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Kapitel 70

Organisation. Daimon. Rocelyns Worte. Seltsamer Kerl. Kuss. Miri. Kaffeefleck – So könnte man meine Gedanken wohl zusammenfassen, aber ich denke diese wenigen Stichworte verunreinigen ein wenig die geballte Macht an Stuss, die gerade in meinem Kopf kreist. Und zwar immer und immer wieder. Da hilft es auch nichts, dass Ms. Swan heute tatsächlich so etwas wie Vernunft bewiesen hat und gerade in ihrer eigenen langweiligen Form die Geschichte von Heavensent vorträgt. Jap, ihr habt richtig gehört. Nach etlichen Stunden über Benimmregeln, Aussehen und Manieren mit zusätzlichem Reit- und Tanzunterricht sind wir endlich an dem Punkt angekommen, an dem uns etwas beigebracht wird, das tatsächlich für das Regieren eines Reichs benötigt wird. Denn wie pflegt nochmal jeder Geschichtslehrer zu sagen: ,,Die Vergangenheit ist wichtig, um für die Zukunft zu lernen".

Tja, es scheint so als würde ich meine frühere Lehrerin heute einen gedanklichen Mittelfinger von meinem Hirn geschickt bekommen, denn dieser weigert sich prompt aufzupassen. Dass ich zudem auch noch im Stehen einschlafen könnte, trägt nicht unbedingt zu einer höheren Konzentrationsrate bei. Vor allem, weil ich den Luxus genieße auf einem Stuhl zu sitzen und in meinem jetzigen Zustand sogar die harte Tischplatte vor mir als bequem erachte.

Okay, vielleicht sollte ich nicht so verdammt übertreiben. Immerhin konnte ich, nachdem ich Cassie nach einem langen Mädelsgespräch aus dem Zimmer gescheucht habe, trotz meines Gedankenkarussells irgendwann einschlafen, weshalb ich ungefähr sechs Stunden Schlaf auf dem Zähler haben sollte. Doch leider ist diese Zahl ohne einen Schuss Koffein für eine Kaffeeliebhaberin wie mich gar nichts wert, weshalb ich wohl nach dem Unterricht einen kurzen Stopp in der Küche einlegen muss, um wenigstens den Rest des Tages als brauchbar zu gelten.

Aber wir wollen jetzt ja nicht gleich von den Themen abkommen, die meine Sinne gerade als ultimativ wichtig erachten, obwohl ich schon längst für jedes Gebiet eine Lösung gefunden habe. Irgendwie. Am einfachsten war dabei definitiv die mysteriöse Organisation und Smaragdglupscher, der mittlerweile in meinem Hirn auch als der Brabbler bekannt ist. In diesem Bezug werde ich nämlich nichts anderes tun, als auf das Ereignis auf FTP zu warten. Immerhin weiß ich bisher nicht einmal, ob diese Gruppe überhaupt existiert und ob sie wirklich das Ziel verfolgen die Ungerechtigkeiten in unserem Land friedlich zu besiegen, weshalb die Möglichkeit blind bei ihnen einzusteigen schon mal wegfällt.

Gleichzeitig möchte ich mir diese Chance auch nicht kaputt machen, indem ich irgendjemanden davon erzähle. Denn nur weil ich mir nicht sicher bin, was es mit dieser Truppe auf sich hat, bedeutet das nicht, dass ich nicht daran interessiert wäre ein Teil davon zu sein. Und wer kann mir das verübeln? Schließlich laufe ich schon mein Leben lang der Traumvorstellung hinterher, mit einer Ausbildung zur Soldatin irgendetwas in der Welt zu bewegen und Heavensent ein Stück sicherer zu machen.

Dass die wahren Monster auf einem goldenen Thron sitzen und ein löwenartiges, arrogantes Lächeln zur Schau stellen, habe ich dabei durchaus bedacht – immerhin würde ich als Kämpferin nicht nur dem Land, sondern auch ihnen dienen. Doch es hat in meinem Plan noch nie eine ausschlaggebende Rolle gespielt. Zum einen weil alles im Leben gute und schlechte Seiten hat, die sich selten voneinander trennen lassen. Und zum anderen, weil ich es zum Teil nicht sehen wollte, da mein Traum immer eine große treibende Kraft war – egal ob ich gerade einen Rückschlag im Ring zurücksteckte oder mir in der Isolation meiner Eltern ungeliebt vorkam. Dieser Wunsch stand immer an meiner Seite und ich schätze, ich wollte einfach nicht, dass er von schwarzen Flecken verunreinigt wird.

