Part 1. Yoonmin
Bewegungslos lag Jimin auf der kleinen Couch in Yoongi's Studio, hatte die Beine über die Seitenlehne geschwungen und versuchte, keinen noch so kleinen Ton von sich zu geben.
Zum gefühlt zehnten mal zählte er heute die einzelnen Holzpanelen der Studiodecke.
Einhundertdreiundfündzig.
Auch nach dem sechsten Durchgang hatte sich an dieser Ziffer nichts geändert.
Eigentlich waren es immer Einhundertdreiundfündzig.
Was hatte er erwartet?
Das sich die Anzahl der Paneele veränderte nur weil er sie immer und immer wieder zählte?
Dass urplötzlich welche dazukommen würden?
Oder sich auf mysteriöse Weise in Wohlgefallen auflösten?
Nichts dergleichen passierte.
Es wäre auch überaus gruselig, wenn es auf einmal mehr oder weniger gewesen wären.
Also blieb das Ergebnis eben die altbekannten Einhundertdreiundfünfzig.
Dennoch frustrierte es ihn ungemein. Er hatte das überaus starke Bedürfnis, einfach laut zu schreien, um seinen Unmut darüber kundzutun.
Aber er wusste genau das sein Hyung es nicht leiden konnte wenn man ihn beim Arbeiten störte.
Eigentlich mochte er es an sich nicht, wenn ihn jemand beim Arbeiten belästigte.
Nichtsdestotrotz hatte Jimin es geschafft, dass der Ältere ihn immer wieder in sein Studio ließ.
Die ersten Male musste er tatsächlich noch den "heiligen Schwur" ablegen: dass er sich ruhig verhalten würde, das Handy auf stumm schaltete und ganz besonders keine Snacks aß, weil das laute Kaugeräusch ihn sonst aus dem Konzept brachte.
Irgendwie vermisste er diese kleine Ansprache etwas.
Nicht dass er scharf drauf war, immer wieder denselben Text zu hören, den er allmählich auswendig mitsprechen konnte.
Aber es war lustig zu sehen wie der ältere versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass Lärm seinen sicheren Tod bedeuten würde.
Machmal unterhielten sie sich eine Weile über alle möglichen Dinge.
An anderen Tagen nutzte Jimin das Schweigen um Videogames zu spielen oder Comics zu lesen. Natürlich ganz leise.
Er fühlte sich wohl in Yoongi's Studio.
Einer der Gründe war höchstwahrscheinlich, dass einfach niemand so reinplatzen konnte. Wie es sonst in allen anderen Räume des Dorms der Normalfall war.
Nirgends hatte man wirklich seine Ruhe.
Doch sein Hyung war cleverer als alle anderen. Gleich nach dem Einzug hatte er eine Türanlage mit Fingerprint einbauen lassen.
Klopfen war ja seltsamerweise ein Fremdwort für die anderen und selbst wenn sie die Möglichkeit gehabt hätten,unangemeldet in Yoongi's Heiligtum aufzutauchen.
Niemand hatte irgendwie den Mut dazu.
Lieber warteten sie, bis Min Yoongi selbst sich in die anderen Räume des Dorms verirrte.
Was wirklich selten vorkam.
Normalerweise tauchte er nur auf der Bildfläche auf, wenn Jin Hyung für alle kochte.
Oder natürlich, wenn das Bett rief.
Früher war Yoongi eindeutig geselliger.
Man hatte das Gefühl, seit dem Umzug wurde er zusehends zum einsamen Eremiten.
Jimins Blick glitt langsam zu dem am Schreibtisch sitzenden Yoongi.
Er konnte sich nicht erklären, wieso keiner der anderen sich eigentlich die Mühe machte, auch nur einen Schritt in die besagten "Heiligen Hallen" zu tun.
Angestrengt versuchte er sich daran zu erinnern, wie es war, als er das erste Mal mit Kaffee vor dessen Studio stand.
Im Nachhinein betrachtet hatte es ihn kaum Überredungskunst gekostet.
Oft genug überkam ihn sogar das Gefühl, Yoongi freute sich wirklich , dass jemand bei Ihm vorbei schaute.
