Kapitel 34
>>Also sagen Sie uns, Fait Montgomery. Warum nehmen Sie am Prinzessinnencasting teil?<, richtet nun die Königin das erste Mal das Wort an mich. Doch während die Zuschauer sich wahrscheinlich nichts bei dieser Fragestellung denken, beginnen bei mir abermals die Alarmglocken zu klingeln. Denn während mir mein Gehirn beruhigend zuflüstert, dass das eine der häufigsten Fragen ist und ich mir keine Sorgen zu machen brauche, spricht meine Intuition eine ganz andere Sprache.
Sie kennen deine Schwächen und die ungelösten Rätsel deines Daseins, scheint mir mein Bauch mithilfe eines Knotengefühls mitteilen zu wollen. Und ich habe während meines Kampftrainings gelernt mein Bauchgefühl immer über meinen Kopf zu stellen. Das Gehirn ist fehlerhaft und trügerisch, doch dein Herz, kann dir niemals den falsche Weg weisen, pflegte mein Trainer Dan immer zu sagen und dieser hat bisher noch mit all seinen Glückskeksweisheiten Recht behalten.
Das Königspaar ahnt wahrscheinlich, dass diese Frage für mich nicht so einfach zu beantworten ist, wie für manch andere Damen. Sicher haben die beiden noch im Kopf, dass ich am Ballabend, bei der Verkündung nicht aufgetaucht bin und schließen deshalb daraus, dass mehr hinter meinen Beweggründen steckt. Vielleicht entwickle ich hier aber auch nur eine ausgebaute Paranoia und das ist wirklich nur eine Einstiegsfrage, dennoch entscheide ich mich dafür, auf jeden Fall auf der Hut zu sein und meine Worte genau abzuwägen. Denn auf gar keinen Fall werde ich die Worte ,,heimlich weggeschlichen" und ,,Suche nach dem General" in meinen kleinen Vortrag einbauen. Das wäre für die zwei sicher nur ein gefundenes Fressen.
Also verziehe ich meine Mundwinkel zu meinem Unschulds Schrägstrich Auftrags-Killerinnen-Lächeln und lehne mich auf dem Sofa lässig zurück, um nicht stocksteif am Rand der Sitzfläche zu verharren und dabei Gefahr zu laufen, zu angespannt auszusehen. In meiner derzeitigen Lage – eingesperrt mit zwei königlichen Löwen, die es auf mich abgesehen haben – ist es wohl besser, dem kleinen Raubtier-ein-mal-eins zu folgen. Ihr wisst schon: Nicht wegrennen. Keine Angst zeigen. Entspannt bleiben.
Letzteres wird wohl am schwierigsten umzusetzen zu sein, aber eine Herausforderung hat mich noch nie davon abgehalten mein Ziel zu verfolgen. Und in diesem Fall bedeutet das, aus diesem Raum als Siegerin, dieser kleinen Farce hinaus zu stolzieren. Also Feuer frei!
>>Wissen Sie, das ist eine etwas schwierige Fragestellung für mich<<, beginne ich betont zurückhaltend, um die Herrscher auf die Probe zu stellen und tatsächlich kann ich in beiden Augenpaaren ein diebisches Funkeln erkennen, als ich nicht sofort eine Antwort parat habe. Doch ich bin Ihnen weit voraus. Immerhin habe ich mir schon lange vor dieser Aufgabe etwas Passendes zu dieser Frage überlegt.
>>Denn ich habe es nicht, wie die Meisten getan, um Prinzessin zu werden oder die wahre Liebe zu finden. Für mich war das eine sehr impulsive Entscheidung. Irgendetwas schien mich auf diesen Ball zu ziehen. Im Nachhinein denke ich, es war größtenteils Neugier und die Lust auf ein kleines Abendteuer. Mitten in diesem Casting zu stecken, hat mir schon viel an Erfahrungswert eingebracht und ich bin froh hier gelandet zu sein<<
Ich versuche meine Stimme während der Antwort besonders lieblich klingen zu lassen, kann es mir danach aber dennoch nicht verkneifen, mit einem kurzen provozierenden Zucken meiner Augenbraue abzuschließen. Da müsst ihr Euch schon etwas Besseres ausdenken, um mich ins Stolpern zu bringen, denke ich. Vielleicht bin ich nicht besonders gut darin, mich zu verstellen, doch dafür habe ich ein Talent, meine Lügen besonders wahrheitsgetreu und damit glaubhafter zu gestalten.
