Deal
,, Ein Deal?"
Er nickte:
,, Ich lasse dich weitermachen aus welchen Gründen du auch immer hast. Aber dafür bin ich dein Zuhälter."
Ich muss mich verhört haben.
,,Was!?"
,,Ich meine es ernst. Wir beide können die Bedingungen des anderen nicht ausstehen, aber so hätten wir einen Kompromiss."
,,Auf keinen Fall, kümmere dich um deinen eigenen Scheiß!!"
Genervt massierte er sich die Schläfen:
,, Ich dachte wir hätten diese ''Ich rege mich total auf''-Nummer schon durch."
Am liebsten hätte ich geschrien, doch ich wusste, dass es nichts ändern würde.
Okay, versuch den Schaden so gering wie möglich zu halten
,,Du hälst dich bei den Gesprächen mit meinen Kunden raus, du hälst einen Mindestabstand von 5 Metern ein, du kommst eigenständig zu den Orten, wo ich arbeite und auch dort hälst du den Mindestabstand ein, außerhalb der Geschäftszeiten lässt du mich in Ruhe und ich kriege das ganze Geld, kapiert?"
Er schien kurz zu überlegen, doch dann nickte er:
,,Dafür hörst du auf mich, wenn ich dir etwas sage."
,,Deal."
Schweigen kehrte zwischen uns ein, während jeder einfach seinen Blick schweifen ließ. Ich wusste nicht, wohin seiner ging, doch meiner kam immer wieder zu ihn. Er war aber auch ein Blickfang mit seiner Fresse. Und noch dazu war sein Sweater blutig...und stank.
,,Boah, zieh endlich diesen Fummel aus, du stinkst noch die ganze Bude voll."
,,Und was ändert es, ob der 'Fummel' an meinem Körper ist oder nicht?"
,,So kannst du ihn schonmal in der Spüle einweichen, oder wie kriegst du den sauber?"
Er grinste und sein Gesicht sah aus als würde es gleich reißen, doch er zog den Sweater aus:
,,Wenn du mich oben ohne sehen willst musst du das nur sagen."
,,Nur in deinen kühnsten Träumen oder gegen Geld."
Sein Grinsen verschwand und stattdessen rollte er mit den Augen. Anscheinend hatte auch er das Keifen für heute satt, denn er ging wortlos in die Küche und wenig später hörte ich das Fließen von Wasser. Immer noch ungläubig schüttelte ich mit dem Kopf. Das war doch verrückt. Ich hatte einen Mörder als Zuhälter.
Wehe er verschlechtert mein Geschäft.
Schnell würgte ich die letzten Bissen Sandwich runter und ging in die Küche. Er stand an der Spüle, den Sweater im Wasser schrubbend, welches schon jetzt rostrot war. Seine Muskeln konnte man unter dem dünnen Langarmpullover arbeiten sehen.
Wieso können wir nicht einfach ficken und wieder getrennte Wege gehen...
Da ich den Teller wegen diesem Kerl nicht abwaschen konnte, stellte ich ihn einfach auf den Tisch und setzte mich auf die Theke, um ihn besser beobachten zu können. Seine Finger waren flink, kräftig und präzise, so als hätte er mit sowas schon reichlich Erfahrung. Wie lange er wohl schon mordete?
,,Wer war das eigentlich?", fragte ich und nickte zum Blut-Spülmittel-Wasser-Gemisch hin.
,,Nur ein Räuber."
Ich ließ ein kurzes 'Aha' ertönen und schaute ihm weiter zu:
,,Hast du eigentlich Erfahrung mit dem Zuhälter-Dasein?"
,,Nein, aber ich bezweifle, dass man da großartig Hirn braucht."
Ungläubig schüttelte ich den Kopf.
Das wird ja lustig
,,Was?", fauchte er mich an.
,,Na dann viel Spaß."
Etwas stärker fing er an einen eigentlich nicht so auffälligen Fleck zu bearbeiten.
Da ist wohl jemand angepisst. Tja, willkommen im Club, wenn du aufhören willst, die Tür steht jederzeit offen.
,,Wie muss ich dich eigentlich nennen?"
,,Mona Lisa. Bevorzugt mit der Betonung 'Moan-a Lisa'."
,,Zum Teufel werde ich tun."
,,Du wolltest ja unbedingt mein Zuhälter sein, also, leb damit."
Ein Schnauben ertönte von ihm bevor er konterte:
,,Willst du gar nicht wissen, wie ich heiße?"
,,Ich rechne nicht damit, dass ich länger als zwei Tage mit dir als 'Partner' arbeiten werde, also wäre es unnütz ihn zu lernen."
,,Ich kriege kein Geld."
,,Der Preis dafür dass ich dich nicht verpfeife."
Stille. Doch dann, wie ein Blitz, kam er auf mich zugeschossen. Noch bevor ich blinzeln konnte war ich nicht mehr auf der Theke, sondern gegen die Küchenwand gepresst, kaltes, silbernes und vor allem scharfes Metall gegen meine Kehle und nur wenige Zentimeter entfernt der Albino-Breitmaulfrosch. In seinen Augen lag ein Funkeln, welches ich beim besten Willen nicht einordnen konnte. Adrenalin pumpte durch meine Adern und sorgte dafür, dass ich ruhig und aufgekratzt zugleich war. Seine Hand hingegen war so still wie die eines Chirurgen.
Wo hat er denn das Messer plötzlich her?
,,Ich warne dich, auch meine Nerven sind leicht zu strapazieren und du zerrst schon die ganze Zeit an ihnen. Ich habe genauso wenig Bock darauf in deiner Nähe zu sein wie du, am liebsten würde ich dich hier und jetzt beseitigen, so wertlos wie du bist. Doch noch habe ich meine Gründe, also solltest du lieber alles daran setzen, dass diese vorhanden bleiben, wenn dir dein noch so erbärmliches Leben lieb ist."
Seine Stimme war kalt und gefährlich ruhig, leise. Plötzlich fühlte ich mich ganz klein und schwach, doch ich war auch stolz, weshalb ich meinen Kiefer aufeinanderpresste und ihn trotzig in die Augen schaute. Er seufzte und ließ von mir ab, das Messer unter sein Langarmshirt verschwinden lassend. Flüchtig schaute er zu mir, dann griff er sich seine Hoodie; triefend lag sie in seiner Faust:
,,Ich hole dich morgen ab, wehe du gehst im Alleingang los."
Mit diesen Worten stapfte er aus meiner Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.
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