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Kapitel 23

Ich wünschte, ich hätte dich nach deiner Geburt einfach in ein Waisenhaus gegeben. Dann hätten wir dich wenigstens nicht am Hals schreien die Stimmen in einer Endlosschleife durch meinen Kopf. Unaufhaltsam und ohne montierten Stoppknopf erreichen die Worte Australien und lassen mein Herz zersplittert auf dem verdorrten Boden zurück. In diesem Moment bin ich viel zu betäubt um irgendetwas zu spüren, doch trotzdem überrollen mich meine Fähigkeiten wie ein Wall aus Energie. Irgendwo in meinem Inneren ist eine Stimme, die sich darüber Sorgen macht, doch sie geht in der Menge an Rufen und gefühlsloser Kälte unter.

>>Raus<<, stoße ich hervor und die Worte hallen kräftig von den Wänden wieder. Meine Mutter, die ansonsten keinerlei Gespür für mich hat, kommt meiner Aufforderung ohne Zögern nach. Wahrscheinlich blinken in meinem Gesicht regelrechte Warnzeichen eines Zusammenbruchs auf, doch das stört mich gerade nicht im Mindesten. Ganz im Gegenteil, solange mich die Frau, die sich als meine Mutter betitelt, endlich in Ruhe lässt, ist mir der Verlust meiner undurchdringlichen Maske komplett egal.

Das Knallen der Tür hört sich wie ein Todesstoß an, trotzdem atme ich erleichtert aus, als ich nicht mehr in das Gesicht von Linda sehen muss. Doch die Befreiung hält nicht lange an, denn plötzlich scheint auch mein Verstand ihre letzten zwei Sätze zu verarbeiten. In diesem Moment fühlt es sich so an als würde sich die Emotionslücke mit einem Ruck schließen. Auf mich prasseln so viele Empfindungen ein, dass es unmöglich erscheint sie alle zu benennen.

Trotzdem fühle ich den Schmerz und die Gewissheit darüber, von meinen Eltern nie geliebt worden zu sein. Natürlich habe ich es geahnt, dennoch habe ich diese Vermutung am Rand meines Sichtfeld vor sich hin schmoren lassen, nur um sie in diesem Moment bestätigt zu sehen und zu merken, wie lange ich mich vor der Wahrheit verschlossen habe. Es ist ein weiterer Schlag ins Gesicht. Und scheinbar auch der letzte Tropfen in einem bis zum Rand gefüllten Fass.

In diesem Moment wird die Wallung in meinem Blut zu einem regelrechten Orkan in meinem Innern. Meine Fähigkeiten wurden von der Wut und der Trauer, die sich irgendwo in dem See an Emotionen verbirgt, geweckt und nun scheinen sie sich nicht mehr aufhalten zu lassen. So schnell wie möglich flüchte ich ins angrenzende Badezimmer und drehe den Schlüssel im Schloss um, bevor ich die Manifestation meiner Kräfte nicht länger unterdrücken kann. Kälte bricht aus mir heraus und in dem Strom aus Energie schießt mir durch den Kopf, dass wohl die Trauer in meinem Gefühlschaos die Oberhand erlangt hat.

Langsam wird der Strom der aus mir dringt weniger und ich klammere mich gelöst am Waschbeckenrand fest, als der Druck gänzlich nachlässt, der beim Zurückhalten meiner Begabung entstanden ist. Es kostet mich jedes Mal eine unvorstellbare Kraft und das obwohl ich schon von klein auf daran arbeite, sie besser in den Griff zu kriegen. Doch etwas so Starkes und Wildes lässt sich nicht so einfach in einen Käfig zwingen. Manchmal muss ich daran denken, wie es wäre nicht länger dagegen anzukämpfen, es einfach frei zu lassen, doch dann kommen mir die vielen Menschen in den Sinn, die ich damit vielleicht verletzten könnte und nicht zuletzt die Angst davor, mit so einem Ausbruch mein Schicksal zu besiegeln. Und damit für immer eine Außenseiterin zu sein. Ungeliebt. Geächtet. Gefürchtet.

Kraftlos lasse ich meinen Kopf noch ein bisschen weiter gen Waschbecken sinken, während meine Haare mein Gesicht wie einen dunkelbraunen Vorhang umspielen. Aus dem Augenwinkel kann ich sogar meine weiße Haarsträhne ausmachen, die zwischen den dunklen Strähnen hervorblitzt. Ich seufze. Gegen mein Tattoo und den Weißtupfer in meinen Haaren hatte ich eigentlich nie etwas einzuwenden, doch diese Fähigkeiten...

