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4

RACHEL

Heute beginnen die Kurse. Ab heute gehöre ich offiziell zu den Studenten. Und ja ich gebe es zu, deswegen bin ich irre aufgekratzt. Es fühlt sich an als hätte ich drei große Tassen Kaffee intus, die ich nacheinander hinuntergestürzt habe. Heute Morgen war ich viel zu früh wach, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Die Aufregung und die Erwartungen haben mich wachgehalten. Nach hin und her wälzen gab ich schließlich auf, habe die Decke zur Seite geschlagen und bin aufgestanden.

Ich habe eine halbe Stunde Yoga gemacht, meine persönliche Therapie, um runter zu kommen. Danach frühstückte ich ausgiebig, denn schließlich habe ich einen langen Tag vor mir und danach ging nochmal meine Kurse durch und hoffte, dass ich alle Räume finden werde. Der Campus ist nicht gerade klein und man verirrt sich leicht, gerade als Ersti. Das habe ich gestern schon festgestellt, als ich Nachmittag eine Runde gedreht habe. Es war Sonntag und schön ruhig, weil alle vermutlich noch ihren Rausch ausgeschlafen haben. Aber ich genoss die Stille. Ich saß eine Weile auf einer Bank und schrieb eilig Ideen für ein neues Buch in mein Journal.

In nächster Zeit werde ich wenig zum Schreiben kommen, aber falls ich mal eine freie Lücke finde, könnte ich ja ein neues Buch starten. Das letzte habe ich zuhause beendet.

Frisch geduscht wickle ich mich in ein Handtuch und mache meine Haare. Ich bändige sie, wickle sie zu einem hohen unordentlichen Dutt nach oben und löse ein paar Strähnen heraus. Ich trage meine Haare selten offen, weil sie mich nur beim Arbeiten stören. Ich trage dezentes Make-up auf und verzupfe mich dann in mein Zimmer, um mich anzuziehen und fertig zu machen. Ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass sich heute die Sonne blicken lässt. Also wähle ich eine Mom Jeans, ein weißes Shirt dazu und meine weißen Chucks. In meinen Rucksack stopfe ich meinen Laptop, ein paar Bücher, natürlich mein Journal, eine große Trinkfalsche und den restlichen Kleinkram, den eine Frau ihr Leben lang im Rucksack herumschleppt.

Aus Vals Zimmer kommt kein Ton, aber kein Wunder. Sie ist erst in den frühen Morgenstunden in unsere kleine Wohnung gestolpert. Gott sei Dank alleine, nicht so wie Fitz vorhergesagt hat. Ich wurde von ihrem lautstarken Fluchen wach, dann verschwand sie mit einem lauten Knall in ihrem Zimmer.

Ich verlasse das Wohnheim und blicke nochmal auf mein Handy, ob ich auch richtig bin. Es sind schon einige Studenten auf dem Weg und eilen an mir vorbei. Ich atme tief ein und rufe mir in Erinnerung, dass ich nun hier bin. Seit ich zwölf bin träume ich davon und jetzt wo ich über diesen Campus laufe, kann ich es nicht richtig glauben. All das harte Arbeiten und der Fleiß haben sich gelohnt. Ich habe es durchgezogen. Ich bin von zuhause weg und lebe ab jetzt hier, wo ich niemanden kenne. Na ja bis auf Val und ihre Freunde. Aber ich bin auf mich gestellt.

Ich lasse das Handy wieder in meiner Tasche verschwinden und blicke auf. Im Augenwinkel bemerke ich, wie sich mir etwas zu schnell nähert und ich reflexartig zusammenzucke.

Zu spät.

Ich werde mir voller Wucht von der Seite gerammt. Ungeschickt taumle ich und falle schließlich auf den harten Asphalt unter meinen Chucks. Ach Shit, das tat weh.

„Hast du keine Augen im Kopf?", rufe ich genervt aus, ohne mich umzublicken, welcher Idiot mich gerade allen Ernstes über den Haufen gefahren hat. Am helllichten Tag, einfach so.

„Fuck.", höre ich denjenigen und ein unangenehmes Quietschen. Er bremst ab und nähert sich mir.

Ich hocke auf dem Boden, reibe mir den Arm und unterdrücke ein Stöhnen, denn mein linkes Handgelenk schmerzt. Ein Schatten legt sich über mich und ich nehme eine Gestalt neben mir wahr.

