Kapitel 1 *
Ihre Geschichte beginnt wie die eines jeden Piraten, auf der Insel Tortuga, in einem kleinen Pub, in welchem es nur so vor betrunken Männern wimmelte.
Dies jedoch störte die Brünette nicht, sie hatte ihre bernsteinfarbenen Augen auf ihr Ziel gerichtet. Zwei Männer die in einer kleinen Ecke saßen und sich angeregt unterhielten. Zwei Piraten, mit jeweils einem Bierkrug vor sich, der rechte war ihr durchaus bekannt.
Er hatte braune Dreadlocks, sein Gesicht war markant gezeichnet und er hatte einen dunkelblauen, leicht verwaschenen Mantel angelegt. Den Bart hatte er kunstvoll zu zwei kleinen Zöpfen geflochten.
Sie kannte die Geschichten über ihn und sein geliebtes Schiff, ein Schiff mit schwarzen Segeln.
Ihr entging nicht, dass sie nicht die Einzige war die die beiden beobachtete, ein junger Mann stand an einem Balken gelehnt in der Nähe der beiden Männer, versuchte ebenfalls unbemerkt dem Gespräch zu lauschen. Er war noch recht jung, vielleicht etwas älter als Lorey. Er trug schlichte Kleidung und sein braunes etwas längeres Haar trug er im Nacken zu einem Zopf gebunden. Sein Gesichtsausdruck war angestrengt und wirkte verbissen, es gefiel ihm anscheinend nicht was er hörte.
Das auffällige Zeichen welches der rechte Pirat seinem Gegenüber gab, erregte Loreys Aufmerksamkeit, er nickte mit seinem Kopf in die Richtung des jungen Mannes, anscheinend gehörte dieser ebenfalls zu den beiden und sollte das Gespräch nicht mitbekommen, es schien sich um ihn zu handeln.
Die junge Frau schmunzelte, Kapitän Jack Sparrow war anscheinend schon wieder dabei einen Plan zu schmieden und was dessen Ziel war, konnte sie sich schon denken.
Er wollte die Black Pearl zurück.
Doch er würde nie damit rechnen, dass sie diejenige sein wird die ihm dazu verhalf.
Sie fuhr in die Tasche ihres dunkelblauen Ledermantels und holte einen Brief hervor, diesen hatte sie von ihrer Mutter bekommen mit dem Auftrag ihm Kapitän Jack Sparrow zu bringen und ihm bei seinem Plan zu unterstützen. Den Grund dafür wusste sie selber nicht. Ihre Mutter hatte ihr dies gegeben mit den Worten
„Es ist dein Schicksal mein Kind, das du ihm hilfst seine geliebte Pearl zurückzubekommen.",
sie hatte ihrer Mutter keine Fragen diesbezüglich gestellt, sie wusste, ihre Mutter weiß was sie tut. Ihr Handwerk und Ruf als Hellseherin erlaubten ihr so einige mystische Blicke in die Zukunft der Leute. So war es nicht unüblich, dass sie ihres im Auge behielt. Lorey und ihre Mutter standen sich sehr nahe. Da es seit ihrer Geburt nur sie beide gab, ihren Vater hatte sie nie kennengelernt. Bis heute wusste sie nichts über ihn, immer wenn sie ihre Mutter bat ihr etwas über ihn zu erzählen, verschloss diese sich.
Vor einiger Zeit hatten sie einen heftigen Streit deshalb und für ein paar Jahre hatten sich ihre Wege getrennt, doch dies war eine andere Geschichte.
Lorey ließ den Brief zurück in ihre Tasche gleiten, trank den letzten Schluck ihres Kruges, ehe sie Aufstand und hinaus ins Freie ging.
Kalte Abendluft umwehte sie, brachte ihr Haar durcheinander.
Kurze Zeit später sah sie denn jungen Mann und Jack Sparrow wie sie an ihr vorbeigingen, der andere, etwas ältere Herr war zurück im Pub geblieben wahrscheinlich, um eine Crew anzuheuern.
Sie musste lächeln bei dem Gedanken daran das der Kapitän keine Ahnung hatte, wer sie war und wer sie geschickt hatte, noch nicht zumindest. Sie hielt sich im Verborgenen.
Sie beobachtete wie die zwei Gestalten in Richtung des Hafens gingen und sie folgte ihnen unauffällig. Dies war nicht schwer, da sie im Gegensatz zu den anderen Frauen, die sich hier herumtrieben kein Kleid trug, sondern eine Hose und einen Mantel darüber. Das Einzige was verriet, dass sie eine Frau war, war das braune Korsett, welches sie über ihrem Hemd angelegt hatte. Doch da sie ihren Mantel verschlossen hielt verdeckte sie jegliche Blicke darauf.