Natürlich hätte der Ältere das niemals einfach so zugegeben. Dafür war er viel zu kontrolliert, was jegliche Gefühlsregung betraf.
Und doch war Jimin sich ziemlich sicher, so etwas wie ein erfreutes Lächeln in Yoongi's Gesicht entdeckt zu haben.
Jimin war derart in seinen Gedanken verloren, dass er gar nicht registrierte, wie der Ältere ihn ansprach.
Erst als dessen Gesicht genau vor seinem auftauchte und ihn musterte,erwachte er aus seinem Tagtraum.
"Jimin, ist alles okay bei dir?", fragte Yoongi, fast schon ein bisschen besorgt.
Verlegen nickte der Angesprochene stumm.
Nicht fähig, seinen Blick von den Augen seines Gegenübers zu nehmen!
So oft hatte er diesen schon beobachtet. Immer heimlich natürlich. Und exta unauffällig.
Ausgerechnet dieses Mal schien sein Starren entdeckt worden zu sein.
Genau in der Sekunde, als seine Gedanken um Yoongi kreisten.
Schlagartig spürte er, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg.
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit war sein Kopf schon hochrot angelaufen und hatte nun Ähnlichkeit mit vollreifen Tomate.
Die Situation war ihm so peinlich, dass er sich schnell wieder aufs Sofa fallen ließ, seinen Arm über den Kopf legte leises nuschelte: "Ich hab überlegt."
Diese Antwort schien Yoongi wohl zu reichen. Hörte man doch, wie der Schwarzhaarige auf seinem Stuhl zurück rollte, um sich wieder seiner Arbeit am PC zu widmen.
Erst als Jimin das leise Klacken der Tastatur vernahm, ließ er vorsichtig seine Arm vom Kopf rutschen, versuchte, aus dem Augenwinkel Yoongi weiter beim Arbeiten zu beobachten.
Was war nur los mit ihm?
Seit gefühlten Wochen wurde er zusehends nervös, sobald der Schwarzhaarige sich ihm auch nur näherte.
Nicht nur hier im Studio. Auch im Dorm oder selbst bei Auftritten.
Jedesmal, wenn Yoongi ihn berührte oder einen gewissen Abstand überwandt, schien Jimins Gehirn die Arbeit einzustellen.
Wie nach einem Schlag starrte er dann einfach nur dümmlich in der Gegend umher.
Ihm war schon klar, dass er Yoongi mochte.
Okay, "Mögen" war vielleicht das falsche Wort dafür. Immerhin mochte er auch Hoseok und Namjoon.
Er mochte alle auf ihre eigene Art und Weise. Aber bei Yoongi war es irgendwie anders. Eine vollkommen andere Art von "Mögen".
Dass er in letzter Zeit wie ein kleines Schulmädchen auf ihn reagierte, machte es nicht unbedingt besser!
Im Gegenteil.
Seit wann war er bitte so eine Null geworden?
Er schaffte es ja nich einmal mehr, seine Gesichtsfarbe unter Kontrolle zu behalten.
Frustriert strampelte er mit den Füßen auf dem Sofa und seufzte theatralisch.
Gefangen in seinen absurden Gedanken vergaß er sogar Yoongi für einen Moment.
Aber eben nur für einen Moment.
Zumindest so lange, bis die tiefe Stimme des Rappers ihn in seiner Bewegung einfrieren ließ.
"Du bist dir wirklich sicher, dass heute alles okay ist mit dir? ", kam die Frage von der gegenüberliegenden Seite des Studios.
Natürlich war sein kleiner Ausraster nicht an Yoongi vorbei gegangen. Wie auch?
Wäre der Raum nicht schalldicht verkleidet, hätte es sogar die Ajumma aus dem Nebenhaus mitbekommen.
Möglicherweise.
Vermutlich?
Ganz sicher!
Ertappt sah er zu dem Älteren auf, nickte verlegen.
"Ja ja..", log er Yoongi an und schnappte sich sein Handy um mit diesem zu wackeln.
Wie peinlich sollte das heute eigentlich noch werden?
Vielleicht sollte er sich lieber aus dem Staub machen, ehe man ihn endgültig für verrückt erklärte.
Das wäre wohl wirklich das Beste!
