1. Kapitel
»Sie wollen was?!«
David blieb vor Schreck und Überraschung fast das Herz stehen und seine Kehle fühlte sich auf einmal staubtrocken an, während in seinem Kopf nur wirre Gedankenströme tanzten. Noah Jaeckel war verrückt, ohne Zweifel. Ein verdammt verrückter, sadistisch veranlagter Psychopath, der gerade ihn - sein neuestes Opfer, sein neues Spielzeug - gefunden hatte. Hastig schlug er die warme, kräftige Hand weg, die zärtlich über seine Wange strich und sprang panisch auf, wobei er seinem Gegenüber wütend in die klaren, braunen Augen sah, die keinerlei Regung zeigten - nicht einmal Schreck oder gar Belustigung.
»Wehe, Sie fassen mich noch einmal an, Sie … Sie Verrückter!«
»Kein Grund, gleich so ausfallend zu werden, Herr Schmidt. Ich bin sicher, wir beide werden uns da noch einig, immerhin wollen Sie doch, dass ich Corinna fallen lasse oder nicht?«
Jaeckel stieß sich mit tadelnder Miene vom Schreibtisch ab und lächelte amüsiert, was allerdings eher kühl und verhalten aussah. Plötzlich war David ganz heiß und in ihn beschlich ein leises Gefühl der Machtlosigkeit; im Grunde hatte Jaeckel nämlich recht, verdammt. Wenn er sein jetziges Leben, seine Macht, seine Existenz und seinen Reichtum, behalten wollte, musste er diesem Typen, einem Mitarbeiter untersten Ranges, wortwörtlich die Schuhe lecken. David seufzte gequält und ließ sich in einem Anfall plötzlicher Beklemmung zurück auf seinen Stuhl sinken; er hatte einfach keine Wahl. Er faltete seine Hände unter dem Kinn und stützte die Ellenbogen auf den Tisch, wobei er seinen Gegenüber kein einziges Mal ansah - sei es nun aus Scham oder Trotz.
»Und was genau verlangen Sie von mir?«, fragte er schließlich leise und der Blick seiner blattgrünen Augen glitt über die Papiere auf dem Tisch. Sein Herz hämmerte und in seinem Nacken sammelten sich langsam einige Tropfen Schweiß. Jaeckel spielte mit ihm und tief in seinem Inneren wusste er schon jetzt, in diesem flüchtigen Moment, dass er nur verlieren konnte.
»Was genau ich von Ihnen will, fragen Sie. Liegt das nicht auf der Hand?«
Sein Gegenüber sah ihn bedeutend an und David lief ein kalter Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken, was dieser Mann da von ihm verlangte. Mist, das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein.
»Nein, leider liegt es das nicht, Herr Jaeckel. Wenn Sie also so lieb wären, Ihren Willen zu erklären, wäre ich Ihnen sehr dankbar«, zischte er nun Teils wütend, Teils verunsichert und voller Angst. Selbst wenn es nicht das war, an was er dachte - Jaeckels Wille war in diesem Fall ein unumstreitbares Gesetz, dem er sich beugen musste.
»Ich denke nicht, dass Sie mir jemals wieder dankbar sein werden, nach dem, was ich noch mit Ihnen vorhabe.«
Er beugte sich wieder über den Schreibtisch und griff mit seiner rechten Hand unter Davids glattrasiertes Kinn; jener ließ ihn stumm gewähren, bedachte ihn aber mit einem feurigen Blick, der seine wahre Gemütslage klarmachte.
»Denn was ich von Ihnen will, ist ganz einfach Sex. Anstatt mit Ihrer Frau werde ich mit Ihnen schlafen, als kleiner Ausgleich. Also, was sagen Sie dazu?«
Bei diesen Worten gefror David fast das Blut in den Adern und er musste schlucken, ehe er überhaupt halbwegs in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen. Was Jaeckel da von ihm verlangte war nicht nur absolut geisteskrank, sondern auch brandgefährlich - wenn jemand sie erwischte, war er ebenso das Erbe los, wie eigentlich schon jetzt. Er hatte also die Wahl zwischen sofort oder später sterben, wenn man so wollte. Und es gab kein Entkommen mehr. Leise räusperte er sich und mahnte sich, Ruhe zu bewahren, bevor er in einem rauen, aber kläglichen Ton sagte:
»Und das ist wirklich Ihr einziges Angebot? Ich kann Ihnen auch mehr Geld besorgen, wenn Sie wollen.«
»In diesem Fall lehne ich natürlich ab.«
Jaeckel nahm aprubt seine Hand von Davids Wange, was jenen innerlich aufatmen ließ, auch wenn sein Herz weiterhin vor Angst schneller schlug. Durfte er wirklich die letzte Chance, sein jetziges Leben zu retten, einfach so vertun? Und nur wegen diesem Arschloch wieder die Karriereleiter hinab steigen, zurück in die Armut?