Manchmal weiß ich einfach nicht wie lange das mit meinem Geheimnis noch gut gehen wird. Besonders in diesem Wettbewerb. Dennoch, ich kann hier nicht weg. Ich möchte Cassie hier nicht alleine lassen und hoffe außerdem immer noch auf eine Chance mich beim General höchstpersönlich zu bewerben. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist es auch keine Möglichkeit mehr ins Haus meiner Eltern zurückzukehren. Erst durch ihre Abwesenheit habe ich gemerkt wie viel Macht sie selbst nach dem Brechen der Regel Nummer eins: Verlasse unter keinen Umständen das Haus, noch über mich haben. Eine Tatsache, die ich auf keinen Fall auf sich beruhen lasse.

Tief sauge ich die Luft in meine Lungen. Ich weiß, dass ich mir den Schaden meiner Kräfte ansehen sollte, doch es ist viel leichter mit geschlossenen Augen über dem Waschbecken zu hängen und mich von meinen Gedanken berieseln zu lassen, als meinem wahren Ich ins Auge zu blicken. Wenigstens ist die Gefühlsflut weitest gehend abgeflaut und mein natürlicher Abwehrmechanismus arbeitet die Erfahrung bereits auf. Schon vor längerer Zeit habe ich mir abgewöhnt etwas zu nah an mein Herz zu lassen. Dass immer noch Worte bis zu meinem tiefsten Inneren durchdringen können ist zwar enttäuschend, aber absehbar. Keine Barriere hält für immer.

Sie haben dich nie geliebt und das ist okay, rede ich mir ein. Es gibt so viele Menschen, die dir etwas bedeuten, da kommt es auf zwei weniger auch nicht an, muntere ich mich weiter auf. Doch wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, weiß ich, dass ich mich mit der fehlenden Liebe meiner Eltern bereits abgefunden habe und es etwas ganz anderes ist, das mich beschäftigt.

Es ist diese schreckliche Mischung aus Angst, Verbitterung und dunkler Selbstironie, die immer mit diesem Thema einhergeht. Denn wenn man die Umstände mal genauer betrachtet, sind genau die zwei Menschen, die keinerlei Sympathiegefühle für mich übrig haben auch diejenigen, die mein Geheimnis kennen. Deshalb ist es wahrscheinlich logisch, dass ich daraus schlussfolgere nie vollends geliebt zu werden, da nie jemand in der Lage sein wird, mein Geheimnis zu akzeptieren. Wie denn auch? Ich akzeptiere es nicht einmal selbst und das ist genau der Grund, warum ich den Moment hinauszögere, in dem ich mir das Ausmaß meines Selbst ansehen muss.

Ruckartig öffne ich die Augen und das Erste, was ich sehe ist mein eigener Atem, der in der Luft weiße Wölkchen bildet. Wahrscheinlich das Werk meiner Eiskräfte. Würde ich nur ein Funken Normalität in mir tragen hätte ich die fallende Temperatur wohl bemerken müssen, doch ohne die Fähigkeit zu frieren ist die Kälte nur eine nebensächliche Empfindung.

Schließlich lasse ich meinen Blick weiter über das zugefrorene Waschbecken und den Wasserhahn streifen, der ebenfalls von einer beachtlichen Eisschicht überzogen wird. Mit einer bösen Vorahnung hebe ich den Kopf, um mich kurz darauf in der Eislandausgabe meines Badezimmers wiederzufinden. Ungläubig drehe ich mich um meine eigene Achse, doch das Bild bleibt dasselbe: das Badezimmer ist komplett zugefroren. Nur ein kleiner Teil des runden Spiegels, der über dem Waschbecken thront, ist verschont geblieben. Wie immer scheinen meine eigenen Kräfte mich verhöhnen zu wollen, in dem sie zulassen, dass sich der Anblick meines Angesichts in mitten dieses Eiszimmers in mein Gedächtnis brennt.

Meine Haut wirkt blasser als sonst, während mein Mund und meine Augen heute in einem dunkleren Ton erstrahlen. Alles in einem wirkt mein Gesicht wie eine kantige Fotografie, die meine Gefühlsregungen perfekt einfängt und mich aussehen lässt als hätte ich mich in der Eisedition des Wunderlands verirrt. Und genauso fühle ich mich: verloren. Verloren in einer Welt, in der keine fantastischen Lebewesen verkehren wie in Alice Wunderland, sondern nur ich.

