Sirius
Seit Wochen habe ich keinen Blick mehr auf meine Tochter erhaschen können und selbst in Gestalt eines Hundes spüre ich den wohl bekannten Schmerz der Trennung. Immer wieder streife ich am Rand des Waldes umher, aber sie kommt nicht mehr. Als Mensch weiß ich, dass sich das Wetter nicht wirklich zum Spazieren eignet und nur zu gut erinnere ich mich an die Berge von Hausaufgaben, die ich in meiner Schulzeit abarbeiten musste. Aber als Hund registriere ich nur, dass sie nicht zu sehen ist.
Sobald ich eine Zeitung finde, lese ich sie auf und schleppe sie in meinen kleinen Unterschlupf. Erst jetzt habe ich verstanden, weshalb meine Mutter sie damals nach Askaban begleitet hatte. Meine Erinnerungen an Castor und Elizabeth sind mit den Jahren verblast, aber in Helena leben sie weiter. Ich war nicht da, um meine Familie zu beschützen. Ich habe versagt – erst als Freund, dann als Ehemann und ganz sicher als Vater. Allein der Gedanke, dass Peter sich all die Jahre in der Nähe meiner Tochter und meines Patensohnes aufgehalten hat, macht mich krank.
Als der kluge Kater durch den Schnee auf mich zu schleicht, löse ich mich aus dem Schatten der Peitschenden Weide und neige den Kopf, damit sie mich besser sehen kann. Leise gibt sie mir zu verstehen, dass meiner Tochter irgendetwas zugestoßen ist. Mein Körper reagiert sofort: Ich stürme in das Schloss und durch die vertrauten Gänge, bis ich den Krankenflügel erreiche. Lautlos schleiche ich mich unter den Betten durch. Der ganze Raum ist angefüllt mit ihrem Geruch und meine Hundenase führt mich direkt zu ihrem Bett. Ohne eine Sekunde ans Denken zu verschwenden, springe ich auf ihr Bett und stupse mit meiner Schnauze sanft ihr bleiches Gesicht an. Winselnd lege ich mich neben sie und lausche auf ihren gleichmäßigen, schwachen Atem. Auch ihr sonst so starker Herzschlag pocht nur noch langsam und leise. Aber sie atmet und ihr Herz pumpt immer noch Blut durch ihre Adern. Nur das zählt. Um alles andere werde ich mich kümmern.
„Du solltest nicht hier sein", weckt mich eine erschöpfte Stimme und mürrisch öffne ich ein Auge. Ich hasse es geweckt zu werden. Als ich Remus' Gesicht erkenne, springe ich auf und wedle mit meinem Schwanz. Dabei stößt meine Tatze gegen einen Ast. Verwundert blicke ich nach unten und erkenne einen Arm. Aber erst als mein Blick auf ihr regloses Gesicht fällt, kehren meine Erinnerungen zurück und ich beginne leise zu winseln. Behutsam stupse ich sie mit meiner Schnauze an, aber es ist sinnlos. Sie wacht nicht auf. Traurig blicke ich zu Remus. Er muss ihr helfen. Aber er fährt sich nur mit der Hand durchs Haar und weicht meinem Blick aus. Er sieht vollkommen verwirrt aus. Vermutlich glaubt er immer noch, ich hätte Lilly und James verraten. Aber an seiner Stelle würde ich das Gleiche über mich denken. Ob er denkt, ich sei der Grund, dass meine Tochter hier liegt? Vermutlich hätte er auch damit recht.
„Stimmt das mit Peter?", fragt er und sieht mich endlich an. Schnell nicke ich und wedle mit meinem Schwanz. Dann zeige ich auf sie und auf seinem narbigen Gesicht kann ich große Sorge erkennen.
„Severus arbeitet bereits an dem Gegengift", meint Remus und ich belle ihn empört an. Schniefelus soll meiner Tochter helfen? Schniefelus? Plötzlich dringen näherkommende Schritte an mein Ohr. Nervös spitze ich meine Ohren und glaube die Stimme meiner Cousine Narzissa zu erkennen. Auch Remus hält mitten in der Bewegung inne.
„Jetzt geh, bevor dich jemand sieht", flüstert er hektisch und lässt mit einem Schwenker seines Zauberstabes die schwarzen Haare verschwinden, die ich auf ihrem Bett hinterlassen habe. Schweren Herzens wende ich mich ab und schleiche aus dem Schloss. Wieder in meiner Höhle beginne ich einen Plan zu schmieden.
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