Seinen Entschluss gefasst, wollte er gerade voller gespielter Euphorie aufstehen, als Yoongi auf den kleinen Hocker neben sich tippte. Jimin so zu verstehen gab, dass er zu ihm kommen sollte.
Natürlich. Wie sollte es auch anders sein?
Das Schicksal schien ihn wirklich zu hassen.
Obwohl er gern mit Yoongi zusammen war, wäre es jetzt gerade die bessere Wahl, einfach zu gehen. Schnellstmöglich.
Ehe er noch mehr Blödsinn machte.
Gleichzeitig wollte er aber auch nicht, dass Yoongi sauer oder gar traurig war, dass er sich just in dem Moment verdrückte, wenn dieser was von Ihm wollte.
Also schlich er auf extra leisen Sohlen durch das Studio, setzte sich wie gewünscht neben den Anderen auf den kleinen Hocker.
Das Möbelstück gehörte zu dem unglaublich Hightech-mäßigem elektronischen Klavier in Yoongis Studio.
Jimin hatte schon einige Male darauf spielen dürfen.
Allerdings nichts wirklich Besonderes. Einfach nur eine kleine Melodie die ihm seit Monaten im Kopf herum ging.
Eben diese Melodie ertönte just in dem Augenblick leise im Hintergrund.
Natürlich nicht so banal und holprig wie er sie selbst immer spielte.
Sondern fließend, nahezu perfekt abgestimmt.
Yoongi hatte die eigentlich Spielerei in eine wirkliche wunderschöne Melodie verwandelt.
Hatte es genau so getroffen, wie Jimin es sich vorgestellt hatte.
Ergriffen sah er zu seinem Hyung auf, der ihn musterte.
Yoongi hatte die Augenbrauen hochgezogen und wartete geduldig darauf, dass Jimin irgendetwas sagte.
Die Worte wollten dennoch nicht über Jimins Lippen kommen.
Stattdessen starrte dieser sein Gegenüber einfach nur an und lauschte der Melodie.
"Sie gefällt dir nicht?" ergriff der Schwarzhaarige nach einer Weile schließlich das Wort.
Abrupt schaltete er den Ton aus.
Zusätzlich klickte er das Programm zu, ließ sich wieder in seinen Stuhl fallen.
Das alles geschah innerhalb von Sekunden, viel zu schnell, als dass Jimin darauf überhaupt reagieren konnte.
" Wie? Was? Nein!", stotterte er vollkommen überrumpelt.
Er wollte Yoongi jetzt gerade am liebsten einfach nur umarmen.
Und doch traute sich nicht. Wie immer war er schlichtweg zu feige. Hatte selbst Angst vor seinen eigenen mehr als verwirrenden Emotionen.
Er musste etwas sagen.
Jetzt.
Sofort!
Wollte doch nicht, dass sein Hyung enttäuscht war. Immerhin hatte er sich doch so eine Mühe gemacht.
Nur für ihn.
Beschwichtigend wedelte Jimin daher mit seinen Händen vor der Nase des Anderen herum.
Langsam, Stück für Stück, realisierte er überhaupt erst, dass dies seine Melodie war.
Sie tatsächlich Sinn ergab und vor allem besser klang, als er sich jemals hätte vorstellen können.
"Nein Hyung, so ist das ganz und garnicht!", fügte er schnellstmöglich hinzu. "Ich liebe sie. Es ist so toll, was du da für mich getan hast. Wirklich.", er unterstütze seine Worte mit einem wilden Nicken.
Erleichtert darüber, dass Yoongis Augen nach einer gefühlten Ewigkeit nun doch anfingen zu strahlen, ließer die Anspannung in Ihm los.
Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als der Schwarzhaarige ihm gegenüber nachdenklich meinte: "Es klingt sehr nach einem traurigem Liebessong. Hast du denn auch einen Text dazu?"
Unschlüssig schüttelte der Blonde leicht den Kopf.
Er konnte spüren wie ihm heiß wurde. Schon wieder. Und sein Gesicht zu glühen begann. Schon wieder.
Das musste ein Albtraum sein.
Er war gefangen in der Hölle. Anders konnte er sich diese ständig wiederkehrenden Hitzewellen einfach nicht erklären.
Und vor allem nicht diese indiskreten Fragen.