Doch es gibt noch etwas anderes, das eine große Rolle spielt: Es gibt keine handfesten Beweise, dass die Sinclairs Dreck am Stecken haben, sondern nur Gerüchte, die dafür umso zahlreicher und grausamer sind. Gut, man könnte alleine die Liste an Ungerechtigkeit, die die Unterschicht erfährt als Leiche im Keller bezeichnen, aber auch das spielte für mich bei meiner Berufswahl nicht die ausschlaggebende Rolle, da die Menschen unter der koslowischen Herrschaft noch unter viel schlimmeren Lebensumständen leiden.

Na ja, so viel zum einfachen Teil des Tohuwabohus in meinem Kopf. Kommen wir dann zu Rocelyns Aussage, aus der ich immer noch nicht ganz schlau geworden bin, die ich aber – ob es mein blödes Hirn nun wahrhaben will oder nicht – erstmal unter ,,gerade unlösbar" einordnen muss. Schließlich kann ich mich nicht auf Daimons Bike schwingen, ohne Führerschein zu ihr rasen, hoffen dass ich dort lebend ankomme und sie dann einem Verhör zu unterziehen. Und genauso verhält es sich mit Miris seltsamen Verhalten, das einen ähnlichen Stempel aufgedrückt bekommen hat. Nur, das dieser in diesem Fall ,,Verdächtig. Dringend im Auge behalten" heißt und dafür sorgt, dass ich sie erstmal nicht darauf ansprechen werde. Immerhin würde ich auch nicht ehrlich antworten, wenn jemand versuchen würde, mir mein größtes Geheimnis aus den Nieren zu pressen. Also, bezweifle ich, dass mich selbst eine feinfühlige Nachfrage weiterbringen wird.

Tja, und damit bleibt uns, bei der Reise in meinem Kopf, nur noch ein aktuelles, zentrales Thema und zwar Daimon. Und oh ja, ich fühle mich gerade als wäre ich eines dieser bis zum Brechreiz verliebten Mädchen, die 24/7 nur noch an ihren Schwarm denken können und nachts vor dem Schlafengehen heimlich ein Foto von diesem abknutschen. Doch nur über meine Leiche werde ich mich jemals dieser Kategorie anschließen.

Ich meine, wenn er mich küsst fühlt es sich unbeschreiblich gut an. So als würde ich still Geheimnisse mit ihm teilen, ohne sie Preis geben zu müssen. Ein Zuhause neben der Sonne finden, wo es gleichzeitig verdammt heiß und explosiv ist, aber im selben Moment auch sicher und behaglich. Aber vor allem ist es echt. Irgendwie so als würden wir still unsere Gefühlswelten austauschen, doch statt auf Unstimmigkeiten und Vertrauensbrüche zu stoßen, geben wir uns gegenseitig mit den Bewegungen unserer Lippen ein verstehendes Nicken, das dem anderen zeigt, dass es okay ist, so wie es ist... Aber was bedeutet das schon? Ganz richtig, nichts!

Denn nur weil er mir seine nette Seite gezeigt hat und ich mir jetzt eingestehen kann, dass seine Lippen süchtig machen, muss das noch lange nicht bedeuten, dass da noch etwas anderes ist. Geteilte Bitterkeit und seltsame Verbindung hin- oder her, da wird nie etwas zwischen uns laufen, was über ein paar gestohlene Küsse hinausgeht. Ich meine, warum sollte ich eine Grenze überschreiten, wenn das dahinter mir schon vollkommen genügt? Gott, jetzt klinge ich wie eines dieser Mädchen, die krampfhaft versuchen sich davon zu überzeugen, dass sie nichts für einen Kerl fühlen, der nicht gut für sie ist.

