Ungewöhnliches Hilfsangebot
Keiner von uns bewegt sich. Ich atme so flach wie es nur geht. Er legt den Kopf schief. Es ist Zedekiel. Unsicher beobachte ich, wie er eine Hand hebt und den Zeigefinger ausstreckt. Und... er deutet mir an, dass ich zu ihm kommen soll? Ich gehe ein wenig zurück. Nicht viel! Einen halben Fuß vielleicht. Dann finde ich den Mut, zumindest zu gestikulieren. Ich deute auf ihn. Lasse dann meinen Daumen über meinen Hals fahren und deute dann auf mich. Will er mich umbringen? Abwehrend hebt er die Hände und schüttelt leicht den Kopf. Deutet mir an, dass er nur reden möchte. Soll ich ihm trauen? Soll ich ihm nicht trauen? Ich weiß es nicht! Außer ihn spüre ich aber niemand anderen hier und ich nicke leicht. Mal sehen, was ein Erzengel von einem Gefallenen will.
Langsam fliege ich zu ihm und lande. Ich lasse trotzdem noch Abstand zwischen uns. Die hellen Augen mustern mich. "Komm näher." Unsicher lächelnd hebe ich eine Hand. "Das... passt schon. Ich kann... gerade nur froh sein, dass du mich nicht jagst." Sein Blick fällt auf meinen linken Oberarm. "Die Engelsmacht. Wer hat dir das gegeben." Ich muss tief Luft holen, um hier nicht gleich eine Panikattacke zu bekommen. "Das... ist eine lange Geschichte. Kurzfassung?" Er nickt. "Ihr habt vor gut... ich denke es waren drei Wochen die Stadt hier komplett gereinigt. Alle sieben Erzengel. Ich... ehm... also. Unser Vater-" Ich hebe meinen Kopf. "Darf ich das noch sagen?" Zedekiel sieht an mir runter und wieder hoch, nickt aber. "Gut. Unser Vater hat mir die Möglichkeit gegeben, zwischen dieser Welt und dem Abgrund zu wandern, nenne ich es einmal. Hat dann aber vergessen zu erwähnen, dass man dieses Wandern nur als Engel beherrscht. Und da er mir die Rechte genommen hat, musste das her, damit ich richtig wandern kann."
Er sieht sich um und deutet mir an, zu folgen. Zögerlich tue ich dies und wir gehen in die Gartenanlage der Kathedrale. "Wenn ich es richtig verstanden habe, warst du in der Hölle, hast dieses Mal bekommen und bist wieder zurück. Und jetzt bist du einfach wieder hier?" Stumm starre ich auf den Rücken, ehe ich tief ein- und wieder ausatme. "Es war eine interessante Zeit dort. Aber hier ist es dann doch... eher wie zuhause. In dieser Welt habe ich ein zuhause. Ich weiß, das mit Isabelle war eine scheiß Aktion und-" "Wer?", unterbricht mich Zedekiel und sieht über die Schulter zu mir hinter. Stirnrunzelnd sehe ich ihn an. "Isabelle. Den Engel der... den ich... umgebracht habe, weil sie jemanden angegriffen hat, der mir nahesteht." Der weißhaarige sieht nachdenklich auf die Seite und nickt dann. "Ach... die Kleine. Sie war eh nichts Besonderes. Ein klein wenig widerspenstig." Perplex mustere ich ihn. Ja, die Erzengel-Aura kommt direkt von ihm. Er IST einer von ihnen. Für einen Moment habe ich daran gezweifelt.
"Sie war ein Engel. Eine, die Dämonen vernichtet hat." Zedekiels Blick wird gelangweilt. "Ja und? Dämonen wird es immer geben. Deine Aufgabe war um einiges besser. Menschen das Leben retten." Er nickt und bleibt stehen, ehe er sich zu mir umdreht. "Was du getan hast, war produktiver. Hat mehr geholfen. Diese Stadt hier hat so viele gläubige Seelen verloren, die DU gerettet hättest. So viele wurden in den Abgrund gebracht, seitdem wir einen Ersatz für dich gebraucht haben. Glaub mir. Es war nicht meine Entscheidung, dass du verstoßen wurdest." Er zieht eine Augenbraue hoch. "Nicht einmal Gabriel oder Michael waren dafür. Diese kleinen... nein. Es waren nicht einmal Fehler. Niemand ist fehlerfrei. Nicht einmal unser Vater. Aber wir konnten nichts tun. Nicht ein einziger Erzengel war für deine Verbannung. ER hat alles entschieden. Hat uns sogar rausgehalten." Zedekiel tritt einen Schritt auf mich zu, während ich stehen bleibe. "Ich frage mich nur, was der Grund dafür war?"
