Hütchenspiel
Im ersten Augenblick bin ich geschockt! Erinnere mich aber daran, was Lilith zu mir gesagt hat, als sie wieder über Sex geredet hat. 'Lass deinen Körper führen. Er weiß automatisch mehr als du.' Also tue ich es. Entspanne mich und schalte meinen Kopf aus. Ich erwidere den Kuss und lege meine Hände an seine Wangen. Halte ihn so ein wenig fest. Nicht lange danach, löst er sich von mir und wir sehen uns an. "Liebe... Damit sollten wir Teufel wirklich nichts am Hut haben.", meint er und lächelt. "Wie gut, dass ich keinen trage." Kopfschüttelnd sehe ich auf die Seite. Dieser Mann wird entweder dafür verantwortlich werden, dass ich wirklich glücklich werde, oder dass ich die Welt in Stücke reiße. "Hey. Wer hat gesagt, dass du wegsehen darfst?" Mein Kopf wird wieder zu ihm gedrückt und wieder liegen seine Lippen auf meinen.
Langsam lässt er sich nach hinten fallen und hält mich währenddessen fest. Leicht hebe ich meinen Kopf und sehe ihn an. Schnaube leise und kann nur noch lächeln. "Teufel sind doch sonst immer so böse. Ich habe wohl eine gute Wahl getroffen." Claude hingegen zieht seine Augenbrauen hoch. "Eine Spinne wird die Opfer in ihrem Netz töten. Aber ist dennoch handsam, wenn es um die Hand geht, die sie so sanft streichelt und ihr Ruhe gibt.", erwidert er ruhig und streicht mit seiner Hand durch meine Haare. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und schließe halb die Augen. Dann ein schmunzeln. "Du warst wirklich ziemlich eifersüchtig, als du den Block gefunden hast, stimmts?" Mitten in der Bewegung stoppt er und ich spüre ein leichtes Schnippen gegen meine Stirn. Dann fährt er aber weiter durch meine Haare. "Man kann es als Eifersucht bezeichnen. Ich sehe es eher als kalte Wut und dem Drang, denjenigen einen qualvollen Tod zu bereiten, der außer mir noch an dich herankommt."
Ein leises Lachen entkommt mir. "Das ist das liebste und gleichzeitig das unheimlichste, was ich so in einem Satz jemals gehört habe. Und unser Vater hat mich mit dem Gefallen auf die Erde verbannt, dass ich wandern kann." Sein dunkles Kichern vibriert in seiner Brust und jagt mir einen leichten Schauer über den Rücken. "Man muss doch immer wieder Überraschungen bereit halten, nicht wahr?" Ich liebe den Kerl. "Mh... apropos Überraschungen..." Ein leicht vorwurfsvoller Blick trifft mich. "Du hast nicht schon wieder einen Erzengel beschworen, oder?" Ich verdrehe die Augen. "Das wäre keine Überraschung mehr. Nein, was komplett anderes." Mit einem unsicheren Lächeln sehe ich zu ihm hoch und fahre mit meinem Finger an der Seite seines Oberkörpers entlang. "Also... theoretisch möchte dich mein Bruder kennen lernen. Und Lilith." Die goldenen Augen werden schmal, doch ich nicke nur. Seufzend legt er den Kopf auf das Kissen. "Ist das wie dieser obligatorische Besuch bei den Eltern der zukünftigen?"
Wir reden noch ein bisschen, bis mir einfach irgendwann die Augen zufallen. Und ich schlafe auf Claude ein. Wissend, dass ich mir jetzt keine Sorgen mehr über das Thema Liebe machen muss. Zumindest nicht darum, ob er sie erwidert oder nicht. Denn auch, wenn er es noch nicht gesagt hat, sind die Taten teilweise mit mehr Worten behaftet, als es ein einzelner Satz je schaffen könnte. Der Schlaf ist ruhig. Tief. Fest. Ich wache nur auf, als ich sanft heruntergehoben werde. "Schlaf weiter. Ich muss aufstehen und das Frühstück vorbereiten. Willst du etwas spezielles?" Mein Finger, der auf ihn deutet, scheint aber nicht zu zählen. "Etwas, was du auch vor Ihrer Hoheit zu dir nehmen kannst?" Ist das etwa eine Herausforderung? Leicht provokant deute ich wieder auf ihn, doch er nimmt diese Hand nur und haucht einen Kuss darauf. "Ich werde mir etwas einfallen lassen und dir auch neue Kleidung bringen. Schlaf weiter, bitte. Du siehst viel zu erschöpft aus." Stur, wie ich zu sein scheine, beobachte ich ihn noch beim Anziehen, ehe er aus dem Zimmer geht, ich mir die Decke über die Flügel schmeiße und wieder einschlafe.
