23. In der Falle
*Achtung Triggerwarnung*
Dieses Kapitel enthält, was im Fernsehen wahrscheinlich als "Graphic Content" eingestuft werden würde. Es ist jetzt nicht zu extrem, aber ich schreibe das vorsichtshalber einfach. Viel Spaß beim Lesen!💗
Draußen war es schon komplett dunkel, als ich vor die Tür trat. Nur noch die Straßenlaternen und Leuchtreklamen spendeten Licht, sonst herrschte vollkommene Dunkelheit.
Vereinzelte Personen eilten über die Gehwege, die Mäntel eng um sich geschlungen und den Schal halb ins Gesicht gezogen. Alle schienen so schnell wie möglich nach Hause zu wollen, um der klirrenden Kälte zu entkommen und so bemerkte niemand das verschreckte, blonde Mädchen, das ebenfalls durch die Straßen streifte.
Jeder schien ganz in seiner eigenen Welt zu sein, doch mir ging es selber nicht anders. Wie in einer Trance trugen mich meine Füße von der U-Bahn-Station in Richtung der Lagerhalle. Ich nahm die Menschen, die Autos, die Häuser um mich herum nur ganz am Rande wahr, meine Gedanken drehten sich nur um die Morddrohung, die ich eben erhalten hatte.
Für mich war sofort klar gewesen, dass ich niemals auch nur den Hauch eines Risikos in Kauf nehmen würde, dass meinen besten Freunden etwas passieren könnte. So hatte ich mich direkt, nach dem ich den ersten Schock etwas verarbeitet hatte, auf den Weg gemacht, damit ich noch pünktlich zum Treffpunkt kam.
Ich hatte Angst, riesige Angst, aber weniger um mich, sondern um meine Freunde. Dass dieser Psychopath tatsächlich in der Lage sein konnte, Mia und Ace umzubringen, wollte ich mir gar nicht ausmalen und doch wusste ich, dass es so war. Die ganze Situation war so schrecklich ausweglos, die einzige Möglichkeit war, mich den Forderungen meines Stalker zu beugen und mich ihm jetzt zu stellen.
So lief ich vor Angst am ganzen Körper zitternd in die immer spärlich beleuchteteren Gassen und fragte mich immer wieder, wie es nur so weit kommen konnte.
Als ich nach einiger Zeit die Lagerhalle erblickte, wäre ich am liebsten einfach umgedreht, aber ich konnte nicht. Ich musste das durchziehen, es gab keinen anderen Weg. Hätte ich Dylan oder sogar die Polizei benachrichtigt, würde mein Stalker sich wahrscheinlich niemals zeigen und anschließend seine Drohung wahrmachen. Das Schlimmste wäre dabei ja, dass ein Flugzeug mit über fündhundert Passagieren diesem kranken Psychopath zum Opfer fallen würde. In diesem Fall musste ich das kleinere Übel wählen und das war in diesem Fall hier alleine herzukommen.
Also zwang ich mich weiterzugehen. Mein Atem ging nur noch stoßweise und ich sah die weißen Kondenzwolken, die sich beim Ausatmen in der Luft vor mir bildeten. Wie in einem Gespensterfilm, in dem sich der Geist dem ahnungslosen Eindringling nähererte, bevor er ihn im nächsten Moment umbrachte.
Als ich die offene Tür zu der großen Lagerhalle erreichte, zückte ich mein Handy und schaltete die Taschenlampe an, um in das dunkle Gebäude hinein zu leuchten. Sofort ertönte raschelndes Geräusch und im nächsten Moment flitzte eine schwarze Ratte direkt neben mir vorbei. Ich stieß einen spitzen Schrei aus und hielt mir vor Schreck die Hände vor den Mund, wobei mein Handy aus meiner Hand fiel.
Schnell bückte ich mich, um es aufzuheben und stellte erleichtert fest, dass es bis auf einen fetten Sprung in der Schreibe heil geblieben war. Aber das war mir gerade nur ein kleiner Trost.
Das Blut rauschte immer noch in meinen Ohren und mein Herz pumpte in meiner Brust so stark wie noch nie. Ich hatte die Lagerhalle noch nichtmal betreten und trotzdem konnte ich vor Angst kaum noch atmen. Es war, als wäre mein Brustkorb zugeschnürt worden und jeder Atemzug schmerzte höllisch.