»Na schön«, flüsterte er schließlich leise, die Hände zu Fäusten geballt.
»Ich tue, was Sie verlangen. Aber woher soll ich wissen, dass Sie Ihr Wort halten?«
Jaeckel lachte erneut freutlos auf und umrundete schleichend wie eine Raubkatze auf der Jagd den Schreibtisch, bis er hinter Davids Stuhl angekommen war und jenem die kräftigen Hände auf die Schultern legte.
»Da müssen Sie mir wohl vertrauen«, wisperte er leise in sein Ohr, so dass Davids Magen und Glieder sich regelrecht verkrampften und die kleinen, feinen Härchen in seinem Nacken sich warnend aufstellten. Ihm war plötzlich zum Brechen schlecht und sein Körper fühlte sich heiß und kalt zugleich an; Was in aller Welt passierte hier nur gerade? Es war als hätte er soeben einen Pakt geschlossen - einen Pakt mit dem Teufel in Gestalt dieses Nichtsnutzes mit braunen Augen.
»In Ordnung … Dann setze ich ab sofort alles auf Ihr Wort. Aber wenn Sie es brechen und ich deswegen zu Boden gehe, dann schwöre ich, dass ich Sie mit mir reißen werde. Und wenn es das letzte ist, was ich tue.«
»Also haben wir einen Deal?«, fragte Jaeckel völlig ungerührt und strich weiter sanft über Davids marineblaues Jackett.
»Wenn Sie so wollen, ja. Aber erwarten Sie nicht von mir, dass ich Ihr Tun auch nur in geringster Weise unterstütze«, zischte David etwas verärgert und stieß mit einem Satz die Hände weg, die so schamlos und fast schon verlangend über seinen Körper geglitten waren. Jaeckel schien es wirklich ernst zu meinen mit seinen obszönen Äußerungen, dieser notgeile Bastard.
»Unterstützen müssen Sie mich ja auch nicht, Sie sollen mir nur ein bisschen gehorchen, Herr Schmidt.«
Jaeckel beugte sich vor und legte ihm sanft seine Arme um den Hals, während seine Lippen leicht die nackte Haut über Davids Hemdkragen berührten, langsam und sinnlich als hätte er alle Zeit der Welt.
»Also entspannen Sie sich doch endlich mal für einen Moment. Schließlich werde ich hier für unser beider Vergnügen sorgen«, hauchte er weiter, so dass Davids Körper merklich zu kribbeln begann - ein Effekt, den er leider nur schwerlich verhindern könnte. Jaeckels Hände glitten zu den Knöpfen seines blütenweißem Hemds und öffneten sie langsam, während er unbeirrt weiter Davids Hals liebkoste. Jener verspürrte dabei ein seltsam unbekanntes, fast hitziges Gefühl, das er kaum irgendwo einzuordnen vermochte. Sex mit Frauen war eine Sache, aber das hier war so anders, ganz fremd und befangen. Er fühlte sich ängstlich, aber zugleich auch erregt - etwas, wofür er sich innerlich in Grund und Boden schämte.
»Nicht hier, hören Sie gefälligst auf …!«, hauchte er schließlich, nachdem sein Hemd schon halb geöffnet war und in seinem Körper dieses fremde, seltsame Kribbeln herrschte.