„Scheiße, Rachel. Geht's dir gut?" Ich sehe hoch und betrachte ein bereits bekanntes Gesicht.

Fitz.

Echt jetzt?

Ich schlucke schwer. Er nimmt seine Sonnenbrille ab, steckt sie in seinen Kragen und

mustert mich mit großen Augen. Mit großen grünen wundervollen Augen. Die Wärme, Verwirrtheit und Aufregung, die seine Anwesenheit vorgestern in mir ausgelöst haben, kündigen sich auch jetzt wieder an. Doch ich rufe mir in Erinnerung, dass mich der Kerl gerade mit seinem dämlichen Skatebord überfahren hat. Am helllichten Tag, einfach so.

„Denke schon.", murmle ich und verziehe schmerzhaft das Gesicht, als ich versuche mein Handgelenk zu bewegen.

Fitz geht in die Knie und hockt nun vor mir. Er trägt ein schwarzes Cap irgendeiner Sportmannschaft verkehrt herum und wirkt dadurch jünger. Ein schwarzes Shirt bedeckt seinen Oberkörper, auf dem ich den Schriftzug Vans erkennen kann.

„Lass mal sehen.", sagt er ruhig und greift nach meinem Handgelenk, das ich mit der anderen Hand halte. Behutsam nimmt er meine Hand und ich spüre seine Berührung. Raue warme Finger bedecken meine Haut und hinterlassen ein Kribbeln. Ein sanftes warmes Kribbeln, das ich nicht so intensiv wahrnehmen sollte.

Während er mein Handgelenk näher betrachtet und sich anscheinend voll und ganz darauf konzentriert, habe ich Zeit ihn genauer in Augenschein zu nehmen ohne, dass er mich für irre hält. Jetzt, wo wir uns am Tag gegenüberstehen, und nicht in einer schummrig beleuchteten Bar, kann ich sein wundervolles Gesicht besser betrachten. Ein Schatten kennzeichnet sein markantes Kinn und ich kann dunkle Bartstoppeln erkennen. Das Cap verdeckt die dichten schwarzen Haare, bloß ein paar Strähnen fallen aus der kleinen Schlaufe und bedecken seine Stirn. So wie er sich kleidet, könnte man glauben er sei jünger. Sein Skatebord liegt neben uns und er trägt das Cap falsch herum. Doch als mein Blick auf seine Hände fällt und die schwarzen Linien entdecken, stutze ich. Der rechte Arm ist fast zur Gänze tätowiert, beim anderen lugen unter dem kurzärmligen Shirt ein paar Linien hervor. Meine Augen nehmen jede Linie in sich auf, die sich zart und voller Feingefühl über seine bräunliche Haut hinwegziehen. Ich frage mich, wohin sie unter seinem Shirt verschwinden.

„Scheint nichts gebrochen zu sein.", stellt er fest und ich blinzle.

Ich reiße den Kopf hoch und sehe in sein Gesicht. Diese grünen Augen mustern mich neugierig und eingehend. „Sagt Doktor Fitz.", meine ich. „Sag jetzt nicht, du studierst Medizin?"

Aus seiner Kehle kommt ein tiefer Laut, der sich nach einem Lachen anhört. Sein Kehlkopf hüpft und er verzieht die Lippen zu einem schiefen Grinsen. Dann schüttelt er den Kopf. „Um Gottes willen, nein." Ich höre die deutliche Abneigung in seiner Stimme. Fast schon Empörung. „Ich kann ja nicht mal Blut sehen. Aber ein gebrochenes Handgelenk würde ich schon erkennen."

Hm, süß.

Immer noch hält er mein Handgelenk fest und plötzlich bin ich mir der Berührung bewusst. Neben uns eilen Studenten vorbei, aber sie verschwimmen zu einer unbedeutend Leinwand. Viel zu deutlich nehme ich Fitzys Augen wahr, die mich festhalten. Ich will etwas sagen, sollte etwas sagen und den Moment unterbrechen, aber es ist viel einfacher hier zu sitzen und seinen Blick zu erwidern. Denn auch Fitz macht keine Anstalten, das hier, was auch immer das ist, zu unterbrechen. Er hockt da, hält mein Handgelenk und sieht mich mit so einer Gelassenheit an, die mich durcheinanderbringt. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, was faszinierend ist.

Völlig überrumpelt verspüre ich eine Verbundenheit, als würde ich ihn schon ewig kennen. Als wäre mir sein Gesicht so vertraut, dass ich ihm auf der Stelle meine Ängste und Sorgen vor die Füße kotzen könnte. Und irgendwo schlummert in mir das Gefühl, er würde jede Sorge behutsam hüten.