Und vielleicht ist das auch der Fall, möglicherweise bin ich auf die Klischeeversion von groß, dunkelhaarig und unausstehlich mit einem Hang für Spielchen hereingefallen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich es mir auf die Stirn tätowieren, ihm naiv in die Arme fallen oder mich mit einer Packung Eis in Liebeskummer ertränken werde. Nicht zu vergessen das typische Er-ist-so-heiß-Geschwafel, die plötzliche Widerstandslosigkeit und das ständige Rotwerden das in Büchern oftmals an diesem Punkt einsetzt und das ich selbstverständlich ebenfalls wissentlich auslassen werde. Denn zum einen sind die lästigen Empfindungen für ihn noch meilenweit vom Verliebt sein entfernt und zum anderen ändert das alles nichts daran, dass er ein Mistkerl ist, der mir mehr Nerven geraubt hat als die meisten Leute in meinen gesamten neunzehn Jahren.

Außerdem ist er kryptisch, trägt offensichtlich etwas Dunkles mit sich herum und erscheint mir nicht gerade vertrauenswürdig, was gepaart mit meinen Vertrauensproblemen, den Komplexen, die ich mit jeglicher Art von zwischenmenschlichen Beziehungen habe und meinen Ängsten, ein ziemlich negatives Bild ergibt. Da fragt sich nur noch, warum mir das alles trotzdem nicht aus dem Kopf will. Immerhin ist alles geklärt, wir werden weiterhin unsere Spielchen und Diskussionen miteinander treiben und wenn noch ein paar Küsse dabei sind bin ich gerne dabei. Aber das war es dann auch schon wieder. Denn dort liegt die Grenze und ich werde es weder mir noch ihm erlauben diese Linie zu überschreiten.

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Lächelnd fahre ich mit den Fingern an den Buchrücken entlang und bewege mich langsam auf den ausgemachten Treffpunkt zu, während ich ungläubig an Ms. Swans Unterricht zurückdenke. Denn sie hat heute nicht nur ihre Geschichtskenntnisse ausgepackt, sondern auch gleichzeitig einen umfangreichen Test, der ihr zeigen soll, wie tief sie auf die verschiedenen geschichtlichen Ereignisse eingehen muss. Was mich nicht nur sehr überrascht hat, sondern ihr auch ein Minimum an sarkastischen Bemerkungen meinerseits eingebracht hat, was unter anderem natürlich auch an meinem Gedankenkarussell liegen könnte. Doch so oder so, könnte sie auf diesem Weg vielleicht doch irgendwann von Misses Das-schickt-sich-nicht zu einer halbwegs ernstzunehmenden Autoritätsperson aufsteigen.

Der Test war übrigens überraschend einfach. Und das sage ich, obwohl meine Abschlussprüfung schon ein Jahr her ist und die geforderten Informationen damit auch schon eine Weile zurückliegen. Was sich aber nicht in meiner Schnelligkeit gezeigt hat, da ich als erstes den Unterrichtsraum verlassen habe, der neuerdings in einem versteckten Teil der Bibliothek liegt. So ist er zwar schwieriger zu finden, birgt aber eine weitaus gemütlichere Atmosphäre als der alte, spärlich eingerichtete Raum, der durch das Feuer zu Schaden gekommen ist, so dass er nicht weiter benutzt werden kann. Ob er noch nicht ganz wiederhergestellt werden konnte oder ob er durch die Aufräumarbeiten in diesem Trakt einfach als ungeeignet empfunden wird, kann ich dabei nicht genau sagen. Aber ich würde spontan auf eine Mischung zwischen beidem tippen.

Jedenfalls bin ich gerade auf dem Weg zur Fantasyecke, da Cassie und ich vereinbart hatten uns nach dem Test hier zu treffen, um vor dem Mittagessen noch nach neuem Lesestoff zu stöbern. Ich persönlich hätte ja auch vor dem Klassenzimmer auf sie gewartet, doch Ms. Swan hat uns ermahnt, die Fliege zu machen, sobald wir den Blätterstapel abgegeben haben, weshalb wir noch schnell diesen Treffpunkt festlegten. Immerhin wollen wir die noch schreibenden Schüler nicht mit ,,belanglosem Gegacker" stören. Und jap, das hier ist eindeutig ein Misses Das-schickt-sich-nicht-Zitat.

