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Kapitel 67

Ich schmecke Freiheit und Leder, als wir den langen, dunklen Tunnel endlich hinter uns lassen. Wir befinden uns irgendwo im Wald, auf einem Weg der gerade mal breit genug für ein Auto wäre und sausen so schnell an den Bäumen vorbei, dass die Umgebung zu einem braun-grünen Farbennebel verblasst. Aufgeregt grabe ich meine Hände in Daimons Jacke und muss zum wiederholten Mal daran denken, wie verrückt das alles ist. Doch ich scheuche die Gedanken sofort wieder davon.

Das ist verdammt noch mal nicht die Zeit, um sich um irgendetwas Sorgen zu machen oder sein Verhalten so lange zu analysieren bis man all die kleinen Fehler bemerkt, die man sich geleistet hat. Denn wenn wir dieses Tempo beibehalten werden wir schon in etwa einer halben Stunde in Solia eintreffen und egal wie sehr ich mich auf meine Heimatstadt freue... Das ist besser.

Der Wind, der mir die Haare nach hinten bläst, so dass sie wahrscheinlich wie eine Fahne hinter mir her wedeln. Der Geruch nach Leder, der von Daimons Jacke in meine Nase steigt. Das Gefühl zu fliegen ohne jemals Angst haben zu müssen mit dem Hintern auf den kalten Tatsachen der Wahrheit zu landen. Keine Sorge darum, dass einem bei einem Sturz aus der Höhe niemand auffängt. Ich inhaliere die Luft, als wäre es die beste, die meine Lunge jemals gekostet hat, während ich mich wirklich so fühle als wären all meine Fesseln gelöst. Die selbstauferlegten und die, die mir vom Schicksal selbst aufgehalst wurden.

In meinem Kopf spielt sich wie von selbst ein Song ab, den ich schon immer mit Motorrädern verbunden habe und zudem ich nicht nur einmal mit geschlossenen Augen im Bett lag, um mir so eine Spritztour durch die Wälder vorzustellen. >>Und gefällt es dir?<<, schreit mir Daimon durch das Peitschen des Fahrtwindes und dem Dröhnen des Motors zu, ohne dabei den Blick auch nur eine Sekunde von der Straße zu nehmen. Vielleicht klingt es verrückt, aber ich fühle mich sicher bei ihm. Zwar jagt das Adrenalin wie ein alter Freund durch meinen Körper und erfüllt mich mit einer euphorischen Aufregung, doch ich habe keine Angst davor gleich mein Leben durch eine Kollision mit einem Baum zu verlieren. Ich vertraue ihm. Und vielleicht ist es das, was mich eigentlich dazu bringen sollte, dass mein Herz für ein paar Schläge aussetzt, nur um kurz darauf einen entsetzten Takt in meiner Brust zu klopfen.

Doch nicht jetzt, denn gerade gibt es in meinem Kopf keinen Platz für irgendwelche selbstgezüchteten Ängste, die über Jahre in meinem Hirn gediehen sind. Das ist mein langersehnter Traum und ich werde ihn bis zur letzten Sekunde genießen, da können sich die lauten Warnsignale noch so große Mühe geben von mir bemerkt zu werden. Befreit lege ich den Kopf in den Nacken und schließe für einen Moment die Augen, bevor ich mich an Daimons Frage erinnere.

Ein diabolisches Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, bevor ich zurückschreie: >>Noch mehr als dich im Zweikampf zu besiegen und dich mit einem Ruck auf die Matte zu befördern.<< Das wiederum entlockt Daimon einen tiefen Ton, der irgendwo zwischen einem Lachen und einem spöttischen Schnauben liegt, was dafür sorgt, dass die erzeugte Vibration bis zu mir durchdringt und auf meinen Körper überspringt.

Und in diesem Moment wünsche ich mir, dass die Fahrt nach Solia niemals endet.

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Seltsam, das ist wohl die beste Beschreibung für mein inneres Gefühlschaos, als ich an die Tür des Dienstboteneingangs klopfe und gleich darauf einen Schritt zurücktrete, damit ich von dem frisch lackierten Holz nicht zeitnah erschlagen werde. Mein Blick gleitet an der Fassade entlang, die in einem schlichten Roséton gehalten ist und sich vier Stockwerke hoch über mir aufbaut. Alles sieht noch genauso aus, wie ich es verlassen habe. Im Garten sind alle Büsche und anderweitigen Pflanzen perfekt gestutzt. Die Villa wirkt wie die Inkarnation eines Bildes aus einer Wohnungszeitschrift für Extrareiche – makellos, eindrucksvoll, aber ohne jegliche Seele. Und doch scheint es mir so als wäre plötzlich alles anders.