Am Hafen angelangt versteckte sie sich unauffällig hinter einem Stapel Kisten. Proviant für eines der Schiffe die am Hafen angelegt hatten, gefüllt mit allerlei Obst und Gemüse.
Ihr Blick verfolgte die beiden Männer. Sie steuerten ein Schiff an welches etwas entfernt im Hafen lag und in den Wellen hin und her trieb.
Dies war also sein Schiff, es war natürlich nichts im Vergleich zu der Black Pearl, dem berüchtigtsten Piratenschiff der sieben Weltmeere. Und es war offensichtlich gestohlen, wie ihr auffiel. Ein Schiff der Englischen Marine, die Fahne hing zerschlissen am Mast, wiegte leicht im Wind.
Sie beobachtete die beiden noch eine kurze Weile, wie sie an Bord des Schiffes gingen, die Lichter löschten und Stille das Schiff umgab. Anschließend machte sie sich auf den Weg zurück zum Pub. Jetzt wusste sie wo sein Schiff war und nun musste sie irgendwie in seine Crew kommen.
Als Frau ein Unterfangen das sich als sehr schwer herausstellte. Viele Männer hatten den Aberglauben eine Frau an Bord eines Schiffes bringe Unglück, bei ihr stimmte dieses Gerede vielleicht sogar.
Wieder zurück im Pub setzte sie sich nicht an ihren Platz von vorhin, sondern ging zielstrebig auf den Begleiter des Piraten zu.
Er war etwas älter als Jack, hatte bereits graue Haare und sein Gesicht war gezeichnet von ein paar Falten. Er saß noch immer an demselben Tisch wie bereits zuvor, diesmal jedoch mit zwei leeren Krügen vor sich und einem weiteren mit Bier gefülltem in seiner Hand. Er genehmigte sich einen großen Schluck daraus. Vor ihm saß ein kleiner Kerl mit Glatze und einem pummeligen Gesicht. Den Bart wie eine Ziege gestutzt.
Etwas argwöhnisch betrachtete sie die beiden, ehe sie ihren Weg fortsetzte und vor dem Tisch und vor den Männern zum Stehen kam.
Im ersten Moment bemerkte sie keiner von ihnen, doch als sie sich einmal kräftig räusperte, wendete der ältere sich ihr zu.
„Wie kann ich ihnen helfen Miss, oder wollen sie lieber mir helfen?", fragte er sie, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, zwinkerte seinem Gegenüber neckisch zu und die beiden Männer fingen an dreckig zu lachen.
Lorey verzog genervt über diese Aussage ihr Gesicht und antwortete
„Ich habe gehört ihr seid auf der Suche nach einer Crew für Jack Sparrow", „Es heißt Kapitän, Kapitän Jack Sparrow",
verbesserte er sie, in seinen Augen lag eine Spur Argwohn.
„Was wollt ihr von ihm?",
„Das sagte ich bereits. Ich will in seine Crew.",
„Ich glaube kaum, dass Kapitän Jack Sparrow mit einer Frau segeln will, noch dazu mit einer Unbekannten", erwiderte der grauhaarige mürrisch, sein Gesicht finster.
Lorey war verärgert über die Tatsache das sie es nicht schaffte diesen alten Sack davon zu überzeugen, dass sie mit auf dieses Schiff musste. Irgendetwas musste ihr einfallen, um seine Meinung zu ändern, schnell.
Doch ehe sie noch ein weiteres Wort sagen konnte, was ihn vielleicht umstimmte, sprach er schon weiter.
„Eine Frau an Bord bringt nur Unglück, also vergesst es", er machte eine wegwerfende Handbewegung, versuchte sie so los zu werden. Lorey blieb standhaft.
„Dies ist ein schreckliches Vorurteil welches nicht der Wahrheit entspricht. Außerdem bringt es Sparrow mehr Unglück als wenn ich nicht mit segle", etwas irritiert blickte sie der alte Mann an, ehe er sie fragte „Wer seid ihr?", „Mein Name ist Lorey", „Und weiter?", „Das ist nicht von Bedeutung. Von Bedeutung ist nur das ich einen wichtigen Brief bei mir trage und es drängt das Jack Sparrow ihn erhält.".
Stur blickten sich beide in die Augen.
Lorey wartete auf eine Antwort, ungeduldig verschränkte sie beide Arme vor dem Körper, ihre Augen fixierten ihn. Der Mann schien noch zu überlegen und die Konsequenzen ab zu wägen.