Zögerlich befreie ich mich aus seinem sanften Griff und richte mich etwas auf. „Was studierst du dann?", frage ich ihn. „Ich denke mal nichts Soziales, denn du fährst anscheinend gerne Leute über den Haufen."

Wieder erfüllt dieses tiefe Lachen meine Ohren. Sein Mund verzieht sich und sein Kehlkopf hüpft kurz auf und ab, und mir gefällt das alles viel zu sehr. Dieser kleine elektrisierende Kick, den sein Lächeln in mir auslöst, könnte zur Sucht werden.

„Okay, ich denke das habe ich verdient.", meint er und legt den Kopf schief. „Nein, ich studiere Film und im Nebenfach Grafik Design."

Ich nicke schwach. „Du hast recht, Medizin würde nicht passen."

Gelassen zuckt er mit den Schultern. „Tja beurteile die Leute nicht nach ihrem Äußeren. Nur weil du noch nie einen tätowierten Arzt gesehen hast, heißt das nicht, dass es keinen gibt."

„Touché."

„Was ist mir dir?", fragt er stattdessen.

Fitz hockt immer noch vor mir und scheint mit dem Gleichgewicht keine Probleme zu haben. Und ich sitze vor ihm auf dem erwärmten Asphalt, wie ein kleines Mädchen, dass von ihm hochgenommen werden will. Gott, denke ich gerade wirklich darüber nach wie es wäre, wenn ...

„Was soll mit mir sein?"

Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen Lächeln. „Was studierst du?"
Oh klar, natürlich. Den Kopf habe ich mir beim Sturz aber nicht gestoßen, oder?

„Journalismus und kreatives Schreiben.", antworte ich ihm. Dann dämmert es mir und ich frage mich, warum ich hier noch herum hocke und die Tattoos eines wildfremden Kerls abchecke. „Oh shit, wie spät ist es?", rufe ich aus und im selben Moment drehe ich sein Handgelenk, an der er eine Armbanduhr trägt, zu mir und blicke darauf.

Mein Kurs beginnt. Jetzt. In dem Moment.

Ich hieve mich auf die Beine. „Ich muss los, mein Kurs hat schon angefangen."
Auch Fitz steht wieder auf seinen langen Beinen und hebt sein Skatebord vom Boden auf. Ich schnappe meinen Rucksack und will mich schon von ihm abwenden, aber ich werde aufgehalten.

„Hey, warte mal.", sagt er und ich drehe mich wieder ihm zu. Erwartungsvoll blicke ich zu ihm hoch. „Hör zu, das soll jetzt nicht billig rüberkommen, aber kann ich deine Nummer haben um das wieder gut zu machen? Ich war zu schnell unterwegs und habe nicht aufgepasst, das war mein Fehler und das tut mir leid."

„Du hast recht, das kommt tatsächlich etwas billig rüber.", meine ich und neige den Kopf schief. Ich finde es alles andere als billig, sondern sogar aufrichtig. Er will sich entschuldigen.

Er lächelt leicht und kratzt sich am Hinterkopf. „Da ist kein dummer Gedanke dahinter. Ich will es bloß wieder gut machen."

„Ich muss echt los, sonst komme ich zu spät.", erkläre ich mich hastig und beginne rückwärtszulaufen. Aber was rede ich da, ich komme so oder so schon zu spät. Und das zu meinem ersten Kurs. Das fängt ja gut an.

„Wie geht's deiner Hand?", ruft er mir nach.

Ich hebe die schmerzende Hand und winke ihm zu. „Alles gut. So leicht setzt man mich nicht außer Gefecht.", rufe ich zurück.

„Okay. Aber falls nicht, fahre ich dich persönlich zum Arzt. Versprochen."

„Danke, ich komme sonst darauf zurück."

„Wir sehen uns." Er hebt auch die Hand und winkt mir knapp zu. „Und alles Gute für deinen ersten Uni Tag."

Ich lächle, schüttle leicht den Kopf und wende mich dann ab. Im nächsten Moment lege ich einen Gang zu, um das schlimmste zu verhindern. Und während ich zum Kursraum eile, frage ich mich wie der Kerl eigentlich wirklich heißt.