Wieso musste Yoongi ausgerechnet genau diesen Gedanken aussprechen? Sonst war er doch auch immer schweigsam wie ein Fisch.
Weshalb ausgerechnet jetzt?
Dann, wenn Jimin nicht flüchten konnte. Zumindest nicht so , dass es nicht merkwürdig gewesen wäre.
Panisch vergrub er das Gesicht in seinen Händen und schüttelte nur leicht mit dem Kopf.
Okay, er brauchte eine sinnvolle Ausrede für sein Handeln.
Eine kleine Notlüge, die erklärte, warum er sich so benahm wie er sich benahm.
Er musste seinem Hyung einfach etwas schlüssiges erzählen, schon wäre es vorbei.
Noch immer tief in seinen Gedanken versunken zuckte er erschrocken zusammen, als seine Hände ergriffen wurden und beinahe sanft , von seinem Gesicht herunter gedrückt.
Yoongi war der Übeltäter. Der Schwarzhaarige umfasste noch immer Jimins Hände, umschloss diese.
Mit einem wissenden Gesichtsausdruck musterte er den Jüngeren.
"Du bist verknallt, Jiminie", flüsterte sein Hyung leicht belustigt.
Jimin schüttelte erst seinen Kopf zu einer stoischen Verneinung.
Bis sein Körper ihm einen Strich durch die Rechnung machte und er, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, automatisch anfing, leicht zu nicken.
Was war nur falsch mit Ihm?
Yoongi würde jetzt mit Sicherheit noch mehr Fragen stellen.
Panisch überlegte Jimin deshalb, was er tun oder am besten sagen könnte.
Vielleicht, dass er betrunken war? Oder unter Drogen stand.
Nein, das wäre unrealistisch.
Ein Dämon hatte Besitz von ihm ergriffen und nun die Kontrolle über sein Hirn übernommen.
Ja, viel realistischer, stellte er augenrollend fest.
Sekundenlang starrte er Yoongi einfach nur an. Verlor sich in dessen dunklen Augen.
Und höchstwahrscheinlich genau deswegen passierte es.
Die Worte sprudelten quasi aus ihm heraus.
Erst aufgeregt stottern, dann aber schon fast ohne Punkt und Komma.
"Ach du kennst das ja. Typisch Serien-mäßig. Person Eins verknallt sich und Person Zwei nicht.
Der Verknallte, also Person Eins, will einen Song schreiben, um seinen Gefühlen so Ausdruck zu verleihen. Um Person Zwei auf die Art seine Gefühle zu gestehen, aber am Ende landet der Song im Müll, weil die angebetete Person Zwei mit dem Hauptdarsteller Person Drei durchbrennt. Und alle sind Happy und niemand erfährt jemals, was aus Person Eins geworden ist!"
Tief atmete er ein, nachdem sein Redeschwall beendet war, deutete ein leichtes Kopfschütteln an.
Okay, jetzt war es amtlich: er hatte den Verstand verloren.
Nur so konnte er sich erklären, weshalb gerade ein derartiger Müll seinen Mund verlassen hatte.
Verunsichert schaute er zu Yoongi auf, der ihn weiterhin amüsiert musterte.
Nach einer Weile beugte er sich Jimin allerdings entgegen und fragte beinahe flüsternd: "Wenn Person Eins aber niemals seine Gefühle zeigt, wie soll es dann Person Zwei wissen? Am Ende hätte sich Person Zwei vielleicht niemals für Person Drei entschieden und wäre fröhlich lachend mit Person Eins in den Sonnenuntergang geritten."
Verwirrt blinzelte Jimin, als er den letzten Teil des Satzes Begriff
Yoongi hingegen grinste nur frech, ließ sich wieder in seinen Stuhl zurück sinken.
Zwar schien er zu überlegen, ob und was er als nächstes sagen wollte, blieb dann aber stumm. Stattdessen blickte er den Jüngeren abwartend an.
"Aber wenn Person Eins es sagt und wird dann abgewiesen..." begann der Blonde, wurde aber sofort unterbrochen von der wedelnden Hand seines Hyungs, welcher sich wieder nach vorne lehnte und Jimins Hände ergriff.