Trotzdem bin ich mir immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob es das Königspaar tatsächlich auf mich abgesehen hat. Meine einzigen Beweise sind keine wirklichen Fakten, sondern nur Deutungen ihres Gesichtsausdruckes, die ich durch meine Vertrauensschwäche sicher auch mal negativer auslege, als sie eigentlich sind. Andererseits sind ein paar skeptische Gedanken sicherlich besser, als wie ein naives Lamm in die Falle gelockt zu werden.
>>Wirklich sehr interessant<<, kommentiert König Henry und mustert mich aufmerksam, >>Aber wie sieht es eigentlich mit dem Verhältnis zu ihren Eltern aus? Ich habe von einem meiner Söhne aufgeschnappt, dass es in dieser Hinsicht nicht so gut für Sie steht<< Das überhebliche Grinsen, das er mir auf seine Worte hin zuwirft, schreit quasi nach Ich-habe-den-Jackpot-gewonnen-und-bin-besser-als-du, obwohl es in seiner übertrieben höflichen Formulierungsweise wohl eher Der-Jackpot-ist-mein-und-genau-deshalb-werde-ich-der-Sieger-sein heißen würde. Jedenfalls ist es, kaum dass ich einmal geblinzelt habe wieder verschwunden und wird stattdessen von einem mitfühlenden Lächeln ersetzt. So ein Heuchler, denke ich.
Aber seine arrogante Art, seine blitzweißen Zähne zu zeigen ist eigentlich nicht das, was mich im Moment am meisten beunruhigt. Es ist vielmehr das neue Gesprächsthema, bei dem ich am liebsten den Mund verzogen hätte. Die Familienkarte zu ziehen ist ein wirklich gelungener Schachzug von ihm. Und mittlerweile bin ich mir sicher, dass es genau das ist: ein Spiel, in dem meine Schwächen hemmungslos ausgenutzt werden. Doch zu seinem Pech habe ich die Fait, deren Existenz immer von der fehlenden Liebe ihrer Eltern überschattet wurde, im Bunker zurückgelassen. Die frühere Trauer wird zwar immer als feine Narbe in meinem Herzen zu sehen sein, trotzdem ist eine einzige unpassende Frage nicht genug, um diese Wunde erneut aufzureißen.
>>Sie sind wirklich außerordentlich gut informiert, König Henry. Die Beziehung zwischen mir und meinen Adoptiveltern war schon immer ein wenig holprig, doch am Tag des Angriffs ist unsere Beziehung endgültig zerbrochen<<, erzähle ich und bin überrascht wie leicht es mir nun fällt über meine Eltern zu sprechen. >>Ich schätze wir waren einfach zu verschieden.<< Als krönenden Abschluss auf diese Creme de la Creme der sachlichen Antworten zucke ich entwaffnend mit den Schultern und sehe innerlich grinsend dabei zu, wie sich die Gesichtszüge des Königs deutlich erhärten.
Wenn das nicht nach einem Sieg schreit, denke ich und bemerke zum allerersten Mal den Schönheitsfleck der Königin, der sich bei dem erschrockenen Mundaufreißen, das sie gerade zur Schau stellt, ein wenig in die Länge zieht. Natürlich bedeckt sie diese Geste schnell mit ihrer rechten Hand. Ansonsten wäre das auch wenig damenhaft und würde Ms. Swan wahrscheinlich ihre Arbeitsstelle kosten. Wagt man es nämlich, in ihrer Anwesenheit, zu viel von seiner Mundhygiene preiszugeben, kann man sich von ihr ordentlich etwas anhören und ich bezweifle, dass sie diesen seltsamen Urtrieb, in der Gegenwart der Königin unterdrücken kann.
Jedenfalls freue ich mich gerade diebisch darüber, dass meine Gelassenheit und das langsame Bergabrollen ihres Plans, wahrscheinlich zu dieser ausufernden Geste geführt haben. >>Ach, du meine Güte. Schatz, wir haben Fait noch gar nicht für die Rettung unseres Sohnes gedankt<<, meint Königin Clarissa zu ihrem Gatten und klingt dabei so falsch, dass sich mir der Magen umdreht. Obwohl, dieser kleine Looping könnte auch an der Enthüllung dieses Geheimnisses liegen, das ich lieber nicht in der Öffentlichkeit wissen will.
Es behagt mir einfach nicht, dass die Leute etwas von einem Ereignis wissen, das so eng mit meinen Schwächen und meinem Geheimnis verwoben ist. Außerdem wird mir das sicher eine Menge Aufmerksamkeit einbringen und obwohl ich mich immer sicherer vor der Kamera fühle, spüre ich bei dem Gedanken an diese Schlagzeile ein Ziehen in der Magengegend. Und wir müssen gar nicht erst ausdiskutieren, ob diese Enthüllung eine Top-Story wert ist. Denn obwohl ich mich nie sonderlich für die Tradition dieses Prinzessinnencastings interessiert habe, bin ich mir zu etwa neunzig Prozent sicher, dass der Erwählte-rettet-Prinzen-Plot etwas völlig Neues ist.
