entlocken will, aber von der Wunsch-nicht-ausnutzen-Sache bin ich natürlich felsenfest überzeugt. Gott, das macht doch überhaupt keinen Sinn! Vielleicht sollte ich ja doch aus dem Schloss flüchten, aber dieses Mal um meinen aktuellen Wohnort gegen eine Irrenanstalt auszutauschen.

Irgendwie scheint mir mein Chaos nämlich bis zum Hals zu stehen, weshalb ich gerade wohl die unnachvollziehbarste und nervigste Person bin, die von einem Verstand kreiert werden kann. Aber ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, weshalb es mir zurzeit am besten erscheint, mich hinter einer gefassten Fassade und sarkastischen Bemerkungen zu verstecken, bis ich wieder weiß, wo oben und unten ist und kluge Entscheidungen treffen kann. Tja und wenn ich mir Mister Laserblick hier vor mir so ansehe, sollte ich wohl beten, dass dieses Stadium eintritt, bevor meine Schonfrist um ist.

>>Ja, ich konnte dir einwandfrei folgen und habe alle unterschwelligen Drohungen in mich aufgenommen<<, erwidere ich augenverdrehend, da Daimon anscheinend wirklich darauf wartet, dass ich wie ein braves Hündchen mit dem Kopf nicke, >>Aber können wir jetzt bitte fahren? Wir haben uns diese kuschelige Garagenatmosphäre ja schließlich nicht ausgesucht, um unseren jeweiligen Standpunkt klar zu machen, sondern um uns auf dieses Bike zu schwingen und loszubrausen. Schließlich haben wir beide noch eine wichtige Verabredung<<

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>>Hier?<<, fragt Daimon ungläubig, während er sich den Helm vom Kopf zieht und sich mit ausschweifenden Handbewegungen umsieht, >>Wir sind mitten im nirgendwo neben irgendeinem Highway zehn, elf Kilometer vom Schloss entfernt und das soll der Treffpunkt sein? Willst du mich für blöd verkaufen?<< Entnervt wirbelt er zu mir herum, während ich nur lässig an seinem Motorrad lehne und meinen Helm in den Händen drehe. >>Nein, das ist mein voller ernst. Hast du noch nie etwas von neutralem Grund und Boden gehört? Die werden dich nicht gleich in ihre Bathöhle einladen, nur weil sie dich als potenziellen Verbündeten ansehen, dafür musst du dir erstmal ein wenig Vertrauen erarbeiten. Und jetzt schraub' dein Misstrauen wieder zurück. Immerhin nenne ich dir als Treffpunkt nicht das Pelikanland der pupsenden Einhörner und schreienden Höllendämonen, sondern eine einfache Landstraße<<

Ich genieße das Gefühl von Kontrolle, das mich bei meinen Worten durchflutet. Es ist wieder alles so wie es sein sollte: Wir beide fauchen uns an, ich muss keine Angst haben, dass er gleich wieder das Tabuthema anspricht und als Sahnehäubchen ist mein Herz seit seinem Mitspielen beinahe ungefährdet. >>Und warum sind deine kleinen Freunde dann noch nicht hier, wenn es sich hierbei um den echten Treffpunkt handelt?<<, brummt der Prinz ungeduldig und erinnert mich mal wieder daran, warum ich ihn bei unserem ersten Aufeinandertreffen nicht leiden konnte.

Doch jetzt ist diese Sache weit komplexer, da sich meine vorherige Abneigung in mein Gefühlschaos einfach nicht mehr eingliedern möchte. Noch dazu hat sich die Stimmung zwischen uns ebenfalls verändert. Es ist nicht meine Ich-kratze-dir-die-Augen-aus-Einstellung gepaart mit seiner Lust-auf-ein-provozierendes-Psycho-Tänzchen?-Ausstrahlung, die sich zwischen uns in der Luft sammelt, sondern ein regelrechtes Knistern. Mein Chaos, seine Wut über seine fehlenden Antworten, unsere seltsame stufenlose Verbindung – das alles schwirrt um uns herum, wie winzige Blitze, die sich trotz der lockeren Stimmung zwischen uns, jederzeit in ein heftiges Gewitter verwandeln könnte.

