[Lewis Hamilton & Pierre Gasly](14) 1/2
Für: Gifthexe
Paar: Lewis x Pierre
Satz 14: "Ich möchte ein Kind."
A/N: Ohhh... man höre und staune. Es geht hier auch mal weiter. =D
Heute habe ich einen Wunsch im Gepäck, der beim Schreiben Ausmaße angenommen hat, die nicht geplant waren.
Man könnte sagen, dieser eigentliche OS hat sich selbstständig gemacht Oo
Dieser erste Teil ist schon verhältnismäßig lang geworden und ich hatte mit meiner Beta beschlossen, lieber einen Cut zu setzen und Teil 2 zu Schreiben.
Wo genau Teil 2 landen wird, weiß ich tatsächlich noch nicht, da es hier in der Sammlung der einzige Wunsch mit Lewis und Pierre war. Zu Not nehme ich selbst einfach einen der Sätze und schaue ob der zu einem zweiten Teil passen würde ;D
Ich glaube das Thema kann wirklich ernst und schwierig sein. Und das sicherlich nicht nur als gleichgeschlechtliches Paar.
Lewis ist schon etwas arschig, gerade am Anfang. Und so genau weiß ich noch nicht wie ich das wieder gerade gebogen bekomme.
Aber ich werde da sicher eine Lösung finden :-*
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„Was ist los, Pierre?"
„Nichts. Alles gut. Schlaf weiter."
„Ich habe überhaupt noch nicht geschlafen. Seit wir im Bett liegen, beschäftigt dich was."
Genau das wollte Pierre verhindern. Lewis sollte doch nicht merken, dass er nicht eingeschlafen war. Aber offensichtlich kannte ihn sein Freund doch besser, als ihm lieb war. Auf der anderen Seite schon niedlich, nur jetzt nicht wirklich brauchbar. Seufzend drehte er sich zur Seite, knipste die Nachttischlampe an und drehte sich zurück zu Lewis.
„Also?"
„Mir gehen nur ein paar Gedanken durch den Kopf."
„Um halb drei nachts?"
„Ja?"
„Das müssen aber schon sehr gravierende Gedanken sein. Ein Rennwochenende kann es nicht sein. Wir haben Sommerpause. Dein Vertrag läuft auch weiter. Ist was mit deinen Eltern? Mit Charles?"
Besorgt musterte er das Gesicht des Jüngeren. Hatte Pierre ihm Zeichen gegeben, dass etwas vorgefallen war? Sie hatten seit zwei Wochen Sommerpause und genossen diese auch in vollen Zügen. Nach den obligatorischen Besuchen der Eltern waren sie noch etwas in London geblieben, bevor es Mitte der Woche nach Monaco in seine Wohnung ging, da Pierre und er zu einer Feier von gemeinsamen Freunden eingeladen waren. In zwei Tagen wollten sie nach St. Martin fliegen, um den Urlaub noch mehr genießen zu können.
„Bei meinen Eltern ist alles in Ordnung. Und bei Charles auch. Der ist bei Mick und dessen Familie in der Schweiz. Ich denke die ganze Zeit an Keeley und Levis."
„Ja? Das war auch ihre Feier. Der Geburtstag von Keeley. Warum musst du daran denken?"
„Ich habe nur daran denken müssen, wie schwer es die beiden in den letzten Jahren hatten. Die schlimme Krankheit von Keeley und das damit verbundene Wissen, dass sie wohl nie Eltern werden können. Und nun? Die kleine Zoey ist drei Monate alt und so eine goldige Maus."
Lewis konnte sich keinen Reim aus dem machen, was Pierre sagte. Anfangs hatte er noch Angst, dass ihre Freundeskreise nicht gut harmonieren würden, aber da hatten sie sich beide geirrt. Er kam mit Pierres Freunden zurecht, genauso wie dieser mit seinen. Keeley gehörte zu Pierres ältesten Schulfreunden und sie verband schon seit Jahren eine enge Freundschaft. So gut es Pierre möglich war, stand er seiner langjährigen Freundin bei.
