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>>...Jedes Kind auf der Erde besitzt seinen persönlichen Engel, der über den Wolken bei den Sternen auf sie wacht und sie beschützt...<<
Harry lief durch die mittlerweile dunklen Gassen London's und sog jede klitzekleine Kleinigkeit seiner Umgebung in sich auf. Es könnte ja sein, dass es etwas zu entdecken gab, etwas was Harry sofort niederschreiben musste. Aber bis jetzt: Fehlanzeige.
Schritt für Schritt entfernte er sich weiter von seinem Zuhause und in das Nachtleben der britischen Hauptstadt.
Irgendwann kam Harry an einem kleinen abgelegenen Park an, welcher recht nah an der Themse angelegt war. Er beschloss für einen Moment hier zu bleiben und strich mit seiner bloßen Hand den leichten Schnee von einer Holzbank, welcher über den Tag hinweg dort liegen geblieben war. Seine nasse Hand wischte Harry an seiner schwarzen Skinny Jeans ab und ließ sich dann auf die kalte Bank fallen.
Sein Buch drückte er fest an sich und er lehnte sich soweit zurück wie es ging und sah in den, doch relativ klaren, Himmel, an dem einzelne Sterne zu erkennen waren. Harry stieß einen lauten Atemzug aus, wobei sich eine weiße Wolke bildete, als sein heißer Atem auf die kalte Nachtluft traf.
Als Harry so in den dunklen und nur durch einzelne Sterne und den Mond beleuchteten Himmel sah, kam ihm endlich eine Idee.
Schnell setzte er sich aufrecht hin, löste das Gummiband, welches die einzelnen Seiten des Notizbuches zusammenhielt und schlug die zweite Seite auf. Er hatte es erst frisch angefangen.
"Der kleine Engel von den Sternen" schrieb er auf. Damit konnte Harry doch was anfangen. Er wusste, dass es kitschig klang, doch Kinder liebten Sterne, da sie für sie einfach nur faszinierend und ein unbegreifliches Wunder waren. Außerdem leuchteten und glitzerten Sterne und das war natürlich ein weiterer Pluspunkt, um bei Kindern gut anzukommen und Engel gaben sich immer gut als Hauptfigur.
Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht klappte Harry das Büchlein wieder zu und stand von der Bank auf. Seine Notizen klemmte er sich unter den Arm, damit er seine eiskalten Finger aneinander reiben konnte, um ein wenig Wärme zu erzeugen und sie auftauen zu lassen, doch so richtig wollte das nicht klappen.
Um sich wenigstens ein wenig Wärme zu spenden, zog er seine blaue Beanie aus der Manteltasche und zog sie sich über die braunen Locken.
Seufzend machte sich Harry seinen Weg aus dem Park und sah nochmal lächelnd in den Himmel und betrachtete die Sterne, welche ihn endlich auf eine Idee gebracht hatten. Auch wenn es nur ein Buchtitel war, ein Anfang war es allemal.
Sein Weg führte ihn wieder in einen belebteren Stadtteil London's. Harry war in Hammersmith.
Er schlenderte durch die beleuchteten Straßen, nach was genau er Ausschau hielt, wusste er selber nicht, aber er stieß auf ein kleines Café namens "Jay's Little Teapot" mit der Aufschrift 'Neueröffnung', geschrieben in Großbuchstaben.
Harry blieb stehen. Ein warmer Tee wäre jetzt gar nicht mal so verkehrt und würde seinen Körper von innen wieder aufwärmen. Abgesehen davon sah das kleine Café von außen echt einladend aus und auch das, was Harry durch die leicht angelaufenen Fensterscheiben erkennen konnte, sah gemütlich, aber doch stilvoll eingerichtet aus.
Als Harry eintrat, erklang ein helles Glöckchen, ausgelöst durch die Tür, und sofort überkam ihn eine angenehme Wärme, welche ihn etwas auftauen ließ. Er sah sich um und erkannte, dass das Café gut besucht war, obwohl es bereits zehn Uhr abends war. Das Schild an der Eingangstür hatte ihm verraten, dass sie in der Eröffnungswoche bis um dreiundzwanzig Uhr, also noch ungefähr eine Stunde geöffnet hatten. Normaltags hatten sie von acht bis zweiundzwanzig Uhr geöffnet.
