Kapitel 22
Erleichtert atme ich aus, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt und die letzten Eindrücke des Banketts verfliegen. Wie konnte dieses Essen nur derart ausarten?, frage ich mich und wie von selbst legt sich eine Hand auf den Gegenstand in meiner Hosentasche, der zum Glück von meinem weiten Oberteil verdeckt wird. Erst jetzt erfasse ich das ganze Ausmaß des Schlamassels, den ich mir eingebrockt habe. Nicht nur, dass ich mir vor allen Erwählten samt Familien einen heftigen Streit mit meiner Mutter geliefert habe. Nein, außerdem hat meine Selbstkontrolle auch noch den Geist aufgegeben und ich habe ein unschuldiges Besteckstück geschmolzen. Von meinem dramatischen Abgang mal abgesehen.
Aber was hätte ich ansonsten auch tun sollen? Der Gedanke, mich von meiner Mutter in Grund und Boden starren zu lassen, während ich ein Stück Beilage mit meiner Salatgabel aufspieße, fällt nicht wirklich in die Kategorie fantastisch. Vor allem, da ich mir eingestehen muss, dass ich wohl beim dritten Du-benutzt-das-falsche-Besteck-Kommentar etwas Elementareres geschmolzen hätte als eine Gabel. Wer weiß unter den richtigen Umständen hätte ich wahrscheinlich sogar die penibel elfenbeinfarbene Tischdecke in Brand gesteckt. Nein, die Aufdeckung meines Geheimnisses, ist dieser eklig aussehende Hummer auf gar keinen Fall wert. Besonders nicht, wenn ich dabei noch eine explosionsgefährdete Mutter und starrende Anwesende gratis obendrauf bekomme.
Es ist gut, dass ich das Bankett verlassen habe, ansonsten wäre dieser Mittag wahrscheinlich in einer noch größeren Katastrophe geendet. Auch meinen Verteidigungsakt ,Miri gegenüber ,bereue ich keine Sekunde lang. Es war einfach das Richtige. Nicht nur weil sie mir viel bedeutet, sondern weil meine Mutter es eindeutig nötig hat, dass ihr jemand Einhalt gebietet. Sie kann nicht einfach so mit Leuten umspringen. Kaum zu fassen wie oft ich bei dieser Diskussion kleinbeigegeben habe und obwohl das alles andere als ein Sieg war, habe ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich standhaft geblieben bin. Der Abstand zu meinen Eltern scheint mir gut zu bekommen, bemerke ich auf einmal. Wenn ich irgendwann das Schloss verlassen muss, werde ich auf jeden Fall noch härter darum kämpfen, Soldatin zu werden. Denn trotz Rocelyns Erziehung scheinen meine Eltern mehr Macht über mich zu haben als ich mir eingestehen will.
Sofort drängt sich wieder dieses nagende Gefühl in den Vordergrund, dass ich seit dem Schmelzen der Gabel verspüre. Das Gefühl, das mir zu raunt, dass ich mich in der Gegenwart meiner Eltern nicht unter Kontrolle habe und dass ich das schleunigst in den Griff kriegen sollte.
>>So sieht man sich wieder<<, vernehme ich plötzlich eine Stimme bei der sich jede Faser meines Körpers sträubt. Das darf doch nicht wahr sein, denke ich, doch der arrogante Unterton der Stimme lässt keinen Zweifel. Vor mir steht Daimon Sinclair, der natürlich die denkbar unpassendste Situation abgepasst hat, um mich mit seiner überheblichen, nerv tötenden Art zu beehren.
>>Ganz schlechter Zeitpunkt, Großkotz<<, knurre ich und öffne die Augen, die ich unbemerkt geschlossen habe. Wohl um meine derzeitige Situation besser zu verarbeiten. Hätte ich irgendeine Ahnung von Psychologie würde ich euch jetzt wohl erklären, dass das eine ganz normale Reaktion in Stresssituationen ist, doch im Sinne meiner Unwissenheit fällt diese Belehrung wohl aus. Stattdessen starre ich überrascht auf den silbernen Anzug der sich an Daimons sportliche Statur schmiegt. Mit dieser Farbe geht er nach Maßstäben der Wintertradition tatsächlich als festtagstauglich durch. Sofort schnellen meine Augenbrauen nach oben. Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht vor dem Ball noch jemand anderen in den traditionellen Farben anzutreffen. Vor allem nicht Daimon.
