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Kapitel 38

Ihr kennt doch sicher alle das unüberwindbare Gefühl, man müsste vor Entrüstung die kürzlich zu sich genommene Flüssigkeit wieder ausspucken, oder? Ja, ich durchlebe diesen Wunsch gerade ganz ohne vollen Mund. Aber wer hätte gedacht, dass die Reporterin noch dümmer und storybesessener ist, als ich dachte? Wahrscheinlich keiner, immerhin waren meine Erwartungen so weit oben angesetzt, dass sogar das Beuteverfahren eines Tiefsee-Anglerfisches als Vergleich herhalten musste.

Und das Schlimmste ist, dass sie von Sarkasmus anscheinend nicht mal ansatzweise eine Ahnung hat, denn ansonsten würde sie meinen Scherz nicht für bare Münze nehmen und auf meine Aussage springen wie ein verhungertes Häschen, auf ein besonders knackiges Salatblatt. Wobei, warum mache ich mir überhaupt die Mühe mit dem Hasenvergleich, wenn die Reporterin vor mir aussieht wie die Personifikation einer Diätliebhaberin? Doch halten wir uns nicht damit auf. Viel interessanter ist gerade Daimons Gesichtsausdruck, der tatsächlich mal ein Anzeichen von Gefühl zeigt, anstatt einfach in seiner besten Kotzbrockenmanier starr zu bleiben oder ein arrogantes Lächeln zur Schau zu stellen.

>>Ich? Eifersüchtig? Auf meinen Bruder?<< Daimons gespielt erschrockene Stimme, lässt mich tatsächlich daran zweifeln, ob ich gerade einen Hauch von Überraschung in seinem Blick gesehen habe oder ob ich mir schon so verzweifelt wünsche sein Pokerface fallen zu sehen, dass ich mir das Ganze nur eingebildet habe. >>Wie kommen Sie denn darauf, Karmen? Sie dürfen nicht auf alles eingehen, was Fait von sich gibt. Sie hat einen unübertrefflichen Hang zum Sarkasmus. Nicht wahr, Flämmchen?<<, richtet er das Wort nun an mich und hat in einem Anflug von Übermut tatsächlich die Nerven mir seine Hand aufs Knie zu legen.

Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als die Wärme seiner Hand durch den Stoff meiner Jeans dringt und er damit beginnt seinen Daumen in rhythmischen Bewegungen über das Material gleiten zu lassen. Sofort schlage ich ihm auf die Finger – und das nicht gerade sanft. >>Autsch. Verdammt. Was sollte das?<<, knurrt er und hält sich seine vor Schmerz kribbelnde Hand schützend an die Brust. Das Lächeln, das sich gerade auf meine Züge schleicht, kann man nur als diebisch bezeichnen. Aber was soll ich sagen? Er hat es verdient und außerdem war ich schon kurz davor vor bösen Fantasien überzulaufen.

>>Ich habe keine Ahnung, was du meinst<<, erwidere ich in meinem besten Unschuldston und bin kurz davor mit einem Schmollmund noch eins obendrauf zu setzen, bevor ich mich schlussendlich doch dagegen entscheide. Ich sollte für diesen Moment lieber die Stimmungswechselstrategie verwenden, als mich zu lange mit affektierten Grimassen aufzuhalten. >>Aber ich mag es nicht, wenn irgendjemand einen Besitzanspruch auf mich geltend machen will. Besonders wenn derjenige mich nicht leiden kann und damit nur seinen eigenen perfiden Plan verfolgt<<, meine ich auf einmal völlig ernst.

>>Eigenen perfiden Plan?<<, hakt er amüsiert nach und zieht eine seiner dunklen Augenbrauen in die Höhe, >>Wie, was zum Beispiel? Einen Keil zwischen dich und Macen zu treiben, damit ich dich ganz für mich allein haben kann? Oder doch lieber etwas weniger psychopathenmäßiges? Wie wäre es damit? Ich bin der von Grund auf missverstandene Prinz und mein alleiniger Plan besteht darin dich zu verführen, damit deine feurige Liebe mein kaltes, einsames Herz erwärmen kann. Das hört sich doch nach einem erstklassigen Erotikroman an, aber wer weiß, vielleicht habe ich gerade auch schon meinen durchtriebenen Plan verraten und tunke das alles nur in Sarkasmus, um dich zu verwirren<<