Außer Atem blicke ich nochmal auf das Schild neben der Tür und nicke. Ich bin richtig, also lege ich die Hand auf die Türklinke und trete ein. Eine Schar an Studenten richtet ihre müden Augen auf mich, und ich starre zurück. Dann dringt eine Stimme zu mir hindurch und ich fahre herum. Eine ältere Frau wendet sich mir zu und schiebt einen höchst fragenden Blick in meine Richtung.

„Tut mir leid, ich wurde aufgehalten.", erkläre ich mich hastig, immer noch außer Atem. Ich will mich abwenden und mir schon einen Platz suchen, doch die alte schrullige Professorin hält mich davon ab.

„Sie sind zu spät. Es tut mir leid, der Kurs ist bereits voll.", sagt sie und bringt nicht mal ein entschuldigendes Lächeln zu Stande. Sie sieht aus als wäre sie von den Hippies übriggeblieben und man hätte sie in den Siebzigern auf dem Campus ausgesetzt. Bunte Fetzen bedecken ihren fülligen Körper und eine Kette aus türkisen Steinen hängt um ihren Hals. Die graulichen Haare runden das Bild ab.

Wie bitte?

„Aber ich bin doch angemeldet.", versuche ich es. Ich muss mich wohl verhört haben. Ich habe eine Zusage, dass ich diesen Kurs belegen kann. Die kann mich nicht rausschmeißen, oder? Darf sie das?

„Es sind einige Studenten von der Warteliste nachgerückt und mehr kann ich wirklich nicht aufnehmen.", redet sie weiter. „Versuchen Sie nächstes Mal pünktlich zu sein."

Wie es aussieht, darf sie das. Die alte Hexe verarscht mich, oder? Eine Studentin auf oder ab ist doch total schnuppe.

Ich straffe meine Schultern. „Ich bin doch nur sieben Minuten zu spät. Wäre es denn so schlimm, wenn Sie eine Ausnahme machen würden?"

Sie nimmt ihre Brille vom Nasenrücken und ich stelle fest, dass sie von einer Hexe tatsächlich nicht weit entfernt ist. So einen krummen Nasenrücken habe ich bis jetzt nur in Filmen gesehen. Fehlt nur mehr die Warze.

„Ich bin mir sicher, in einem anderen Kurs ist noch ein Platz für Sie.", gibt sie bissig zurück. Na schön, wenn sie von ihrer Sturheit nicht runtersteigen will, muss ich wohl damit leben.

Verdammtes Hippie-Biest.

Ich unterdrücke ein dramatisches Augenrollen. „Tut mir leid für die Störung. Einen schönen Tag noch.", bringe ich über die Lippen, aber es fällt mir schwerer als ein Morgen ohne Kaffee. Ich schließe hinter mir die Türe und bleibe verloren davorstehen. Okay und was jetzt? Ich muss diesen Kurs belegen, ob ich will oder nicht. Es ist ein Pflichtseminar. Ich hatte mir für die nächsten drei Semester einen Plan zurechtgelegt, aber durch diesen dummen Zwischenfall verschiebt sich jetzt alles.

Ich verfluche dich, Fitz.

Denn nur er, sein dummes Skatebord und sein dummes schönes Lächeln sind daran schuld, dass ich jetzt meinen drei-Semester-Plan verwerfen muss. Jetzt muss er tatsächlich wieder etwas gut machen, denn über meine Hand kann ich hinwegsehen. Darüber, dass ich aus meinem ersten Seminar geworfen werde, nicht.

Obwohl, ich muss sagen, mein Gelenk schmerzt tatsächlich etwas. Sollte ich doch zum Arzt, nur zur Sicherheit?

Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Zeit für Plan B. Also schlage ich den Weg zur Studienberatung der Fakultät ein und bete dafür, dass die mir weiterhelfen können. Müssen sie ja, ansonsten wäre der Name Studienberatung etwas misslungen.

Ich klopfe an die Holztür des Büros und höre dahinter eine schwache Stimme. Ich interpretiere das als ein Herein und öffne zögerlich. Eine junge Frau erscheint hinter einem vollgestopften Schreibtisch, die den Kopf hebt als ich nähertrete. Sie beginnt warm zu lächeln und richtet sich ihre große Brille zurecht.