Das Einzige, was mich nicht an seiner geistigen Gesundheit zweifeln lässt ist die Tatsache, dass er ansonsten genauso wie immer wirkt. Eine aalglatte Maske hinter der man kein einziges Gefühl erkennen kann. Check. Provozierendes Lächeln, das aus dem Rahmen seiner Emotionslosigkeit fällt. Check. Überhebliche Art gepaart mit blöden Kommentaren...
>>Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden oder ist dir der Festtagshummer nicht gut bekommen?<<, will Daimon spöttisch wissen. Na, was sagt man dazu: Check. Obwohl mich meine Neugier dazu bringen möchte ihn auf die Farbwahl seines Aufzugs anzusprechen, halte ich mich zurück. Wahrscheinlich hat er den Anzug sowieso nur gewählt, weil außer einer Bermudashorts und einem Hawaiihemd nichts mehr im Schrank hing.
Aber zurück zu seinem Kommentar bei dem ich sofort das Gesicht verziehe. Aber wer kann mir das bei dem Gedanken an das Schalentier auf meinem Teller schon verübeln. Wer auch immer Hummer als wintertauglich erklärt hat, hat entweder seine Geschmacksnerven beim Genießen der Vorspeise – Miesmuscheln – verloren oder hat einfach nicht mehr alle Fische im Teich. Vielleicht könnte ich mich mit den Meerestieren im Zuge des Sommerfests anfreunden, doch für mich ist der Winter einfach von anderen Geschmacksrichtungen geprägt. Zimt, Wild, herbe Kräuter – das sollte eigentlich irgendwo auf der Speisekarte untergebracht sein, doch stattdessen landet das Essen einer Person mit Meeresobsession auf dem Teller.
Wiederwillig schüttle ich den Kopf, um diese Gedanken aus meinem Gehirn zu verscheuchen. Ich habe weitaus größere Probleme als ein verunglückter Speiseplan, zum Bespiel Mr. Stinkstiefel, der immer noch vor mir auf dem Gang Stellung bezieht. >>Ich bin heute keine besonders freundliche Gesellschaft, also würdest du bitte...<<, fordere ich ihn auf und nicke mit meinem Kopf nach rechts, um ihn zum Gehen zu bewegen. Ich brauche einfach noch einen kurzen Moment um mich zu fangen, bevor ich den Weg in mein Zimmer antrete. Und diese Zeit möchte ich möglichst idiotenfrei verbringen. >>Ach, mach dir darüber keine Sorgen. Du warst noch nie eine freundliche Gesellschaft, da macht deine schlechte Laune keinen großen Unterschied<<, meint Daimon ungerührt.
Wie bitte? Ein empörtes Schnauben löst sich aus meinem tiefsten, ungläubigen Innern, bevor ich genau den Gedanken ausspreche, der mir gerade durch mein Hirn rast. >>Ich glaube, du hast dich noch nie kennengelernt<<, erwidere ich verärgert. Was glaubt er wohl wer er ist? So langsam beschleicht mich der Gedanke, dass der Prinz sich in seiner verdrehten Welt für die männliche Mutter Theresa hält. Was bei seinem unhöflichen, großkotzigen Verhalten völlige Selbstüberschätzung ist. Aber Rationalität und Selbstreflexion ersetzten in Daimoncity wohl auch die früheren Mythen von Loch Nessie und der Zahnfee. Also, wen wundert's?
>>Du hast recht. Das ist eine echte Schande. Wenn ich ehrlich bin würde ich gern mal in den Genuss meiner Gesellschaft kommen. Ich habe nämlich gehört, dass ich ein umwerfender Gesprächspartner mit einer schillernden Persönlichkeit und einem gottesähnlichen Aussehen sein soll...<<, singt Daimon Lobeshymnen auf sich. Also nicht wortwörtlich, das wäre ja noch viel schöner. Denn eins ist klar noch schlimmer als ein eingebildeter Idiot, ist ein eingebildeter, schief singender Idiot. Und während das Ertragen von Version eins mich schon einem Nervenzusammenbruch nahe bringt, würde Nummero zwei sicherlich dafür sorgen, dass... Was ist nochmal die Steigerung von Nervenzusammenbruch? Ahh, ja Psychiatrieeinweisung. Also Nummer zwei würde mich höchstwahrscheinlich in die Klapse befördern.
Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass er nie Stufe drei erreicht (eingebildeter, schiefsingender, meinen Nacken küssender Idiot), denn ich glaube, dass das Superlativ von Nervenzusammenbruch, mit einem Bein im Grab ist. Na ja, während dieses horrorähnlichen Gedankengangs hat Daimon Eins-Punkt-Null es geschafft endlich still zu sein. >>Da hat wohl jeder Mensch in deiner Umgebung die Wahrheit ein wenig verdreht. Also wenn ich an dich denke sind meine ersten Gedanken: arrogant, nervig und provokant. Von dem Part mit der schillernden Persönlichkeit ist übrigens auch nach mehreren Minuten Adjektivflut nichts zu sehen. Nur als kleine Info am Rande<<, versuche ich ihn von seinem hohen Ross zu heben. Falls ich das jemals schaffen sollte, kann ich mich sicher auf viele Dankeskarten gefasst machen, so ein aufopferungsvoller Akt bleibt sicher nicht unbelohnt.
>>Du denkst also an mich, soso<<, raunt Daimon mit einem überlegenen Grinsen im Gesicht, das ich ihm am liebsten mit einer Eisenstange vom Gesicht entfernt hätte. Natürlich fischt sich Mr. Arrogant aus dem See an Beleidigungen, den ich ihm auftische, genau die Art von Aussage, die er braucht um sie gegen mich zu verwenden. Doch auf gar keinen Fall werde ich das jetzt abstreiten wie ein kleines Schulmädchen und ihm damit die Reaktion geben nach der sein spielsüchtiges, gelangweiltes Inneres lechzt.
Stattdessen erwidere ich betont locker: >>Manchmal grusle ich mich gerne. Aber jetzt mal eine andere Frage, was machst du eigentlich hier? Ich dachte, die königliche Familie veranstaltet zeitgleich ein privates Bankett nur mit Familienmitgliedern<<. Sofort verdunkelt sich seine Miene und seine Kinnpartie spannt sich merklich an. >>Da bist du richtig informiert<<, gibt er neutral zurück. Trotzdem merke ich, dass ihm das Thema unangenehm ist. Noch ein Grund weitere Fragen zu stellen. Immerhin hat mich Daimon ebenfalls in ein paar unschöne Situationen gebracht.
>>Und warum bist du nicht dort?<<, frage ich, wobei ich die Neugierde nur mit mäßigem Erfolg aus meiner Stimme halten kann. Ich hatte immer schon einen Riecher für Geheimnisse, was daran liegen mag, dass ich selbst ein paar Große mit mir herumtrage, deshalb kann ich mit einhundert prozentiger Sicherheit sagen, dass der griesgrämige Prinz irgendetwas zu verbergen hat. Wie heißt es so schön ein Lügner erkennt einen Lügner, wenn er ihn sieht.
>>Das gleiche könnte ich dich Fragen, Misses Ich-stecke-meine-Nase-in-fremde-Angelegenheiten<<, knurrt er, während sich seine braunen Augen verdunkeln und er ein paar Schritte auf mich zugeht. Anscheinend habe ich mit seiner Familie einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Eine Sache, die ich angesichts meiner eigenen Probleme exzellent nachvollziehen kann. Leider muss ich gestehen, dass auch ich mich bei seiner Aussage ein klein wenig verspanne. Ich glaube es ist am besten, wenn ich das Gespräch hier und jetzt beende. Mir ist überhaupt nicht wohl dabei, dass Daimon nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, ebenfalls meine Verwundbarkeit beim Thema Familie erkannt hat. Besonders nicht, wenn ich immer noch einen Beweis meiner magischen Fähigkeiten mit mir herumschleppe.
>> Schönen Tag noch Daimon<<, meine ich und mache mit jeder Betonung klar, dass dieses Gespräch hier beendet ist. Auf keinen Fall werde ich ihm irgendwelche privaten Fakten über mich liefern, die er ein paar Tage später einfach gegen mich verwenden kann. Genau den gleichen Entschluss scheint auch er getroffen zu haben, denn er schaut mir mit einer Miene entgegen, die einem Top-Secret-Sicherheitstresor Konkurrenz macht.
>>Wir sehen uns dann beim Ball<<, verabschiedet sich nun auch der Prinz, der allen Anschein nach froh ist, das Thema fallen zu lassen. Bei dem Gedanken an den heutigen Ball verknoten sich alle meine Eingeweide auf einmal, da ich mich eigentlich den restlichen Tag über lesend in meinem Zimmer verschanzen wollte. Von einem kleinen Kampftraining mit Dean mal abgesehen. Doch da habe ich die Rechnung ohne das hoch angepriesene, überbewertete Winterfestereignis gemacht, das heute Abend stattfinden wird.