Der dunkle Ton, den seine Stimme bei den letzten Sätzen angenommen hat, könnte wirklich dazu ausgelegt sein ein Mädchen zu verführen. Jedenfalls wenn dieses Mädchen oberflächlich genug ist, um seinen abschreckenden Charakter zu übersehen und sich dann auch noch zu schade für eine Brille ist, damit ihr seine negative Ich-bedeute-nichts-als-Ärger- Aura nicht mal in Kussnähe auffällt. Obwohl, vielleicht sollte ich diese Aussage anlässlich seines blauen Blutes noch mal überdenken. Schließlich würde der Großteil der weiblichen Oberschicht jeden sofort heiraten, der im Stande ist ihnen den Prinzessinnentitel auf dem Silbertablett zu servieren. Also stehen Daimons Chancen auf eine Ehefrau eigentlich sogar überdurchschnittlich gut, während seine Erfolgsaussichten auf die einzig, wahre Liebe einen gewaltigen Sturzflug auf dem Diagramm hinlegen.

>>Also geben Sie hiermit zu etwas für Ms. Montgomery zu empfinden, dass über Abneigung hinausgeht?<< Dieses Mal gibt meine Hand sogar ein kurzes Zucken in Richtung Kopf von sich, so dringend will sie meine Stirn erreichen. Doch wen wundert das, bei der unverkennbaren Vorfreude in Blondies Stimme, schon? Sie ist wirklich der Meinung, dass sie in diesem Interview den nächsten großen Vogel abschießt. An sich ja kein undenkbares Ziel, aber die Frau scheint sich sicher zu sein, den einzigartigen Faimon-Phönix in Jagdweite zu haben – eine Tatsache der Unmöglichkeit, weil ihr Schlagzeilenfedervieh gar nicht existiert. Es ist einfach nur eine von der Regenbogenpresse erschaffene Fata Morgana, der sie jetzt mit eisernem Optimismus hinterhersprintet.

Auch an Daimons Gesicht kann ich ablesen, dass er so langsam genug von dieser Blondine hat und ich würde seinem Gedankengang durchaus zustimmen, wenn die Reporterin nicht im Dauerlauf Emotionen auf seine Züge zaubern würde und damit sein ekelhaft gutes Pokerface zerstört. >>Da müssen Sie etwas missverstanden haben, Karmen. Ich nehme Fait lediglich ein wenig auf die Schippe, weil ich es einfach liebe, wenn sie die Auge zu Schlitzen verengt und versucht mich mit Blicken zu erdolchen<< Mein darauffolgender böser Blick lässt sich einfach nicht verhindern und so wird Daimons arrogantes Grinsen noch breiter.

Mit einer fast schon unbändigen Schadenfreude zeigt er auf mein Gesicht. >>Sehen sie, genauso. Ist das nicht ein göttlicher Anblick. Hey Kameramann, wollen Sie das nicht genauer filmen. Ich empfehle ja eine Großaufnahme<<

Dieser Kotzbrocken, dieser Idiot, dieser grrr, fluche ich in Gedanken und stehe ganz kurz davor ihm dieses Mal auf den Arm zu schlagen, doch stattdessen sage ich: >>Schön, dass du so viel Gefallen an meinem Gesicht findest. Wenn ich deines sehe, kommt in mir leider nur mein Fluchtinstinkt hoch, aber vielleicht kann dir der Kameramann ja einen Auszug davon machen und du kannst dir das Bild auf den Nachttisch stellen.<< Kurz tippe ich mir gespielt grüblerisch an meine Lippe.

>>Hey, wenn ich so darüber nachdenke, ist das eine spitzen Idee. Du bekommst dieses Foto und ich bekomme lebenslange Ruhe von dir. Denn wenn du dir meinen Blick täglich in toller Pixelauflösung anschauen kannst, brauchst du dir den Originalen ja nicht mehr zu verdienen.<< Provokant zwinkere ich ihm zu und bin mit meiner Darbietung mehr als zufrieden. Das ist auf jeden Fall eindrucksvoller, als ihm einfach das nächstbeste Schimpfwort an den Kopf zu werfen, wie ich es als erstes vorhatte.