„Ich weiß nicht, was dich daran beschäftigt. Keeley ist gesund. Das haben die Ärzte bestätigt. Und Zoey ist auch ein kerngesundes Baby."
„Ich möchte ein Kind. Nicht sofort. Aber ich möchte eins. Am liebsten mehr als eins."
Sein Gehirn schickte Signale an seinen Mund. Lewis spürte auch, wie er diesen öffnete, aber keine Silbe kam hervor. Geschockt und sprachlos blickte er den jungen Franzosen an. Pierre und er waren jetzt schon gute zwei Jahre zusammen und er wusste zu gut, wie sehr Pierre Kinder liebte. War bei ihm selbst nicht anders. Aber noch nie hatten sie das Thema Kinder überhaupt angesprochen.
„Lew. Sag was."
„Warum? Wieso jetzt? Denkst du schon länger darüber nach?"
Wild gestikulierte der Brite mit Händen und Armen, setzte sich sogar auf, um mehr Armfreiheit zu haben. Es war mitten in der Nacht und er war ganz sicher nicht auf so eine Art Gespräch vorbereitet gewesen. Er war noch nicht mal darauf vorbereitet, sich Gedanken darüber zu machen, irgendwann selbst Dad zu werden.
„Auch wenn ich schwul bin, war mir schon immer klar, dass ich mal Kinder haben möchte. Optimal mit meinem Partner, aber es ist keine Voraussetzung. Darüber nachdenken tue ich schon länger, aber seit sich unsere Beziehung vertieft hat, kamen schon öfter die Gedanken. Vor allem wenn ich dich und deine Nichte sehe. Du wärst ein toller Dad."
Pierre war nicht sicher, was er erwartet hatte. Nicht unbedingt einen Heiratsantrag oder freudiges Strahlen. Aber irgendwie hatte er schon gedacht, dass sich Lewis darüber vielleicht auch schon Gedanken gemacht hatte. Oder den Gedanken wenigstens nicht so abwegig fand. Aber anhand der Mimik sah Pierre, dass sein Freund alles andere als begeistert darüber war, dass sie das Thema Kinder besprachen.
„Du denkst also, weil ich um einiges älter als du bin und vermehrt darüber diskutiert wird, dass ich in Rente gehe, dass wir ein Kind adoptieren können und ich dann zu Hause das Frauchen spiele, während du deine Karriere weiterverfolgst?"
Wenn vorher auch nur der Anflug von Müdigkeit in seinen Knochen steckte, war diese nach der Aussage verflogen. Fassungslos schüttelte er den Kopf.
„DAS, denkst du, würde ich von dir erwarten?"
„Na offensichtlicher geht es ja nicht. Mit einem Mal redest du von Kindern und dass ich ein toller Dad wäre. Das ist doch nur eine nette Umschreibung. Ich bin alt und soll endlich mein Cockpit freimachen. Und dann könnte ich mich um ein Kind kümmern, wenn ich schon zu Hause bin. Und du reist ... Was wird das?"
Seine Hände waren so stark angespannt, dass Pierre Angst hatte, er würde sich selbst die Knochen brechen. Heftig schlug er die Bettdecke zur Seite, schob sich aus dem Bett und machte das große Licht an. Für einen kurzen Moment kniff er die Augen zusammen, bevor sein Weg zum Ankleidezimmer ging, er sich seine Sporttasche schnappte und wahllos einige Klamotten hineinstopfte.
„Pierre? Was machst du da?"
Schweigend quetschte er Unterwäsche und Socken in die Tasche, zog sich selbst schnell einfach eine Jogginghose und einen Hoodie über. Schuhe hatte er im Flur.
„Verdammt, Pierre, du kannst jetzt nicht verschwinden, wo du doch alles ins Rollen gebracht hast!"
Wütend baute sich Lewis vor dem Blonden auf, sah gar nicht ein, Pierre gehen zu lassen. Und schon gar nicht sah er in seiner Wut, wie verletzt der Ausdruck im Gesicht seines Freundes war.