Gerade biege ich um die letzte Ecke, als ich plötzlich ziemlich eindeutige Geräusche vernehme und peinlich berührt stehen bleibe. Eigentlich möchte ich mich sofort umdrehen und das knutschende Pärchen in Ruhe intim werden lassen, doch da haben sich meine Augen schon an dem Gesicht des Kerls fest getackert, der gerade ein genüsslich stöhnendes Mädchen an ein Bücherregal presst. Trotz dem eher dämmrigen Licht hier und der Tatsache, dass ich nur sein Seitenprofil sehen kann, erkenne ich den besonderen Schwung seiner Haare und damit auch einen der drei Prinzen.

Sofort schießen mir Cassies Worte über Adriens seltsames Verhalten nach dem Kuss in den Kopf, was angesichts seiner hemmungslosen Knutscherei mit einem anderen Mädchen durchaus Sinn ergibt. Ich muss sagen, dass ich wirklich geschockt bin. Nicht nur, weil sich meine Freundin so lange Gedanken um einen Kerl gemacht hat, der scheinbar anderweitig aktiv ist, sondern weil ich Adrien nicht für den Typ Mann gehalten habe, der eine Nummer schiebt, die geradezu nach ,,Sucht euch ein Zimmer" schreit. Immerhin ist sein Auftreten nahezu auffällig ruhig und gefasst, was gepaart mit seiner unglaublichen Höflichkeit eher für einen zärtlichen Küsser spricht. Was ich nach diesem Anblick nicht gerade behaupten kann, da das Pärchen eher auf mich wirkt, als würde es sich verzweifelt auffressen wollen.

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich da stehe wie eine seltsame Stalkerin, die etwas zu viel dafür übrig hat, wenn sich zwei Personen vor ihren Augen fast vernaschen. Tja, es wird Zeit heimlich wieder davon zu schleichen und so zu tun, als hätte ich das nicht in allen Einzelheiten mitangesehen, denke ich, während ich fast schon automatisch einen beinahe geräuschlosen Schritt nach hinten mache. >>Ich habe das getan, was du mir gesagt hast<<, flüstert Adrien in diesem Moment und trotz seinem leisen Tonfall kann ich ihn auf Grund der kurzen Distanz verstehen.

>>Ich habe versucht offen für ein Mädchen aus dem Casting zu sein und mir die Chance gegeben mich anderweitig zu verlieben. Doch gestern ist mir klar geworden, dass das völliger Blödsinn ist, weil es einfach nicht möglich ist, dass ich für jemanden mehr empfinde als für dich. Mir ist jede einzelne davon egal. Ich habe mich nie richtig für eine interessiert und das werde ich auch nicht. Denn ich liebe dich, Miri Lissian Grey und daran wird sich nie etwas ändern<<

Der letzte Satz ist wie ein Schlag ins Gesicht und ich bleibe erschrocken stehen, während meine Augen zu der Blondine zucken, der ich bisher nicht mehr als einen flüchtigen Blick geschenkt habe. Ist das...? Hat sie...? Ich kann die Fragen nicht mal zu Ende denken, so sehr wirbelt die Ungläubigkeit durch mein Hirn, doch das Bild das sich mir bietet, macht sowieso jede Frage überflüssig. Das ist sie. Das ist die Miri, die ich am ersten Tag im Schloss kennengelernt habe. Die ihren Job als Zofe mit großer Gewissenhaftigkeit erfüllt und noch vor einer Sekunde eifrig an den Lippen des Prinzens gesaugt hat.

Völlig überfordert starre ich die beiden weiterhin an, während ich versuche jegliches Geräusch zu unterdrücken. Miri und Adrien. Adrien und Miri. Ein Liebespaar. Und wahrscheinlich auch ein Verbotenes, da die beiden sich mit Sicherheit nicht in einem versteckten Winkel der riesigen Bibliothek getroffen haben, weil sie die Atmosphäre mögen. Immerhin ist Adrien ein Prinz und damit nicht nur inmitten eines Castings, das ihm am Ende um eine Ehefrau reicher machen soll, sondern auch der Sohn von zwei eiskalten Eltern, die vermutlich nicht viel Verständnis dafür haben, wenn eines ihrer Kinder aus der Reihe tanzt.

