5. Richtig tief in der Scheiße
I Think I'm OKAY - Machine Gun Kelly, Yungblud & Travis Baker
(hört euch dieses Lied gerne an :) Ich liebe es und finde, es passt super zu Dylans Situation)
Dylan's point of view:
Unruhig wälzte ich mich hin und her. Ich lag schon seit mindestens zwei Stunden wach, dabei hatte ich bereits zwei Schlaftabletten genommen, aber bisher konnte ich nichts von ihrer Wirkung spüren. Wahrscheinlich würde ich diese Nacht wieder so gut wie gar nicht schlafen.
Meine Schlafprobleme waren in den letzten Wochen wieder deutlich schlimmer geworden, was ich vorwiegend auf den Stress mit der Uni schob. Gleichzeitig wusste ich aber, dass ich nur versuchte, mir das einzureden. Neben dem Prüfungsstress belasteten mich zur Zeit so viele Dinge, sodass ich das Gefühl hatte, dass mein Kopf bald platzen würde.
Da war zum Beispiel die Sache mit Jase, dem es nach der Trennung von Linea echt scheiße ging. Auch wenn er es nicht offen zugab, merkte ich als sein Freund doch, wie sehr er darunter litt. Ich wünschte mir so sehr, dass er bald die Richtige treffen würde und dann endlich wieder glücklich sein könnte.
Dann gab es noch den Vorfall mit dem ekeligen, perversen Schwein von einem Professor, der Valerie sexuell belästigt hatte. Ich hatte Valerie noch am selben Tag zu den Studienkoordinatoren geschleppt und den Vorfall gemeldet. Diese wollten den Fall erstmal untersuchen und weitere Studenten befragen, woraufhin ich fast ausgerastet wäre und vor Wut am liebsten den dicklichen Herren mit Brille am Kragen gepackt und geschüttelt hätte.
Wie konnte man es als Verantwortlicher für so viele Studenten zulassen, dass so ein Professor auch nur ein Tag länger an einer Universität unterrichten durfte?! Nach einer hitzigen Diskussion hatte der Koordinator dann schließlich zugestimmt, dass Mister Underwood-Cooper bis zur Klärung des Falls nicht unterrichten durfte, womit ich mich dann schließlich vorerst zufrieden gegeben hatte.
Zu Hause hatte ich aber direkt meinen Anwalt eingeschaltet und ihn darauf angesetzt, diesem widerlichen Wixxer die Hölle heiß zu machen. Durch meine Eltern, die ja ebenfalls Anwälte waren, hatte ich die besten Connections und dementsprechend gehörte Mister Clarke zu den Top-Anwälten Amerikas. Es würde ihm also ein Leichtes sein, dafür zu sorgen, dass dieser Creep nie wieder in die Nähe meiner Freundin kam.
Aber das größte Problem und der wahrscheinlichste Grund warum ich hier wachlag, war mein schlechtes Gewissen. Seit der Nacht plagten mich schreckliche Gewissensbisse und ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, ruhig neben Valerie zu liegen und so zu tun, als wäre nie etwas passiert.
Ich hätte es ihr gleich sagen sollen, ich hätte ihr direkt am nächsten Tag erzählen sollen, was passiert war. Dass ich mit Ace auf die Party gegangen war, dass ich mich hemmungslos betrunken hatte und dass ich ihr fremdgegangen war.
Am Anfang hatte ich versucht mir selbst einzureden, dass ich das auch im betrunkenen Zustand niemals getan hätte, aber seit etwa zwei Wochen hatte ich die Gewissheit. Ich hatte ich mich in dieser Nacht tatsächlich dazu hinreißen lassen, mit einer anderen zu schlafen und hatte Valerie, das Mädchen, das ich über alles liebte betrogen. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu soetwas fähig war, auch nicht im komplett besoffenen Zustand, aber die Bilder, die sie mir geschickt hatte, ließen keine Fragen offen.
Ich hasste mich dafür, ich hasste mich dafür, was ich Valerie angetan hatte und dieser Hass in mir wurde jeden Tag stärker. Hatte ich ihr nicht damals versprochen, sie nie wieder zu verletzten? Ich wollte nichts lieber tun, als dieses Versprechen zu halten und wahrscheinlich hatte ich es deshalb noch nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen, dass ich ihr fremdgegangen war.
Ich hatte es so oft versucht, ich hatte immer wieder dazu angesetzt und meinen Satz dann abgebrochen, wie auch heute Abend. Es war die perfekte Chance gewesen, Valerie endlich zu sagen was los war, aber ich hatte es mich nicht getraut, weil ich ein verdammtes Weichei war. Ich hatte Angst sie zu verlieren, denn ich wusste, dass ich das nicht noch ein weiteres Mal aushalten würde. Und so sehr ich mich auch für meinen Egoismus hasste, so war ich doch nicht in der Lage mich zu ändern.
Ich wollte es nicht als Ausrutscher kleinreden, ich hatte echt richtig scheiße gebaut, aber ich hatte gehofft, trotzdem einfach so weiterzumachen wie zuvor. Bis vor kurzem war mir das auch noch ganz gut gelungen, denn da hatte ich mich wie ein Ertrinkender an die Hoffnung klammern können, dass ich zu so etwas niemals in der Lage gewesen wäre. Aber seit dem ich die Bilder von diesem Abend gesehen hatte, bestand kein Zweifel mehr, ich hatte Valerie betrogen.
Es war eine Racheaktion gewesen und sie hatte schamlos ausgenutzt, dass ich komplett betrunken gewesen war, deshalb hatte sie auch Bilder gemacht und jetzt erpresste sie mich mehr oder weniger damit.