"Wenn du es niemals sagst, wirst du immer mit der Frage leben, was hätte sein können. So weißt du im schlimmsten Fall, dass deine Gefühle nicht erwidert werden und kannst es hinter dir lassen und weiter machen. ", erklärte Yoongi mit seiner altbekannten ruhigen Stimme,dessen Bass Jimin regelmäßig eine Gänsehaut bescherte.
Ein frustrierter Seufzer entwich dem Blondschopf. Hinzu kam, dass sein Kopf wieder wie von selbst angefangen hatte, die eindeutige Bewegung eines Neins zu wackeln.
Fast schon flüsternd entwich ihm: "Ich hab doch keine Ahnung, wie man sowas machen soll."
Scheinbar ohne allzu lange darüber nachzudenken, erhob Yoongi sich , zog in derselben Bewegung auch den Blonden vom Hocker empor.
Kurz schien er nun doch nochmal zu überlegen, ehe er Jimin unvorbereitet an sich zog.
Dieser prallte etwas unsanft gegen die Brust des anderen, sah ihn verwirrt an.
" Was hast du vor? ", stotterte er nervös, war jedoch wieder einmal nicht in der Lage, damit aufzuhören, Yoongi mit großen Augen anzustarren.
Sein Herz raste wie verrückt. Er hatte Sorge, der andere könne es hören.
"Na was wohl? Als dein Hyung habe ich quasi die Pflicht, dir zu zeigen, wie es geht. Ich kann dich so ja nicht auf jemanden los lassen. Am Ende scheitert es daran, dass du nicht weißt wie es geht."
Der leicht belustigte Unterton war Jimin nicht entgangen.
Irgendwie gefiel ihm das gar nicht.
Doch die Situation, in der sie sich gerade befanden, überforderte ihn maßlos.
Es schien, als hätte er vergessen zu atmen. Zumindest würde das das Schwindelgefühl erklären und dieses merkwürdige Ziehen in seiner Magengegend.
Dass Yoongi ihn noch näher an sich zog, eine Hand in seinen Rücken legte und mit der anderen leicht über seine Wange striff, machte es nicht unbedingt besser.
Er konnte erkennen, dass Yoongi's Lippen sich bewegten, doch irgendwie verstand er nichts.
Sein Herzschlag schien so überschallend zu sein, dass es sogar in seinen Ohren rauschte. Vermutlich fühlte es sich so kurz vor einem Herzinfarkt an.
Yoongi schien ihm immer näher zu kommen.
Stoppte aber plötzlich nur Zentimeter vor seinem Gesicht.
Angestrengt versuchte er sich darauf zu konzentrieren, was Yoongi da eigentlich gerade erzählte.
".. und wenn du all das getan hast, küsst du sie. "
Wenn da noch irgendwelche Gehirnaktivitäten vorhanden gewesen wären , genau jetzt wären selbige ausgefallen.
Er war nicht mehr Herr seiner Sinne, sein Körper tat einfach, was er wollte.
Gerade als Yoongi sich von Ihm entfernen wollte, reagiert er aber nun doch endlich.
Seine Hand glitt blitzschnell zu Yoongis Nacken, zog den Älteren so wieder zu sich.
Und dann passierte es einfach.
Jimin presste seine Lippen auf die seines Hyungs.
Er stand da, noch immer in Yoongis Armen, die Münder aufeinander gedrückt.
So viele Emotionen schossen durch seinen Körper. Wortfetzen durch seinen Kopf.
Weich.
Heiß.
Lippen.
Yoongi.
Schockiert über sich selbst zuckte er zusammen.
Was zur Hölle trieb er da?
Wieso machte er sowas? Er musste nicht ganz dicht sein!
Erschrocken stieß er Yoongi von sich und fuhr sich mit der Hand über die Lippen.
Einige Schritte wich er zurück. Seine Augen brannten, er hatte das Gefühl, jeden Moment heulen zu müssen.
Wie konnte er nur so...
Verwirrt von sich selbst hob er endlich den Blick zu Yoongi. Der musterte sein Gegenüber in aller Ruhe.
Oh Gott, was würde sein Hyung jetzt denken?
Würde er je wieder normal mit ihm reden können? Würde er überhaupt noch mit ihm reden?
Wieso musste er nur so dämlich sein?