Aber jetzt ist es sowieso schon zu spät. Ihre Worte wurden bereits von der Kamera aufgenommen und zu den anderen Erwählten getragen, die nicht alle zwanghaft von meiner Rettungsaktion wussten. Jedenfalls bis jetzt.
Doch sie werden leider nicht die einzigen bleiben, die von meiner Tat erfahren. Morgen wird die Aufgabe zusammengeschnitten bei FTP zu sehen sein und die Chance, dass sie gerade diese Schlagzeile aus dem Bericht schneiden, liegt bei eins zu einer Millionen. Ich meine, woher weiß das Königspaar überhaupt davon? Sie waren bei meiner Ankunft nirgendwo zu sehen, was bedeutet, dass ich diese Enthüllung wahrscheinlich Daimon zu verdanken habe.
Warum kann er denn nicht wenigstens einmal den Mund halten?, frage ich mich. In welchem Zusammenhang soll er es Ihnen denn erzählt haben? Es ist ja nicht so, als wären Daimons Eltern aus den durch einen Vorhang begrenzten Raum gestürmt, um ihren Sohn nach seinem Zuspätkommen zu fragen. Wie soll ich mir das also vorstellen? Saßen sie einfach beim Frühstück zusammen und während er sich Milch in den Kaffee rührte, meinte er dann: ,,Ach übrigens: Gestern hat mich dieses gefühlslose Miststück von Soldatin vor dem Abkratzen bewahrt. Ihr wisst doch wen ich meine, oder? Sie ist das Mädchen mit dem Emo-Look und der losen Zunge, die hier völlig fehl am Platz ist und mir schon von Anfang an ein Dorn im Auge war."
,,Ach, du meinst diesen Außenseiter-Abklatsch von Trish Montgomery. Diese Fait, oder? Ja, wir sollten uns dringend darum kümmern, dass sie das Casting verlassen muss und ich weiß auch schon wie." Danach folgt natürlich gehässiges Gelächter von allen drei Mitgliedern des bösen Sinclairs Zweig und zu guter Letzt kommt natürlich die Schwarzblende, wie in einem guten, alten Klischee-Horrorfilm. Doch nun wieder zurück ins Hier und Jetzt, indem ich gerade das Ausschmücken dieser Schwarz-Weiß-Szene beende und ich mich wieder auf mein Problem besinne.
>>Du hast ja so recht, Liebes<<, sagt er mit einem aalglatten Lächeln, das zu schmierig und heimtückisch ist, als dass man es auf FTP unter einer Altersfreigabe von sechs Jahren zeigen könnte, so wie es für den Castingsbericht üblich ist. Die beiden haben sich echt verdient, denke ich, als die Königin das Lächeln in ihrem ganz eigenen Falsche-Schlange-Format erwidert. >>Wir können Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie unseren Sohn während des Angriffes beschützt haben<<, richtet er nun das Wort wieder an mich und ich merke, wie ich unbewusst auf der Sitzfläche ein wenig nach vorne rutsche, da in seinen Worten ein bisher unausgesprochenes ,,aber" mitschwingt.
>>Trotzdem frage ich mich – und vielleicht können Sie mir diese Frage auch beantworten – war es dafür unbedingt nötig die Küche in Brand zu stecken?<<, fragt er und schenkt mir dabei ein ernstes Stirnrunzeln. Wie bitte?!, möchte ich am liebsten drei Oktaven höher durch den Raum schreien. Ich habe mich wohl verhört, denke ich, auch wenn ich mir gleichzeitig sicher bin, dass das ganz sicher nicht der Fall ist. Okay, atmen Fait. Atmen, trichtere ich mir ein, während sich meine Handflächen gefährlich erwärmen und mein Wutpegel , von jetzt auf gleich, in den Himmel schießt.
Doch meine Atemübungen wollen heute irgendwie nicht die gewünschte Wirkung erzielen, denn anstatt ruhiger zu werden, beginnen meine Gedanken Amok zu laufen. Dann hätten sie also lieber eine heile Küche, als einen lebendigen Sohn?, will ich am liebsten fragen, doch ich beiße mir im letzten Moment noch auf die Zunge. Das ist es doch was sie wollen, denke ich und wenn ich mein Temperament nicht zügle, werden sie es auch bekommen.