>>Sie müssten bald eintrudeln. Wir sind viel näher an der Stadt als ich gestern zu Fuß gekommen bin und außerdem ist es nicht mitten in der Nacht, weshalb sie sich wahrscheinlich schneller auf dem Weg zu uns machen können<<, erwidere ich und lasse es widerwillig zu, dass er sich neben mich an sein Bike lehnt. >>Hast du ihnen etwa so spät über ihr Glück berichtet oder hat diese Truppe es einfach nicht so mit Pünktlichkeit?<<, hakt Daimon nach und wendet mir dabei sein Gesicht zu, so dass ich, wenn ich all meine Sinne darauf fokussiere, die stetige Brise seines Atems auf meiner Wange spüren kann. Tja, Zeit meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu verlagern, denke ich.

>>Wir haben keinen genauen Zeitpunkt ausgemacht. Sie fahren los, wenn der Peilsender unter meiner Haut angibt, dass ich das Schloss verlassen habe<< Was bedeutet, dass sie eigentlich gleich eintreffen sollten, wenn man beachtet, dass wir beinahe die Hälfte der Strecke schon für sie zurückgelegt haben. In diesem Moment erkenne ich tatsächlich den schwarzen Van, der sich seinen Weg über den Asphalt bahnt und ich rufe ,,Ah, da sind sie ja", während Daimon nur ein alarmiertes ,,Peilsender?" von sich gibt.

Der Wagen vor uns gibt auf seiner Reststrecke noch mal richtig Gas, so dass er beinahe eine Vollbremsung hinlegen muss, um nicht an uns vorbeizurollen. Grinsend betrachte ich den Van, während Daimon mit seinen Gedanken immer noch beim Peilsender zu hängen scheint, denn er mustert den Wagen misstrauisch und wirft mir immer mal wieder kleine Seitenblicke zu.

Zum Glück hat er aber keine Zeit mehr, mich über das technische Gerät unter meiner Haut auszuquetschen, denn in diesem Moment wird die Schiebetür des PKWs mit einem Ruck geöffnet und ein schwarzer Lockenkopf streckt seinen Schädel nach draußen. >>Sie hat es wirklich geschafft! Er ist hier, Rave! Habe ich es nicht gesagt? Du musst mal Vertrauen haben, Schwesterlein und nicht immer so grimmig in der Gegend rumstarren! Das bekommt dir nicht gut. Oder sollte ich lieber sagen deinem Geldbeutel? Du schuldest mir nämlich noch einen beachtlichen Wettbetrag. Und oh! Das hätte ich fast vergessen! Eine Woche Zimmer aufräumen ist ja auch noch drin. Ich würde mal sagen, das ist eine der besten Wettverträge, die ich je abgeschlossen habe<<

>>Du Schweinehund, hast dich doch sicherlich mit diesem Prinzesschen gegen mich verschworen! Er war sicherlich von Anfang an dabei und du hast deinen Wissensvorteil einfach nur dafür benutzt, mir das Geld aus der Tasche zu ziehen!<<, faucht eine Person aus dem Inneren, weshalb ihre wütenden Anschuldigungen nur gedämpft bei uns ankommen. Doch Raves beinahe katzenartige Stimme hätte ich sicherlich überall wiedererkannt, genauso wie Dylans fröhlichen Redeschwall. >>Das stimmt doch gar nicht! Ich bin einfach nur ein Meister der Menschenkenntnis und der Zukunftseinschätzung! Und jetzt lass' mal rüberwachsen! Ich bräuchte da mal -<<

>>Können wir uns bitte aufs Wesentliche konzentrieren, Leute?<<, fahre ich dazwischen und schneide Smaragdglupscher damit das Wort ab, >>Wenn ihr so weiter macht vergrault ihr ihn nämlich noch und dann könnt ihr euch die Partnerschaft abschminken. Also dürfen wir reinkommen?<< Fragend hebe ich eine Augenbraue, während ich bei einem Seitenblick auf Daimon erkenne, dass meine Theorie gar nicht mal so weit hergeholt ist. Auf seiner Stirn haben sich nämlich einige verwirrte Falten eingefurcht und man kann ihm an seinem Gesicht ablesen, dass er sich gerade fragt, ob ihm eine abrupte Flucht vor diesem Affenzirkus hier noch retten kann.