„Ich dachte, ich kenne dich. Ich dachte wirklich, dass ich den Mann an meiner Seite, mit dem ich seit zwei Jahren zusammen bin, kenne. Und ich dachte wirklich, du würdest mich kennen. Aber das tust du nicht! Ich habe nur erwähnt, dass ich Kinder möchte. Nichts anderes. Aber keine Sorge, Lewis, nach diesem arroganten und egoistischen Anfall von dir wirst DU sicher nicht der Vater meiner Kinder sein."
Pierre machte sich nicht die Mühe, die Tränen zu verbergen. Oder zu zeigen, wie sehr ihn die Unterstellung seines Freundes verletzt hatte. Er schnappte sich seine Tasche, ließ Lewis einfach im Ankleidezimmer stehen und schlüpfte rasch in seine Schuhe, bevor er die Wohnung lautstark verließ.
+
„Wenn nicht die Apokalypse droht oder das Wohnhaus brennt, Gnade Gott!"
Hart schluckte Pierre den Kloß runter, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte. Er hatte selbst lange überlegt, wohin er gehen sollte, nachdem er aus der Wohnung von Lewis geflohen war. Charles fiel aus. Aber er hätte seinen Zweitschlüssel nehmen können, was Pierre aber nicht wollte. Es fielen ihm nur noch Max und Daniel ein und da bei Daniel niemand geöffnet hatte, war die Chance groß, bei Max jemanden anzutreffen. Zwar bestand die Chance, dass beide schon auf dem Weg nach Australien waren, aber dem Motzen nach zu urteilen, war Max auf jeden Fall in der Wohnung.
„Du? Alter, hast du mal auf die Uhr geschaut?!"
Daniel hatte recht. Max konnte tatsächlich unausstehlich sein, wenn man diesen einfach aus dem Schlaf riss. Eingeschüchtert taumelte er ein paar Schritte nach hinten und schluckte erneut.
„Ich ... Entschuldige ..."
„Wie bist du überhaupt in den Komplex gekommen?"
Maulend verschränkte Max die Arme vor der nackten Brust. Wenn man ihn schon aus seinem Schlaf klingelte, brauchte man auch nicht erwarten, dass er sich noch schick anzog und stylte.
„Einer eurer Nachbarn kam gerade von einer Party", erklärte Pierre kleinlaut. Fest klammerte er sich an seiner Sporttasche fest, bereute gerade wirklich sehr, dass er ausgerechnet zu Max geflüchtet war. Vielleicht hätte er sich einfach ein Hotelzimmer nehmen sollen.
„Du bist aber auch echt schrecklich, wenn du aus dem Schlaf gerissen wirst."
Mit einem Mal tauchte Daniel hinter Max auf, schob diesen konsequent zur Seite und musterte Pierre besorgt.
„Komm rein, Pierre."
Dankend folgte er der Aufforderung des Älteren und folgte Daniel in die Wohnung. Während er zu Daniel ins Wohnzimmer ging, konnte er die missmutige Aura von Max direkt hinter sich spüren.
„Entweder gehst du dich im Bad ein bisschen frisch machen oder du gehst wieder ins Bett. Pierre wird schon einen guten Grund haben, wieso er mitten in der Nacht hier klingelt. Und ich lasse es sicher nicht zu, dass du versuchst, ihm durch deine schlechte Laune ein noch schlechteres Gewissen einzureden."
Unbeholfen verfolgte Pierre den stummen Schlagabtausch der Blicke zwischen Max und Daniel. Max schien tatsächlich auf Daniel zu hören, als sich dieser murrend umdrehte und scheinbar ins Badezimmer verschwand.
„Keine Sorge. Kaltes Wasser, fünf Minuten für sich und danach ist Max kein Griesgram mehr."