In einem Anflug von Wut lasse ich den Spiegel weiter zufrieren bis keine Stelle im Spiegel, mir meine eigene Einsamkeit mehr vorhalten kann. Doch selbst als die spiegelnde Oberfläche von oben bis unten mit Eis bedeckt ist, höre ich nicht auf. Der unermüdliche Kummer in meinem Inneren zwingt mich dazu dabei zuzusehen wie die Schichten auf dem Spiegel immer zahlreicher werden, bis das zerbrechliche Material schließlich nicht mehr Stand halten kann und mit einem lauten Klirren zerbricht.

Instinktiv reiße ich die Arme nach oben, um mein Gesicht vor den auf mich zufliegenden Splittern zu schützen. Währenddessen regt sich ein weiterer Instinkt in mir, der nach meiner Verbindung zu dem aus mir selbst entsprungenen Eis greift und die Splitter in der Luft aufhält. Meine Augen haben sich wie von selbst geschlossen, trotzdem erkenne ich diese Gegebenheit bevor ich sie sehe. Die Spiegelscherben schweben nur wenige Meter vor meinem Gesicht und einen Augenblick erinnert mich dieser Anblick an ein surreales Gemälde, dass ein bekannter Künstler vor kurzem veröffentlicht hat.

Und diese kleine Ablenkung reicht, um meine Konzentration zu durchbrechen und um die Fragmente scheppernd zu Boden fallen zu lassen. Erschöpft fasse ich an meinen Kopf, in dem sich gerade ein leichter Schmerz anbahnt. Dieser Teil meiner Eisfähigkeiten kostet mich immer so unglaublich viel Kraft, da ich das Gewicht der mit Eis beschichteten Gegenstände nur mit der Kraft meiner Gedanken in der Luft halte.

Es ist gar nicht so lange her, dass ich von dieser Teilkraft erfahren habe. Damals versuchte ich das Wasser in einem Glas schichtweise gefrieren zu lassen. Blöderweise ist mir das Glas im Laufe des Versuchs heruntergefallen und in mehrere Teile zersplittert. Bevor die Scherben jedoch meinen Fuß durchbohren konnten, regte sich plötzlich diese neue Kraft in mir und bewahrte mich von ein paar unschönen Schnittwunden.

Heute weiß ich, dass ich nur Dinge bewegen oder in der Bewegung stoppen kann, wenn sie davor von mir gänzlich in Eis gehüllt wurden. Und das auch nur bei Gegenständen mit geringem Gewicht und nicht für lange Zeit. Ich habe außerdem herausgefunden, dass es für mich einfacher ist mehrere Dinge gleichzeitig in der Luft zu halten, als einen schweren Gegenstand. Eine Tatsache, die damit zusammenhängen könnte, dass ich keine Telekinese beherrsche. Stattdessen scheine ich das Eis drum herum und nicht den Gegenstand selbst zu kontrollieren. Das ist so als hätte ich die Gabe, Schokolade durch den Raum segeln zu lassen und würde es schaffen eine Praline mit Himbeerfüllung zu bewegen. Das kann nur funktionieren, wenn ich mich auf mein Element – den Schokoguss - konzentriere und damit die Füllmasse als geheimen Passagier mit in die Luft hebe.

>>Alles in Ordnung mit dir da drin. Ich habe etwas zu Boden fallen hören<<, lässt mich Miris besorgte Stimme aus meinen Gedanken schrecken. Wann sie wohl in mein Zimmer gekommen ist?, frage ich mich, doch das ist im Moment eigentlich eher nebensächlich. Schnell sperre ich das Eis zurück in mein Inneres und entsorge die Spiegelreste in dem kleinen Mülleimer unter der Spüle. Am liebsten würde ich einfach hier, in dem mittlerweile eisfreien Bad, bleiben, doch wenn ich eines in meinem bisherigen Aufenthalt hier gelernt habe, ist es, dass nicht mal ein mentaler Zusammenbruch eine Ausrede für eine ,,wichtige" royale Veranstaltung ist.

