4. Die besten Penis-Plätzchen der Welt
"Wir brauchen mehr Mehl, viel mehr Mehl! Verdammte scheiße, das klebt alles fest", hörte ich Ace frustriert aus der Küche schreien und schüttelte nur lachend den Kopf darüber. Kaum ließ man die Jungs mal einen Augenblick alleine, waren sie hoffnungslos überfordert.
Auch Lucy und Mia grinsten bei dem Gedanken daran, was unsere Freunde dort gerade in der Küche fabrizierten, während wir nach einem schönen Wein guckten. Die Auswahl war gar nicht so einfach, da sich seit Jases Einzug unsere Alkoholvorräte mehr als verdoppelt hatten. Aber schließlich griff Lucy einfach beherzt nach einer Flasche. "Noch länger können wir die anderen, glaube ich, nicht alleine lassen."
Mia nickte. "Ace klingt so als würde er gleich einen Nervenzusammenbruch erleiden", meinte sie sie dann lachend.
So gingen wir wieder in die Küche und das Bild, das sich uns bot, hatte es in sich. Unsere Küche sah nicht mehr aus wie eine Küche, sondern eher wie ein Crystal Meth Labor. Überall war weißes Pulver -in diesem Fall natürlich Mehl- versträut. Auch die Jungs selber hatten überall in ihren Haaren, ihrem Gesicht und an ihrer Kleidung Mehl.
Ich prustete vor Lachen los. Wie konnte das Plätzchen-Backen innerhalb von fünf Minuten nur so eskalieren? Die anderen Mädels fielen in mein Lachen mit ein, während unsere Freunde plus Jase uns nur hilflos anguckten.
"Bei dir sah das nie so schwer aus", beklagte sich Ace und sah Mia vorwurfsvoll an.
"Mia ist im Gegensatz zu dir auch nicht so inkompetent und kippt sich eine komplette Packung Mehl beim aus dem Schrank holen über den Kopf", spottete Dylan, wofür einen bösen Blick von seinem besten Freund kassierte.
"Du solltest deine Klappe nicht zu weit aufreißen", meinte Sam daraufhin nur warnend. "Schließlich hast du dich an dem heißen Blech mit den ersten Plätzchen verbrannt, als du es ohne Handschuhe aus dem Ofen herausholen wolltest."
In meinem Kopf spielte sich das Szenario, dass die Jungs beschrieben bildlich ab, was nicht du zu führte, dass ich weniger lachen musste. Mittlerweile standen mir bereits Tränen in den Augen, wie gerne wäre ich doch nur eben live dabei gewesen.
Jase war, so schien es, der Einzige, der konzentriert arbeitete, was mich stark wunderte. Sonst war er doch immer der größte Chaot von allen.
Ich machte ein paar Schritte um den großen Tisch herum, um zu sehen, woran Jase arbeitete. Mein Blick fiel dabei auf bestimmt zwanzig feinsäuberlich ausgeschnittene Plätzchen in der Form von Penissen.
"Warte nicht gucken!", rief Jase und versuchte sich schützend vor seine "Kunstwerke" zu stellen, doch es war zu spät, ich hatte sie schon entdeckt.
"Was wird das, Jase?", fragte Lucy, die sich neben mich gestellt hatte und nun ebenfalls auf Jases Arbeit blickte. Sie zog leicht irritiert eine Augenbraue hoch.
"Das…", verkündete Jase theatralisch. "… werden die besten Penis-Plätzchen der Welt." Stolz blickte er auf sein Kreation hinab. "Ich habe schon ganz tolle Ideen, wie wir sie nach dem Backen verzieren können."
"Oh Gott, Jase! Das will ich mir gar nicht vorstellen." Mia verzog angewidert das Gesicht, während dieses Mal die Jungs in Gelächter ausbrachen.
"Als hättest du ein Problem mit dem Aussehen von Penissen", meinte Ace daraufhin trocken. Die Gesichtszüge seiner Freundin entgleisten augenblicklich.
"Das hast du jetzt nicht gesagt", zischte sie und stürzte sich im nächsten Moment bereits auf ihn und kippte ihm die zweite Mehlpackung über den Kopf.
Innerhalb weniger Sekunden entbrannte in unserer Küche eine wilde Mehlschlacht und schon bald war nichts mehr von dem Boden oder den Möbeln zu sehen, denn alles war von einer dünnen Schicht weißen Pulvers bedeckt. Jase hatte es jedoch geschafft, seine Penis-Plätzchen rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Unglaublich, dass sich sowas Studenten nannte. In Momenten wie diesem konnte ich plötzlich die alten Leute verstehen, die sich bei so einer Generation Sorgen um ihre Rente machten. Aber ganz ehrlich, wenigstens hatten wir Spaß und das war das Einzige, worauf es ankam.
"Das räumt ihr aber wieder auf. Ich habe nicht die Zeit dafür, die ganze Nacht die Küche zu putzen" meinte Dylan, nach dem sich alle Beteiligten wieder beruhigt hatten. Er lachte zwar, aber trotzdem wirkte sein Lachen irgendwie aufgesetzt. Als wäre mit den Gedanken schon wieder bei den ganzen Prüfungen die ihm bevorstanden. Dabei hatte ich das gemeinsame Plätzchenbacken bei uns doch extra organisiert, damit er mal einen Nachmittag nicht ausschließlich vor seinem Schreibtisch verbrachte, sondern mal wieder etwas mit seinen Freunden unternahm.
Luke und Maddie hatten leider nicht kommen können, aber sie wohnten schließlich auch einige Stunden entfernt in New York, weshalb wir sie nur noch ab und zu an den Wochenenden sahen. Es wäre auch zu cool gewesen, wenn alle von uns hier in Philadelphia ihren Studienplatz gekriegt hätten.
"Klar, sobald wir die Plätzchen im Ofen haben, können wir ja mit dem Aufräumen beginnen", riss mich Lucy aus den Gedanken.
Eine Stunde später hatten wir tatsächlich die ganze Küche saubergemacht, alle Plätzchen fertig ausgestochen, gebacken und verziert und saßen nun mit dem Wein auf unserem großen Sofa und aßen die ersten Plätzchen.
Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und ich begann die unerfreuliche Begegnung mit dem Undercover-Creep von heute Morgen nach und nach zu vergessen. Nur Dylan, der mir gegenüber saß, wirkte ein bisschen außen vor, denn er blickte immer wieder genervt auf sein Handy. Oder bildete ich mir das nur ein? War er nicht vielleicht auch einfach nur müde?
Als er kurz aufblickte, warf ich ihm einen fragenden Blick zu, doch er schüttelte den Kopf, was so viel hieß wie "nicht jetzt". In den ganzen Jahren unserer Beziehung hatten wir unsere nonverbale Kommunikation perfektioniert und konnten alleine durch Blicke, Mimik und Gestik kommunizieren.
Ich stieß einen leisen Seufzer aus, doch ließ es sein und hakte nicht nach. Dylan würde sowieso nicht im Beisein der Anderen mit mir darüber sprechen, wenn wirklich etwas war.
In diesem Moment klingelte Dylans Handy. "Tut mir leid, da muss ich kurz rangehen", stöhnte dieser genervt und erhob sich daraufhin, um den Raum zu verlassen. Verwundert blickte ich ihm nach, das tat er sonst nie.
"Was ist eigentlich heute mit Dylan los?", flüsterte mir in diesem Moment Lucy ins Ohr. Dann bildete ich mir wohl doch nicht ein, dass etwas nicht mit Dylan stimmte, denn Lucy hatte schon immer ein feines Gespür für Menschen gehabt.
"Ich weiß es nicht, ich habe das Gefühl, die Uni stresst ihn zur Zeit total", antwortete leise. "Seine Schlafprobleme sind auch wieder schlimmer geworden."
Ich hatte heute Mittag durch Zufall die Schlaftabletten in Dylans Nachttischschublade entdeckt, als ich nach einer Packung Taschentücher gesucht hatte. Er versuchte seine Schlafprobleme offensichtlich vor mir zu verstecken, um mich nicht zu belasten, aber gerade das machte mir Angst. Nach dem ganzen Drama mit Mike während meines Auslandsjahrs hatten Dylan und ich uns geschworen, uns immer alles zu erzählen, aber mir war schon damals klar gewesen, dass es nur eine Frage war, bis einer dem anderen wieder etwas verheimlichen würde, um ihn zu schützen.
Die anderen schienen hingegen nicht zu bemerken, dass etwas nicht mit Dylan stimmte, denn sie lachten und scherzten munter weiter. Wie auch, Dylan war ein Meister im Schauspielern. Wenn er nicht wollte, dass jemand etwas wusste, dann würde diese Person es auch nie erfahren, es sei denn der Zufall durchkreuzte seine Pläne.
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür jedoch wieder und Dylan trat herein. Auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, sah ich doch deutlich wie aufgewühlt er war. Er fuhr sich gerade zum dritten Mal in Folge durch die Haare, um diese zu richten, obwohl sie schon perfekt saßen.
Auch wenn es ein bisschen fies klang, wünschte ich mir in diesem Moment einfach nur, dass die anderen nach Hause gingen, damit ich endlich in Ruhe mit Dylan sprechen konnte.
Als hätte er meinen Wunsch gehört, klopfte sich Sam in diesem Moment auf die Oberschenkel. "So ich glaube, Lucy und ich sollten uns mal auf den Weg machen. Es hat aber echt Spaß gemacht, mit euch zu backen."
"Oh ja, das müssen wir wiederholen", bestätigte Ace, der sich jetzt ebenfalls mit Mia zum Aufbruch bereitmachte. "Wir sehen uns dann alle morgen in der Uni."
Nachdem wir alle verabschiedt hatten, verzog sich Dylan augenblicklich in unser Zimmer. Ich folgte ihm.
Als ich den Raum betrat, lief Dylan gestresst vor dem Fenster auf und ab. Er stoppte zwar sofort, als er mich bemerkte, aber dafür war es bereits zu spät.
"Können wir kurz reden?", fragte ich und sah ihn vorsichtig an. Ich hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn ich ihn auf sein Schlafproblem ansprach.
"Worüber?", fragte Dylan kurz angebunden. "Ich muss noch einiges erledigen."
Und schon wieder wirkte er so unglaublich gestresst. In den letzten Wochen hatte es kaum einen Tag gegeben, an dem er einfach mal nichs gemacht hatte. Ich vermisste unsere entspannten Abende vor dem Fernseher, wenn wir unsere gemeinsame Serienliste abarbeiteten. Allgemein vermisste ich die ausgelassene Zeit mit meinem Freund, der im Moment nur noch am lernen war. Er tat mir einfach so leid und ich würde alles tun, um ihm wenigstens ein bisschen helfen zu können.
"Kann es sein, dass es dir zur Zeit nicht so gut geht?", versuchte ich die Frage so vorsichtig wie möglich zu formulieren.
Dylan ließ sich auf unser Bett sinken und kratzte sich mit einer Hand im Nacken. "Wie kommst du darauf?"
"Naja, du wirkst in letzter Zeit so angespannt und belastet. Liegt das an der Klausurenphase oder ist etwas anderes los?" Ich sah Dylan sanft an, doch er entgegnete meinen Blick kühl.
"Klar bin ich gestresst von der Klausurenphase, aber das hält sich im Grenzen, ist ja schließlich nicht die erste Klausurenphase. Mach dir da keine Sorgen, Baby."
Dylan stand auf und gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, doch es fühlte sich nicht so an wie sonst, sondern irgendwie erzwungen, einfach um mich ruhigzustellen. Aber ich kannte meinen Freund, ich wusste wenn etwas nicht stimmte… Sollte ich jetzt die Schlaftabletten ansprechen oder würde Dylan mich da auch einfach nur abwimmeln?
"Aber wo wir gerade dabei sind, wollte ich dir auch noch etwas sagen", meinte Dylan, bevor ich ihn weiter ausquetschen konnte.
Ich sah ihn überrascht an, ich hatte nicht die geringste Ahnung, was mich jetzt erwarten würde.
"Weißt du noch, das Jahr in dem wir eine Fernbeziehung geführt haben, da-…", setzte Dylan an, doch in diesem Moment wurde die Zimmertür schwungvoll aufgerissen und er verstummte augenblicklich.
"Wollt ihr auch Pizza? Ich wollte jetzt Pizza bestellen", fragte Jase, als hätten wir nicht eben hunderte an Plätzchen verdrückt. Ich verdrehte genervt die Augen, er schaffte es einfach immer noch nicht zu klopfen, bevor er in unser Zimmer hereinplatzte.
"Wir kommen gleich raus, warte kurz", wimmelte ich ihn ab, denn ich wollte wirklich gerne wissen, was Dylan mir zu erzählen hatte.
Jase schien aber auch selber bemerkt zu haben, dass er in eine unpassende Situation hereingeplatzt war, denn er trat bereits freiwillig den Rückzug an. Als die Tür hinter ihm zu fiel, nahm ich wieder Blickkontakt mit Dylan auf.
"Also, was wolltest du mir sagen?"
"Egal, ist nicht so wichtig. Lass uns lieber zu Jase gehen und Pizza bestellen, bevor er das alleine macht", wich Dylan mir aus und folgte daraufhin einfach Jase aus dem Raum und ließ mich eiskalt stehen.
Ich fragte mich währendessen, woher dieser plötzliche Meinungswechsel kam. Was hatte Dylan mir erzählen wollen?
Ich würde ihn nachher nochmal darauf ansprechen, aber irgendwie ahnte ich schon, dass ich keine Antwort erhalten würde.
Was glaubt ihr, was für einen Anruf Dylan erhalten hat? Und ist er nur gestresst von der Uni oder belastet ihn noch etwas anderes?
Würde mich mal interessieren☝🙈
Ansonsten wünsche ich euch eine schöne Woche und genießt das tolle Sommerwetter!🌞
Eure Amy
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