>>Du denkst doch nicht tatsächlich, dass ich mich mit einem Foto abspeisen lasse, wenn die Version live und in Farbe in meinem Zuhause steht. Außerdem hat dieses leblose Ding keine gemeine-Kommentare-Funktion.<<, erklärt er und entlockt mir damit einen grummelnden Laut. Das wäre auch zu schön gewesen um wahr zu sein!

>>Aber Prinz Daimon. Das ist doch sicherlich nicht das einzige, was Sie an ihr mögen. Was hat es denn beispielsweise mit diesem Spitznamen auf sich?<< Mittlerweile wirkt die Reporterin ein wenig verzweifelt und ihr 100-Watt-Lächeln sieht aus ,als könnte es ihr jeden Moment vom Gesicht rutschen, doch ihre Gefühlslage interessiert mich gerade herzlich wenig. Jedenfalls nicht solange ich keine Antwort auf die Frage erlange, auf die ich schon das ganze Interview gewartet habe. In mir tobt immer noch die Angst der Prinz könnte etwas von meinen Fähigkeiten ahnen und ich habe die dumme Hoffnung, dass mir seine Erwiderung Erleichterung verschaffen wird. Denn er kann eigentlich nichts von meinem Geheimnis wittern, oder?

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er sich ein paar Mal über seine Wangen fährt, auf der einige Stoppel zu sehen sind. >>Na ja, Karmen. Sie hat ein ziemlich feuriges Temperament, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten. Außerdem hat sie die Küche in Brand gesteckt, um mich zu retten. Man sollte also meinen sie hätte sich den Namen ,,Flämmchen" verdient...<< Jetzt sieht er mich direkt an und das unausgesprochene ,,Aber" in seiner Stimme, lässt mich Böses vorausahnen.

>>Doch sie hat damit auch sieben Soldaten umgebracht und diese Tatsache lässt mich einfach nicht los, weil - << Abrupt springe ich aus meinem Sessel auf. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er das vor laufender Kamera zur Sprache bringt! Mir diese Sache klammheimlich bei einem Interview vorzuhalten, ist so tief unten in der Schubladenleiste zu finden, dass ich seine Griffe nicht mehr sehen kann. Doch das Schlimmste daran ist die Scham darüber, dass ich ihm das eigentlich nicht zugetraut hätte - Offenbar ein böser Fehler.

>>Warum machst du das verdammt?!<<, schreie ich ihn an, während ich vor unterdrückter Wut nur so zittere und jetzt doch Mühe damit habe, meine Kräfte zurückzuhalten. >>Willst du mich jetzt auch noch vor der ganzen Nation, als gefühlslose Mörderin bezeichnen, weil es dir nicht gereicht hat es mir ohne Publikum entgegenzubrüllen?! Ist das deine verkorkste Version von freundlich sein<<, meine ich und spiele dabei auf unser vorheriges Exempelspiel an, bei dem er mir weismachen wollte, tatsächlich schon mal nett zu mir gewesen zu sein. Leider unterbrach uns die Moderatorin, bevor er auf das harte, klare Ergebnis gekommen wäre, dass das nie der Fall gewesen ist.

Nun springt auch Daimon wutentbrannt aus dem Sessel. Seine Miene von Kummer zerfurcht. >>Verdammt. Es tut mir leid! Okay?! Und würdest du mich nur einmal ausreden lassen, anstatt mir ständig ins Wort zu fallen oder vor mir davon zu laufen, dann könnte ich dir auch die Entschuldigung geben, die du verdient hast. Aber das willst du gar nicht, habe ich Recht? Du willst einfach glauben, dass ich durch und durch der böse Wolf bin, damit du weiter Eisprinzessin spielen kannst! Weißt du was?! Du bist keine Mörderin, sondern ein verdammt feiges Huhn, das in Wirklichkeit genauso ist wie ich! Aber das ist nicht mehr mein Problem, weil ich jetzt verschwinde!<< Mit diesem Satz macht er auf dem Absatz kehrt und stürmt aus den Raum. Was zurückbleibt ist das Echo einer zufallenden Tür und die anwesenden Personen, die ihm mit schockgeweiteten Augen hinterherschauen.