Blinzelnd, stehe ich da und verstehe nichts mehr. "Was für ein... Grund?" Fragend lege ich den Kopf schief. "Wegen dem Verstoßen?" Der Mann vor mir nickt und ich sehe auf die Seite. "Einen Grund..." Schulterzuckend drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm. "Ich weiß nur den Grund, den er mir bei dem Gespräch genannt hat, bevor ich schneller auf die Erde gestürzt bin, wie noch nie zuvor! Was war das nochmal... ehm..." Ich hebe einen Finger. "Ich habe ihm meine Meinung gegeigt." Zweiter Finger geht hoch. "Ich habe mich abgewandt, nachdem er mir 762 Jahre nicht auf ein einziges Gebet geantwortet hat." Dritter Finger geht hoch. "Ich bin ein wenig ausgetickt als er gemeint hat, dass er jedes meiner Gebete gehört, aber nicht darauf antworten wollte, weil er keine Zeit hat." Finger Nummer vier. "Ich habe laut seiner Aussage Schande über ihn und die Engel gebracht." Ein Finger ist noch unten. Ich sehe die Hand an. Dann Zedekiel und hebe den letzten Finger. "Und ich war ein Arsch. Such dir einen der Gründe aus."
Der Erzengel hört mir zu und zieht seine Augenbrauen bei dem letzten gesprochenem hoch. "Ich hätte dich nie für einen Arsch gehalten, meine liebe." Langsam lasse ich die Hand sinken. "Alexandra reicht aus." Seufzend streiche ich mir durch die Haare. "Kannst du etwas, was andere nicht können? Schon als Engel?" Überrascht über diese Frage, sehe ich zu ihm hoch und runzle die Stirn. "Ich beherrsche zwar das Zauberspiel nicht. Kann aber heilen." Zedekiel wird aufmerksam und richtet sich ein wenig auf. "Interessant. Sonst noch etwas, was ich wissen sollte?" Nachdenklich sehe ich auf den Boden. "Ist es normal, die Auren zu spüren? Also Dämon, Engel und Erzengel? Und die Stärke dadurch zu spüren?" Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er den Kopf schief legt. "Nein. Diese Kraft ist selbst uns Erzengeln verborgen. Oder besser gesagt wusste ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, dass so etwas möglich ist." Geschockt hebe ich den Kopf. "Das ist auch nicht normal?!"
Zedekiel zieht seine Augenbrauen hoch. "Was ist mit deiner Waffe?" Leicht überfordert starre ich ihn an, ehe ich das stumpfe Schwert erscheinen lasse. Es sind immer noch Einkerbungen zu erkennen. Risse. "Es schneidet kaum, also... wirklich als Waffe bezeichnen kann man es eigentlich nicht.", erwidere ich und zucke mit den Schultern. "Darf ich?" Ich nicke und gebe ihm das Schwert, welches er neugierig betrachtet. Er testet die Balance, wie man es Schwingen kann und sogar die Schärfe! Obwohl ihm nichts passiert. "Wirklich stumpf. Eigentlich zu nichts zu gebrauchen.", murmelt er und gibt mir das Schwert zurück. Bevor ich es verschwinden lasse, hebt er noch seine Hand. "Wie wäre es. Ein kleiner Kampf?" Sofort weiche ich zurück, doch er lächelt ruhig. "Nein, keine Sorge. Ich werde dich nicht töten und ich werde versuchen, dich nicht zu verletzen. Ich will nur wissen, ob sich bei deinem Kampfstil etwas Außergewöhnliches zeigt. Etwas, das unseren Vater vielleicht darauf gebracht hat, dich zu verbannen." Will ein Erzengel mir gerade helfen?
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