Die Innenausstattung war in einem weißen Holzton gehalten, welcher den kleinen Raum viel heller erscheinen ließ und durch die Farbakzente der bunten Kissen auf den Stühlen und Eckbänken wirkte alles noch viel belebter. Harry hatte sofort das Gefühl von Heimat, als er sich in dem kleinen Café umsah.
Die Leute unterhielten sich alle angeregt über das Wetter, ihren Alltag und Gott und die Welt. Sie sahen dabei so zufrieden und glücklich aus, dass Harry selber das Gefühl hatte von innen heraus zufrieden und ausgeglichen zu sein.
Mit einem Lächeln im Gesicht suchte er sich einen Platz in der hintersten Ecke aus, von der er den ganzen Raum im Blick hatte. Er mochte es nicht, wenn er dem Geschehen den Rücken zukehrte und sich somit selber ausschloss.
Harry entledigte sich seines Mantels und seiner Beanie und hing sie hinter sich an den Garderobenständer, bevor er sich auf der bequemen Eckbank zurücklehnte. Es dauerte nicht lange bis eine braunhaarige, mittelalte Frau, Harry schätzte sie so auf das Alter seiner Mutter, zu ihm an den Tisch kam.
"Herzlich willkommen bei ''Jay's Little Teapot'', ich bin Johannah die Eigentümerin hier. Freut mich, dass sie ihren Weg hier her gefunden haben. Was darf ich ihnen bringen?" fragte die nette Dame mit einem Lächeln im Gesicht.
"Guten Abend." grüßte Harry zurück und sah zu der netten Frau nach oben. "Schön haben sie es hier." "Vielen Dank!" Johannah bedankte sich und Harry sah ihr an, dass sie sein Kompliment wirklich wertschätzte. "Ich hätte gerne einen Yorkshire Tea, bitte." gab Harry die Bestellung nach seinem Lieblingstee auf und Johannah verabschiedete sich mit einem "Kommt sofort." in Richtung des Tresens, wo sie die Bestellung an ihre Angestellten weiterreichte. Harry sah sich in der Zwischenzeit weiter in dem Café um und beobachtete das Treiben der Leute.
"Hier Bitteschön, einmal dein Tee und ein Blaubeermuffin als Eröffnungsgeschenk." ertönte plötzlich eine helle Stimme neben ihm und Harry sah, etwas aus seinen Gedanken gerissen, neben sich in die schönsten blauen Augen, die er jemals gesehen hatte.
"D-danke." stotterte er etwas unbeholfen und von den Augen seines Gegenübers wie in einen Bann gezogen. "Lass es dir schmecken." erwiderte dieser und verschwand, nach Harry's Meinung viel zu schnell, schon wieder in dem Getümmel der ganzen Leute.
Kopfschüttelnd riss sich Harry von dem Anblick dieses jungen Mannes los und sah runter auf den Tisch, wo sich tatsächlich, zusätzlich zu seinem Yorkshire Tea, noch ein kleiner Teller mit einem Blaubeermuffin befand. Wie aufmerksam.
Mit einem letzten Blick zurück zu dem braunhaarigen Jungen, welcher aber leider viel zu vertieft in seine Arbeit war, sodass er Harry nicht bemerkte, verließ Harry das Café und schlug seinen Nachhauseweg ein.
Fast wäre Harry an seinem Haus vorbei gelaufen, da er viel zu sehr in Gedanken war. In Gedanken an zwei ozeanblaue klare Augen, welche ununterbrochen vor seinem Gesicht auftauchten und ihm an diesem Abend das Einschlafen nicht gerade leichter machten. Wer war dieser Junge nur?
Hallo meine Lieben und schönen Sonntag euch! Das war das zweite Kapitel und ich hoffe wirklich, dass es euch gefällt :)
Nur zur Erklärung: Das was am Anfang des Kapitels immer in kursiv steht, sind Ausschnitte aus Harry's Buch, auch wenn er in der Geschichte mit dem Schreiben noch nicht so weit ist. Nur damit man einen kleinen Einblick bekommt :)
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vote | comment | lots of love ♥ -Sarah
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