the boy in the rain (ger)
Jisung PoV
Mit hängendem Kopf lief ich an der Straße entlang. Ohne Jacke. Ohne Regenschirm.
Es regnete, aber das war mir egal. Mir war gerade alles egal. Meine tropfenden Haare. Mein durchsichtig werdendes Tshirt. Meine Socken, die sich mit Wasser vollsogen, da meine Schuhe nicht wasserdicht waren. Es war mir egal, weil in dem Moment sowieso alles scheiße war.
Am liebsten würde ich einfach nur weglaufen. Weit weit weg, bis mich niemand mehr finden würde. Dann könnte ich ein neues Leben starten, versuchen mit meinem Abschlusszeugnis irgendwo eine Arbeit zu finden.
Dann würden meine Eltern sehen, dass ich selbst mit einer drei einen guten Job finden konnte. Die glaubten das ja nicht. Für sie war ich schlecht. Eine Null. Ein Versager.
Was könnte ich denn auch anderes sein? Die Schule war ja das einzige, was sie interessierte. Wahrscheinlich hatten sie nicht mal bemerkt, dass ich gar nicht mehr zu Hause war.
Mein Vater besoff sich nach diesem Streit bestimmt wieder und meine Mutter rauchte eine Packung Zigaretten weg, um dem Stress zu entkommen.
Vielleicht meinten sie es ja gut mit mir? Vielleicht wollten sie verhindern, dass ich später mal so wie sie endete?
Ich hörte den Motor eines Autos, welches auf mich zugefahren kam. Die Scheinwerfer blendeten mich, zielten direkt auf meine Person. Waren das meine Eltern, die mich doch suchen gegangen waren?
Das Auto fuhr durch eine Pfütze, direkt neben mir, und durchnässte mich somit nur noch mehr, als ich es sowieso schon war.
Nein, nicht meine Eltern.
Seufzend blieb ich stehen. Meine Haare hatten sich aufgrund der Kälte aufgestellt und ich zitterte am ganzen Leib. Die Zähne klapperten. So stark, dass es schon fast wehtat. Ich würde spätestens morgen Früh eine fette Erkältung haben.
Egal. Noch so eine Sache, die mir egal war. Meine Gesundheit. Gegen eine Zigarette hätte ich jetzt eigentlich nichts. Zwar hatte ich immer was gegen das Rauchen gehabt - zum Großteil wegen meiner Mutter - aber die würde mich zumindest von innen wärmen. So hatte ich es von Erzählungen gehört.
Die Arme um meinen Oberkörper geschlungen, schlurfte ich weiter, bis ich an einer Bushaltestelle ankam, wo ich mich auf den Bürgersteig hockte. Der Bus fiel aus. Ich war alleine.
Der Regen prasselte auf das kleine Wartehäuschen, auf meinen Kopf, auf die Straße. Die Straßenlaternen spiegelten sich in den immer größer werdenden Pfützen, die das Licht reflektierten.
Schon seit heute Morgen regnete es, und anstatt dass der Regen abnahm, schien er nur noch dichter zu werden. Stärker.
Ich stützte meine Stirn auf meine angezogenen Knien ab und lauschte den Geräuschen der Natur. Ich lauschte so lange, bis ich mich komplett entspannt hatte und den ganzen Rest um mich herum ausblenden konnte.
So sehr hatte ich alles ausgeblendet, dass ich gar nicht bemerkte, wie sich jemand neben mir niederließ. Ich bemerkte es erst, als ich meinen Kopf wieder hob, um meinen Nacken zu knacksen, der langsam angefangen hatte wehzutun.
Kurz erschrak ich, sprach ihn aber nicht an. Es war ein Junge, ungefähr in meinem Alter, mit den gleichen tiefschwarzen Haaren, wie ich. Seine Gesichtszüge waren markant und wie gemeißelt. Lange Wimpern bildeten einen Kranz um seine Augen, die starr nach vorne gerichtet waren.
Ich folgte seinem Blick und entdeckte die wenig schöne Aussicht auf Müllcontainer, die auf der anderen Straßenseite aufragten.
Da ich den Fremden nicht schon wieder anglotzen wollte, hielt ich mein Gesicht einfach weiter nach vorne gerichtet.
Still saßen wir beide da, während unser Hintern immer nasser wurde, und sagten kein Wort zueinander. Wieso denn auch? Wir waren beide zwei Fremde, ohne Jacke und ohne Schirm, die sich eine Erkältung einfangen wollten. Worte brauchte es da nicht mehr.
Möglicherweise wollte auch er der Realität entfliehen. Wenigstens für eine Zeit lang. Und wenn es nur ein paar Minuten wären.
Ich spürte die Körperwärme, die mein Sitznachbar ausstrahlte und versuchte unauffällig ein Stück näher zu rücken, um mehr davon zu haben, ohne ihn dabei zu berühren. Nach wie vor kannten wir uns ja nicht, weshalb so ein Kontakt jetzt ein wenig unangebracht wäre.
Sein Blick zuckte zu mir herüber, als er die kleine Bewegung wahrnahm, weshalb ich sofort einfror, in der Hoffnung, dass er denken würde, er hätte es sich bloß eingebildet.
Stattdessen hob er aber seinen Arm und legte ihn etwas zögernd um meine Schulter. Mit großen Augen konnte ich ihn nur anstarren und erhaschte dabei ein kurzes Lächeln, dass für eine Sekunde auf seine Lippen huschte.
Es war das schönste Lächeln, dass ich jemals gesehen hatte.
~ friendships begin because, even without words, we understand how someone feels ~
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Mit diesem Oneshot wollte ich mich für die 200 Follower bedanken, die ich inzwischen habe. Vielen lieben Dank!! So lange hab ich jetzt schon nichts mehr geupdatet, dass ich schon ein schlechtes Gewissen bekommen habe und ich bin so glücklich darüber, dass trotzdem viele weiterhin ein Teil von MinsungsChildren geblieben und neu dazugekommen sind
I love you guys and I hope y'all stay fine♡♡♡
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