Kapitel 9
Luna's Sicht
Schwer einatmend drückte ich mich an meinen Tanten vorbei und murmelte einfach: "Ich mag das Tattoo und ändern könnt ihr jetzt sowieso nichts mehr." Da ich meine Haare zu einem Zopf hatte, musste ich nicht sagen wo oder was ich mir hatte stechen lassen. Mein Tattoo war im Nacken und ich hatte mir das Zeichen stechen lassen, welches meine Tanten miteinander verbindet. Ich hörte Aufschreie, aber wusste sofort, dass sich alle in spätestens einer halben Stunde wieder eingekriegt hatten, da sie wussten, dass es für sie war.
"Vielen herzlichen Dank, Schwesterherz...", brummte ich, während ich mich auf die Couch fallen ließ.
"Luna und Lupus gehören zusammen. Luna und Lupus gehören zusammen."
Jede beschissene Sekunde wiederholte diese nervige Stimme diesen einen Satz und ich konnte einfach nichts sehen. Es war zu dunkel. Alles schwarz. Meine Stimme konnte ich nicht benutzen, also schrien meine Gedanken: "Wer zum Teufel bist du?"
Ich bekam nicht sofort eine Antwort, weswegen ich schon aufgeben wollte und mir einfach versuchte wie ein trotziges, kleines Kind die Ohren zu zuhalten. "Ich bin wahrscheinlich euer alle einzige Hoffnung. Wenn du nur endlich aufhören würdest deine Träume und die Erinnerung an sie zu unterdrücken, würdest du Lupus viel schneller begegnen... Alles muss man selbst tun."
Verwirrt versuchte ich in dem völligen Schwarz etwas oder jemanden zu erkennen, Ber ich konnte nichts sehen. Nicht einmal Umrisse. "Das...das heißt ich bin Luna?" "Dumme Frage, für jemand mit einem so auffällig zutreffenden Namen."
Ich könnte schwören, wer auch immer da mit mir sprach, hatte den Wettbewerb im Augenrollen gewonnen. Genervt starrte ich weiter in die Dunkelheit und stellte überrascht fest, dass ich anfing etwas zu sehen. Es war nur ein kleiner Lichtfleck, doch er wurde immer größer und größer und er kam näher. Immer und immer näher. Stopp...war das der Mund? Aber..aber er musste doch irgendwann aufhören zu wachsen.., dachte ich. Bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Er wuchs nicht, er fiel herunter. Und er fiel direkt auf mich zu. Nein. NeinNeinNeinNein. NEEEEEEEIIIIIIII
"EEEEEEIIIIINNNN!" Schweißnass schreckte ich von der Couch nach oben. Vor mir knieten meine Schwester und Phoebe. "Hey, ist alles okay? Hast du schlecht geschlafen?", fragte Phoebe mich besorgt. Eigentlich wollte ich ihr antworten, doch ich wusste es selbst nicht mehr. "Ich...ich weiß nicht mehr... wahrscheinlich hab ich einfach schlecht geträumt... Ich..ich werde nach oben gehen. Ich bin müde." Ich konnte schwören, dass ich die besorgten Blicke in meinem Rücken einbrannten und ich hörte Mikayla hinter mir sagen: "Aber sie hat doch schon den ganzen Tag geschlafen.." "Vielleicht wird sie bloß krank..eine Erkältung oder eine Grippe, vielleicht.", hörte ich Phoebe noch sagen, bevor die Tür ins Schloss fiel.
Was war bloß mit mir los? Das konnte so definitiv nicht weiter gehen. Wenn ich nicht bald wieder ordentlichen Schlaf abbekam, würde ich wirklich noch krank werden...
Mit diesem Gedanken öffnete ich das Fenster in meiner Zimmerhälfte, um frische Luft reinzulassen. Doch etwas anderes erhaschte meine Aufmerksamkeit. Mein Tattoo..es schien förmlich zu leuchten, aber es tat mir nicht weh, es brannte und juckte auch nicht. Was zur Dämonenhölle war hier schon wieder los?
Müde rief ich nach Leo und hörte sofort, wie jemand die Treppen hoch gerannt kam. Er hatte wohl keine Lust sich zu beamen. "Luna, ist alles...oookay?" Verwirrt stand er in der Tür und betrachtete mit großen Augen mein Tattoo. Ich hatte es durch die Reflektion in meinem Spiegel vor mir in der Scheibe des Fensters gesehen. "Was hat das zu bedeuten?", fragte ich Leo müde. "Ich hab absolut keine Ahnung..war es einfach so da oder..." Weiter ließ ich ihn nicht reden. "Leo, es ist ein ganz normales Tattoo. Es hat nur auf einmal angefangen zu leuchten.."
"Ich werde die Ältesten fragen, ob das Tattoo vielleicht deine Bindung zu deinen Tanten gestärkt hat. Du wirst dich solange hinlegen, du siehst aus wie der Tod höchstpersönlich."