Daniel kannte seinen Freund sehr gut. Es dauerte zwar etwa zehn Minuten und ein Glas Cola, als Max zu ihnen stieß. Mittlerweile hatte er sich ein Shirt übergezogen und versprühte keine negative Aura mehr, als er sich Pierre gegenübersetzte. Daniel hatte derweilen Kaffee für Max und sich aufgesetzt.
„Was verschafft uns die Ehre?"
„Ich ... Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Lewis ..."
Bewusst hatte Pierre sein Handy auf lautlos gestellt, wollte auch nicht nachschauen, ob sein Freund versucht hatte, ihn zu erreichen. Es tat noch immer weh, was der Brite von sich gegeben hatte und genau dies erzählte er seinen beiden Freunden leise, dabei immer wieder schluckend. Am Ende kauerte er fast schon klein auf der großen Wohnlandschaft und hielt eins der Kissen fest an sich gedrückt.
„Weil du dir später irgendwann ein Kind wünschst, ist Lewis abgedreht? Da ist das Bouncing wohl doch zu oft, zu heftig gewesen oder was?"
Über die Jahre hinweg hatten Lewis und er zwar keine innige Freundschaft aufgebaut, aber sie verstanden und respektieren sich auch in den meisten Fällen. Dass sich Pierre ausgerechnet in den älteren Briten verlieben musste, war anfangs schon schockierend für ihn gewesen. Nicht weil Pierre auch auf Männer stand. Das wusste Max schon seit Jahren. Vielmehr war es die Tatsache, dass es Lewis sein musste. Erneut war es sein eigener Freund, der ihn damals auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hatte.
„Wo wir gerade von Lewis reden ... Mein Handy summt schon die ganze Zeit."
Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht, als sich Daniel entschieden hatte, sein Handy mit aus dem Schlafzimmer zu nehmen, als er sich ebenfalls rasch ein Shirt übergezogen hatte.
„Er versucht anzurufen?"
„Nicht nur das. Ich habe auch einige Nachrichten."
Pierre stolperte das Herz in der Brust, während Daniel sein Handy entsperrte. Das Telefonat selbst nahm er nicht an, aber er öffnete die Nachrichten und überflog diese.
„Er fragt, ob ich weiß, wo du bist. Ihr hattet Stress und du hast Sachen gepackt und bist gegangen."
„Echt? Der macht sich Sorgen?"
„Max!"
„Was? Ist doch so. Mitten in der Nacht und Lewis schreibt dir. Er muss sich tatsächlich Sorgen machen. Ansonsten hätte er doch sicher noch ein paar Stunden gewartet. Pierre ist alt genug und kann machen, was er will."
„Ich will ihn nicht sehen und ganz sicher auch nicht mit ihm reden. Aber ich will euch nicht damit reinziehen. Vielleicht sollte ich mir einen anderen Unterschlupf suchen und doch in Charles' Wohnung gehen."
„Max, würdest du Pierre bitte ins Gästezimmer bringen? Ich regele das mit Lewis. Ich weiß, Pierre, für dich ist er gerade ein Arschloch. Aber dieses Arschloch ist seit zwei Jahren dein Freund und liebt dich."
„Mhmpf!"
Erschrocken zuckte Daniel zusammen, als Max und Pierre gleichzeitig brummten und die Augen verengten.
„Okay, wir nehmen an, dass er dich liebt. Ich werde ihm sagen, dass du bei uns bist. So muss er sich keine Sorgen machen. Aber er soll dich nicht mehr anschreiben und anrufen. Du wirst dich melden, wenn du dazu bereit bist. Okay?"
Widerwillig nickte Pierre. Wenn er seine jetzige Wut und Enttäuschung die Überhand gewinnen lassen würde, konnte es später sein, dass er es bereuen würde. Lewis und er hatten in ihrer Beziehung noch nie wirklich einen großen Streit gehabt, nur kleine Meinungsverschiedenheiten, die aber schnell wieder aus dem Weg geräumt werden konnten. Und die Liebe zum Briten war ja auch nicht plötzlich weg, weil Lewis verletzende Sachen gesagt hatte. Sie hatte nur einen sehr großen Dämpfer bekommen.
