Aufklärung
Lucifer dreht sich um und geht, doch ich setze mich auf den Boden und ziehe die Hose unter Schmerzen hoch. "Kommst du? Du-" Der schwarzhaarige erstarrt, als er mein Bein sieht. Blau. Angeschwollen und nicht mehr wirklich gerade. Dann gehen seine Augen sofort zu dem Wesen hinter mir, welches sich nicht bewegt hat. Mahnend hebe ich einen Finger. "Lucifer! Nein! Ich kann das wieder richten. Du weißt nicht, was meine Fähigkeiten sind. Zwar habe ich das Zauberspiel nicht, aber dafür kann ich etwas anderes." Tief atme ich durch und lege meine Hände auf das Bein. Bringe den Knochen unter leisem Fluchen wieder in die richtige Position und starre erst einmal mit zusammengepressten Kiefern in den Himmel, ehe ich weiter mache. Ich lege erneut die Hände auf mein Bein. Schließe die Augen. Konzentriere mich. Den Knochen konnte ich richten. Jetzt muss ich ihn heilen lassen. Die Knochenhaut. Die Blutgefäße. Muskeln und Sehnen.
Nach einiger Zeit ist nur noch eine leichte rötliche Verfärbung zu sehen und ich lasse meinen Kopf sinken. "Das ist zwar anstrengend...!", bringe ich raus, lehne mich nach hinten an den Kopf des Tieres und sehe zu Lucifer. "Aber echt besser als so manch anderes Zeug!" Der schwarzhaarige kommt sofort zu mir und kniet sich neben mich. "Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?" Ein weiterer warnender Blick hinter mich, doch auch ich sehe ihn warnend an. "Alles in bester Ordnung." Er steht auf und hält mir eine Hand hin. "Ich kann es nicht glauben, dass du so erwachsen geworden bist. Früher war dir alles zu viel... und jetzt?" Kichernd nehme ich seine Hand und stehe auf. "Tja. Jetzt bin ich ein gefallener Engel in der Hölle und mit dem Zusatz, dass ich wieder auf die Erde kann. Wenn... ich rausfinde, wie ich hierhergekommen bin und wieder zurück auf die Erde komme." Lucifer legt mir eine Hand unter mein Kinn. "Warum bleibst du nicht bei mir, meine kleine?"
"Weil du schon eine Frau hast, du verdammter Casanova!", ruft eine Stimme und wir sehen hoch in den Himmel. Eine Frau mit ebenfalls schwarzen Flügeln kommt zu uns geflogen. Ihre Haare schimmern in einem leichten lilafarbenen Ton, sind aber sonst eher schwarz. Ihre Haut ist so hell wie die eines normalen Engels. Ein schwarzes, elegantes Kleid, ebenfalls mit einem gewissen lilafarbenen Ton. An ihren Oberarmen trägt sie silbernen Ringschmuck, genau wie an den Handgelenken. Sie landet und sieht mich abwertend an, ehe sie Lucifer zu einem langen Kuss zu sich zieht und ihn loslässt. Ich hingegen grinse nur. "Du hast dir echt eine gute geholt.", gebe ich zu meinem Bruder und strecke ihr dann meine Hand hin. "Hallo! Ich bin Alexandra. Eine Schwester von Lucifer und... man kann nicht sagen frisch, aber durchaus noch nicht lange ein gefallener Engel!" Ihre Augen gehen musternd an mir hoch und runter. "DIE Schwester, Alex. Die anderen sind schon lange nicht mehr Teil meiner Familie.", brummt Lucifer und legt mir eine Hand auf die Schulter.
Dann deutet Lucifer auf die Frau. "Darf ich vorstellen? Das ist Lilith. Sie-" "ENDLICH EIN MÄDCHEN!", kreischt sie, nimmt mich in den Arm und drückt mich so fest, dass ich glaube, dass der Schlag von dem Wesen hinter mir nur ein sanftes Streicheln war. "Sie bleibt eindeutig bei uns. Und sie kriegt die richtige Kleidung! Und etwas zu essen. Sie ist viel zu dünn! Und dann müssen wir ihr ein Zimmer geben!" Ich weiß nicht, ob ich jetzt plötzlich adoptiert worden bin, oder nicht. Vorsichtig werde ich runtergelassen und Lilith ist eine komplett andere Person. Sie streicht mir die Haare aus dem Gesicht und lächelt sanft. "In Ordnung. Ich werde dir eine Reihe an Kleidern zur Auswahl geben und dann werden wir sehen, welcher Lippenstift dir am besten steht. Ich freu mich so!" Nicht wissend, was ich tun soll, sehe ich zu Lucifer. Dieser hat sich aber nur eine Hand auf sein Gesicht gelegt und schüttelt den Kopf.