Ich nicke darauf nur etwas abwesend, bevor ich mich nach links wende und in Richtung meines Zimmers schlendere. Kann ich diesen Tag nicht doch irgendwie überspringen?
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>>Da bist du ja<<, ruft Miri aus, als sie ohne Vorwarnung in mein Zimmer platzt. Seit meinem glamourösen Abgang dürfte nicht mehr als eine Stunde vergangen sein, trotzdem hat sich die Zeit, in der ich versucht habe mich mit allen möglichen Tätigkeiten von meinen Gedanken abzulenken, angefühlt wie eine Ewigkeit.
Gerade stehe ich vor meinem geöffneten Schrank und sortiere die Kleidung darin nach Farben. Und ja, ich weiß, dass diese Aufgabe bei den Schwarz-, Grau- und Blaunuancen, die mir zur Verfügung stehen, noch nutzloser ist, als bei einer Kleidersammlung mit Papageienavancen, aber es scheint so als würde die Beschäftigung meiner Hände, meinem Kopf wenigstens etwas Frieden geben.
Plötzlich schließen sich von hinten Arme um mich, die ich nach kurzem Zögern als Miris identifizieren kann. Ihre Arme sind so zierlich und dünn, als würden sie zu einer Porzellanpuppe und keinem Menschen gehören. Außerdem ist sie im Besitz eines unglaublich hellen Hauttons, der den Porzellaneffekt noch zusätzlich verstärkt. >>Es tut mir so leid, dass du und deine Mum euch meinetwegen gestritten habt. Sie hat recht, ich hätte beim Einschenken wirklich vorsichtiger...<<, stößt Miri in einem reumütigen Tonfall hervor, der mich dazu bringt mich zu ihr umzudrehen und sie zu unterbrechen.
>>Meine Mutter hat nicht Recht. Es war nicht deine Schuld, dass etwas von dem Wein auf den Hummer getropft ist und genauso wenig hast du Schuld an unserem Streit. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist sehr angespannt. Es hätte wahrscheinlich sowieso nicht lange gedauert bis wir uns wegen irgendetwas in die Haare gekriegt hätten<<, beschwichtige ich sie, wobei ich die Beziehung mit meinen Eltern etwas netter aussehen lasse, als sie tatsächlich ist. Obwohl ich Miri vertraue, bin ich nicht bereit dazu, mit irgendwem darüber zu reden. Das war ich nie.
Meine Zofe nickt verstehend, trotzdem sieht sie nicht ganz überzeugt aus. >>Also ist das Bankett jetzt vorbei?<<, frage ich, um über unser Schweigen hinweg zu täuschen und sie davon abzuhalten Fragen zu stellen. Wie gesagt, ich bin nicht bereit dazu, mit irgendwem darüber zu reden. >>Ja, es hat vor wenigen Minuten geendet. Danach bin ich sofort hier her gekommen um dich zu suchen. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, wie du diesen Streit wegsteckst<<, erklärt sie und zuckt mit ihren schmalen Schultern.
Ich will gerade den Mund öffnen, um noch einmal zu beteuern, dass es mir gut geht, doch die Tür die mit einem lauten Klick ins Schloss fällt, hält mich davon ab. Überrascht mustere ich meine Mutter, die in einem violetten Kleid unverhofft mein Zimmer betritt. >>Lass mich und meine Tochter allein<<, befiehlt sie und durchbohrt dabei meine Zofe mit ihren dunklen Augen, die wie Feuerkohle glänzen. Sofort zieht sich alles in mir zusammen.
Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass unsere Auseinandersetzung im Speisesaal schon alles gewesen ist, trotzdem habe ich gehofft noch etwas mehr Zeit bis zu einem weiteren Zusammentreffen zu haben. Von der Seite spüre ich Miris Blick, die mich stumm fragt, ob sie bei mir bleiben soll. Sie muss wohl bemerkt haben, dass meine Mutter vor Wut schäumt und mir keine schöne Zeit in diesem Raum bevorsteht, doch das ist nicht ihr Problem, sondern meins. Es wäre unverantwortlich meine Zofe durch ihr Bleiben mit in diese Sache zu ziehen, vor allem da mich ihre Anwesenheit vor dem Zorn meines Elternteils sowieso nicht schützen kann. Nein, das ist eine Sache zwischen mir und Linda.