Völlig fertig lasse ich mich wieder in den weichen Samt sinken und reibe mir, in der Hoffnung meinen Kummer aussperren zu können, übers Gesicht. Eigentlich will ich wütend sein, ihn gedanklich verfluchen und alles mit einem lässigen Schulterzucken abtun, doch dieses Mal muss ich nicht mein Feuer zurückhalten, sondern das Eis. Selbst wenn mein eigener Emotionskompass mal nicht funktioniert oder ich versuche mich selbst zu belügen, meine Fähigkeiten weisen mir in dieser Hinsicht immer den richtigen Weg. Und die schreckliche Wahrheit ist nun mal, dass ich nicht zornig bin, sondern traurig.

Trauer mit einer unglaublichen nervigen Prise Schuldgefühle, ergänzt meine innere Stimme, die ich am liebsten dort zurückgelassen hätte wo der Pfeffer wächst. Aber sie hat Recht. Ich mache mir Vorwürfe darüber, dass ich ihm nicht zugehört habe. Eigentlich total schwachsinnig, oder? Immerhin hat er mir diese ganzen schlimmen Dinge an den Kopf geworfen und ich habe eindeutig das Recht sauer auf ihn zu sein.

Doch seine verdammten Augen wollen mir nicht aus dem Kopf gehen und reden mir, wie von selbst, ein schlechtes Gewissen ein. Diese unglaubliche Kälte darin, die durch den warmen Farbton beinahe unwirklich zu sein scheint, ist ja schon schwer zu ertragen. Doch der tosende Sturm, der in solchen Momenten, in ihnen aufzieht – so schnell und aggressiv, dass man nicht genug Zeit hat die vorbeisausenden Emotionen zu identifizieren – das ist der wirkliche Zweifelsäher. Worte sind vergesslich, aber dieser Orkan aus Kummer, mit dem ich seine gifttropfenden Silben verknüpfe, ist unauslöschlich und lässt seine Sätze ewig leben. Und genau das ist das Problem.

In diesem Moment legt mir Macen eine Hand auf die Schulter und lächelt mir aufmunternd zu. Sofort muss ich zurücklächeln und lasse mich einfach in seine grün-blauen Augen fallen, um meinem lästigen Gedankenwirrwarr zu entkommen. >>Okayyyy<<, meint die Reporterin und mein Blick schreckt zu ihr zurück. Mittlerweile hängt ihr Lächeln nur noch auf Halbmast und kommt daher eher einer angestrengten Grimasse gleich. >>Das Interview ist so gut wie vorbei. Nur noch eine letzte Frage an Sie, Prinz Macen: Haben Sie vor Miss Fait zeitnah zu einem weiteren Date einzuladen?<<

Lockenkopf kann einem schon fast leidtun, so sehr versucht sie dieses Interview zu einem normalen Abschluss zu bringen, doch das vorherige Chaos wird deshalb sicherlich nicht aus den Köpfen der Zuschauer verschwinden. Wenn dieses Interview überhaupt auf FTP gezeigt wird, überlege ich und lasse zähneknirschend zu, wie tatsächlich so etwas wie Hoffnung in mir aufsteigt. Ich würde es auf jeden Fall überleben, wenn alle Welt wüsste, dass Daimon mich für ein gefühlsloses Miststück hält, aber... Ach sagen wir einfach, ich würde mir nicht wünschen es über jeden Bildschirm flimmern zu sehen.

>>Natürlich, was für eine Frage. Wie könnte ich die Gesellschaft einer so reizenden Dame verschmähen<<, meint Macen und auf seinen Lippen bildet sich ein charismatisches Lächeln, das er nur mir allein zu schenken scheint. Verdammt, denke ich, während ich seinen Blick weiterhin brav erwidere. Warum kann er nicht einfach nur freundschaftliche Gefühle für mich hegen? Dann wäre alles viel einfacher.

Ich empfinde einfach nicht auf die gleiche Art für ihn, wie er scheinbar für mich und so ist das Ich-will-ihn-nicht-verletzten-Dilemma perfekt. Jetzt könnte ich hier natürlich einen ellenlangen inneren Monolog darüber führen, dass ich ihn auf keinen Fall mit meiner Ablehnung verletzten will, aber ich denke, das kennt ihr schon zu genüge. Also kommen wir einfach gleich zu meinem gefassten Schluss, der eigentlich nicht simpler ausfallen könnte: Einfach so verhalten wir immer.