"Lilith, Schatz. Sie ist immer noch meine Schwester, nicht unser Kind. Außerdem bleibt sie nicht für lange. Mein Schöpfer hat ihr die Fähigkeit gegeben, zwischen hier und der Erde zu wandeln, bevor er sie verstoßen hat. Und Alex hat auf der Erde scheinbar noch etwas zu erledigen." Lilith wirkt enttäuscht, legt aber trotzdem einen Arm um mich. "Ein Teil der Familie ist sie so oder so. Wie ich sie behandle, ist mir überlassen.", meint sie und sieht dann zu mir runter. "Und welche Dinge musst du denn bitte noch auf der Erde erledigen?" Ich schlucke, da auch Lucifer neugierig ist. "Ehm... also... Ich bin so etwas wie... die Erziehungsberechtigte für einen kleinen Jungen, der überhaupt keine Manieren hat." Mit schmalen Augen beugt sich mein Bruder zu mir hinunter. "Du hast ein Kind?" Perplex sehe ich ihn an. "Also zumindest nicht geboren! Dazu brauche ich das andere Geschlecht. Nein, nein. Der Kleine ist nur verdammt unerzogen. Und er hat zu viel Macht, die er ausnutzt. Jetzt ist er eh schon wieder ruhiger, aber... ich will nicht wissen was für einen Aufstand er anzettelt, weil ich nicht da bin."
Ich erkläre den beiden die ungefähre Konstellation, wobei ich mit keinem Wort erwähne, dass ich mich körperlich und ich denke auch emotional zu einem Teufel hingezogen fühle. Der Part ist nur für mich bestimmt. "Also passt du auf einen kleinen Jungen auf, bist mit Dämonen umgeben und hast auch den gegnerischen Teufel dazu gebracht, dich zu mögen?" Ich nicke. "Und du bist mit denen in die Stadt, obwohl ein ERZENGEL dort war?" Wieder ein nicken. "Und du hast einen Engel für diesen Teufel getötet." Nun ein wenig unsicher, nicke ich erneut. Lucifer schmunzelt und sieht mich wissend an. "Der muss dir ja echt was bedeuten." Mit zusammengepressten Lippen sehe ich zu ihm hoch. Mein Kopf wird immer wärmer und er sieht höchst amüsiert dabei zu. "Meine kleine Schwester ist verliebt!", ruft er lachend und ich stocke. "Das... ist Liebe?" Der schwarzhaarige sieht von mir zu Lilith und dann wieder zu mir. "Sag mir nicht, dass du das mit den Emotionen noch nicht kennst."
Auch das erkläre ich ihm und sage dazu, dass ich meine Lehrstunden bekomme, damit ich alles richtig kennen lerne. Seufzend schüttelt er den Kopf. "Ja, Alex. Das ist Liebe. Du willst nicht ohne ihn sein und willst zu ihm zurück." Ich nicke. "Du willst ihn unter allen Umständen beschützen." Wieder ein nicken. "Du würdest dein Leben für seines Geben, was du an sich irgendwie getan hast." Zögerliches nicken. "Du willst ihn nur für dich und nicht mit einer anderen Person sehen, mit der er näher zusammenkommen könnte." Etwas überfordert sehe ich auf die Seite. "Er... hat dahingehend eigentlich nur seinen Vertragspartner.", murmle ich leise. "Du genießt die gemeinsame Zeit." Sogar ein etwas heftigeres nicken. Lucifer legt eine Hand auf meinen Kopf. "Du bist verliebt, kleines. Willkommen in einer der gefährlichsten und gleichzeitig besten Emotion eines Menschen." Unsicher, was er damit meint, sehe ich zu ihm hoch, doch er wirkt zuversichtlich und das wirkt sich auf mich aus.
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