Man lernt nie aus
Nach diesem Gespräch habe ich mich allein in dem Zimmer befunden, da Claude wieder gegangen ist. Also habe ich mich auf den Bauch gelegt und die Flügel einfach nur ausgebreiteter weise an meinen Seiten liegend gehabt. Über das gesamte Bett ausgebreitet. Und so wache ich auch auf, nachdem es geklopft hat. Schlaf scheine ich wohl doch noch zu brauchen. Müde gähne ich und stütze mich mit meinen Händen ab, ehe ich meinen Oberkörper aufrichte und zur Tür sehe. Diese geht langsam auf und die Frau mit dem einen Auge sieht mich an. "Miss Alexandra? Ihre Hoheit verlangt nach Euch und ich solle Euch aufwecken.", meint sie und verbeugt sich. Ich gähne noch einmal und lasse mich auf die himmlische Matratze fallen. "Wenn Alois was braucht, soll er herkommen...", erwidere ich und lege einen Flügel über meinen Kopf.
Nicht lange danach, schlafe ich wieder ein. Werde aber von etwas geweckt, dass auf das Bett springt. "Wach auf!" Langsam hebe ich den Flügel von meinem Gesicht und drehe meinen Kopf, sodass ich ihn ansehen kann. "Was gibts denn...", murmle ich verschlafen und gähne. Sehe ihn müde an. "Ich will frühstücken!", ruft Alois befehlend und sieht mit den blauen Augen zu mir hinunter. Stirnrunzelnd drehe ich mich auf den Rücken. "Und das kannst du nicht alleine?" Einen Moment lang ist es still, ehe er sich schon fast auf mich schmeißt. "Du hast gemeint, dass du darauf achtest, dass ich genügend esse. Also mach auch das, was du sagst!" Mit halb offenen Augen sehe ich ihn an. "Du willst, dass ich jetzt aus dem Bett aufstehe und dir einfach so beim Essen zusehe?" Die blonden Haare des kleinen Jungen wackeln, als er nickt. "Gib mir noch fünf Minuten..." Ich will jetzt nicht aufstehen...!
Da Alois sich noch gewehrt hat und meinte, maulen zu müssen, habe ich ihn gepackt, mich mit ihm auf die Seite gedreht und den Flügel schützend über ihn gelegt. Anfangs hat er sich noch gewehrt, bis wir beide erneut eingeschlafen sind. Ich fühle mich sicher, auch wenn man etwas von mir verlangt. Ich fühle mich wohl. Dass er mich hier her verbannt hat, war wohl eines der besten Dinge, die mir bis jetzt passiert sind. Es ist, als wäre ich endlich daheim angekommen. Hier habe ich ein Gefühl von Zugehörigkeit. Das Gefühl, dass man mich schätzt. Und auch hier wurde ich offensichtlich vermisst. Sonst würde Alois nicht so reagieren. Oder ein Teufel. Es scheint wohl mein letzter wirklicher und sehnlichster Wunsch gewesen zu sein, hier her zurück zu kehren. Und unser Vater hat ihn in Erfüllung gehen lassen.
"Miss Alexandra? Ich soll... Oh." Diese Worte lassen mich aus einem relativ leichten Schlaf aufwachen und ich mache meine Augen auf. Sehe in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Claude steht in der Tür und ich lächle ihn müde an. Alois liegt neben mir auf dem Bett. Tief und fest schlafend unter meinem Flügel. Ich habe einen Arm um ihn gelegt. Die goldenen Augen gehen von mir zu meinem Flügel, den ich lächelnd leicht anhebe, sodass Alois sichtbar wird. Der Teufel nickt und ich kann doch glatt ein leichtes Lächeln sehen. "Alois... Alois, wach auf.", flüstere ich und nehme den Flügel komplett von ihm herunter. Er verzieht das Gesicht und dreht sich zu mir. Brummt kurz und ist dann wieder still. Langsam streiche ich ihm über die weichen Haare. "Alois. Wach bitte auf. Du wolltest frühstücken und es soll nicht schlecht werden, oder?" Langsam gehen die blauen Augen auf und sehen zu mir.
Schlecht gelaunt, sieht er mich leicht wütend an. Doch bevor er etwas sagen kann, setze ich mich auf und strecke mich. "Vielleicht esse ich selbst Mal wieder etwas!", bringe ich raus und blicke Alois noch leicht müde an und gähne. "Na komm... steh auf." Er betrachtet mich noch einen Augenblick, bevor er sich selbst streckt und zur Bettkante rutscht. Leicht schüttle ich den Kopf, ehe ich ihm langsam folge und selbst aufstehe. Ich strecke mich komplett und selbst die Flügel zittern kurz, ehe ich sie entspannt anlege. "Ich glaube so gut geschlafen habe ich als..." Kurz muss ich nachdenken und zucke dann mit den Schultern. "Ich glaube noch nie...!" Alois geht an Claude vorbei und steht im Türrahmen. Erwartungsvoll sieht er mich an. "Kommst du?" Leicht schnaubend gehe ich ebenfalls an Claude vorbei, warte aber auf ihn, sodass wir zu dritt durch das riesige Anwesen gehen können.
Im Speiseraum angekommen, öffnet uns der Teufel ebenfalls die Tür und wir gehen rein. Neugierig sehe ich mich um. In so einem großen Gebäude zu sein ist immer noch ein wenig ungewohnt. Aber es geht. Zwar fühle ich mich beim Schlafen wohl, aber irgendwie ist es etwas anderes, wenn ich wach bin. Mein erster Gedanke ist ein Käfig. Ein Räuspern ertönt und ich sehe in die Richtung. Alois sieht mich leicht genervt an. Claude steht hinter einem Stuhl direkt neben dem Jungen und scheint auf etwas zu warten. Ein wenig verwirrt lege ich den Kopf schief. "Ich... Es tut mir leid, aber so wirklich Ahnung von dem Umgang in so einer gehobenen Umgebung... habe ich nicht wirklich." Im Gegensatz zu vorher, wo ich Alois ein wenig herumkommandiert habe, stehe ich nun verloren herum und weiß nicht, was ich tun soll. Der kleine Junge verdreht nur die Augen. "Setz dich einfach. Sieh mir zu und lerne."
Ein wenig unsicher nicke ich und gehe zu Claude. Möchte mich hinsetzen und spüre den Stuhl schon in meinen Kniekehlen. Überrascht sehe ich nach hinten und lasse die Flügel verschwinden, um besser sehen zu können. Doch Claude nickt nur leicht und versichert mir stumm, dass alles in Ordnung sei. Also setze ich mich hin und der Teufel rückt mich mühelos noch ein wenig nach vorn. Rückt man sich nicht einmal den Stuhl selbst zurecht? Dann beobachte ich jedoch Alois. Wie er das Besteck hält. Welches Besteck er benutzt... Dinge, die ein Engel, der normalerweise keine Nahrung zu sich nimmt, einfach nicht wissen braucht! Und doch lerne ich sie hier. Und wenn ich etwas falsch mache, werde ich von Claude darauf hingewiesen und kann es ausbügeln. Das ist doch etwas. Der eine zeigt es mir und der andere hilft mir. Nette Zusammenarbeit. Aber das sollte ich von den beiden als Arbeitsteilung schon gewohnt sein.
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