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„Tut mir leid, dass ich dich vorhin so angemacht habe."
„Ich glaube, es wäre mir nicht anders ergangen. Man ist im Tiefschlaf und wird plötzlich aus diesem gerissen. Ich wollte nicht ohne Charles' Erlaubnis in seine Wohnung. Total blöd. Er sagt immer wieder, dass ich es ohne zu fragen machen kann."
Da das Telefonat mit Lewis scheinbar länger zu gehen schien, hatte sich Max zu Pierre auf das Bett gesetzt. Jetzt, wo er sich Pierre genauer anschauen konnte, sah auch Max, wie schlecht es dem Franzosen ging. Aber nach dem, was sich Lewis erlaubt hatte, war dies wohl auch kein Wunder. Max war sicher, dass er nicht einfach nur gegangen wäre, hätte Daniel so mit ihm gesprochen. Verbal hätte er richtig ausgeteilt und vielleicht wäre er sogar etwas handgreiflich geworden. Aber Pierre war nicht er. Pierre gehörte zu den ruhigen Zeitgenossen.
„Dir ist das mit dem Kind wichtig, nicht wahr?"
„Ja."
„Ich glaube, du wärst wirklich ein toller Dad. Du bist ruhig und geduldig. Du bist liebevoll und herzlich. Ein Kind hätte es bei dir sehr gut. Es würde Liebe, Geborgenheit und Schutz bekommen."
Mit großen Augen blickte Pierre auf seinen ehemaligen Teamkollegen. Max und er verband seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Red Bull schon eine enge Freundschaft. Pierre würde schon so weit gehen und Max zu seinen engsten Freunden zählen. Dass dieser so große Stücke auf seine Vaterfähigkeiten hielt, erstaunte ihn aber.
„Lewis ist ein Idiot. Etwas Besseres als du hätte ihm doch nicht passieren können. Und nur weil du erwähnt hast, später mal Kinder haben zu wollen, macht er so einen Aufstand. Das verstehe ich nicht. Wenn er keine Kinder möchte, dann hätte er das doch ruhiger und friedlicher ausdrücken können."
Seufzend lehnte Pierre seinen Kopf gegen die Schulter des Jüngeren.
„Ich war davon überzeugt, dass Lewis später mal Kinder haben möchte. Man muss doch nur genau hinschauen, wie er mit seiner Nichte umgeht oder mit kleinen Fans. Er liebt Kinder. Nur scheinbar nicht mit mir zusammen. Es tat weh, was er mir unterstellt hat. Wie kommt er darauf, dass ich seine Rente will? Und dass wir gleich sofort danach ein Kind adoptieren? Eine Adoption ist ein langer Prozess. Auch wenn wir in der Öffentlichkeit einen gewissen Status haben, wird man uns trotzdem kontrollieren. Und warum keine Leihmutter? Aber bis zu dieser Frage bin ich ja nicht mal gekommen. Ich habe Lewis nie zu Hause mit den Kindern gesehen, während ich jedes Wochenende in einem anderen Land gefahren bin. Carola und Minttu haben ihre Kinder auch an einige Strecken mitgenommen. Habe ich mich so in diesem Mann getäuscht, Max?"
Max kam nicht zum Antworten, da in diesem Moment die Tür geöffnet wurde und ein wirklich fertiger Daniel das Gästezimmer betrat.
„Das war anstrengend. Ich hoffe wirklich, dass ich Lewis beruhigen konnte."
Für einen kurzen Moment flackerte sein schlechtes Gewissen stark auf. Aber Pierre wollte sich davon nicht beirren lassen. Lewis sollte ruhig merken, dass er ihm wehgetan hatte.
„Lewis macht sich die schlimmsten Vorwürfe und Sorgen."
„Mir egal."
„Pierre, ich kann nachvollziehen, dass es dich jetzt nicht interessiert. Und das habe ich Lewis auch gesagt. Ich habe ihm gesagt, dass du dich melden wirst, wenn du bereit bist. Wichtig ist, dass er weiß, dass du in Sicherheit bist."