>>Wenn ich so darüber nachdenke - <<, beginnt er und schaut auf einmal leicht schüchtern zu mir hinüber, >>Hast du vielleicht Lust nach dem Interview noch etwas mit mir zu unternehmen, Fait?<<

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>>Ich hatte das Gefühl dieses Interview endet nie<<, meine ich seufzend und stecke mir noch einen Löffel mit Schokoeis in den Mund, während Macen sich endlich gegenüber von mir niederlässt. Nach dem Interview hat er mich schnurstracks in die Hauptküche des Schlosses geführt, um meine strapazierten Nerven mit Zucker zu beruhigen. Zuerst war ich nicht sicher, ob ich dieser Verabredung zustimmen soll, doch dann habe ich mich sofort eines Besseren besinnt. Ich meine, nur weil er romantische Gefühle für mich hegt, heißt das nicht, dass wir nichts mehr miteinander unternehmen können. Und sich zusammen ein paar Kalorien zu genehmigen, ist nun wirklich nichts Besonderes, oder?

>>Ja, ich weiß was du meinst.<<, stimmt er zu, >>Obwohl ich zugeben muss, dass es eigentlich ganz interessant war, wie du Daimon Konter gegeben hast. Das trauen sich nicht Viele.<< Der amüsante Blick, den er mir daraufhin zuwirft, entlockt mir ein lautes Stöhnen. Und dieses Mal hat mein undamenhafter Laut nichts mit dem superleckeren Eis zu tun, das uns die Bediensteten ,trotz unserer kurzfristigen Anfrage, aufgetischt haben. >>Lass uns bitte nicht über deinen idiotischen Drillingsbruder reden<<, wehre ich ab, während ich mit meinem Löffel drohend vor seinem Gesicht herumwedle.

Der Name Daimon samt seiner Persönlichkeit und seinen blöden aufwühlenden Augen können mir erst mal gestohlen bleiben – noch mehr als sonst, denn ich habe jetzt ein für alle Mal entschieden, dass ich mich nicht mehr über sein Spielfeld treiben lasse. Ich habe ihm fälschlicher Weise Vertrauen entgegengebracht und auch wenn das außerhalb meines Bewusstseins lag, möchte ich diesen Fehler nicht wiederholen. Es ist mir sogar egal, warum er die Sprache heute wieder auf den Angriff gelenkt hat. Denn seien wir mal ehrlich, Mister Kotzbrocken wird immer ein Mysterium mit einer verdrehten Wesensart bleiben und da spielt es auch keine Rolle mehr, ob er mich vor der ganzen Nation eine Mörderin nennen oder sich entschuldigen wollte.

>>Ist ja schon gut. Ich werde dieses Thema nie wieder ansprechen, aber davor sollst du wissen, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn er dir etwas Schlimmes antut. Hörst du? Du wirst mir Bescheid sagen<<, verlangt er und sein ernster Tonfall sorgt dafür, dass ich kollektiv die Augen verdrehe. >>Ganz sicher nicht. Sorry, Macen, aber ich kläre meine Angelegenheiten lieber selbst. Außerdem kann ich selbst auf mich aufpassen und Mr. Arrogant kann ich allemal die Leviten lesen<<

>>Als ob ich das bezweifeln würde<<, verteidigt sich der Prinz mit erhobenen Händen und lehnt sich für eine besonders dramatische Wirkung noch zusätzlich auf seinem Hocker zurück. Sofort wird mir bewusst, wie sehr es mir gefehlt hat mit Macen zu reden. Leider haben wir uns seit dem Tag meines Zusammenbruchs nicht mehr gesehen und umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich mich heute dazu überwunden habe zuzusagen.

>>Aber jetzt erzähl mal, wie es dir seit unserem letzten privaten Treffen ergangen ist? Kommst du klar?<<, fragt er in diesem Moment taktvoll und beweist mal wieder ein exzellentes Empathiegefühl. Beruhigend lächle ich ihm zu. >>Keine Sorge, ich habe mich damit abgefunden diese Soldaten umgebracht zu haben und ich hatte seit du mir diesen unverhofften Besuch erstattet hast, auch keinen Heulkrampf mehr. Ich habe nur ab und zu ein paar kleinere Albträume, aber sie lassen schon nach <<, erwidere ich betont lässig, wobei ich die Menge der Träume, aus denen ich schweißgebadet aufschrecke, ein wenig verringere.