Mir wird die Luft aus den Lungen gedrückt und augenblicklich bin ich wach. Mein Rücken tut mir weh und ich hole tief Luft, bevor ich langsam meinen Kopf drehe. "Alois... du bist jetzt nicht wirklich auf mich drauf gesprungen, um mich aufzuwecken, oder?", brumme ich leise und sehe den blondhaarigen Jungen an, der auf meinem Rücken sitzt. "Nach was sieht es denn aus? Und jetzt steh auf! Du hast das Frühstück schon verpasst und ich will nicht allein Mittagessen!" Trotz der überaus wirksamen Aktion des Aufweckens, kann ich nur lächeln. "Dann geh von mir runter." Während ich gähne, krabbelt er zum Bettrand und ich setze mich auf. Reibe mir meine Augen und rutsche selbst zum Bettrand. "Hast du gut geschlafen?", frage ich noch leicht verschlafen und gähne, ehe ich ihm kurz durch die Haare fahre. Er sieht aus, als wäre er ein wenig überfordert. Doch dann nickt er. "Ziemlich gut!" Ich lehne mich nach vorn und lege meine Lippen auf seine Haare. "Dann ist es gut. Würdest du draußen auf mich warten? Dann zieh ich mich um, in Ordnung?"
Wirklich überrascht, dass er hört und sich auch gewisse Manieren angeeignet hat, bin ich schon! Aber ich bin froh darüber. Claude hat mir neue Kleidung hingelegt, die ich anziehen kann, ehe ich mit Alois die Flure entlang gehe. "Und heute wird mein wertgeschätzter Kollege Ciel kommen! Dass du dich darauf einstellen kannst!", ruft Alois und tänzelt schon fast vor mir hin und her. Doch sein Tonfall bei 'wertgeschätzt' ist einer, der kälter nicht sein könnte. Zwar verstehe ich, dass er ihn bis aufs Blut hasst, weil Luca deswegen damals umgekommen ist, aber ich werde es nicht zulassen, dass er Ciel etwas antut. "Reiß dich zusammen, Alois. Du wirst Ciel nicht umbringen, ist das klar?" Sofort ist der kleine Junge in Angriffsstellung, beruhigt sich aber relativ schnell wieder. Dennoch ist er sauer. "Wie wärs...", fange ich an und lächle leicht. "Wir fliegen nachher eine Runde?" So ist er wenigstens schnell abgelenkt, da er augenblicklich Feuer und Flamme ist.
Im Speiseraum angekommen, wartet Claude schon auf uns und ich kann mir ein etwas breiteres und vielsagendes Lächeln nicht verkneifen. Auch seine Mundwinkel gehen für einen Augenblick hoch, ehe er Alois den Stuhl zurechtrückt und es auch bei mir tut, als ich mich hinsetze. Die Flügel habe ich verschwinden lassen. So ist es einfacher. Für mich als Frühstück und für Alois als Mittagessen, gibt es eine Selleriesuppe mit Gemüsechips, als Hauptgang eine geschmorte Lammkeule mit Zitronen-Butterkartoffeln und als Nachspeise, wie Claude es genannt hat, ein 'Suspiro a la Limeña'. Eine Süßspeise mit gesüßter Milch, Zucker, Portwein, Sahne und Zimt. Unaussprechlicher Name! Aber ausgesprochen gut. Ein wenig traurig sehe ich die leere Schüssel an, aber was solls. Alois hat eh schon aufgegessen und ist schon aufgestanden. "Könntest du bitte sitzen bleiben, bis jeder am Tisch fertig ist?", frage ich ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue und ich bekomme einen Todesblick! Aber er setzt sich wieder hin.
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