„Was kann ich für dich tun?", fragt sie und faltet die Hände mit grünen Fingernägeln auf den Unterlagen vor ihr. Ihr Büro erweckt den Eindruck, als hätte sie alle Hände voll zu tun und eine Unmenge an ungesunden Stress, aber die Frau lächelt so herzlich, dass ich mich frage, ob es ihr gut geht und sie das Chaos um sie herum wahrnimmt. Jeder würde in diesem Büro durchdrehen. Vielleicht hat sie was eingeworfen, wer weiß das schon.

Ich atme immer noch schwer, dränge es aber so gut es geht beiseite. „Ich muss mich ummelden.", beginne ich. „Ich war bei dem Seminar für feministische Literatur bei Mrs. Frost angemeldet, aber sie wollte mich nicht mehr aufnehmen, weil ... ich zu spät dran war." Den letzten Teil murmle ich nur mehr.

Die Frau vor mir seufzt und verdreht die Augen. „Ach, das ist wirklich jedes Semester das gleiche."

„Tut mir leid, ich ..."

„Nein, ich rede nicht von dir. Die alte Dame zieht ihre dreißig-Leute Regel strikt durch. Jedes Semester kommen aufgebrachte Studenten zu mir, weil sie sich ummelden müssen.", sagt sie.

„Oh ... okay."

„Das hast du zwar nicht von mir, aber der Name ist bei ihr Programm.", zischt sie und hält sich eine Hand seitlich vor ihren Mund. „Frostiger als bei Mrs. Frost geht es nicht." Ich muss etwas lächeln und merke wie sich meine Schultern lockern. „Setz dich doch. Wir finden schon eine gute Alternative für dich."

Ich folge ihrer Handbewegung und setzte mich auf den brauen Lederstuhl und stelle den Rucksack neben mir ab. Dann erlaube ich mir tief durchzuatmen und lasse mich von ihrem Optimismus anstecken. Denn die Frau muss Optimistin sein, wenn sie jeden Tag so ein Büro betritt und keinen Nervenzusammenbruch erleidet. Es regelt sich alles, es muss einfach.

Sie richtet sich dem Computer vor ihr zu und studiert ihn mit gerunzelter Stirn. „Na schön, was haben wir denn da.", murmelt sie leise.

Ich sehe mich unauffällig im Büro um und lese schließlich ihren Namen, den mir das Schild vor ihr verrät. Mrs. Gilbert.

„So, hier haben wir etwas. Creative Writing und Journalismus und Politik.", sagt sie und sieht mich dann erwartungsvoll an.

Ich lasse mir es kurz durch den Kopf gehen, aber ich stelle schnell fest, dass Politik nicht gerade das Gebiet ist, dem ich viel Hingabe widmen kann und will. „Und alles andere ist voll?" Mrs. Gilbert sieht nochmal auf ihren Computer. Langsam schüttelt sie den Kopf. „Nein leider. Nichts, was die gleiche Punkteanzahl an Credits hat. Ich nehme mal an, dass du die Credits brauchst?"

„Ja, weniger kommt dieses Semester nicht in Frage.", stelle ich klar.
„Okay. Dann bleiben nur die beiden Kurse. Tut mir leid.", sagt sie entschuldigend und lächelt wieder.

Ich presse meine Lippen aufeinander. Aber was überlege ich lange, der erste Kurs schreit doch förmlich nach mir. Dennoch zögere ich, weil ich mir die Kurse bezüglich Schreiben sorgfältig auswählen wollte. Ach was soll's, Fitz und die alte Hippie-Braut haben entschieden. „Okay, dann tragen Sie mich bitte für Creative Writing ein."

„Okay, sehr gut.", sagt sie freundlich. Dann tippt sie etwas auf ihrem Computer herum. „Ich bräuchte deinen Studentenausweiß."

„Oh, klar natürlich." Ich hole ihn aus meinem Rucksack und gebe ihn ihr. Geduldig warte ich, bis sie meine Daten eingetragen hat.

Nach zwei stillen Minuten hält sie mir einen Zettel hin. „Nimm den hier mit und zeige ihn Professor Coleman, damit er weiß, dass du umgemeldet wurdest.", erklärt mir Mrs. Gilbert.

„Okay, danke."

„Ansonsten sollte es keine Schwierigkeiten geben. Ich habe die gerade umgemeldet.", sagt sie und sieht zu mir.

„Super, vielen Dank, dass das so schnell ging.", bedanke ich mich bei ihr und packe meine Sachen zusammen.

„Klar, natürlich. Ich helfe verzweifelten Studenten in der Not. Das ist mein Job.", meint sie und kichert über ihre eigenen Worte.