Als würde ich nicht nur anklopfen müssen, weil ich in der Aufregung meinen Haustürschlüssel vergessen habe, sondern weil es gar nichts gibt, was mich mit diesem Ort verbindet. Keine kleinen verformten Metallplatten, die mir Zugang zum Haus verschaffen und die Rocelyn bei einem Schlosser nachmachen musste, weil ein Kind dem es verboten ist raus zu gehen keine Schlüssel braucht. Keine jahrelangen Erinnerungen, die nicht nur von dem Gefühl geprägt wurden, für die eigenen Eltern zu freakig zu sein, sondern auch von zahlreichen schönen Stunden mit meinen Freunden.

Aber trotzdem wurde diese Villa in ein paar Monaten von meinem Haus zu einem Haus. Einem belanglosen Betonklotz, in dem das einzig wichtige die Personen sind, die sich für andere die Hände wund arbeiten und die ich jetzt endlich wiedersehen werde. >>Fait?!<< Die Mischung aus Ungläubigkeit und Freude, die mir urplötzlich entgegenschlägt, weckt mich aus meinen melancholischen Grübeleien und zaubert mir ein hundertprozentig echtes Lächeln aufs Gesicht. Vor lauter augenöffnenden Erkenntnisse habe ich gar nicht bemerkt wie die Tür aufgezogen wurde, so dass ich jetzt völlig perplex bin, als ich von zwei Händen gepackt und in eine Umarmung gezogen werde.

>>Ich kann es einfach nicht fassen. Du bist es wirklich, Herzchen<<, flüstert sie mir ins Ohr und ich kann die aufkommenden Freudentränen in ihrer Stimme hören. Tief atme ich den Geruch nach heißem Gebäck und Kräutern ein und bin einmal mehr froh, dass Daimon sofort eingelenkt hat an seinem Motorrad zu warten, während ich mit Rocelyn spreche. Denn das ist nicht für fremde Augen gemacht. Dieser Moment gehört nur uns beiden – einer mehlbestäubten Ersatzmutter und ihrem rebellischen Mädchen, dass zwar schon zu alt für Gutenachtgeschichten ist, dafür aber gegen filmreife Wiedervereinigungen nichts einzuwenden hat.

>>Ich freue mich auch dich wieder zu sehen, Rocelyn. Ich habe deine Empanadas schrecklich vermisst, auch wenn das wohl ganz unten auf der Liste der Dinge steht nach denen ich, was dich anbelangt, am meisten Sehnsucht hatte<<, murmele ich in ihre schwarzgelockte Haarpracht, da sie mich immer noch nicht losgelassen hat. >>Das will ich nur hoffen<<, erwidert sie, >>Wenn es nämlich nicht so wäre, käme ich mir vor wie eine dieser Mütter, die ihr volljähriges Kind einfach nicht aus ihren überfürsorglichen Armen entlassen können, weil sie die Achterbahnfahrt aus Chaos schon so gewöhnt sind<< Ihr Kommentar lässt mein Grinsen noch ein Stückchen breiter werden und mir wird erst jetzt so richtig bewusst, wie sehr ich sie vermisst habe.

Schließlich entlässt Rocelyn mich aus ihren Armen und ich kann ihr zum ersten Mal an diesem Tag ins Gesicht blicken. Die lattefarbene Haut. Das liebevolle Lächeln. Die kleinen Fältchen in der Augengegend. >>Aber jetzt erzähl mir erstmal: Wie lange kannst du bleiben? Wie bist du hergekommen? Und noch viel wichtiger... Geht es dir auch wirklich gut? Ich habe zwar aus den Zusammenschnitten auf FTP entnommen, dass du wohl auf bist, aber es hieß auch, dass du beim Angriff zu Schaden gekommen bist. Gott, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht<<