"Der Tod ist auch nur ein Lebewesen...", murmelte ich, während ich mich mit einem lauten Gähnen auf mein Bett fallen ließ. Beinahe hätte ich Mensch gesagt und musste schmunzeln. Doch schon nach ein paar Sekunden war ich schon wieder in meine Traumwelt eingetaucht.
Alex' Sicht
Gemeinsam saßen wir in meinem Zimmer und sahen Kindsköpfe, doch ich konnte mich einfach nicht richtig auf die Handlung konzentrieren..
In meinem Kopf schwirrte immer wieder das Bild dieser Brücke umher. "Du Cousinchen?" "Hm?" "Kennst du eine große rote Brücke?" "Wie kommst du denn jetzt darauf?" "Nur so ein Gedanke.."
Sabrina setzte sich von der Couch auf und überlegte. "Keine Ahnung, warum googlest du nicht?" Gute Frage.. "Etwa 'große rote Brücke'?" "Warum nicht?" Ich schnappte mir mein Handy und ging der Frage nach und schon nach wenigen Sekunden wurde ich fündig. Das Bild zeigte eindeutig die Brücke aus meinen Träumen. San Francisco also. Blieb nur die Frage offen, was ich mit dieser Blondine und den drei anderen Frauen zu schaffen hatte, aber wie sollte ich das raus kriegen? Dann kam mir eine Idee. "Sabby, ich bin ziemlich kaputt.. Ich geh jetzt schlafen. Wenn du willst kannst du den Laptop mitnehmen und noch weiter gucken." "Ne, aber danke. Ich geh auch schlafen." Sie umarmte ich und murmelte: "Gute Nacht, Alex." "Gute Nacht."
Ich befand mich in einem Wald, das war gut, ich mochte den Wald. Und es war weit und breit kein Abgrund oder eine Schlucht zu sehen, das war auch gut. "Luna und Lupus gehören zusammen." Wieder diese Stimme.. "Wer ist da?", rief ich, aber ich bekam keine Antwort. Dann, ganz plötzlich, erschien wieder dieses blaue Licht und eine Person tauchte auf. Sie trat aus dem Schatten hervor und ich erkannte die fremde Blondine, sie war hübsch, etwas kleiner als ich selbst, ihre blauen Augen funkelten im fahlen Mondlicht.
"Hey, ehm..." Wie sagte man das bloß? "Ich bin Alex und..es scheint so..Ich will langsam mal wissen was du in meinen Träumen zu suchen hast. Ist nicht böse gemeint oder so, aber ich bin einfach verwirrt." Es schien als wollte das Mädchen ihr antworten, aber dazu kam es nicht, denn ich bekam nur noch mit, wie ich frontal von einem Feuerball getroffen wurde.
Ruckartig öffnete ich meine Augen, es war so realistisch gewesen, vorsichtig tastete ich meinen Körper nach Verbrennungen ab. Nichts. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es gerade mal halb vier war, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken, zu viel geisterte mir im Kopf herum. Ich würde mich auf die Suche machen, es war nur eine Frage der Zeit...
Scheinbar war ich dann doch nochmal eingeschlafen, denn mein Wecker riss mich unsanft aus dem Schlaf. Seufzend quälte ich mich aus dem Bett, zog mich an und machte mich frisch. Unten in der Küche waren bereits alle versammelt. Maura fütterte Freya, James las Zeitung und Sabrina und ihre Mutter waren in ein Gespräch vertieft. "Morgen zusammen.", begrüßte ich meine Familie und wurde zurück gegrüßt. Ich schnappte mir eine Schüssel, füllte sie mit Cornflakes und begann zu essen. Nach dem Frühstück verabschiedeten sich Sabrina und ihre Mutter. Sabrina umarmte mich und sagte: "Pass auf dich auf, ja?" "Natürlich, mach ich.", erwiderte ich, "du aber auch!" "Werd ich", sagte die Blondine und stieg zu ihrer Mutter ins Auto. Ich sah ihnen nach bis das Auto nicht mehr zu sehen war, es fühlte sich nicht an als würde nur ein Besuch wegfahren, es fühlte sich eher an als würde ein Teil von ihr verloren gehen.
Cara redete immer noch nicht mit mir, auf die Nachrichten hatte sie nicht geantwortet...
Leider änderte dies nichts daran, dass ich in den Unterricht musste, also begab ich mich in Richtung Klassenzimmer. Ich wich Caras Blicken aus und setzte mich neben Ben. Ihm schien das zu gefallen, "Hey guten Morgen." "Auch hey." "Wow. Schlecht geschlafen?" "So in etwa.."
Warum waren seine Augen so grün, so intensiv...
"Dann hol ich dir in der Pause n Kaffee, oder ist dir Cola lieber?" "Also wenn du so fragst, dann Cola. Ist zu warm für Kaffee.", überlegte ich. Ben war ja schon irgendwie süß.
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