Sah ich echt so verzweifelt aus? Wie auch immer, Mrs. Gilbert hat mir aus dieser ärmlichen Lage geholfen und dafür würde sie eine Umarmung von mir verdienen. Aber ich bewege mich rückwärts Richtung Ausgang.

„Danke nochmal. Sie haben mir den Tag gerettet.", sage ich, lächle aufrichtig und raschle mit dem Zettel.

„Ich wünsche dir einen guten Semesterstart." Der war schon und er verlief nicht gerade rosig, aber danke.

Ich verlasse das Büro der Studienberatung und blicke während dem Gehen auf den Zettel, der mir verratet wo mein neuer Kurs stattfindet. Glücklicherweise weiß ich wo das ist und lege einen Gang zu.

Zehn Minuten später, klopfe ich wieder an eine Tür. Ohne zu Zögern trete ich ein. Keine zehn Studenten starren mich an, die im Kreis auf ihren Stühlen sitzen. Bin ich richtig? Ich wende meinen Kopf und suche den Professor. Aber am Pult steht niemand und ich sehe wieder zurück.

Gott sei Dank erhebt sich jemand von dem Sesselkreis und sieht mich fragend an. Ein Mann Mitte dreißig kommt auf mich zu. „Kann ich dir weiterhelfen?"

„Ja, ich ähm wurde gerade umgemeldet.", erkläre ich und halte den Zettel hoch.

„Lass mich raten. Frösterchen hat dich rausgeworfen?", meint der Dozent, leicht schmunzelnd.

Ich stutze. Es scheint als hätte sich dieses Hippie-Biest bereits einen Namen gemacht. „Ja, das ist richtig."

Der Dozent macht eine Handbewegung und bedeutet mir näher zu kommen. „Dann komm rein. Du bist herzlich willkommen.", begrüßt er mich offiziell und grinst breit. „Ich bin Professor Coleman, aber bitte nenn mich Spencer, wenn das für dich in Ordnung ist."

„Ähm, ja klar." Bevor ich mich setzte, drücke ich Professor ... ich meine Spencer den Zettel in die Hand. Er nimmt ihn, blickt kurz darauf und legt ihn dann zu anderen Unterlagen auf das Pult. Ich schnappe mir einen Stuhl und setze mich neben ein Mädchen, dass mich nett anlächelt.

„Na, schön wo waren wir stehen geblieben?", ruft Spencer aus und klatscht euphorisch in die Hände. Montagmorgen und voller Tatendrang. Er kann nicht viel älter als dreißig sein, wenn überhaupt. Er hat einen drei Tages Bart, braune kurze Locken und sieht aus als wäre er aus einem Großraumbüro einer Firma ausgebrochen, die irgendwelche Leute anrufen und lästige Umfragen durchführen. Eine beige Stoffhose kennzeichnet seine langen Beine und den Oberkörper bedeckt ein weißes Hemd. Aber die Art wie er sich bewegt und spricht ist das Gegenteil davon, was sein Äußeres vermuten lässt. Er macht einen lockeren, fast schon kumpelhaften Eindruck. Mal abgesehen davon, dass er will, dass ihn seine Studenten beim Vornamen ansprechen. Das ist ... ungewohnt.

„Du hast gerade darüber gesprochen, dass bereits die erste Seite eines Buches ausschlagegebend ist und den Leser fesseln muss.", meldet sich das Mädchen neben mir zu Wort.

Spencer hat sich wieder auf seinen Stuhl im Kreis gesetzt und die Ellbogen auf den Knie abgestützt. „Genau, danke Donna ... richtig?"

Das Mädchen nickt und lächelt.

„Manche Autoren sagen, schon der erste Satz muss fesselnd sein. Er muss so fesselnd sein, dass man auch den zweiten lesen will. Und immer so weiter. Es darf niemals abreisen. Mit jedem Satz muss man den Leser auf seine Seite ziehen und ihn ködern."

Ich schiele zu den anderen Studenten, und ich merke sofort, dass sie an Spencers Lippen hängen. Niemand sieht gelangweilt aus, es schreiben sogar alle eifrig mit. Also hole ich auch einen Block hervor und einen Stift und notiere was Spencer und erklärt.

Hm, mal sehen aber vielleicht wird das hier besser als bei dem alten Hippie-Biest. Spencer sieht zumindest nicht so aus, als würde er uns fressen wollen. Er lacht, macht Scherze und nimmt unsere Vorschläge positiv auf. 

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