»Das ist weder der richtige Ort, noch der richtige Zeit für Ihre Spielereien. Wenn uns jemand erwischt-«
»Es wird sich schon keiner in das Büro des Vizechefs trauen, ohne vorher zu klopfen«, quittierte Jaeckel bloß kühl und strich mit den Fingern andächtig über Davids freiliegendes Brustbein. Jener zuckte sofort zusammen, war aber unfähig sich dagegen zu wehren. Sein ganzer Körper schien verrückt zu spielen, unter der Last dieser ganzen Gefühle und sorgenvollen Gedanken, die auf ihn einprasselten, wie Tropfen eines unverhofften Platzregens, der über die Welt hereinbrach. Er konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen.
»Außerdem müssen Sie mir gehorchen, das hatten wir doch eben besprochen, wenn ich mich nicht irre.«
Jaeckel begann wieder, sich schweigend an den letzten drei Hemdknöpfen zu schaffen zu machen, die gefährlich nah an Davids Unterkörper grenzten.
»Aber vielleicht muss ich Ihnen meine Macht über Sie ja erst noch demonstrieren, Herr Schmidt.«
Seine großen, warmen Hände glitten weiter hinab, bis zu Davids Hosenbund, unter dem sie nach kurzem Zögern verschwanden - reflexartig kniff David die Augen zusammen. Jaeckels Hände waren wirklich … Er spürte, wie lange Finger seine untere Körperregion abtasteten und keuchte unvermittelt auf, was Jaeckel ein leises Kichern entlockte.
»Gefällt es Ihnen so gut?«
»Schnauze«, knurrte David nur und krallte sich mit den Händen in seine Oberschenkel, um ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken. Wenigstens diese Genugtuung wollte er dem Jaeckel verwähren, nachdem er ihm schon sein Würde und seine Freiheit nahm.
»Sie müssen ja nicht gleich böse werden. Vielleicht sollte ich Sie dann doch noch ein bisschen weiter quälen.«
Die Finger wanderten weiter, bis sie sich um ein bestimmtes, sekundäres Geschlechtsmerkmal legten und plötzlich unvermittelt zudrückten.
»Hmpf …!«
David verkrampfte sich und ballte die Händen zu Fäusten, wobei sich die Fingernägel scharf und schmerzhaft in seinen Handrücken bohrten. Sein Atem ging plötzlich nur noch stoßweise und er wand sich verzweifelt unter Jaeckels unkeuschen Berührungen, konnte ihnen aber nicht entkommen. Hitze überkam ihn, Frust, Scham … In dem Moment, wo er kam, wäre er am liebsten gestorben. Er war wie paralysiert und bekam nur noch am Rande mit, wie Jaeckel seine Hände aus Davids Hose zog und sie an einem cremfarbenen Taschentuch abwischte, das er aus der Innentasche seines schwarzen Jacketts gezaubert hatte.
»Dafür, dass Sie so sehr dagegen sind, ist Ihr Körper ja doch recht willig«, bemerkte Jaeckel mit provozierendem Unterton und steckte das Taschentuch zurück, bevor er langsam wieder um den Schreibtisch herum ging als wäre eben nichts, aber auch rein gar nichts passiert. Wie konnte jemand mit so schönen Augen nur so kalt sein? Diese Frage erübrigte sich wiedermal bei der Erinnerung an die Worte Davids lieber Großmutter, die was Menschen anging, schon immer eine kritische Wahrnehmung gehabt hatte, bis hin zu ihrem Tod.
»Sind Sie jetzt etwa sauer auf mich?«
Jaeckel beugte sich wieder über den Schreibtisch an Davids regungsloses Gesicht heran, wobei er wieder diese widerliche, herabschätzige Grinsen aufgesetzt hatte, was jener so hasste.
»Na ja, Sie werden sich schon noch daran gewöhnen, da bin ich mir sicher. Also nicht weglaufen, wir sehen uns morgen wieder hier, zur selben Zeit.«
Jaeckel drückte ihm über den Tisch hinweg einen sanften, warmen Abschiedskuss auf die Lippen, bevor er sich schweigend umdrehte und durch die Bürotür verschwand; einzig allein das leise Klacken der Scharniere erinnerte David noch einen Moment an seine Präsens, ehe auch sie schließlich verstummten.