Wie von selbst straffe ich den Rücken und recke mein Kinn erhaben in die Höhe. Eine selbstbewusste Haltung hat mir schon immer geholfen mich stärker zu fühlen und auch dieses Mal verfehlt diese Geste ihre Wirkung nicht. Mit einem kurzen Nicken gebe ich Miri zu verstehen, dass ich alleine klar komme und so stehen wir wenige Sekunden später allein in meinem Zimmer.
>>Du unerzogene kleine Göre. Wie kannst du unsere Familie nur so beschämen? Vor allen anderen einen Streit mit mir anzufangen. Wegen einer ungeschickten Angestellten. Ich habe gar keine Worte dafür, wie unsittlich und unreif dein Handeln war. Ich dachte, wir wären uns einig, dass du in diesem Wettkampf unauffällig bleibst, doch stattdessen machst du das genaue Gegenteil. Du trägst rund um die Uhr die Kleidung eines Unterschichtlers, verhältst dich gegenüber deiner Lehrerin respektlos und schaffst es trotzdem, dich von den Prinzen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken zu lassen. Von deiner mangelnden Fähigkeit selbst die einfachsten Dinge zu lernen und dich damit in diese Gesellschaft einzugliedern mal abgesehen<<, schimpft meine Mutter mich aus, während sie ihren erhobenen Zeigefinger wild vor ihrem Gesicht herumwirbelt.
Unbeeindruckt sehe ich auf sie herab und bin mal wieder froh darüber, dass ich einige Zentimeter größer bin als sie. >>Du redest dir also den Mund darüber fusselig, dass ich mich verhalte wie immer<<, fasse ich zusammen und lasse einen spöttischen Unterton in meiner Stimme mitklingen. Diese Konfliktführung beherrsche ich mittlerweile sogar im Schlaf. In den ganzen Jahren habe ich meine emotionale Unverwundbarkeit, die ich zu diesen Zeitpunkten zur Schau stelle, perfektioniert. Aus meiner Stimme spricht Kälte und meine Miene ist eine Maske aus Unbewegtheit und Langeweile, während meine Gefühle innerlich Ferien auf dem längst nicht mehr bewohnbaren Kontinent Australien machen.
Es gibt kein einziges Bruchstück meines Herzens in ihrer Reichweite und damit bin ich sicher vor den spitzen Bemerkungen ihrer Tiraden und der immer deutlich werdenden Tatsache, dass ich meiner vermeintlichen Mutter überhaupt nichts bedeute. >>Genau, das meine ich...<<, knurrt sie und geht ein paar Schritte auf mich zu, >>...Du trägst keinen Funken Persönlichkeit oder gar Manieren in dir. Unsere Familie scheint dir vollkommen egal zu sein, dabei haben wir dich trotz deiner Absonderlichkeit bei uns wohnen lassen, dir zu essen gegeben und dich mit Luxus verwöhnt. Und dein Dank dafür ist es, dich nicht an die Regeln zu halten und dich auf diesen Ball zu schleichen. Und damit nicht genug, du tust und machst was du willst, während du unseren Ruf dabei in einer Abwärtsspirale in den Dreck ziehst. Außerdem stehst du Trish dabei im Weg ihre rechtmäßige Stellung als Frau eines Prinzen oder gar des Königs einzunehmen, denn das hätte sie sich, anders als du, mehr als verdient. Sie hat unserer Familie viel Geld und zusätzliches Ansehen eingebracht, während du es in wenigen Wochen geschafft hast, ein Großteil davon zu Nichte zu machen. Ich wünschte ich hätte dich nach deiner Geburt einfach in ein Waisenhaus gegeben. Dann hätten wir dich wenigstens nicht am Hals<<, speit sie die letzten zwei Sätzen regelrecht hervor, während ich in den nächsten Minuten zu spüren bekomme, dass mein Herz selbst auf dem Mond nicht sicher vor dem Schmerz ist, der sich in mir ausbreitet wie beißende Chilischoten.
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Hallo,
wie ihr vielleicht schon gemerkt habe update ich jetzt wieder in größeren Abständen, was daran liegt, dass ich jetzt wieder zur Schule gehe und dementsprechend weniger Zeit habe. Trotzdem versuche ich so oft wie möglich ein Kapitel rauszubringen ^^
Lg Mysticdream18
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