Angespannt fuhr Jimin sich mit der Hand mehrfach durch die Haare, versuchte, etwas zu sagen. Aber nur was?
Was würde seine Tat erklären können?
Wie war das vorhin noch mit der Besessenheit?
Nein, das war albern.
Und Yoongi gegenüber nicht fair.
Anstatt sich irgendwelchen möglichen Nonsens auszudenken und es so wohlmöglich noch schlimmer zu machen, deutete er stattdessen hastig auf die Tür.
"Ich muss.. ich werde.. Also.. entschuldige. Verschwinden..", verhaspelte er sich.
Er wollte Yoongi gerade nicht ansehen, konnte es nicht. Das war ihm viel zu peinlich.
Gerade jetzt wollte er nur noch weg, drehte sich schnell auf dem Ballen um und steuerte geradewegs auf die Tür zu.
Versuchte, diese hastig zu öffnen, als er Yoongis Hand an seinem Arm spürte.
Der Ältere zog ihn mit Leichtigkeit von der Tür zurück in seine Richtung.
Erneut war Jimin nicht in der Lage, ihm in die Augen zu sehen.
Wie auch?
Mit gesenktem Kopf stand er vor seinem Hyung.
"Wo willst du hin? ", fragte Yoongi im ruhigen Ton. Fast schon zu ruhig.
Müsste er nicht wütend sein? Oder wenigstens enttäuscht, verwirrt, sauer, laut. Irgendwas aus diesem Repertoire der Emotionen, aber nicht vollkommen ruhig.
Das verwirrte ihn ungemein, trotz allem konnte oder wollte er den anderen nicht ansehen, starrte weiter auf den Boden, als wäre das Parkett unglaublich faszinierend.
Eigentlich fokussierte er sich auf Yoongi's Schuhe. Welche ihm in sehr kleinen Schritten näher kamen. Bis sie schließlich nur Zentimeter vor ihm zum Stillstand kamen.
Er spürte, wie Yoongi's Kopf ganz dicht neben seinem verharrte, wie der Atem des anderen leicht seinen Hals streifte.
Es herrschte eine drückend Stille zwischen ihnen.
Wieso sagte er nichts?
Wartete sein Hyung darauf, dass er sich erklären würde?
Wieder spürte er dem Atem des älteren über seinen Hals gleiten, nur dieses Mal fühlte er sich intensiver an, näher.
Sehr nah!
"Geh wirklich nur, wenn es dir nichts bedeutet hat." hauchte Yoongi leise direkt neben seinem Ohr., "Aber renn nicht weg, wenn es dir nur peinlich ist."
Einige sekunden tat er nichts, verharrte einfach neben seinem Kopf.
Der warme Atem strich sanft und angenehm gegen Jimins empfindliche Haut.
Er wartete, was als nächstes passieren würde.
Bis zu dem Augenblick, als er spürte, wie Yoongis Gesicht sich langsam wieder entfernte.
Er in derselben Bewegung langsam einen Arm um Jimins Hüfte legte, genauso wie er es vor einigen Minuten schon getan hatte.
Und schließlich die letzten Millimetern zwischen Ihnen überbrückte, ihn wieder näher zu sich zog.
Mehr verwundert als erschrocken sah er endlich zu Yoongi auf.
Sah in sein leicht errötetes Gesicht. Erkannte, dass es seinem eigenen immer naher kam.
Spürte die Hand des anderen im Nacken, ein sanftes Streicheln durch das Haar an seinem Hinterkopf.
"Bitte lauf nicht weg vor mir. ", bat Yoongi flüsternd.
Ehe Jimin etwas darauf erwidern konnte, sprach der Ältere weiter: "Ich möchte dir zeigen, wie man es macht, wenn man in jemanden verliebt ist. "
Ohne eine Antwort von ihm abzuwarten, küsste er Jimin. Sanft und doch so intensiv, dass sich alles um ihn herum zu drehen schien.
Noch Sekunden danach stand er wie festgewurzelt einfach nur da und starrte sein Schwarzhhariges Gegenüber an.
" Ich merke da keinen Unterschied.", flüsterte er schließlich leise.
"Ach?", grinste Yoongi breit, wie seit langem nicht mehr und zog ihn erneut an sich.
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