Dave
Hinter mir bewegt sich das Wesen und sofort starrt der schwarzhaarige es an. "DU bleibst liegen!", zischt er und ich verdrehe die Augen. "Lass ihn doch!" Wütend sieht er zu mir. "Er wollte dich fressen!" "Weil er seine Arbeit getan hat und wir ein Wettfliegen hatten, in dem es aussah, als würdest du mich jagen!" "Was ich nicht getan habe!" "Woher soll ER das wissen?" Ich gehe zu dem Kopf und streiche über die Narbe. "Da tut man seine Arbeit und wird dafür noch halb umgebracht... ich versteh dich... Mich hat man verstoßen. Auch nicht super, aber immerhin lebe ich noch." Das Wesen schnaubt und sieht mich an. "Jap... er war schon früher so. Ein Dickschädel, wie er im Buche steht." Ein leises Grummeln aus der Kehle des Wesens, ehe es für einen Moment die Augen schließt und sie dann wieder öffnet. "Du hast nur deine Arbeit getan. Ich bin dir deswegen nicht böse."
Lucifer und Lilith sehen sich die Konversation zwischen uns beiden an und bleiben still. "Na komm. Steh auf.", gebe ich ihm zu verstehen und trete einen Schritt zurück, ehe er wirklich aufsteht. Ich lege meinen Kopf in den Nacken. "Ihr wollt echt alle, dass ich mich klein fühle, oder nicht?" Ein wenig genervt, verschränke ich meine Arme und sehe zu dem Pärchen. "Was... noch nie einen Zwerg gesehen?", murre ich und bleibe starr stehen, als etwas Nasses und Langes mich von unten nach oben abschlabbert. Langsam mache ich meine Augen auf und sehe wieder nach vorn. Wie ein kleiner Hundewelpe sieht mich das Wesen an. Der Kopf wieder auf dem Boden. Die Schwanzspitze leicht hin und her gehend. Ich wische mir mein Gesicht ab und blicke dann an mir runter. "Also ich dachte nicht, dass ich ein Bad bekomme." Das ist das einzige, was ich irgendwie rausbekomme.
Müdigkeit meldet sich. Ich gähne und strecke mich und meine Flügel, ehe ich zu dem Wesen gehe. Immer noch keine Ahnung, was es ist, aber er scheint mich nicht fressen zu wollen. "Du bist ein Kerl?" Anstatt seiner Antwort, kommt die von Lucifer. "Ja. Und er kann froh sein, dass du dich gegen seinen Tod ausgesprochen hast! Ansonsten hätte ich ihn umgebracht!" Beruhigend klopfe ich seinen Kopf, klettere auf seinen Hals und lege mich dort einfach drauf. "Du heißt jetzt Dave.", bringe ich raus und lasse meine Arme, Beine und Flügel von seinem Hals hängen. Er bewegt sich keinen Millimeter. "Alex, Schätzchen? Alles in Ordnung?", ruft Lilith fragend und ich sehe zu ihnen runter. "Heilung braucht Kraft. Gebrochene Knochen brauchen Heilung. Ich brauche jetzt Schlaf." Ich lege meine Hand auf den Hals. "Dave? Kannst du Lucifer und Lilith folgen? Bitte..."
Dave, wie ich das Monster jetzt einfach genannt habe, bewegt sich vorsichtiger als eine schwangere Frau auf einem Steinweg, als er den beiden folgt. Klar, der Start für das Fliegen ist ein wenig holprig, aber ich kann mich dran gewöhnen. Ich schlafe auf seinem Hals ein und werde geweckt, als Lucifer mich von dem Hals vorsichtig herunterhebt. "Ich bin wach! Ich-" Ich gähne. "Ich bin wach...", murmle ich und werde von Lucifer besorgt angesehen. "Ist das mit dem Heilen und der fehlenden Energie so schlimm?" Ich nicke. "Und egal wie viel ich übe... Das wird nicht besser. Aber du kannst mich wieder runterlassen." Zwar werde ich runtergelassen, aber ich werde weiterhin beobachtet. Noch ein wenig müde, gehe ich zum Wesen und gehe direkt vor seiner Schnauze in die Hocke. "Dich hätte ich gern als Wache an meiner Seite.", gebe ich zu und kraule ihn mit beiden Händen unter dem schuppigen Kinn. "Alex! Komm jetzt!" Ich verdrehe die Augen, lasse ihn aber wieder los. "Na dann... Viel Spaß bei der Arbeit, Dave!" Und mit diesen Worten laufe ich zu Lucifer und Lilith.