Und ich habe nicht all diese Kämpfe mit mir ausgefochten, um diesen hier zu verlieren. Die kurze Genugtuung dieses Satzes, ist nicht mehr viel Wert, wenn ich deshalb in ein paar Minuten als Verliererin aus diesem Raum trete. Langsam flaut das Feuer in mir ab und mir bleibt es erspart eine Ausrede dafür zu suchen, warum die Brandflecken im Brokat die gleiche Größe wie meine Handflächen haben.
Ein letztes Mal atme ich tief durch. Das Paar mir gegenüber muss meinen inneren Kampf wohl beobachtet haben, denn beide schenken mir ein aufforderndes Lächeln, das die gesamte Situation wie ein sachliches Gespräch wirken lässt. Lass sie nicht gewinnen. Lass sie nicht gewinnen, predige ich mir immer und immer wieder vor, bevor ich mir ein gelassenes Lächeln abringe.
>>Na ja, wissen Sie. Durch ein paar unglückliche Entwicklungen, identifizierten einige Angreifer, Daimon als Mitglied der Familie Sinclair und ehe wir uns versahen waren uns sieben feindliche Soldaten auf der Spur. Unsere Flucht führte uns unglücklicher Weise in die Küche, in der es nichts gab mit dem wir die Tür verbarrikadieren konnten. Schließlich saßen wir kurz darauf in der Falle, da uns die Feinde hinter eben dieser Tür vermuteten. Mir war klar, dass ich mich nicht allein gegen sieben Angreifer wehren kann, weshalb ich Daimon aus der Schusslinie brachte und alles für eine Stichflamme vorbereitete. Gerade als die Koslower durch die Tür brachen, erzeugte ich mithilfe eines Feuerzeugs und einer Gasflasche ein Feuer und brachte alle sieben Soldaten um<<
Die letzten Worte gehen mir deutlich holpriger über die Lippen, als der Rest der Geschichte, welche ich in einer Belanglosigkeit erzähle, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte. Wobei es sicherlich einfacher ist, das Geschehene herunter zu rattern, wie einen Einkaufszettel für den Supermarkt, als wirklich etwas dabei zu fühlen. >>Also ja, ich habe ihre Küche in Brand gesteckt, aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen. Denn für mich war es in diesem Moment der einzige Weg ein Menschenleben zu retten. Und ich hoffe doch sehr, dass Ihnen das Leben ihres Sohnes mehr Wert ist, als eine intakte Küche<<, setze ich ohne groß darüber nachzudenken hinzu und beobachte wie sich in den Gesichtern der Herrscher Fassungslosigkeit breit macht.
Verdammt, genau das wollte ich vermeiden, denke ich und wiederstehe dem Drang auf meiner Unterlippe herum zu kauen. Nein, es ist gut, dass ich es gesagt habe, wiederspreche ich mir. Vielleicht habe ich dadurch dem Königspaar genau das gegeben, was sie erreichen wollten, doch ich bin mir dafür selbst treu geblieben. Ich bin nicht das Mädchen, das durch Selbstbeherrschung glänzt – auch wenn es manchmal angebracht wäre. Mir fehlt immer noch die Kontrolle über meine Fähigkeiten und mein Temperament, aber wenigstens Letzteres muss keine Schwäche sein.
Es liegt alles im Blickwinkel des Betrachters heißt es und ich denke, es wurden noch nie wahrere Worte gesprochen. Und wenn ich meinen Blickwinkel nur ein klein wenig verändere, sehe ich statt einem gemachten Fehler, den Ausdruck meines tiefsten Ichs: aufmüpfig und immer bereit sich in Schwierigkeiten zu bringen. So jedenfalls die positive Sichtweise. Ob ich das Durchbrechen meiner Rebellin innerhalb dieses Gesprächs unbedingt so gut finde, sei mal dahingestellt. Das Einzige, was ich sicher weiß ist, dass das Königspaar nicht wissen darf, dass dieser kleine Ausbruch nicht zu meinem Plan gehörte.
Also hebe ich provozierend eine Augenbraue, da bisher immer noch keine Reaktion auf meine kleine Ansprache zu hören ist. Warum die beiden immer noch sprachlos vor mir sitzen, ist mir echt ein Rätsel. Sie haben doch extra darauf hingearbeitet, mich etwas Provokantes sagen zu hören. Aber vielleicht verhält sich Theorie und Praxis in ihrer Welt anders. Ein bisschen Gegenwehr sind die beiden wohl von fremden Personen nicht gewohnt und so wie ich bisher mitgekriegt habe, kriechen bis auf Daimon und ich, alle vor ihrem Angesicht. Gott, wie das klingt. Daimon und ich. Diese Wortkombination sollte echt verboten werden.