>>Aber sicher doch! Kommt rein! Kommt rein! Dieses Mal haben wir sogar Tee und ein paar Thermobecher mitgebracht. Das wird sicher eine granatenmäßige Krisensitzung!<<, meint Dylan aufgedreht und verschwindet wieder im Inneren des Wagens. Offenbar scheint die Anwesenheit einer königlichen Hoheit seiner kindlichen Hyperaktivität nicht gut zu tun, denn im Moment macht er eher einem fünfjährigen Geburtstagskind Konkurrenz, das an seiner Feier Luftballons zu Gast hat.

Mittlerweile scheint sich Daimon wirklich nicht mehr so sicher zu sein, ob er sich auf diesen Wahnsinn einlassen soll, doch ich packe ihn einfach an seiner Lederjacke, die er für das heutige Treffen wieder aus seinem Schrank gekramt hat, und zerre ihn mit hinein. Dort hat sich kaum etwas seit meinem gestrigen Aufenthalt verändert. Und selbst die Mitglieder sitzen an denselben Plätzen wie zuvor, so dass ich mich einfach auf meinem Stammplatz neben Rocelyn fallen lassen kann, während Daimon auf dem letzten Polster der Dreierreihe Platz nimmt.

>>Hallo, Liebes. Ich hatte schon im Gespür, dass wie heute wieder ausrücken müssen. Du hattest schon immer eine gute Portion Überredungskunst in den Knochen<<, flüstert mir meine Vertraute mit einem verschwörerischen Grinsen zu, worauf ich ihr ein schelmisches Zwinkern schenke. Erinnerungen an einige dieser Überzeugungsaktionen im Verlauf der Zeit kommen mir in den Sinn und ich lächele noch breiter, als Ausschnitte meiner Schmollmund- und Kulleraugen Phase in mir wieder aufleben. Ja, Rocelyn war einige Male unter die Opfer gefallen. Denn zusammen mit meiner Vorliebe für die Überredungskunst brandete auch mein Verlangen danach auf, Rocelyn beim Kochen und Backen unter die Arme zu greifen. Dass ich damals noch ein bisschen unbeholfen mit den Küchenwerkzeugen war und wohl eher ein Risiko als eine gute Assistentin darstellte, lasse ich hier mal außer Acht. Sie hat es schließlich genau so gehandhabt. Und zwar jedes Mal, wenn sie meinen Blicken verfiel und Platz für den Hocker machte, den ich brauchte, um ohne Anstrengung etwas auf der Arbeitsfläche zu verrichten.

>>Warte mal<<, vernehme ich rechts von mir Daimons dunkle Stimme und kurz darauf auch seine Wärme, als er sich viel zu nahe an mich heranlehnt, damit er um meinen Körper herumzuspähen kann, >>Deine Ziehmutter ist auch Teil dieser Organisation? Welche wichtigen Informationen hast du denn noch ausgelassen? Ich dachte, wenigstens auf diesem Gebiet würde dir das Reden leichter fallen<< Mit einem genervten Blick drehe ich mich zu ihm um, während ich gleich zwei Reflexen widerstehe. Zum einen, Daimon mit einer bestimmten Bewegung ein Stückchen von mir zu schieben, um ein bisschen mehr Freiraum zu haben und zum anderen meinem nervigen Wunsch mich sogar noch weiter in seine Richtung zu lehnen. Und ja, ich sollte mein Bewusstsein dringend mal in einen Kurs für Teamworkbuilding schicken, denn das hier ist alles andere als das Paradebeispiel für ,,An einem Strang ziehen".