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Nervös streiche ich den weißen Rock meines Kleides glatt. Okay, du schaffst das Fait. Du beehrst den Ball einfach eine Stunde lang mit deiner Anwesenheit und dann kannst du dich davon schleichen, spreche ich mir selbst Mut zu. In mir sträubt sich nämlich jedes einzelne Härchen dagegen jetzt den Ballsaal zu betreten und meiner Mutter wieder gegenüberzustehen. Von den ganzen anderen Leuten, die die potenzielle Fähigkeit haben mich zur Weißglut zu treiben mal ganz abgesehen. Nach dem Vorfall im Bad ist meine Gabe zwar kein zweites Mal erwacht, dennoch fühlt es sich so an als ob ich von oben bis unten mit Öl durchtränkt wäre und auch nur der kleinste Funke die Macht hat mich in ein flammendes Inferno zu verwandeln.

Entschieden schüttle ich den Kopf. Schluss mit diesen pessimistischen Gedanken, sage ich mir. Das Winterfest ist schließlich noch nicht vorbei und mein am Morgen aufgestelltes Mantra – Ignorieren und Spaß haben – gilt damit immer noch. Wie von alleine strafft sich mein Rücken, bevor ich mit erhobenen Haupt aus dem Schatten der Abzweigung trete und auf die doppeltgeflügelte Tür zusteuere, die von zwei Wachen flankiert wird.

Zum wiederholten Mal wünsche ich mir, Dean hätte mich bis hierher begleiten können. Doch leider ist mein Wachmann selbst eingeteilt, um während des Fests Wache zu schieben und somit fiel eine lockere Unterhaltung auf dem Weg zum Ballsaal weg. Na ja, spätestens ab hier wäre ich ja sowie so wieder auf mich allein gestellt gewesen.

Mit diesem Gedanken überwinde ich die letzten Meter zwischen mir und der Tür, bevor ich in den frohen Trudel trete. Anders als die Bankettmahlzeit scheint man hier das Thema Winter deutlich besser getroffen zu haben. Neben den griechisch angehauchten Säulen stehen mehrere Tannen, die mit einer Substanz bedeckt sind, die mich wirklich an den Schnee erinnert, den ich auf zahlreichen Fotos gesehen habe und auch von der hohen Decke baumeln mehrere Stränge mit Schneeflockenanhängern.

Der Raum ist durch die wenigen Menschen recht überschaubar, da heute außer den Erwählten und deren Familien nur noch einige geladene Gäste innerhalb des Landes gekommen sind. Wie erwartet vernehme ich die Klänge eines imposanten Orchesters und durch die Menge an aufwändigen Kleidern, laufen Bedienstete in schlichter Kleidung.

Bevor ich auch nur einen weiteren Schritt in den Raum machen kann, werde ich schon von meiner Freundin überfallen, deren Kleid wie eine Windhose hinter ihr her weht. >>Wo warst du? Geht es dir gut? Ist irgendetwas passiert? Ich wollte nach deinem Abgang nach dir sehen, doch deine Zofe sagte, dass deine Mutter bei dir ist und ich jetzt besser nicht in dein Zimmer platzen sollte. Also bin ich...<<, quasselt Cassie darauf los. Sie sieht in dem polarweißen A-Linien-Kleid aus wie ein kleiner Engel mit Hochsteckfrisur, doch wie immer erinnert mich ihre Ausstrahlung weniger an ein sanftmütiges Himmelswesen, sondern vielmehr an ein Häschen, das zu viele Motivationspillen verschluckt hat.

>>Cassie, es ist alles gut<<, unterbreche ich ihren Redefluss. >>Mir wurde es einfach ein bisschen zu viel im Speisesaal. Außerdem hatte ich schon den ganzen Morgen leichte Kopfschmerzen, so dass es einfach die beste Wahl war, das Bankett zu verlassen<<, rede ich mich raus, wobei das mit dem Kopfweh eine glatte Lüge ist. Als ich mir heute Mittag überlegt habe, was ich auf solche Fragen antworten soll, dachte ich die Schmerzen wären ein hübsches Detail, um von der Diskussion mit meiner Mutter abzulenken.

>>Aber jetzt geht es dir doch wieder gut, oder?<<, fragt meine Freundin und durchleuchtet mich mit ihrem Sherlock-Holmes-Blick. Stumm nicke ich, >>Gut, denn ich habe mir schon große Sorgen um dich gemacht, wobei ich natürlich ergänzen muss, dass dein Abgang episch war. Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich diese Szene in einer meiner Romane verwende?<<

>>Natürlich nicht. Ehrlich gesagt, wäre das eine große Ehre für mich<<, antworte ich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Eine meiner Taten, in Cassies Buch? Innerlich macht mein kleines Fangirl gerade einen Freudentanz, der leider abrupt endet als sich Daimon in mein Sichtfeld schiebt.