„Gut gut, kommt morgen früh an den Steg, dann wird Jack selbst entscheiden, ob ihr mit segeln dürft oder nicht", zufrieden blickte sie ihn an, machte kehrt und verließ anschließend den Pub. Nun musste sie auf den Brief ihrer Mutter hoffen, dass dieser ihr den Weg in seine Crew verschaffte, zu seinem eigenen Vorteil.
Am nächsten Morgen stand Lorey am Hafen wie es vereinbart war und sah zu wie Jack Sparrow gerade dabei war seine neue Crew zu betrachten. Er schritt auf und ab und ließ seinen Blick über die versammelten Männer schweifen. Von Alt bis jung, klein oder groß war alles dabei. Sogar eine weitere Frau.
Die Brünette betrat den Steg, das Holz unter ihren Stiefeln knarzte. Sie steuerte auf sie zu in dem Moment als der Kapitän mit einer Frau diskutierte, es ging anscheinend um das Schiff. Beide hatten die Hände erhoben und gestikulierten wild, zeigten immer wieder Richtung Wasser.
Die Frau zog eine Augenbraue hoch und schritt weiter auf die Gruppe zu.
Der ältere Mann von gestern Abend bemerkte sie und tippte Jack auf die Schulter. Seine braunen Augen legten sich neugierig auf ihre zierliche Gestalt.
Sie hörte den Alten zu ihm murmeln „Kapitän das ist die Frau von gestern.".
Anschließend lagen alle Blicken auf Lorey, es war ihr etwas unangenehm, doch sie ließ sich nichts anmerken. Streckte den Rücken durch und ging erhobenen Hauptes weiter auf sie zu bis sie direkt vor ihnen zum Stehen kam.
Der Kapitän war, der erste der das Wort an sie richtete „Ihr seid also die junge Frau, von der mir Gibbs erzählt hat.", dabei ging er weiter auf sie zu, kam ihr näher als es der Anstand geziemte.
„Also warum wollt ihr unbedingt mit auf mein Schiff", er blickte ihr mit einem anzüglichen Grinsen ins Gesicht, das mein hatte er extra stark betont. Als ob es die größte Ehre wäre mit ihm über das Meer zu tuckern.
Ohne auf seine Anspielung einzugehen, zog sie den Brief aus ihrer Tasche und streckte ihn Jack entgegen.
Dieser blickte sie verwirrt an, entfernte sich wieder etwas und nahm ihr den Brief aus der Hand. Er brach das Siegel und faltete das Pergament auseinander.
Als er es aufmerksam las, versuchte Lorey aus seinem Gesicht irgendetwas lesen zu können was ihr den Inhalt des Schriftstückes verraten würde. Sie kannte kein einziges Wort welches darin geschrieben stand.
Ihre Neugier stieg ins unermessliche.
Als Sparrow den Brief zu Ende gelesen hatte, verzog er kurz das Gesicht, schaute sie dann wieder an, sein Blick wenig begeistert.
„Aye, Miss Lorey wird mit uns kommen.", er drehte sich um, steckte den Brief in seinen Mantel und ging Richtung des Schiffes
Vorbei an dem älteren Mann.
"Keine Widerrede, Master Gibbs", und mit diesen Worten folgte er der Crew, die sich bereits an die Arbeit gemacht hatte das Schiff zu beladen. Verwirrt schaute ihm Lorey, der junge Mann und Master Gibbs hinterher, welche auf dem Steg verblieben waren.
Lorey konnte es nicht fassen sie hatte es geschafft. Leichter als sie gedacht hätte. Erleichtert atmete sie einmal tief aus. Der erste Teil war geschafft, es folgte der wesentlich schwierigere.
Gibbs war der erste der drei, der seine Stimme wieder fand und er richtete sie an die junge Frau.
„Also dann, willkommen an Board Miss Lorey", und zeigte ihr mit einer ausladenden Handbewegung das sie sich auf das Schiff begeben solle. Vorsichtig schritt sie auf das Schiff zu, die Sonne schien glänzend auf die weißen Segel und ließ sie erstrahlen. Es war das erste Mal das sie ein Piratenschiff betreten würde.
Jetzt würde es also losgehen, ihr erstes richtiges Abenteuer und sie kannte nicht einmal den Grund dafür.
Die Worte ihrer Mutter erschienen erneut in ihren Gedanken „Es ist dein Schicksal mein Kind",
und schon berührten ihre Stiefel den Boden des Schiffes, schweres Holz gezeichnet durch die See.
Das unbekannte Abenteuer hatte nun begonnen, und mit seinem Ende hatte die junge Dame definitiv nicht gerechnet.
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