Ich wartete noch einen kurzen Moment und versuchte meine Atmung zu normalisieren, doch als es mir nicht gelang, betrat ich trotzdem die Halle. Der Angstschweiß musste mir mittlerweile in Perlen auf der Stirn stehen und mein Handy hielt ich mit zittrigen Händen fest umklammert.
"Hallo, ist hier jemand?", rief ich in die Dunkelheit, nachdem ich all meinen Mut zusammengenommen hatte.
Es kam keine Antwort. Das Einzige, was ich hörte, war hin und wieder ein Rascheln, vermutlich von den Ratten, die hier hausten.
Zögerlich ging ich weiter in die große Halle hinein und leuchte durch das riesige Gewölbe. Früher waren hier Textilien gelagert worden, die in der Fabrik neben an produziert wurden, doch die Firma war bereits vor über zehn Jahren pleite gegangen und hatte das ganze Arbeiterviertel um sich herum mit in den Ruin gerissen. Heute lebten hier nur noch wenige verlorene Seelen, die sich keinen Umzug leisten konnten oder etwas außerhalb die Kinder im Waisenhaus.
"Hallo?!", rief ich erneut, dieses Mal etwas lauter, doch das einzige, was zurückkam, war ein Echo.
Also blieb ich stehen und guckte auf mein Handy, um nach der Uhrzeit zu sehen. Es war 22:05 Uhr also müsste mein Stalker hier sein.
In diesem Moment vernahm ich ein quitschendes Geräusch hinter mir und drehte mich hektisch um, um gerade noch die schwere Stahltür zufallen zu sehen. Mein Stalker war also wirklich hier und mir war jetzt jeder Fluchtweg abgeschnitten. Ich saß wie eine Maus in ihrer Falle - oder noch besser, wie ein Spatz in seinem Käfig. Es gab kein Entkommen mehr, ich war diesem Psychopath hilflos ausgeliefert.
"Valerie, schön, dass du da bist", tönte es plötzlich verzerrt aus einem Lautsprecher und mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich konnte die Stimme nicht zuordnen, weder wem sie gehörte, noch aus welcher Richtung sie kam und so drehte ich nur panisch meinen Kopf hin und her und leuchtete in jede Ecke.
Mir war so schlecht vor Angst, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte und befürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden. Aber das durfte ich nicht, dann war meine letzte Chance hier lebend rauszukommen vertan.
Eigentlich hatte ich schon in dem Moment, in dem ich die Lagerhalle betreten hatte, mein Todesurteil besiegelt. Denn auch, wenn ich weder die Stimme erkannt hatte, noch die Person gesehen hatte, bestätigte sich meine Vermutung immer mehr, um wen es sich bei meinem Stalker handelte. Es gab nur eine Person auf der Welt, die zu so grausamen Taten in der Lage war.
In diesem Moment gingen plötzlich die Neonröhren an der Decke an und der Raum wurde von gleißendem Licht erleuchtet. Ich blickte panisch umher, um mir einen Überblick zu verschaffen, doch ich konnte weder einen Ausweg noch einen anderen Menschen entdecken.
"Arme Valerie. Es ist lange her, dass ich dich zuletzt so verstört und verängstigt gesehen habe und trotzdem bereitet es mir immer wieder eine Freude", vernahm ich erneut die verzerrte Lautsprecherstimme.
Mit diesen Worten hatte sich mein Verdacht also endgültig bestätigt. Gleichzeitig wusste ich aber auch, dass ich diese Lagerhalle nicht mehr lebend verlassen würde. Erste Tränen begannen in mir aus den Augen zu strömen, so sollte es also zu Ende gehen, nachdem ich fast zu Tode gehetzt wurde, wie ein junges Tier.
"Komm raus, Mike! Du wirst doch wenigstens noch so viel Ehrgefühl haben, dich mir zu zeigen, bevor du mich ermordest. Frisch aus dem Knast und dann schon wieder lebenslänglich, dein Glück, dass Pennsylvania nicht mehr die Todesstrafe hat."
Ich wusste nicht, woher dieser plötzlich Mut kam, Mike so etwas entgegen zu schleudern. Wahrscheinlich, weil ich mir über die Ausweglosigkeit meiner Situation bewusst war. Bei letzten Mal, hatte Mike mich nur verletzen wollen, jetzt trachtete er nach meinem Leben. Wahrscheinlich wollte er somit sowohl mich als auch Dylan dafür büßen lassen, dass er wegen uns ins Gefängnis gewandert war. Ich würde mit meinem Leben bezahlen und Dylan, mit der Trauer um mich, die ihn in den Abgrund stürzen würde.