Am Anfang hatte sie mir nur geschrieben, ob wir uns treffen könnten, denn sie müsste mir etwas Wichtiges mitteilen, aber diese Nachrichten hatte ich eiskalt ignoriert. Gerade als ich ihren Kontakt eigentlich blockieren wollte, hatte sie mir dann die Bilder geschickt und gefordert, dass ich mich mit ihr traf, ansonsten würde sie Valerie diese Bilder zeigen. Auch diese Nachrichten hatte ich ignoriert, in der Hoffnung, dass sie mich dann einfach in Ruhe lassen würde, aber dann hatte sie mich heute Nachmittag tatsächlich angerufen. Ich hatte nicht lange mit ihr telefonieren können, weil ich nicht wollte, dass die anderen sich wunderten, wo ich blieb, deshalb hatte ich ihr gesagt, ich würde sie heute Nacht zurückrufen.
Ich griff nach meinem Handy und entsperrte den Bildschirm, es war kurz nach ein Uhr. Mit leisen Schritten schlich ich mich aus dem Zimmer, bedacht darauf, Valerie nicht zu wecken. An der Tür drehte ich mich noch ein Mal kurz zu ihr um und betrachtete sie einen Augenblick, wie sie dort so friedlich lag und schlief. Mit ihren langen, blonden Haaren sah sie aus wie ein Engel. Mein Engel.
Es tat mir so leid, dass sie sich so große Sorgen um mich machte, dass hatte ich nicht verdient. Allgemein hatte ich es nicht verdient, eine so tolle Frau an meiner Seite zu haben, wo ich ihr doch solche schrecklichen Sachen antat.
Vorsichtig schloss ich die Tür und ging in die am anderen Ende der Wohnung liegenden Küche, rüber. Ich lehnte mich an die Küchentheke und atmete ein Mal tief ein und aus, um mich zu sammeln und auf das kommende Gespräch vorzubereiten. Dann suchte ich nach ihrer Nummer und drückte auf Wählen, auch wenn sich alles in mir dem widerstrebte.
Es klingelte ein paar Mal, dann wurde abgehoben.
"Endlich rufst du an, hat ja ganz schön gedauert", meckerte sie auch so gleich, wobei mir ihre quitschige Stimme bereits nach diesem einen Satz höllisch auf den Sack ging.
"Beschwer dich nicht, sag mir lieber endlich, was Sache ist!", verlangte ich barsch, ich hatte echt keine Lust auf irgendwelche unnötigen Wortwechsel. Sie sollte einfach verdammt nochmal sagen, was sie jetzt von mir wollte und warum sie sich so dringend mit mir treffen wollte. Am liebsten hätte ich mit dieser Person nach der High School nie wieder etwas zu tun gehabt, aber wie so oft durchkreuzte das Schicksal meine Pläne.
"Hast du etwa schlechte Laune?", kicherte sie am anderen Ende der Leitung. So langsam verwandelte sich meine Genervtheit in richtige Wut auf sie.
"Ja habe ich und meine Laune wird für dich gleich unerträglich, wenn du mir nicht verdammt nochmal sagst, was du von mir willst", knurrte ich. Meine Stimme klang dabei eiskalt und ich hoffe, dass sie dadurch etwas eingeschüchtert war. Anderseits hatte sich dieses Mädchen noch nie durch irgendwas einschüchtern lassen.
"Uhhh da habe ich jetzt aber Angst", meinte sie ironisch, was mich nur noch mehr zur Weißglut trieb. "Aber ich will mal nicht so sein. Also, den Grund warum ich mich nach so langer Zeit bei dir melde, möchte ich dir, wie gesagt, lieber persönlich mitteilen. Ich schreibe dir die nächsten Tage, wann und wo wir uns treffen werden und ich erwarte, dass du da bist. Ich möchte die schönen Bilder von unserer gemeinsamen Nacht nur ungern an Valerie weiterleiten, aber wenn du nicht beim Treffpunkt bist, sehe ich keine andere Möglichkeit. Bitte lass uns das einfach wie Erwachsene regeln, Dylan."
Pah, wie Erwachsene regeln?! Wer erpresste mich denn gerade hier? Ein verächtliches Schnauben verließ meinen Mund.
"Ich werde da sein", presste ich dann aber schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, schließlich hatte ich kaum eine andere Option. Ich fragte mich nur, was so wichtig war, dass sie es mir unbedingt persönlich sagen wollte. Schwanger konnte sie wohl kaum von mir sein, denn schließlich lag es schon drei Jahre zurück, dass wir miteinander geschlafen hatten. Ich hatte echt nicht den geringsten Schimmer. Nur eins war mir klar: Ich steckte richtig tief in der Scheiße.
"Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen", zwischerte sie betont fröhlich, nur um mich noch mehr zu provozieren. Sie wusste, wie sehr sie mich reizte, schließlich hatte ich ihr bei unserem Telefonat heute Nachmittag auch schon einige unschöne Wörter an den Kopf geworfen. Aber etwas anderes konnte ich in diesem Moment auch kaum machen, schließlich war ich ihr hilflos ausgeliefert.
So waren auch meine letzten Wörter, bevor ich sie wegdrückte, nicht das, was man als die feine englische Art bezeichnen würde.
"Fick dich, Jacky!"
Uffff, das sieht nicht gut für Dylan aus... Was denkt ihr, was Dylan bei dem Treffen mit Jacky erwarten wird?
Ich habe mir überlegt, auch bei "The American Dream" zwischendurch Kapitel aus Dylans Sicht zu schreiben, wie bei dem ersten Teil, ich hoffe, ihr findet das gut🙈
Ansonsten bleibt mir nichts anderes zu sagen, als euch eine schöne Woche zu wünschen🌞 Ist es bei euch auch so verdammt heiß?😅🔥
Bis nächste Woche!
Eure Amy
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