Wir betreten ein großes Schloss. Das ist kein Anwesen mehr, das ist ein Schloss. Eine große Eingangshalle und viel, VIEL mit schwarzem Stein. "Und? Was denkst du? Wenn du hier mal Urlaub machst und uns besuchst, kannst du super gern hier schlafen!", ruft Lilith und ich muss mich zurückhalten, nicht die Wahrheit auszuspucken. Es ist nämlich ziemlich kahl. "Ich kann ein Zuhause nicht nur nach einem Zimmer beurteilen, Lilith.", erwidere ich diplomatisch und lächle. "Wenn ich herausgefunden habe, wie ich willentlich reise, dann komme ich auf jeden Fall öfters hier her!" Lucifer schmunzelt. "Zwei Dinge. Erstens, nimmst du dann den Kerl mal mit. Ich werde ihn mir ansehen. Und zweitens." Er schnipst mit den Fingern und der Raum beginnt, sich zu verformen. "Du glaubst doch nicht wirklich, dass DAS unser Zuhause ist. Kahl. Kalt. Ungemütlich." Ich bin froh, dass er diese Worte in den Mund genommen hat, nicht ich.
Perplex beobachte ich, wie sich alles hier verändert. Aus kahlem schwarzem Stein wird eine schöne schlicht tapezierte Wand. Diese ist mit verschiedenen Gemälden versehen. In einem Ofen knackt das Feuer. Ein Sofa ist im Raum zu sehen, zwei dazu farblich passende und mit dem Polster angepasste Sessel. Ein Wohnzimmertisch. Der Boden ist ein helles Holz. Bücherregale und Vitrinen mit den verschiedensten Dingen sind zu sehen. "Wow..." Lucifer grinst. "Gib es zu. Das vorhin war komplett bescheuert.", meint er und ich lege mir eine Hand auf den Hinterkopf. "Es war... durchaus eine interessante Entscheidung, aber es wäre nicht mein Geschmack.", erwidere ich und Lilith schmunzelt. "Deine Schwester hat eindeutig diplomatischere Charakterzüge als du." Kichernd halte ich mir eine Hand vor den Mund. "Du hast keine Ahnung, wie er früher war!" Lucifer sieht mich warnend an. "Alex...?" Da will wohl jemand nicht, dass ich etwas aus der Vergangenheit ausplaudere.
Ein paar Minuten später sitzen wir gemütlich auf dem Sofa, Lilith schallend lachend neben mir, Lucifer mit einem hochroten Gesicht, welches er in seinen Händen verbirgt nach vorne gebeugt auf einem der Stühle. Und ich trinke gemütlich meinen Tee. "Das wird Konsequenzen haben...", murrt Lucifer und sieht dann zu mir. Lilith bekommt kaum noch Luft, aber sie kann sich um sich selbst kümmern. Gelassen erwidere ich den Blick meines liebsten und jetzt einzigen Bruders. "Ich würde den Kerl, den ich anscheinend liebe, ja gern herholen und du könntest ihm alles erzählen, was ich damals gemacht habe!" Lächelnd stelle ich die Tasse ab. "Es gibt nur zwei Probleme. Erstens habe ich damals nichts gemacht, was peinlich genug wäre und zweitens habe ich keine Ahnung, wie ich wieder auf die Erde komme." Seine Augen werden schmal. Er hasst es abgrundtief, wenn ich recht habe.
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