"Valerie, Valerie, du bist echt ein schlaues Mädchen", hörte ich dieses Mal eine menschliche Stimme, ganz nah hinter mir. Eine Stimme, die ich unter tausenden wiedererkannte, eine Stimme, die mir durch Mark und Bein ging.
Ich wollte mich gerade zu Mike umdrehen, als ich den kalten Lauf einer Pistole an meinem Kopf spürte. Als hätte diese Berührung einen Schalter umgelegt, begann ich plötzlich so heftig zu schluchzen, dass ich mich kaum noch aufrecht halten konnte. Ich wollte nicht hier, in diesem dreckigen Loch sterben. Auch wenn ich mir noch nie wirkliche Gedanken über den Tod gemacht hatte, wusste ich, dass es nicht so mit mir zu Ende gehen sollte.
"Weißt du, ich hatte keine besonders schöne Zeit im Knast. Dort gibt es zwei Gruppen: die Löwen und die Antilopen. Entweder du gehörst zu den Antilopen und wirst gefressen oder du gehörst zu den Löwen und frisst die Antilopen. Ich gehörte am Anfang zu den Antilopen und musste Dinge ertragen, die kannst du dir noch nicht mal vorstellen, aber ich habe mich hochgekämpft, immer weiter. Jedes Mal, nachdem ich halb totgeprügelt wurde, habe ich mich wieder aufgerappelt und wurde stärker. Und ich habe jeden dafür büßen lassen, für das, was er mir angetan hatte. Nachdem ich aus dem Knast raus war, hatte ich somit keine offenen Rechnungen mehr, bis auf eine und die werde ich jetzt begleichen. Irgendwelche letzten Worte, Bitch?"
Den letzten Satz spuckte Mike fast und seine Stimme triefte nur so vor Verachtung. Ich hingegen ließ nur ein leisen Wimmern vernehmen, zu mehr war ich nicht in der Lage.
Mike presste den kalten Lauf seiner Waffe noch fester an meinen Kopf und ich schloss die Augen. Dann ertönte ein lauter Knall...
Die Glasplatten, die das Dach bildeten zerbarsten und im nächsten Moment ertönte noch ein kleinerer, gedämpfter Knall und Mike fiel hinter mir zu Boden.
Dann ging alles ganz schnell. FBI-Agents seilten sich von der Decke herab und stürzten sich auf Mike, der benommen am Boden lag. Er blutete aus einer Wunde an der Schulter, war aber noch am Leben.
Ich nächsten Moment kamen zwei der Agents zu mir. Einer nahm mich auf den Arm, der andere öffnete ihm die schwere Stahltür, um mich ins Freie zu bringen. Dort standen überall um die Lagerhalle herum schwarz gekleidete Scharfschützen mit Maschinengewehren im Anschlag. Doch mein Blick bleib nur an einer Person hängen, die auf uns zu stürzte.
"Können Sie stehen?", fragte der Agent, der mich getragen hatte, doch ich nahm ihn nur wie durch Watte gepackt wahr. Ich konnte einfach nicht realisieren, was hier gerade alles passierte, das war einfach viel zu viel auf einmal.
Das einzige, was ich noch wahrnahm, war, dass Dylan mich fest in seine Arme schloss. Dann wurde ich ohnmächtig.
Ufff was für ein Ende für diese Lesenacht😅 ich hoffe, ihr hatte Spaß!💗 Jetzt werde ich mich endlich in die Kommentare stürzen😅💗
Da hat Dylan Valerie ja gerade noch so gerettet... Was sagt ihr zu diesem Kapitel?
Uuunnd, wer lag bei seiner Vermutung über den Stalker richtig?😅
Ansonsten habe ich noch eine Ankündigung zu machen, nämlich, dass ich die nächsten Woche von Montag bis Freitag gar nicht auf Wattpad online sein werde, weil ich auf Seminar bin. Dementsprechend wird das nächste Kapitel erst in eineinhalb Wochen kommen. Ich hoffe, ihr verkraftet das, nachdem ihr ja jetzt drei neue Kapitel hattet💗
Wir lesen uns!
Gute Nacht🌙
Amy
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