>>Kannst du etwa Gedanken lesen? Dein letzter Satz würde nämlich die perfekte Antwort auf meine Frage abgeben, ob du mir einen kleinen Tanz schenkst<<, gibt Daimon von sich und wirft mir ein verführerisches Grinsen zu. In diesem Moment kommt es mir so vor, als würde gerade ein zwielichtiger Typ einen seiner schlechtesten Anmachsprüche bei mir erproben und wenn ich die Tatsache außer Acht lasse, dass vor mir Daimon-Großkotz-Sinclair steht, stimmt das ja auch. Aber wenn ich eins sicher weiß ist es, dass der Prinz niemals freiwillig Zeit mit mir verbringen würde. Es sei denn...

>>Was genau wird das, Daimon? Ist dir einfach nur langweilig oder ist dein Tagesbedarf an blutigem Nervenabschlachten noch nicht vollständig aufgefüllt?<<, frage ich, wobei ich ihm am liebsten auf den Mond geschossen hätte. Das Letzte was mein Gefühlschaos samt gefährlicher Kraftausbrüche braucht, ist die Anwesenheit dieses provokanten Nervenkillers.

>>Ehrlich gesagt, versuche ich mich vor dem Ansturm an Erwählten zu retten, die alle mit meiner attraktiven Wenigkeit tanzen wollen. Denn eins kann ich dir verraten, nach einer Stunde belanglosem Geplänkel und Charisma versprühen, tuen mir langsam die Wangen weh. Außerdem habe ich bestimmt schon einen Gehörsturz von dem schrillen Gekichere der Damen bekommen oder wie du es ausdrücken würdest ihre a-ham-Rufe<<, meint der Prinz arrogant und zwinkert mir bei seiner letzten Bemerkung belustigt zu.

Tatsächlich spüre ich wie mir bei der Erinnerung an meine Fehlvermutung in Ms. Swans Unterricht die Röte ins Gesicht kriecht. Eine Begebenheit, die ich innerlich natürlich lautstark verfluche, während ich äußerlich mein Kinn noch höher in die Luft recke. >>Deshalb habe ich entschieden, dass es viel amüsanter wäre noch einen Fußtritt deinerseits zu bekommen, als noch eine Minute länger so zu tun, als könnte ich irgendeine dieser Erwählten als meine Braut in Erwägung ziehen. Denn obwohl ich dich von allen am allerwenigsten leiden kann, muss ich bei dir wenigstens nicht so tun als ob ich mich für dich interessiere<<, ergänzt Daimon beinahe gelangweilt und zuckt lässig mit den Schultern. Und so schnell sind wir vom flirty Casanova wieder beim provokativen Idioten gelandet, denke ich, doch egal welche seiner Persönlichkeitskarten er zieht, seine Unausstehlichkeit bleibt ihm durch jede Stimmungsschwankung hinweg erhalten.

>>Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich mit dir auch nur einen Schritt auf die Tanzfläche setze, oder? Anders als du unterhalte ich mich nämlich gerade bestens mit meiner Freundin und bin nicht so verzweifelt meine selbsternannte Erzfeindin zu einem Tanz aufzufordern. Aber ich habe eine andere grandiose Idee für dich, wie wäre es wenn du mich ab sofort in Ruhe lässt und zu deinen blättrigen Freunden in den Wald zurückkehrst oder was auch immer Menschen, die an Realitätsverlust leiden in ihrer Freizeit so machen<<, kontere ich, während ich meine Arme trotzig vor meiner Brust verschränke. Daimon sollte meine Geduld heute besser nicht auf die Probe stellen, ansonsten könnte es für ihn ganz schön brenzlig werden.

>>Willst du mit mir Tanzen?<<, fragt jemand in meiner Nähe und ich bin schon kurz davor Daimon mein ,,Nein" ins Gesicht zu brüllen, als ich registriere, dass Daimons Mund nach wie vor geschlossen ist. Dieses Mal bin ich glücklicher Weise auch gar nicht gemeint, denn Prinz Adrien fordert gerade nicht mich, sondern Cassie mit einem süßen Lächeln zum Tanzen auf. Diese läuft in diesem Moment feuerrot an und sieht ihm schüchtern in die Augen. Die Szene könnte wirklich einem kitschigen Liebesroman entstammen. Gerade würde der Autor wohl schreiben: Und plötzlich traf blau olivgrün. Die Welt verschwamm für die Beiden, bis nur noch sie allein auf der Erde existierten. Sie fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sich seine Lippen auf ihre legten, während er daran dachte, wie es wäre sie für immer in ihren Armen zu halten.