Plötzlich fällt mir wieder dieses rosane Kleid ein, das ich zur Modenschau trug und mir von Miri geliehen habe. Damals meinte sie, es wäre ein Geschenk und hat total ausweichend auf meine Frage nach dem ,,Wer?" reagiert. Und mir kommt auf einmal in den Sinn, dass es sich dabei um eine Aufmerksamkeit von Adrien handeln könnte. Das gleiche Spiel mit dem Brief, den sie vor uns versteckt hat. Aber warum hat sie sich gestern so seltsam benommen?

Konzentriert gehe ich meine Erinnerung an gestern durch und hätte mir eine Sekunde später fast mit der Hand gegen die Stirn geschlagen. Gott, wie kann man nur so blind sein?, frage ich mich, als mir einfällt, dass sie die Kaffeetasse etwa zu dem Zeitpunkt umgeschmissen hat, in der Cassie von Adriens abweisendem Verhalten nach dem Kuss erzählte. Vermutlich hatte Miri die ganze Zeit den Verdacht, dass sich seine Beziehung zu meiner Freundin zu einer Heirat ausbauen könnte und war völlig geschockt, als ihr dieser Satz das Gegenteil bewies.

>>Ich liebe dich doch auch<<, presst Miri beinahe gequält hervor, während die beiden vertraut ihre Stirn aneinanderlegen, >>Aber wir hatten das doch schon unzählige Male durchgekaut. Deine Eltern werden das niemals erlauben. Außerdem, was ist mit Cassie? Sie ist so eine liebe Person und...<< Unfähig mich zu bewegen betrachte ich weiterhin das Schauspiel, das sich mir bietet, obwohl ich schon längst auf dem Absatz hätte kehrt machen sollen. Allein die Tatsache, dass die beiden mich noch nicht bemerkt haben, sollte mir einen Anreiz liefern, es dabei zu belassen und mir diese peinliche Szene zu ersparen. Doch leider ist die Kontrolle über meine Beine vorerst außer Kraft gesetzt und ich bin mir nicht mal sicher, ob es noch an dem Schock liegt, der mir diese Überraschung beschert hat. Denn irgendetwas an dieser theatralischen Szene bei der zwei Liebende um ihr Schicksal kämpfen ist besser und echter als in jeder Fernsehserie und hat damit etwa den gleichen Effekt wie ein Autounfall: Man kann einfach nicht wegsehen.

>>Psst... Wir schaffen das schon. Vertrau mir. Ich regele das schon irgendwie und bis dahin...<<, flüstert er und presst ein weiteres Mal seine Lippen auf ihre. >>Oh mein Gott<<, ertönt plötzlich eine Stimme hinter mir, die mir leider nur allzu bekannt vorkommt. Trotzdem schnellt mein Kopf sofort nach hinten, um das Bild einer fassungslosen Cassie anzutreffen, die sich in diesem Moment ihre Hand vor den Mund presst. Doch ich bin nicht die einzige die gerade einen erschrocken Umdrehmoment erlebt, denn als ich meinen Blick wieder nach vorne richte, treffe ich zwei noch geschocktere Mienen an, die aussehen als hätten sie eben den Geist ihrer miesgelaunten Urururgroßmutter gesehen.

Oh verdammt, denke ich und in mir breitet sich das Gefühl aus als überflüssiger Nebencharakter in einer TV-Dramashow gefangen zu sein. >>Cassie...<<, beginnt Adrien und tritt einen Schritt auf uns zu. Was dafür sorgt, dass ich fast drei Kreuze in den Kalender mache, weil er seinen Monolog nicht mit dem klischeehafteten und denkbar schlechten ,,Es ist nicht so wie es aussieht"-Satz eingeleitet hat. >>Ihr beide... Zusammen<<, stammelt sie hinter mir sichtlich überfordert, was mich zu der Annahme bringt, dass sie noch nicht lange die Show genießt.