>>Du wolltest es nicht mehr ansprechen<<, erinnere ich ihn vorwurfsvoll, da mir die Spitze gegen meine Verschlossenheit eindeutig nicht entgangen ist, >>Außerdem glaube ich kaum, dass diese Information relevant dafür ist, ob du dich nun für oder gegen diese Truppe entscheidest << Mit einem empörten Schnauben kommt Daimon noch ein Stückchen näher, was dafür sorgt, dass nicht nur mein Blut in Wallungen gerät, sondern dass sich der Innenraum des Vans auch noch um mehrere Grad aufzuheizen scheint.

>>Ich habe gesagt, ich hake nicht mehr andauernd nach, doch davon dass mir nicht mal mehr ein kleiner provokanter Satz rausrutschen darf, stand ganz sicher nicht in unserer Abmachung! Und genau deshalb werde ich dir jetzt sagen, dass es nicht deine Aufgabe ist zu entscheiden ,welche Informationen für mich wichtig sind und welche nicht<<, knurrt er, wobei er das ,,mich" natürlich in einer Großkotzigkeit betont, die ich beinahe vergessen habe.

>>Oh nein, wir werden jetzt auf keinen Fall schon wieder darüber diskutieren! Das ist das dritte Mal in Folge und falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: Wir drehen uns im Kreis! Dabei sollte diese Abmachung dieses Problem doch lösen! Und das hat sie auch getan, bis du ungeduldiger Idiot es wieder erwähnen musstest<< In der Hoffnung das ich dieses Gespräch damit im Keim erstickt habe, wende ich mein Gesicht von ihm ab. Oder jedenfalls hatte ich das vor, denn seine Hand zwingt mich wieder dazu ihn anzusehen, bevor ich die Bewegung überhaupt ganz vollführen konnte.

>>Das ist nicht meine Schuld! Hast du noch nie was davon gehört, dass die meisten Beziehungen an Misskommunikation und an der Tatsache scheitern, dass die beiden über bestimmte Themen nicht reden? Es ist ganz normal, dass wir deswegen ständig aneinander geraten!<<

>>Wir führen aber keine Beziehung!<<, erwidere ich bissig und die Worte schweben zwischen uns in der Luft, während sie keinerlei Raum für weitere Sätze lassen. Und während die Stille sich ausbreitet wie eine pulsierende Kraft, starre ich ein weiteres Mal in diese sturmartigen, braunen Augen und erinnere mich daran, wie seine geschickten Lippen sich vor nicht einmal zwei Tagen noch gegen meine gedrängt haben.

>>Hat noch jemand so einen Heißhunger auf Popcorn? Ich glaube, wir sehen hier nämlich gerade eine live Folge aus der neuen Serie ,,Royal Intrigues" und ich brauche für diese dramatische Telenovela unbedingt etwas zum Futtern, bevor ich mir vor Spannung noch meine Fingernägel abknabbere<< Erschrocken drehe ich meinen Kopf wieder nach vorn, wobei meinem versifften Gehirn endlich wieder in den Sinn kommt, dass sich hier noch drei andere Personen auf diesen wenigen Quadratmetern befinden und uns definitiv hören können.

Bevor ich jedoch etwas sagen kann, das die Aufmerksamkeit von unserer peinlichen Streiterei lenkt, übernimmt auch schon Rave das Ruder. >> Könnt ihr eure Pärchenprobleme über Babys, das falsche Hochzeitmenu oder was auch immer hier vor sich geht mal auf später verschieben, ihr Hohlbirnen? Oh, pardon! Ich meinte natürlich königlich Geistlose! Wir sind extra hierher gefahren, um diesen Prinzen unter die Lupe zu nehmen und ihn eventuell – und vollkommen gegen meinen Willen – bei uns aufzunehmen. Also, werden wir das verdammt nochmal hier und jetzt durchziehen!<<

Und als hätte sie damit einen Stein ins Rollen gebracht, beginnt Dylan sogleich alles rund um die Organisation zu erläutern und obwohl ich mir das alles gestern schon angehört habe, lausche ich seinen Worten aufmerksam und sauge die vergessenen Details auf. Auch Daimon hängt gewisser Maßen an seinen Lippen, doch außer seinem aufmerksamen Zuhören lässt sich nichts aus seiner Miene lesen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mir noch nicht allzu große Gedanken darum gemacht, ob er schlussendlich zusagen wird oder nicht, aber ich spüre deutlich wie in meiner Brust eine zaghafte Hoffnung aufflammt.