Fast eineinhalb Stunden später saß David im Wohnzimmer eines kleinen Reihenhauses, das Corinnas Vater vor gut einem Monat für das junge Ehepaar gekauft hatte, und rührte gedankenverloren in seiner Kaffeetasse herum, so dass sich besagtes braunes Gesöff und das bisschen Milch aus einem dieser Minipäckchen miteinander vermischten und zu einer eher hellbrauneren Masse verschmolzen. Was war bloß im Büro passiert, verdammt nochmal? Etwas Schweigegeld wäre für ihn doch eigentlich kein Problem gewesen und jeder normale Mensch hätte sich auch damit zufrieden gegeben - nur dieser Jaeckel hatte anscheinend andere Vorstellungen von einem guten Deal. Natürlich war es in der Geschäftswelt üblich, dass Angebot und Nachfrage nicht immer dem selben Wert entsprachen, aber das … Es bescherte ihm geradezu Gänsehaut, wenn er daran dachte und zugleich überkam ihn Panik; Was, wenn sie doch jemand gesehen hatte oder es in Zukunft passierte? Wenn rauskäme, dass er sexuellen Kontakt zu einem Mitarbeiter hatte, der nicht seine Frau war, war er geliefert! Und natürlich stimmte es ihn auch nicht gerade froh, diese mögliche »Affäre« fortzusetzen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie Jaeckel in da entwürdigt hatte, in seinem eigenen Büro. Wie konnte dieser Mann nur so dermaßen forsch und schamlos sein? Und außerdem auch noch schwul, denn das bedeutete es doch, wenn David die Sache recht bedachte - nicht, dass ihn die sexuelle Orientierung dieses Mannes wirklich interessierte. Ihm ging es gerade eher darum, aus dieser überaus heiklen Sache wieder rauszukommen, ohne Verdacht oder sogar Misstrauen auf sich zu ziehen. Aber wenn er Jaeckel wirklich so loswerden wollte, spielte er durchaus mit dem Feuer; immerhin konnte Jaeckel ihn jeder Zeit verraten, wenn er Verdacht schöpfte. Jetzt hatte er ja sogar zwei pikante Möglichkeiten zur Auswahl, die er Davids Schwiegervater sozusagen beichten konnte: erstens, dass er mit Corinna schlief und sie ihn wirklich liebte - wobei er durchaus noch Ansprüche auf die Firma und das Erbe gewinnen konnte, wenn alles glatt lief - oder aber er wählte das größere Drama, namlich dass er mit David schlief und sie endlich zusammen kommen wollten - in diesem Fall blamierte er David sogar noch mehr als ohnehin schon und die Chancen standen gut, dass sein Schwiegervater ihm dann das restliche armselige Leben zur Hölle machen würde.
»Na, alles gut bei den Finanzen?«
Corinna Schmidt - ehemals Schuster - ließ sich seufzend neben ihm auf das Sofa fallen und nippte an ihrem Espresso, der in eine blütenweiße Porzellantasse gefüllt war; ein weiteres Einzugsgeschenk von ihrem Vater, wie so ziemlich alles in diesem musterartigen Scheinhaushalt. Klar wollte Herr Schuster, dass seine Tochter glücklich wurde und begann, mit David eine Familie zu gründen - egal was es auch kosten mochte - aber die Realität sah dummer Weise anders aus. Er hatte sie zwar versucht zu verkuppeln als David gerade aufstrebender Mitarbeiter der Firma geworden war, aber schnell hatten sie sich geeinigt, nur so zu tun als ob. Schließlich brachte es ihnen beiden einen Vorteil, wenn dieser alte, kranke Mann seine einzige Tochter in Sicherheit wusste und seinem stolzen Schwiegersohn in der Berufswelt alle Türen öffnete. Es war einfach gewesen und sie kamen von Zeit zu Zeit gut mit einander aus, obwohl sie sich seit ihrem offiziellen Zusammenleben öfters stritten - an Sex hatten sie nie auch nur gedacht. Sie waren charakterlich einfach viel zu verschieden und jeder von ihnen war sturköpfig genug, immer sein eigenes Ding durchzuziehen; was sicher ein Hauptgrund war für diese unangenehme Affäre, dessen Übeltäter David jetzt an der Backe hatte.