Apropos, wäre das eigentlich nicht ein guter Zeitpunkt, um sich zu pulverisieren? Für einen Moment lasse ich mir die Frage ernsthaft durch den Kopf gehen, bis ich schließlich zu dem Schluss komme, dass es genauso seltsam wäre sich in den dünnen Gängen an ihnen vorbei zu quetschen. Da kann ich gleich völlig überfordert zwischen ihnen stehen bleiben und versuchen mich durch Nicht-bewegen unsichtbar zu machen.

Für einen Moment kaut Adrien unruhig auf seiner Unterlippe herum, während Miri immer noch nicht aus ihrer Schockstarre erwacht ist und mit großen Augen auf einen Punkt starrt. >>Ja, wir sind zusammen. Na ja, sozusagen... Weiß du, wir waren ein heimliches Pärchen bevor das Castingthema aufkam, doch dann meinte Miri, ich sollte der Sache wenigstens eine Chance geben. Und dann habe ich dich kennengelernt und dachte, dass es einen Versuch wert wäre. Doch obwohl in dieser Zeit nichts zwischen Miri und mir lief, muss ich doch fairer Weise gestehen, dass ich sie öfters aufgesucht habe, weil ich es einfach nicht schaffe ohne sie zu sein. Ich war sogar bei ihr, kurz bevor die Koslower angriffen und das Schloss in Flammen stand, was wiederum dafür sorgte, dass sich mein Bruder wegen mir in Lebensgefahr begab<<

Kurz schaut er betreten zu Boden, bevor er seinen Monolog wieder aufnimmt. >>Was ich damit sagen will ist, dass es mir zum einen leid tut und zum anderen nicht. Ja, ich wollte nie jemand in Gefahr bringen und ich wollte dir auch nie falsche Hoffnungen machen oder dich belügen, aber mir sind die Hände gebunden. Eigentlich sollte Liebe doch etwas Schönes sein, oder nicht? Leute sollten sich freuen, weil du dein Glück gefunden hast und nicht gar nichts sagen, weil du von vornerein weißt, dass sie es nicht akzeptieren würden und du es ihnen deshalb noch nicht einmal erzählt hast<<

Wieder wird es still, doch dieses Mal ist es keine Pause in Adrien Ansprache, sondern das Warten auf Cassies Reaktion. >>Ich weiß nicht, was ich sagen soll<<, kommt es ihr schließlich über die Lippen, >>Gestern habe ich meinen Mund noch auf deinen gelegt und jetzt erwische ich dich dabei, wie du das Mädchen küsst, mit dem ich schon unzählige Unterhaltungen geführt habe ohne etwas zu ahnen. Aber das seltsamste ist, dass es mir nicht so viel ausmacht, wie es vielleicht sollte. Ich habe es schon gestern geahnt, doch jetzt weiß ich es sicher. Ich empfinde nicht auf die Art für dich Adrien. Das habe ich nie und das werde ich vermutlich auch nicht, was nicht bedeutet, dass ich ein wenig enttäuscht davon bin, dass keiner von euch beiden es mir gesagt hat<<

Gespannt warte ich darauf, dass sie weiterspricht, während ich gleichzeitig so etwas wie Stolz für sie empfinde. Endlich hat sie es geschafft wenigstens einen Teil ihres Gefühlschaos zu entwirren und ich glaube, das ist für sie eine immense Erleichterung. >>Jedenfalls werdet ihr beiden auf jeden Fall noch etwas von mir zu hören bekommen, das verspreche ich euch. Aber vorerst wünsche ich euch erstmal alles Gute, bevor ich mich jetzt auf den Weg mache, um meine neuen Erkenntnisse, die die ganze Zeit schon vor mir lagen, dafür zu nutzen mein eigenes Happy End zu bekommen<<

Und mit diesen Worten stürmt sie breit grinsend davon und es braucht keine große Fantasie, um zu erahnen, dass dieses glückliche Ende auf Marc gemünzt ist. Auch meine Mundwinkel ziehen sich wie von selbst nach oben, bis mein Gehirn endlich wieder in Gang kommt und mich daran erinnert in welcher seltsamen Situation ich mich befinde. >>Ähmm...<<, rutscht es mir unbedacht heraus, während mich zwei völlig überforderte Gesichter mustern. Aber wer kann es ihnen schon verübeln? Immerhin ist das sicherlich das erste Mal, dass sie von gleich zwei Personen bei einer verbotenen Knutscherei erwischt werden und das Ganze kurz darauf in eine Telenovelafolge ausartet.