Schließlich ringt sich König Henry endlich zu einem Räuspern durch. Und ich dachte schon, ich lebe seit neustem in einem Stummfilm, meldet sich eine sarkastische Stimme in meinem Kopf und bringt mich zum Lächeln. >>Natürlich würden wir das Wohl unseres Sohnes immer über den Zustand eines einzelnen Raumes stellen. Aber jetzt ist unsere Gesprächszeit leider um. Es war wirklich nett mit Ihnen zu plaudern Fait Montgomery.<<
----
>>Endlich sind alle Erwählten durch<<, seufze ich und verdrehe übertrieben meine Augen gen Himmel. Aber diesen Funken Melodramatik habe ich mir wirklich verdient. Immerhin stehe ich hier schon seit einer halben Ewigkeit auf dieser Tribüne und lasse mir Minute für Minute das Schleimtalent meiner Mitstreiterinnen vor Augen führen. Und nicht nur, dass mein Maß für Klischeeprinzessinnen und höfliches Geplänkel bereits über die Höchstgrenze hinausgeschossen ist, mittlerweile ist das Stehen sogar in meinen Sneakern unbequem.
>>Das kannst du laut sagen. Ich bin an manchen Stellen fast eingeschlafen, aber das ist auch kein Wunder. Immerhin ist das ganze Süßholzgeraspel viel uninteressanter als das Katz- und Mausspiel, das du dir mit dem Königspaar geleistet hast<<, meint Cassie süffisant grinsend und stupst mich leicht mit ihrer Schulter an. Ja, meine Freundin gehört wohl zu den wenigen Menschen in diesem Königreich, die die wahre Bedeutung dieses Gesprächs erkannt hat. Ob das an einer besonderen Feinfühligkeit oder an der einfachen Tatsache liegt, dass sich Cassie nicht von dem Prunk des Schlosses beeinflussen lässt, vermag ich nicht zu sagen, aber das muss ich auch nicht. Es reicht mir, wenigstens eine Person auf meiner Seite zu haben.
>>Was würde ich nur ohne dich machen?<<, frage ich rein rhetorisch. >>Keine Ahnung, aber jetzt hören wir uns bitte an, was die Moderatorin zu sagen hat. Denn desto schneller wir leise sind, desto eher fängt sie an zu sprechen und desto eher...<<
>>...berühren unsere Hintern eine Sitzgelegenheit. Ja, ich weiß<<, unterbreche ich sie und werfe ihr ein wissendes Lächeln zu. Diese Strategie verfolgt sie schon seit Anfang dieser Aufgabe und obwohl ich keinen großen Unterschied feststellen kann, hält sie weiter an der Hoffnung fest ,das gesamte Vorgehen dadurch beschleunigen zu können.
Ich glaube wirklich so langsam färbt meine Anti-Prinzessinnencasting-Art ein wenig auf sie ab. Aber nur ein bisschen, denn ehe ich meine Aufmerksamkeit nach vorne gerichtet habe, packt sie meine Hand und drückt sie fest: eine Angewohnheit, die sich bisher durch jede Entscheidung gezogen hat. Denn obwohl Cassie heute ziemlich genervt von dem Trubel der Aufgabe war, ist sie immer noch ein aufgeregter Flummiball mit hellbraunem Lockenaufsatz, wenn es um die Entscheidung geht.
>>Da jetzt alle Damen in den Genuss des Königspaars kamen, kommen wir nun zu einer weiteren Entscheidung, bei der wie immer drei Erwählte das Schloss verlassen müssen. Doch dieses Mal wird es eine kleine Besonderheit geben. Was für eine Überraschung das ist, fragt ihr Euch? Lasst es mich Euch verraten. Heute werden die Prinzen nur zwei Mädchen nach Hause schicken, doch freut Euch nicht zu früh. Die Dritte wird kurz darauf folgen und ausgewählt wird sie von den Eltern der drei jungen Männern: dem Königspaar höchstpersönlich<<
----
Ich habe es doch geschafft 🎉 Ich weiß zwar nicht, ob sich irgendjemand mit diesem Ende jetzt besser fühlt, aber immerhin konntet ihr erfahren wie es weitergeht!
Sagt mir gerne was ihr vom Kapitel haltet und lasst ein Sternchen da, wenn es Euch gefallen hat ^^
Ach und, im nächsten ,,Kapitel" findet ihr meine Aesthetics alias mein 100-Follower-Special. Also viel Spaß Euch <3
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro