31. Auf eine Nacht, in der wir die Uni einfach hinter uns lassen
Gemeinsam mit Milan und Emma verließ ich das Universitätsgebäude durch den Haupteingang und trat nach draußen. Sofort schlug mir die kalte Luft entgegen und ich schlang fröstelnd meine Arme um den Körper. Aber auch wenn ich nach außen hin bibberte, fühlte ich mich innen drin wohlig warm.
Bei dem Gedanken daran, dass in drei Tagen bereits Weihnachten war, überkam mich eine unglaubliche Vorfreude. Ich freute mich darauf, Zeit mit Dylan und seinen Eltern zu verbringen und einfach mal für ein paar Tage abzuschalten. Die Geschenke hatte ich alle schon besorgt und eingepackt, sogar Dylans Fotoalbum hatte ich gestern Nacht noch unbemerkt beenden können, sodass ich den Feiertagen nun ganz entspannt entgegen blicken konnte.
"Habt ihr noch Lust auf einen Kaffee? Ich würde euch auch einladen", kam es in diesem Moment von Milan. Er blickte fragend von Emma zu mir und schob seine Hände in die Taschen seiner Jacke, als würde auch er frieren.
Auch wenn eine heiße Tasse Kaffee nach einer wunderbaren Möglichkeit klang, um sich etwas aufzuwärmen, musste ich ablehnen. "Ich kann heute leider nicht, Dylan wartet da vorne schon auf mich", sagte ich und deutete mit meinem Finger nach vorne.
Da wartete Dylan nämlich bereits wie verabredet an der hässlichen Statue in der Mitte des Campus, der nur noch durch einige Laternen erhellt wurde, denn die Sonne war schon lange untergegangen und schien uns aus der Entfernung genau zu mustern. Sein Gesichtsausdruck wirkte etwas verkniffen, was mich nicht mehr wunderte, nachdem er mir gestern ausdrücklich gesagt hatte, dass er Milan nicht mochte. Aber da Dylan so gut wie alle Menschen nicht mochte, gab ich da nicht besonders viel darauf. Milan hatte sich in den letzten Wochen zu einem echt guten Freund von mir entwickelt und hatte mir auch an meinen besonders schlechten Tagen zu Seite gestanden, wofür ich ihm unglaublich dankbar war.
Auch jetzt, schien meine Absage Milans gute Laune nicht trüben zu können, denn er zuckte nur leichthin die Schultern. "Alles gut. Und du Emma?"
Emma überlegte kurz, doch dann nickte sie. "Wenn du schon anbietest, zu bezahlen, muss ich dieses Angebot doch annehmen", antwortete sie dann lachend.
"Dann wünsche ich euch viel Spaß und passt auf, dass ihr eure Zungen nicht verbrennt", warnte ich die beiden. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie ich mir gestern auf dem Weihnachtsmarkt sämtliche Geschmacksrezeptoren auf der Zunge abgebrannt hatte, als ich achtlos an dem viel zu heißen Glühwein genippt hatte.
"Wir werden aufpassen", meinte Milan amüsiert. "Dann sehen wir uns heute Abend bei Alex und Joshua, richtig?", hakte er dann nochmal nach.
Ich nickte. "Genau. Wir sehen uns, bis später", verabschiedte ich mich dann von den beiden und umarmte sei zu kurz, bevor wir getrennte Wege einschlugen.
Während ich zu Dylan ging, der immer noch an der grauen Statue stand und auf sein Handy blickte, liefen Milan und Emma in die entgegengesetzte Richtung.
"Hey, Dyl", begrüßte ich meinen Freund, als ich bei ihm angekommen war und setzte dazu an, ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu geben, doch Dylan legte seine Hand in meinen Nacken und drückte seine Lippen so stürmisch auf meine, dass ein deutlich leidenschaftlicherer Kuss entbrannte, als ein einfacher Begrüßungskuss. Wie immer breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus, aber trotzdem kam es mir fast ein bisschen so vor, als würde Dylan eine Show für Milan abziehen wollen, denn dieser war immer noch in Sichtweite. Befürchtete er wirklich so sehr, dass Milan sich an mich ranmachen würde?
"Wofür habe ich das denn verdient?", fragte ich deshalb, als wir uns wieder von einander lösten.
"Einfach nur so", winkte Dylan schnell ab und schob sein Handy, das er bis eben noch in der Hand gehalten hatte, in die Hosentasche. "Wie war dein Tag?"
Ich musste beinahe lachen, so offensichtlich war es, wie Dylan einen Themenwechsel erzwingen wollte, aber ich beschloss, nicht weiter darauf herumzuhacken. Stattdessen antwortete ich: "Ziemlich gut und deiner?"
"Meiner auch, aber ich bin echt froh, jetzt endlich Semesterferien zu haben", kam es von Dylan zurück.
Ich nickte bestätigend - das war ich ebenfalls, auch wenn mein Unialltag noch lange nicht so stressig war, wie der von meinem Freund. Hoffentlich würde Dylan über die Feiertage auch etwas zur Ruhe kommen und neue Kraft für das nächste Semester sammeln können, denn ich wusste, dass er dies dringend nötig hatte. Die letzten Wochen waren für ihn alles andere als einfach gewesen und auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, wusste ich, dass er echt erschöpft war.
In diesem Moment griff Dylan nach meiner Hand und riss mich somit aus meinen Gedanken. Gemeinsam liefen wir zur U-Bahn-Station und nahmen den nächsten Zug nach Hause, wo Jase bereits auf uns wartete. Manchmal fragte ich mich echt, ob dieser Junge überhaupt zur Uni ging.
"Ich habe Pizza bestellt, weil ich keine Lust hatte, etwas zu kochen", verkündete er, als wir die Küche betraten. Eigentlich war mal der Plan gewesen, dass wir uns zu dritt immer mit dem Kochen abends abwechselten, aber da sich Jase in dieser Hinsicht nicht nur absolut talentfrei zeigte, sondern fast schon in eigen- und fremdgefährdend war, bestellten wir an Jase' Tagen oft etwas zu essen.
So lagen auch jetzt lagen vier Pizzakartons auf dem Tisch, weshalb ich irritiert die Stirn runzelte. "Erwarten wir Besuch?"
Jase schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe mir nur zwei Pizzen bestellt, weil ich wusste, dass eine Pizza die Warterei auf euch nicht überleben würde und so habe ich jetzt noch eine Pizza, die ich mit euch zusammen essen kann", erklärte er.
Ich blickte ihn aus großen Augen an und war mir noch nicht sicher, ob ich einfach nur fassungslos oder sogar doch beeindruckt war. Dieser Junge war einfach unglaublich!
Dylan neben mir lachte und klopfte seinen Freund einmal kumpelhaft auf die Schulter. "Na dann lasst uns essen, bevor Jase aus Langeweile beschließt, direkt alle Pizzen zu essen", neckte er ihn.
So setzten wir uns gemeinsam an den Tisch und tauschten uns über die neusten Dinge aus. Jase übernahm es, uns über den neusten Uni Klatsch und Tratsch aufzuklären, von dem er überraschend viel wusste, dafür, dass er so selten anwesend war. Dabei fiel das Thema auch wie von selbst auf die Studenten-Party heute Abend.
"Willst du nicht vielleicht doch mitkommen?", fragte ich Dylan deshalb nochmal, da wir eh schon darüber sprachen. Ich würde mich echt darüber freuen, mal gemeinsam mit ihm zu einer Feier zu gehen und nicht immer alleine gehen zu müssen.
"Nein, danke. Ich kann mir schönere Sachen vorstellen, als mich von besoffenen Leuten ankotzen zu lassen oder den ganzen Abend die ätzende Musik von Alex ertragen zu müssen", kam es jedoch direkt von ihm zurück und ich nickte geknickt. Ich fand es echt schade, dass Dylan mich nicht begleiten wollte, aber auf der anderen Seite konnte ich es natürlich auch verstehen, dass er nach Sarahs Tod ausschließlich negative Sachen mit Partys verband.
Jase schien zu bemerken, dass ich etwas niedergeschlagen auf meinen Pizzakarton blickte, den er stupste mich leicht an. "Ich komme doch mit und ich bin eh viel cooler als Dylan."
Tatsächlich brachten mich seine Worte wieder etwas zum lächeln. "Das stimmt natürlich", antwortete ich.
Wir aßen noch in Ruhe auf, dann verschwand ich schon im Bad, um mich für den Abend fertigzumachen. Ich duschte mich und schminkte mich anschließend. Meine Haare ließ ich in offenen Wellen einfach über meine Schultern fallen. Dann lief ich rüber in Dylans und mein Zimmer, um nach einem Outfit zu suchen. Nach reichlichem Überlegen entschied ich für eine schwarze Skinnyjeans, ein schwarzes, bauchfreies Top und meine weinrote Bomberjacke. Dazu zog ich meine schwarzen Stiefel mit Absatz an, der jedoch so klein war, dass man auch einen Abend lang ohne Probleme in den Schuhen aushielt. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel.
"Bist du fertig?", rief Jase in diesem Moment aus dem Flur und ich trat aus dem Zimmer hinaus.
Jase stand bereits fertig angezogen an der Tür und ich ließ meinen Blick musternd über ihn gleiten. Er trug ein schwarzes, recht eng anliegendes T-Shirt unter dem sich seine Muskeln deutlich abzeichneten, eine schwarze Jeans im Used Look und seine Lederjacke. Würde das Motto heute "All Black" sein, würden wir beide es ziemlich gut treffen, stellte ich schmunzelnd fest.
Auch Jase scannte mich ab und stieß dann einen anerkennenden Pfiff aus. "Ey Dylan, bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst? Du verpasst was", schrie er dann durch die Tür ins Wohnzimmer.
Wenige Augenblicke später kam Dylan tatsächlich zu uns in den Flur und unterzog mein Outfit ebenfalls einer genauen Betrachtung. "Du siehst gut aus", sagte er, nachdem er seine Musterung eingestellt hatte. Seine Stimme klang anders als sonst - irgendwie merkwürdig, was mich aufhorchen ließ, doch in Dylans Gesicht gab es kein Zeichen, dass mir irgendwie weiterhelfen könnte, sein Verhalten zu deutete. Also schenkte ich ihm nur ein unsicheres Lächeln.
"Danke."
"Ich wünsche euch viel Spaß, baut nicht zu viel Scheiße", verabschiedte Dylan sich von uns und gab mir zum Abschied noch einen kurzen Kuss.
Dann schnappten Jase und ich uns unsere Winterjacken und verließen die Wohnung, um mit der U-Bahn zu dem Verbindungshaus zu fahren, in dem Alex und Joshua ihre Party schmissen.
Auch wenn das große Haus mitten in der Innenstadt gelegen war, hatte es keine direkten Nachbarn. Das war auch gut so, denn man konnte die dröhnenden Bässe der Musik bereits aus drei Straßen Entfernung hören. Als wir um die letzte Ecke bogen, konnten wir sehen, dass die Party anscheinend schon in vollem Gange war. Im Vorgarten des Hauses tummelten sich bereits die Leute, obwohl es unglaublich kalt war.
Jase und ich bahnten uns deshalb einen Weg durch die zum Teil schon sehr stark alkoholisierten Leute, um nach drinnen zu gelangen. Dort trafen wir auch direkt auf Lucy und Sam, die scheinbar kurz vor uns angekommen waren und gerade dabei waren, ihre Jacken aufzuhängen. Wir suchten uns ebenfalls einen Platz für unsere Jacken, dann gingen wir alle zusammen ins große Wohnzimmer, in dem laute Techno-Musik aus großen Boxen tönte und sich unzählige Leute im Takt dazu bewegten. Es roch nach Schweiß und Alkohol und es war, als würde der Raum beben. Eine elektrisierende Atmosphäre erfüllte die Luft und automatisch bekam ich auch Lust zu tanzen, auch wenn Techno sonst gar nicht so meine Musikrichtung war.
Doch die anderen hatten beschlossen, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen, deshalb folgte ich ihnen. Wir liefen in die Küche, in der eine provisorische Bar aufgebaut war. Im Handumdrehen hatte uns jemand immer jeweils einen der roten Partybecher in die Hand gedrückt, ohne dass wir eine Ahnung hatten, was sich darin befand. Trotzdem stießen wir an.
"Auf eine Nacht, in der wir die Uni einfach hinter uns lassen", meinte Sam und hob seinen Becher. Wir anderen taten es ihm nach und kippten den Inhalt anschließend auf Ex.
Es brannte höllisch, als sei die Flüssigkeit aus Feuer, aber gleichzeitig führte dies dazu, dass ein wärmendes Gefühl meinen ganzen Körper durchströmte. Ich war mir sicher, dass in diesem Getränk alles an Alkohol, was sich in diesem Haus befand, vermischt wurde - es schmeckte einfach abartig. Trocken hustete ich auf, weshalb Jase mich amüsiert betrachtete.
"So schlimm?", fragte er mit einem leicht spöttischen Unterton in der Stimme. "Du müsstest zur Zeit doch eigentlich ganz gut im Training sein."
Ich streckte ihm für diesen blöden Kommentar die Zunge raus. Nur weil ich in letzter Zeit mehr Alkohol als sonst getrunken hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich so abgehärtet war, wie er.
"Wollen wir noch ein bisschen weitergucken?", schlug Lucy vor. Sie musste richtig gegen die Musik anschreien, damit man sie verstand.
Deshalb beließ ich es auch nur bei einem Nicken als Antwort, da dies deutlich einfacher zu verstehen war. Die anderen stimmten ebenfalls zu und so liefen wir nach draußen auf die Terrasse, wo mehrere Leute trotz der Kälte am Beerpong spielen waren. Etwas weiter hinten im Garten befand sich eine andere Gruppe, die offensichtlich Papier in einer Schubkarre verbrannten - wahrscheinlich handelte es sich hierbei um Lernzettel.
Grinsend schüttelte ich den Kopf - ich hatte zwar gehört, dass die AJ-Partys immer eskalierten, aber das es bereits um 21 Uhr schon so zur Sache ging, hatte ich nicht erwartet. Da war ich ja echt gespannt, was dieser Abend noch für mich bereithalten würde.
In diesem Moment spürte ich, wie eine Person hinter mich trat und drehte mich um, nur um direkt in Milans caramellbraune Augen zu blicken.
"Hey, Valerie. Schön, dass du hier bist."
Hey guys ✌
Wie geht es euch? Ich hoffe gut und dass ihr ihr nicht im Schul- oder Arbeitsstress versinkt 🙈
Ich habe fast schon ein schlechtes Gewissen, euch mit diesem Cliffhanger warten zu lassen, vor allem, weil es dieses Mal zwei Wochen sein werden. Nächsten Dienstag wird leider kein Update kommen, weil ich wieder auf einem Seminar am Arsch der Welt bin😅 Ich hoffe, ihr verkraftet das! (Und wenn ihr mir wegen des Cliffhangers böse seid - der von nächster Woche wird wahrscheinlich noch schlimmer xD)
Was glaubt ihr, wird diese Party für Valerie noch bereithalten?
Ansonsten lesen wir uns in zwei Wochen wieder!💗
Liebe Grüße,
Amy
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