Um ehrlich zu sein wache ich immer noch jede Nacht auf, weil mich die Erinnerungen an die brennenden Männer immer wieder von neuem einholen. Manchmal sind die Eindrücke schwächer und ich kann die Fantasie von der Realität unterscheiden, aber die meiste Zeit fühlt es sich an, als würde ich zu diesem Moment zurückreisen und in mein altes Ich gesteckt werden. Doch obwohl meine Aussage zu meinen Albträumen nicht ganz korrekt war, ist Macen derjenige, dem ich von meinen Freunden im Schloss, am meisten von meiner inneren Gefühlslage anvertraue.

Seit er mich nämlich in meiner schwächsten Form gesehen und getröstest hat, bringe ich ihm, ein für meine Verhältnisse, überdurchschnittliches Vertrauen entgegen, wodurch er einen kleinen Extrabonus erhält. >>Du weißt, dass ich immer da bin, wenn du mich brauchst, oder?<<, fragt er und schenkt mir einer dieser Blicke, bei denen man sich fühlt, als wäre man der einzige Mensch auf dieser Erde, während er mir noch zusätzlich, seine Hand auf meine legt.

>>Ich hatte in den letzten Tagen zwar viel zu tun und musste meinen Eltern bei einigen Angelegenheiten unterstützen, aber ich hätte sofort alles stehen und liegen gelassen, wenn du mich darum gebeten hättest. Und das darfst du, Fait. Okay? Du musst nicht alles alleine durchstehen, sondern kannst andere Menschen um Hilfe bitten. Und ich bin da nur ein Beispiel. Ich weiß du verstehst dich auch mit deiner Zofe und deinem Wachmann, sowie mit deiner besten Freundin Cassie sehr gut. Also versprich mir, dass du daran denkst, wenn es dir schlechter gehen sollte oder sich ansonsten irgendwelche Probleme auftun.<< Wie paralysiert starre ich zuerst auf unsere mit einander verschränkten Hände und dann in seine fordernden blau-grünen Augen, die immer noch auf eine Bestätigung warten. Am liebsten hätte ich wieder meine Lippe mit meinen Zähnen malträtiert, doch ich will nicht, dass Macen sieht, wie unwohl ich mich bei dieser Forderung fühle.

>>Ich verspreche es.<< Ich werde darüber nachdenken, wenn ich Hilfe brauchen sollte, doch ich werde nie danach fragen können, denn es fühlt sich jedes Mal wie Betrug an, wenn ich jemanden eine Leidensgeschichte auftische und dabei das wichtigste Kriterium auslasse, ergänze ich in Gedanken.

Mich quält nicht die Tatsache, dass ich die Koslower mit Feuer umgebracht habe, sondern der Fakt, dass es mein Feuer gewesen ist, das ihnen diesen grausamen Tod beschert hat. Ich habe keine Angst davor, der falschen Person mein Vertrauen zu schenken, weil mich jemand in der Vergangenheit schwer verletzt hat, sondern weil jeder Schritt, der mir eine Person näher kommt, das Risiko erhöht ,entdeckt zu werden. Meine ganzen Macken und meine Persönlichkeit, scheinen aus diesem Geheimnis zu bestehen. Der Zynismus in Sachen Liebesdingen, die Scherze über dieses verdammte Casting – alles ist auf dieser einen verdammten Grundangst gewachsen, die untrennbar mit meiner Fähigkeit verwoben ist und mein gesamtes Tun zu bestimmen scheint.

Denn ich habe keine Panik vor einer Zombieinvasion oder bin eine der wenigen Menschen mit einer Anthophobie – der höchstunangemessenen Furcht vor Blumen. Nein, ich habe Angst, die Menschen, die mir nahestehen, wegen diesem Geheimnis zu verlieren. Dass sie mich für ein Monster halten würden, wenn sie es herausfänden. Und genau aus diesem Grund scheue ich mich davor irgendjemandem romantische Gefühle entgegenzubringen. Nicht nur weil ich das Risiko als zu hoch einstufe, sondern weil ich nicht damit leben könnte, wenn jemand, ohne es zu wissen, nur die Hälfte meiner Selbst lieben würde...


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