»Bei den Finanzen läuft alles super, nur gehen im Pausenraum ein paar Gerüchte um, wegen dir und diesem Noah Jaeckel«, antwortete er seiner Ehefrau, die ihn nur halbwegs gelangweilt aus dem Augenwinkel betrachtete, schließlich und stellte ächzend seinen Kaffee auf den teuren Designerglastisch, wobei die Untertasse einen leicht klirrenden Laut von sich gab.
»Du hättest mir ruhig mal bescheid sagen können, dass du jemanden hast. Immerhin stecken wir hier beide mit drin.«
»Mit wem ich schlafe, hat dich aber nichts anzugehen«, schnaubte Corinna daraufhin leicht beleidigt und stellte ebenfalls ihre Tasse ab, während sie David aus ihren eisblauen Augen trotzig ansah.
»Und wir passen schon auf, du musst dir also keine Sorgen um deinen geliebten Posten machen.«
»Aha und dass die halbe Firma von euch weiß, gehört also zu deinem Plan? Du bist verdammt unvorsichtig geworden, meine Liebe. Außerdem frage ich mich echt, was du an diesem komischen Typen findest.«
»Das brauchst du auch nicht zu verstehen.«
Corinna schnaubte und strich sich eine ihrer kohlschwarzen Haarsträhnen hinters Ohr.
»Noah ist eben charmant, gut aussehend und witzig - alles, was du nicht bist. Also misch dich da bloß nicht ein.«
»Und wenn ich ihm erzähle, dass wir verheiratet sind? Mal sehen, ob er dann immer noch an dir oder eher an deinem Geld interessiert ist«, meinte David und griff erneut zu seiner Kaffeetasse, die er in einem Zug leerte.
»Aber weißt du was, dann mach eben was du willst, ist mir gleich.«
Er stand ohne ein weiteres Wort auf und machte den Anstalten den Raum zu verlassen, aber Corinna packte ihn mit ihren zarten, schlanken Händen am Arm und hielt ihn so zurück.
»Nein, es ist dir eben nicht egal. Und ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber Noah ist anders.«
Diese Tatsache konnte David nun wirklich bestätigen. Anders im Sinne von verrückt, das passte.
»Er wird uns nicht veratten, versprochen. Er … liebt mich«, hauchte sie etwas verzweifelt, als wäre sie sich dessen selbst nicht sicher - David ballte nur stumm die Hände zu Fäusten. Liebe. Gab Jaeckel sie deshalb etwa so einfach auf, nur damit er mit ihm ins Bett steigen konnte? Wohl kaum, dieser Mann war einfach nur eiskalt und Corinnas Gefühle interessierten ihn kein bisschen. Fast schon tat David seine arme Frau leid, die von diesen eiskalten, braunen Augen abgewiesen werden würde; aber er würde ihr die Wahrheit nicht erzählen, denn er war ebenso wütend auf diese verzogene Göre, die sich einfach auf so etwas eingelassen hatte.
»Gut«, meinte er deshalb und drehte sich noch einmal zu Corinna um, die seinen Blick nur zögerlich erwiderte - Zweifel und Angst nagten an ihr, ebenso wie an ihm selbst. Und das alles war nur ganz allein ihre Schuld.
»Dann haben wir ja beide nichts zu befürchten.«
Mit diesen Worten drehte er sich und verließ das Wohnzimmer, dieses brave Einfamilienhäuschen, das einen riesigen Kontrast zu den stillen Dramen bot, die sich in ihm abspielten und stieg in seinen schwarzen SUV. Erst als er auf dem Fahrersitz saß und den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, verlor er schließlich die Kontrolle und schlug heftig mit der Hand auf das Armaturenbrett.
»Scheiße!«, fluchte er.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
Dieser Jaeckel machte einfach alles kaputt, was er sich über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hatte. Und wenn dieser Kerl bald genug hätte, würde er ihn verraten und fallen lassen, so wie er es noch mit Corinna tun würde. David war machtlos, wie der Zuschauer eines Theaterstücks, der bloß blöd auf die Bühne glotzen konnte, ohne etwas an den Geschehnissen zu ändern.
»So ein Mist …«, flüsterte er leise und lehnte sich resigniert in seinem Sitz zurück. Jetzt half wirklich nur noch eins: ganz viel Alkohol, um diesen Tag zu verkraften.
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