>>Tja, sorry für die Störung. Und viel Glück euch beiden noch. Ich werde natürlich nichts verraten, aber du, Miri, kannst dich noch auf ein kleines Verhör gefasst machen<<, verabschiede ich mich und werfe meiner Zofe einen bedeutungsvollen Blick zu, bevor ich mich endlich umdrehe und so schnell wie möglich aus dieser peinlichen Atmosphäre flüchte.

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>>Warum sagt sie ihm nicht einfach, was er für sie fühlt?<<, ruft Cameron entrüstet aus, während er gleichzeitig seine Hände in die Luft wirft. Da kann man nur froh sein, dass die Schale mit süßem Popcorn auf meinem Schoss ruht und somit nicht für eine verzweifelte Wurfaktion mit einhergehender Essensverschwendung in Frage kommt. >>Jetzt tu doch nicht so, als hätte es bei euch beiden nicht Jahre gedauert bis es soweit war<<, schieße ich zurück, während ich mir eine Handvoll dieser wunderbaren Kreation in den Mund schiebe.

Tja, willkommen bei unserem kleinen Filmtag, der sich von unserem Macen-Fait-Duo schnell um den spanischen Prinzen erweitert hat. Denn Überraschung, Verliebte möchten so viel Zeit wie möglich zusammen verbringen und da sich die beiden in der Öffentlichkeit so verhalten müssen, als hätten sie nur freundschaftliche Gefühle füreinander, bekomme ich neben der romantischen Komödie, die wir in den Weiten von FTP ausgegraben haben, auch noch so etwas wie einen Porno light in der Live-Version serviert. Nicht, dass ich mich jetzt in lauten Tönen beschweren möchte. Immerhin war ich erst diejenige, die die beiden zusammengebracht hat, da möchte ich sie nicht um ihre Pärchenzeit bringen.

Jedoch habe ich heute eigentlich schon zu viele intime Momente mitangesehen, weshalb ich den Blick nach rechts streng vermeide. Natürlich könnte ich auch einfach aufstehen und gehen, aber ich vermisse Macens Gegenwart ein wenig und auch Cameron ist keine unangenehme Gesellschaft, weshalb ich das eigentlich nicht für nötig halte. Besonders, weil es noch einen ganz anderen Grund gibt, warum ich es mir auf Macens Bett bequem gemacht habe und fast alle zehn Sekunden auf die Uhr an seiner linken Wand schiele.

17:56, denke ich und ein nervöses Kribbeln durchfährt meinen Bauch. Was uns schon wieder zu dieser anderen mysteriösen Ursache meiner Anwesenheit bringt: Ich möchte nicht allein sein, wenn die Uhr sechs schlägt. Denn egal, was es ist oder ob überhaupt etwas passiert, ich habe in jeder Hinsicht Angst davor. Wenn der Typ einfach nur große Sprüche geklopft hat und unser Film einfach weiterläuft, brauche ich die Gegenwart anderer, die mich dazu zwingt nicht einfach enttäuscht zusammen zu klappen. Und falls wirklich etwas Außergewöhnliches geschehen sollte, muss irgendjemand bezeugen, dass ich mir das nicht nur alles eingebildet habe.

Oder, dass die Szene auf dem Bildschirm kein verdammter Albtraum ist, flüstert mir eine zynische Stimme zu, die für eine weitere meiner Sorgen steht. Was ist wenn mir dieses etwas eröffnet, dass Macen oder Daimon in irgendeiner Art in düstere Machenschaften verwickelt sind? Und ja, ich weiß, dass der Gedanke nur der dumme Erguss meiner Zweifel ist, aber das muss nicht bedeuten, dass das nicht eine Möglichkeit wäre. Schließlich war Smaragdglupscher mit seiner Information recht sparsam und hat mit seiner Aussage beinahe Daimons kryptischer Art Konkurrenz gemacht.

Es könnte alles sein. Von einem Video, in dem sich die Gruppe einfach nur vorstellt und Menschen dazu aufruft sich ihnen anzuschließen, bis hin zu einem fanatischen Filmchen, das mehr aus Gerüchten als aus Fakten besteht. 17:58, erklärt mir die Uhr bei einem weiteren Blick darauf. >>Denkst du Fait atmet noch? Sie hat sich noch nie die Chance entgehen lassen, bissig auf einen Kommentar zu antworten. Es ist fast so als hätte sie dich nicht gehört<<, meint Macen belustigt und lässt mich damit ein Stück weit aus meiner Gedankenwelt auftauchen.

>>Hmm, ich denke schon, aber wenn sie mental nicht anwesend ist, können wir ja ein wenig zur Sache kommen, ohne dass sie es bemerkt<< Augenverdrehend wende ich mich den beiden zu und sehe damit automatisch mit an, wie Cameron zärtlich Macens Hals küsst. Sofort schießen meine Gedanken zurück zu Adrien und Miri und ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob Macen von seiner geheimen Liebelei weiß.

>>Ich habe nur einen ganz kleinen Ausflug in die Gedankenwelt gemacht, Cameron. Mit einer völligen mentalen Abwesenheit ist das wohl nicht zu vergleichen<< , erwidere ich gespielt empört und drehe meinen Kopf wieder in Richtung Bildschirm. >>Mhh, wo warst du denn? Wenn ich raten müsste, würde ich ja sage, du hast dich an dieses geheimnisvolle Date mit Daimon erinnert, von dem du uns gemeiner Weise nichts erzählen willst<<, erwidert der Spanier und beschießt mich von der Seite mit ein paar Todesblicken.

>>Na ja, da gibt es ja auch nicht viel zu erzählen. Wir waren in Solia und hatten einen entspannten Abend<<, antworte ich locker und lasse dabei gewissenhaft die beiden Küsse aus, die ich nicht wirklich unter die Kategorie ,,entspannt" zählen würde, aber das brauchen diese beiden Quatschköpfe ja nicht zu wissen. Denn das letzte, was ich brauche ist irgendjemand, der diese Sache aufplustert und mich von meinen tiefgehenden Gefühlen überzeugen will. Und auch die anderen Details über Daimons plötzliche Nettigkeit, unsere seltsame Verbindung und dieses kleine Spiel, steht für mich ganz klar auf der ,,Nicht-erzählen-Liste". Am Ende übertönen sie mit ihrer fanatischen Faimon-Faselei auch noch diesen Beweis und das möchte ich verdammt nochmal verhindern.

>>Ich glaube ja eher, dass du Angst hast, wir könnten bemerken wie sehr dir das Date gefallen hat<< Dieses Mal gibt Macen seinen Senf dazu, doch ich beachte die beiden schon längst nicht mehr, da ich gespannt den Zeiger mustere, der die letzten Zentimeter zur vollen Stunde überwindet. 3. 2. 1, denke ich und richte meine volle Aufmerksamkeit zurück auf den Bildschirm, der gerade für einen Moment schwarz wird. Dann erklingt plötzlich eine verzerrte Stimme und mein Herz setzt für einen Schlag aus, bevor es sich für einen schnellen Galopp entscheidet.

Die Organisation gibt es wirklich, schießt es mir durch den Kopf, während sich mein Magen plötzlich verknotet, als wolle er sich für eine schlimme Neuigkeit rüsten. Und obwohl ich immer noch nicht weiß, was genau auf mich zukommt, ist mir doch eines ganz klar bewusst: Jetzt geht es erst richtig los.

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Hey, Leute ^^ Und seid ihr überrascht von der kleinen Wende, die ich mit Adrien und Miri eingebaut habe? Ich persönlich habe ja so lange auf diesen Moment gewartet und bin schon ganz gespannt, was ihr deswegen sagt.

Des Weiteren, was denkt ihr... Wie sieht dieser Beweis aus, den Smaragdglupscher Fait versprochen hat?

Na ja, bis zum nächsten Mal ^^

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