Denn obwohl ich dieser Truppe erst gestern beigetreten bin, fühlt es sich an als wäre ich schon viel länger ein Teil davon. Vielleicht liegt das ja an Rocelyns Anwesenheit, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass mein Gefühl ,endlich eine Erfüllung gefunden zu haben, diese Vorstellung erzeugt. Ich habe mir schon so lange gewünscht etwas in der Welt zu verändern und gegen das Böse dort draußen zu kämpfen, dass es sich jetzt anfühlt, als würde ich endlich den Platz einnehmen, der schon mein Leben lang auf mich gewartet hat.

In diesem Moment endet Dylans Monolog und Daimons Reaktion äußert sich erstmals in einem konzentrierten Stirnrunzeln. >>Also, habt ihr bisher noch keinen genauen Plan, wie ihr es überhaupt schaffen sollt das Königshaus zu stürzen, um euren ausgearbeiteten Vorstellungen für danach zu verwirklichen?<<, hakt er nach und klingt dabei weder abschätzig noch spöttisch, was ich jetzt einfach mal als gutes Zeichen werte.

>>Nein, denn ohne diese genauen Pläne wäre es sowieso zu gefährlich einen Umsturz der Regierung zu wagen. Schließlich wollen wir eine positive Veränderung erwirken und nicht das gesamte Land ins Chaos stürzen<<, erwidert Rave trotzig und schiebt ihr Kinn nach vorne, um ihren Stolz auf das bisher Geschaffte zu untermalen. Mein Körper wird von einer nervösen Wallung erfasst, da das eigentlich das perfekte Stichwort wäre, um ihnen meine Gedankengänge zu unterbreiten.

>>Na ja, was das angeht habe ich vielleicht einen Vorschlag für euch<<, beginne ich und schalte automatisch auf Kampfmodus, da ich damit rechne einiges an Gegenwind zu bekommen, >>Es ist eindeutig ein verrückter Plan und uns bleibt nicht viel Zeit, aber wir müssen insgeheim nicht nur dem Königshaus, sondern auch einem zweiten Gegner die Stirn bieten, der ebenfalls nach der Macht in Heavensent trachtet. Wir müssen also gewisser Maßen sowieso eingreifen, weil sonst die Koslower hier das Sagen haben. Also können wir diese besonderen Umstände ja genauso gut zu unseren Gunsten nutzen, oder?<<

Stumm sehe ich einen nach dem anderen an, bis ich an Daimons Gesicht hängen bleibe und somit das bekräftigende Nicken wahrnehme, das er mir in diesem Moment schenkt. Da wird mir mit einem Mal bewusst, dass er sich diese Information gestern nicht nur von der Seele reden musste, sondern dass er quasi darauf gewartet hat, dass ich die Initiative ergreife und einen passenden Plan dazu entwickle.

>>Was ich damit andeuten möchte, ist die eiskalte, unbeschönigte Tatsache, dass die Koslower bald zu ihrem entscheidenden Schlag ansetzen werden. Sie haben einen Angriff geplant, um das Königspaar, ein für alle Mal, vom Thron zu stoßen und wenn das passiert, haben wir ein weitaus größeres Problem als die Herrschaft der Sinclairs. Und genau deshalb unterbreite ich euch hiermit den Vorschlag unseren Sturz des Könighauses auf den gleichen Tag zu legen und somit zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen<<

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Zweite Woche: Check ^^

Tja, und somit ist das Geheimnis von dem letzten Mitten-im-Kapitel-Cliffhanger gelüftet. Natürlich dachte ich wie immer: Das erraten sicher mehrere! Aber nope, Fehlanzeige. Also überrascht, Leute?

Und was sagt ihr eigentlich zu dieser Gruppenkonstellation (also Daimon, Fait, Dylan, Rave und Rocelyn)?

Ansonsten hoffe ich natürlich, dass es euch allen gut geht und die Schule euch nicht zu viel abverlangt.

Bye :P


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