>>Ja, sehr gerne sogar<<, haucht Cassie und lässt sich von einem zufrieden aussehenden Adrien auf die Tanzfläche führen. Die Beiden beginnen sich langsam im Takt zu wiegen, bevor sie in den typischen Festtagswalzer einsteigen. Adrien und Cassie sind wirklich zauberhaft zusammen und ich muss mir schon länger ein ,,Oh, wie süß" verkneifen, doch wie immer muss Daimon meinen persönlichen Frieden stören. >>Warum bist du nicht auch so leicht um den Finger zu wickeln?<<, murmelt der Prinz neben mir entnervt vor sich hin.

>>Mhh, lass mich mal überlegen. Hast du eigentlich schon mal daran gedacht, dass deine Brüder den gesamten Charme bei der Geburt abbekommen haben, während dir bei der Verteilung der Persönlichkeit ,neben einem großen schwarzen Loch nur Unverschämtheit und eine provokante Art zu Teil wurde?<<, frage ich zuckersüß, bevor ich ihm ausnahmsweise ein provozierendes Zwinkern schenke und ihn danach einfach stehen lasse.

Hach, das hat gut getan. Vielleicht sollte ich Mr. Unausstehlich öfters nach einem Konter alleine zurücklassen. Schnell beschließe ich, dieses Vorhaben mit einem alkoholischen Getränk zu besiegeln. Anders wird dieser Ball sowie so nicht zu ertragen sein und da ich nicht vorhabe der Feier lange beizuwohnen, kann ich mir ruhig ein Gläschen gönnen.

Da kommt schon eine Bedienstete mit einem Tablett vorbei, auf dem hübsch aufgereiht einige Gläser mit einer durchsichtigen Flüssigkeit stehen. Rasch stibitze ich eines davon direkt von der Platte und lächle der Brünetten kurz freundlich zu. Danach begutachte ich das blasenwerfende Getränk skeptisch, bevor ich es vorsichtig an die Lippen setze und einen kräftigen Schluck daraus trinke. Sekt, ganz klar Sekt, denke ich, als mir der Alkohol in den Kopf schießt. Obwohl dieses Getränk nur vage an die Ausgabe erinnert, die man im ,,Fight and Art Club" bekommt, mag ich den Geschmack. Es schmeckt irgendwie hochwertiger und es schwingt eine fruchtige Note in der Flüssigkeit mit, die vermuten lässt, dass dem Sekt etwas beigemischt wurde.

>>Schon so früh Alkohol? Der Ball hat doch erst vor einer Stunde begonnen<<, vernehme ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Lächelnd drehe ich mich zu Macen um. >>Na ja, irgendwie muss ich ja verhindern, dass ich vor Langeweile einschlafe<<, gebe ich keck zurück und trinke demonstrativ noch ein Schluck aus dem Glas. >>Tja, gut, dass ich nun da bin, um dich aus den Krallen der Ödnis dieses Balls zu befreien<<, scherzt Macen und bietet mir seinen Arm zum Einhaken ein. Er hat wohl aus unserem letzten Date gelernt und ist vom romantischen Händchenhalten aufs freundschaftliche Einhaken umgestiegen. Mein Grinsen wird noch breiter. Der Prinz scheint in dem negativen Ablauf meines Tages ein Lichtblick zu sein und so hake ich mich bereitwillig unter.

Sofort setzt er sich in Bewegung und durch den Umstand, dass ich gerade die entgegengesetzte Richtung ansteuern will, taumle ich ein paar Schritte nach rechts und stoße dabei mit einer Person zusammen. Erschrocken betrachte ich das silberne Hemd, das nun neben einem weißen Jackett auch von einem dunkelgrauen Fleck vervollständigt wird, der mit höchster Wahrscheinlichkeit von meinem Getränk stammt, das jetzt nur noch knapp den Boden des Glases bedeckt. Vorsichtig lasse ich meinen Blick höher gleiten und als ich am Gesicht der Person angelangt bin, setzt mein Herz einige Sekunden lang aus. Oh, oh...


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