Am liebsten hätte ich gleich wieder ihre Arme um mich gespürt, aber ich habe nicht besonders lange Zeit und so sehr ich unsere Umarmungen auch liebe, ein Gespräch ist mindestens genauso wichtig. >>Nicht besonders lange. Fünf Minuten vielleicht? Du musst wissen, dass niemand im Schloss über mein Verschwinden Bescheid weiß, da ich sozusagen abgehauen bin, um für einen Abend mal Solia und dich zu besuchen<<, meine ich, wobei ich Daimon bewusst aus dem Spiel lasse. Wenn ich mit irgendeinem Kerl anfange, stehen wir sicher übermorgen noch hier und obwohl ich normalerweise nichts dagegen einzuwenden hätte, übertrifft ein so langes Ausgequetschte über einen Jungen meine Toleranzgrenze. In diesem Gebiet ist Rocelyn ein wenig wie Juliana. Mit dem großen Unterschied, dass die Königin auf Verkupplungsakte und enthusiastische Ihr-seid-für-einander-geschaffen-Reden setzt, während meine langjährige Vertrauensperson mit mehr Feingefühl arbeitet.

Zuerst würde sie jedes einzelne Detail vorsichtig aus mir herausquetschen, während sie alles sorgsam verarbeitet und sich Wort für Wort einen besseren Eindruck von meinem Gefühlsleben verschafft. Dann wären ihre Lebensweisheiten und ermutigenden Zusprüche an der Reihe, die alle darauf abzielen, dass ich meine Angst mich bei jemandem fallen zu lassen, endlich überwinden soll. Was wiederum großen Widerspruch meinerseits auslösen würde, doch zum Glück hat sie bereits ihren weltbekannten ,,Du musst deinem Herz vertrauen. Es weiß, was gut für dich ist und selbst wenn es mal einen Fehler machen sollte, wirst du immerhin stärker zurückkehren" –Spruch in peto. Tja, und das ist dann meist der Moment, in dem ich versuche schnell das Thema zu wechseln.

>>Und das mit dem Angriff war nicht so schlimm wie du denkst. Ich habe kaum einen Kratzer abbekommen. Außerdem bin ich immer noch der Meinung, dass ich mir nur eine Grippe eingefangen hatte und deshalb so lange flach lag<< Zuversichtlich lächle ich sie an, auch wenn sich in meinem Herzen mal wieder alles zusammenzieht, weil mich meine eigene Lüge selbst wie ein Schlag ins Gesicht trifft. Es ist eine ewige Erinnerung daran, dass ich ihr nicht alles erzählt habe. Dass ich nicht mutig genug war, den Mund aufzumachen, weil ich zu große Angst habe, dass es dann vorbei sein würde. Atme, Fait, weise ich mich an. Das ist nicht die Zeit um darüber nachzudenken. Du machst dir ansonsten die kostbaren Minuten mit ihr nur kaputt.

>>Nur fünf Minuten? Das ist wirklich Schade, aber ich nehme natürlich alles, was ich bekommen kann. Und bist du dir sicher, dass es nur eine Grippe war? Ich habe dich quasi großgezogen, Fait. Vergiss das nicht. Mir ist deine Vorliebe Dinge herunterzuspielen, um mich zu beruhigen durchaus bekannt<< Mit ihrem besten Wahrheitsfinder-Blick mustert sie einmal genauestens meine Gesichtszüge und ich komme mir - wie so häufig in ihrer Gegenwart – vor wie ein offenes Buch. >>Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder Schätzchen? Du musst meine Nerven nicht schonen und das alles alleine durchstehen. Ich bin für dich da. Also, wenn irgendetwas in dieser Zeit passiert ist, das dir Angst gemacht oder dich verletzt hat, kannst du es mir sagen<<

Ich habe meinen ersten Menschen getötet und nach ihm weitere, doch daran beschäftigt mich nicht die Leben, die ich mit dem Hieb eines Säbels beendet habe, sondern dass ich für sieben davon mein Feuer verwendete. Ich bin ein egoistisches Monster und genau weil diese Bezeichnung auf mich zutrifft, schaffe ich es einfach nicht es über die Lippen zu bringen. Schwer schlucke ich das aufsteigende schlechte Gewissen herunter und verbanne es damit an den Ort zurück, an dem es die meiste Zeit verbringt: in der hintersten Kiste meines Bewusstsein, wo es durch einen selbstauferlegten Sicherheitstrakt streng bewacht wird, so dass es nur gelegentlich entwischen kann.

>>Nein, ich habe keine größeren Probleme. Es gibt zwar mehrere Leute, die täglich kaltblütig meine Nerven ermorden, aber ich schätze die gibt es überall<< Das Lächeln auf meinem Gesicht fühlt sich plötzlich unecht an und ich frage mich, warum ich nicht einmal echten Mut beweisen kann. Fünf Minuten sind sowieso zu wenig Zeit, um ihr alles über meine Fähigkeiten zu erzählen, rede ich mir ein, doch tief im Inneren weiß ich, dass ich es nicht Mal erwähnt hätte, wenn wir drei Stunden in einer Sattelkammer festsäßen.

>>Haben s-<<, setzt Rocelyn zu einer weiteren Frage an, wird aber von der Stimme eines ausgezeichneten Nervenkillers unterbrochen, der eigentlich am Motorrad warten wollte. >>Flämmchen! Es tut mir leid dich bei deiner Wiedervereinigung stören zu müssen, aber wir sollten weiter, wenn wir mit meinem Plan nicht in Verzug geraten wollen<<, ruft Daimon durch den halben Garten und bekommt deshalb massig Sympathiepunkte abgezogen, die er heute durch sein Angebot wie durch ein Wunder errungen hat.

>>Oh, du bist nicht alleine hier? Wer ist den dein Be-<<, beginnt Rocelyn zu fragen, unterbricht sich dann aber selber, da sie ihn entweder trotz seines neuen Outfits erkennt oder durch den eigens für mich angefertigten Spitznamen eins und eins zusammenzählt, >>Ist das etwa Prinz Daimon?<< Die Verwunderung ist klar aus ihrer Stimme herauszuhören und ich kann einen Anflug von Freude in ihrem Gesicht erkennen, als sie den am Gartenzaun lehnenden Typen mustert.

Warum kann er nicht einmal darauf verzichten mein Leben ins Chaos zu stürzen?, frage ich mich, während ich dem Übeltäter einen bösen Blick in Kombination mit einer Geh-weg-ich-bringe-das-allein-zu-ende-Kopfbewegung schenke. Doch Daimon hätte sich den Titel Mister Unausstehlich nicht verdient, wenn er sich davon ernsthaft beeindrucken ließe, denn statt schnell die Kurve zu kratzen, um meinem anschwellenden Ärger zu entgehen, setzt er einfach nur sein charmantestes Grinsen auf. >>Jap und zwar live und in Farbe. Und Sie sind bestimmt Rocelyn, nicht wahr? Fait hat mir schon viel von Ihnen erzählt<<

Oh man, warum habe ich sein Handgelenk nicht einfach mit einem Seil an das Lenkrad gefesselt? Dann hätte ich diese Daimon-Rocelyn-Kollision, die sicher nur damit endet, dass meine Vertrauensperson ihm heillos verfällt und mit auf den Faimonzug aufspringt, verhindern können. Doch leider habe ich in der Eile nicht nur meinen Hausschlüssel, sondern auch ein reißfestes Seil vergessen, weswegen ich das wohl auf die Liste der Eigenschuld setzen kann. >>Ach tatsächlich?<<, hakt Rocelyn nach, während sie ihr Gesicht wieder zu mir dreht, >>Fait hat über Ihre Anwesenheit nämlich geschwiegen wie ein Grab<<

>>Na ja, vielleicht hat sie einfach darauf gewartet, dass ich hier auftauche, damit Fait uns direkt miteinander bekannt machen kann<<, antwortet der Prinz, während er auf uns zu schlendert. Jap, meine aggressiven Kopfbewegungen in Richtung Straße waren genauso effektiv wie ein Elefant als Teeserviceverkäufer. Aber was erwartet man schon von jemanden dessen Ideen seit unserer ersten Begegnung entweder unter die Kategorie ,,grauenvoll und zu meinen Ungunsten" oder in das Genre ,,nicht schlecht, aber mit einem großen Haken" fielen?

>>Natürlich! Nach deinem ,,Wenn du willst warte ich am Motorrad"- Spruch habe ich dich natürlich mit großer Gewissheit hier erwartet und dich deshalb nicht erwähnt. Das klingt absolut einleuchtend! Vor allem wenn man sich unser Gespräch noch einmal ins Gedächtnis ruft und mich sagen hört: Das will ich auch schwer hoffen, ansonsten werde ich dich nämlich mit einer Kettensäge in winzige Einzelteile zerlegen<< Der Sarkasmus springt ihm nur so aus meiner Stimme entgegen und liegt für einen kurzen Moment zusammen mit meinem anklagenden Unterton in der Luft.

>>Ja, daran habe ich ein paar vage Erinnerungen, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass du mir mit einer modifizierten Kettensäge gedroht hast<< Dieser... Dieser Mistkerl! Verdammt, wie konnte ich ausgerechnet Daimon vor knapp einer Stunde noch so wohlgesonnen sein? Und wo ist der Kerl mit den traurigen Augen und dem Mut Entschuldigungen zu äußern hin, bei dem ich meine Bitterkeit nicht tief in mir versteckt halten muss? >>Und was genau ist dann der Grund, warum du plötzlich hier auftauchst und meinst den Rasen platt treten zu müssen?<<, zische ich, wobei mir erst jetzt so richtig bewusst wird, dass Rocelyn immer noch neben mir steht und das Gespräch genauestens analysiert.

>>Na ja, da du nach den vereinbarten fünf Minuten nicht zurück zum Motorrad gekommen bist, dachte ich, ich sollte mal nachsehen, ob du unter einem Strom von Umarmungen begraben liegst<<, antwortet er leichthin und lässt sich weiterhin von meinen Laserblicken durchbohren. >>Ich wäre in den nächsten Sekunden zu dir raus gekommen. Es gab keinen Grund dazu -<<, beginne ich, werde aber dieses Mal von Rocelyn unterbrochen, die uns beide mit einem sentimentalen Ausdruck mustert.

>>Okay, ihr beiden holt bitte einmal tief Luft und hört auf zu streiten. Ich finde es nämlich durchaus erfreulich, dass ich von der Anwesenheit des Prinzen erfahre. Das gibt mir ein bisschen Hoffnungsmaterial, dass meine Kleine es vielleicht doch noch schafft sich auf jemanden einzulassen. Also, verzeiht mir wenn ich frage - ich fürchte ich bin nicht auf dem neusten Stand der Tatsachen... Seid ihr bereits ein Liebespaar?<<

Meine Gefühllage liegt gerade irgendwo zwischen dem Bedürfnis verzweifelt loszuprusten und meine Stirn mit dem Türrahmen kollidieren zu lassen. Und während ich mich mal wieder frage, warum jeder die falschen Schlüsse in dieser Sache zieht, gebe ich Daimon damit die nötige Zeit etwas ganz und gar Dummes zu sagen. >>Nein, sind wir nicht. Aber was nicht ist kann ja noch werden, Miss<<, erwidert er mit einem Zwinkern und bringt mich damit fast dazu mich auf ihn zu stürzen, um ihm mit einer Schüttelaktion wieder etwas Vernunft einzuflößen.

Stattdessen trete ich etwas näher an ihn heran, damit Rocelyn die folgenden Worte nicht hören kann. >>Verdammt, war das wirklich nötig?<< Verärgert sehe ich ihn an und versuche dabei meine Stimme in einem Flüsterton zu halten, obwohl ich ihm am liebsten lauthals zur Schnecke gemacht hätte. Wie oft hatten wir dieses Thema bei Interviews schon? Und wie oft wollte ich ihm schon meine Faust ins Gesicht schlagen, weil er mal wieder über unseren Beziehungsstand gelogen hat, um mich zu ärgern? Die Antwort darauf ist ein ganz klares ,,zu oft" und dass er diese Karte nun erneut vor Rocelyn ausspielt, hätte ich selbst ihm nicht zugetraut. Wie konnte ich nur auf sein dummes Motorrad steigen? Das war von Anfang an eine Schnapsidee im Sonderformat, bei dem ich mal lieber auf meine Vernunft gehört hätte.

>>Lass ihr doch diesen Hoffnungsfunken<<, flüstert er mir zu und nickt zu Rocelyn, die mit einem breiten Grinsen in den Himmel schaut und wahrscheinlich gerade irgendeinem Gott ihren Dank ausspricht, >>So oft wie du dich während des Prinzessinnencastings schon in Schwierigkeiten gebracht hast, braucht die arme Frau etwas Balsam für ihre Nerven. Und die Vorstellung von dir und einem festen Freund scheint sie anscheinend glücklich zu machen. Das wollte ich nicht kaputt machen. Außerdem habe ich mit meiner kleinen Vielleicht-Aussage noch nicht mal gelogen. Du kannst deine Raubtierinstinkte also wieder runterfahren, Flämmchen. Ich habe nichts verbrochen<<

Ich hasse das. Warum schwelt mein Ärger von jetzt auf gleich ab und hinterlässt nur das Gefühl, dass Daimon damit eigentlich etwas Nettes tun wollte? So war es früher schließlich auch nicht und ich glaube, wir können alle zustimmen, wenn ich sage, dass es vorher einfacher war. Doch so sehr ich mich auch bemühe, die Wut will einfach nicht in meinem Inneren wiederbelebt werden und das Einzige, was mir durch den Kopf schwirrt ist der Gedanke, wie nah wir uns schon wieder sind.

Mit einem seltsamen Gefühl in der Bauchgegend trete ich einen Schritt zur Seite und mustere Rocelyn, die uns lächelnd mit ihren wachsamen Augen beobachtet. >>Dann schätze ich mal, dass sich unsere Wege hier erstmal wieder trennen, Süße. Immerhin möchte ich euch nicht von eurer Spritztour abhalten. Ich bin einfach nur froh, dass du kurz vorbeikommen konntest<<

Mein Herz wird auf einmal wieder ganz schwer und ich erinnere mich an unseren ersten Abschied nach der Ballnacht. Damals dachte ich, dass ich sie nach einigen Tagen wiedersehen würde, weil mich die Prinzen gleich wieder rauswählen, doch dazu kam es bisher noch nicht und so bin ich mir auch nicht sicher, wann wir uns das nächste Mal leibhaftig gegenüber stehen. >>Ich werde dich vermissen, Rocelyn<<, flüstere ich ihr zu, als sie mich in eine weitere Umarmung zieht, die ich in vollen Zügen genieße. Normalerweise bin ich nicht der Knuddeltyp, aber in diesem Moment sauge ich die Körpernähe ein wie lebenswichtigen Sauerstoff, der mir für eine unbestimmte Zeit reichen muss.

>>Oh, glaub' mir, ich werde dich noch viel mehr vermissen. Das Haus ist so still ohne dich. Die ganzen anderen Angestellten freuen sich schon auf deine Rückkehr, während sie gleichzeitig hoffen, dass du für immer wegbleibst, weil du deinen Prinzen gefunden hast. Und dem schließe ich mich an<< Wir lösen uns wieder von einander und ich kann einen Tränenschleier auf ihrer Regenbogenhaut glänzen sehen, während wir uns für ein letztes Mal in die Augen sehen.

Okay, vielleicht sollte ich aufhören so melodramatisch zu sein. Immerhin ziehe ich hier nicht in den Krieg und ich werde sie auf jeden Fall irgendwann wiedersehen. Das muss ich einfach, doch diese Szene schreit einfach geradezu nach traurigem Klavierspiel und dazu passende Regengüsse, so dass ich nicht drum rumkomme dessen Fehlen mit dramatischen Formulierungen auszugleichen.

Ich will gerade meine Hände von ihren Schultern nehmen, um den erneuten Abschied endlich hinter mich zu bringen, als Rocelyn ihren Griff um meine Oberarme festigt und sich ein letztes Mal zu meinem Ohr vorbeugt. >>Sei in Daimons Gegenwart vorsichtig und pass auf dich auf, Fait. Okay? Das musst du mir hoch und heilig versprechen. Wer weiß, ob man einem Sinclair trauen kann<<

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Hey Leute ^^ Und Sorry für das langweilige Kapitel, aber wir kennen sicher all diese nötigen, aber leider nicht sehr spannenden Zwischenkapitel...

Na ja, wie geht's Euch? Wie läuft es in der Schule? Ich werde ab Montag ein neues Schulsystem ertragen müssen, bei dem man in zwei Gruppen gesplittet wird, an bestimmten Tagen in die Schule darf und ansonsten den Unterricht über einen Livestream verfolgen muss, während die andere Gruppe in der Schule sitzt... Ich bin mal gespannt wie das funktionieren soll und hoffe, dass der Schulstress nicht explosionsartig in die Höhe schießt und ich trotzdem updaten kann...

Dann hoffentlich bis nächsten Sonntag ;)

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