Max und Daniel blieben noch lange bei ihm. Gemeinsam sprachen sie über die unterschiedlichsten Sachen, aber auch über das Thema Kinder und wie das alles mit Lewis eskalieren konnte.
Erst gegen fünf Uhr morgens fanden sie alle Schlaf. Pierre brauchte zwar noch etwas länger, weil er nochmal auf sein Handy geblickt hatte und ihm das Herz schwer wurde, als er die Nachrichten las. Aber er brauchte die Zeit zum Nachdenken und wollte nicht schwach werden. Irgendwann siegte die Müdigkeit und er fiel in einem unruhigen Schlaf.
„Guten Morgen, Sonnenschein."
„Himmel, Daniel."
Müde rieb sich Pierre die Augen. Ein guter Morgen war es sicher nicht. Es war nicht mal mehr ein Morgen. Mit Schrecken hatte Pierre feststellen müssen, dass es schon halb 12 mittags war, als er aufgewacht war. Irgendwie hatte er wohl doch noch Schlaf bekommen.
„Max ist zum Bäcker. Er war auch nur eine Stunde vor dir wach."
Mit schlurfenden Schritten trat er näher an den Küchentresen und ließ sich kraftlos auf einen der Hocker fallen. Pierre fühlte sich wirklich erschöpft und gerädert. Und dabei wollten Lewis und er morgen doch in den Urlaub fliegen.
„Lewis und du müsst reden. Das ist dir bewusst?"
„Sicherlich. Bin nicht blöd."
„Das habe ich auch nicht andeuten wollen. Wirklich, Pierre, ich kann deine Reaktion verstehen. Und trotzdem denke ich, dass man in Ruhe ein Gespräch suchen sollte, wenn sich alle Parteien beruhigt haben. Ihr seit zwei Jahren zusammen und habt Privates und Berufliches sehr gut geregelt bekommen."
„Ich werde einem Gespräch nicht aus dem Weg gehen. Immerhin möchte ich wissen, wieso Lewis mich so barsch angemacht hat. Aber ich kann dir sagen, wenn wir bei dem Thema Kind nicht auf einem gemeinsamen Nenner kommen, wird die Beziehung nicht für immer halten. Ich will Kinder. Und wenn er das nicht möchte, dann werden wir keine gemeinsame Zukunft haben."
Kompromisse hin oder her. Bei Kindern würde sich Pierre nicht weichklopfen lassen. Wann genau der Wunsch nach Kindern angefangen hatte, konnte er gar nicht so genau benennen, aber wie er Lewis schon sagte, war ihm selbst früh klar, trotz seiner Sexualität später einmal Kinder haben zu wollen. Und zur Not würde er das eben auch ohne festen Partner an seiner Seite durchziehen.
Schweigend nippte Daniel an seinem Kaffee. Das Thema Familie war schon ein sehr großer Einschnitt in eine Partnerschaft. Sicher war diese schon unter normalen Umständen nicht immer leicht. Bei Pierre und Lewis kam ja noch deren Beruf und das Leben in der Öffentlichkeit dazu. Und dass Lewis einige Jahre älter als der Franzose war, konnte man ja auch nicht einfach beiseiteschieben. Die verschiedenen Charaktere und Vorstellungen einer Partnerschaft waren sicher auch nicht zu verachten. Ob die beiden es auf einen gemeinsamen Nenner bringen würden? Aktuell war sich Daniel da nicht so sicher. Max und er selbst hatten schon sehr früh in ihrer Beziehung über Familie geredet und waren sich da auch schnell einig gewesen.
„Hast du Charles eigentlich auch geschrieben? Der war schon fast auf dem Weg zurück nach Monaco, nachdem Lewis wohl auch ihn angerufen und angeschrieben hat."
„Bevor ich zu dir in die Küche gekommen bin, habe ich ihn schnell angerufen. Mick und er saßen schon im Auto und wollten gerade los. Oh Mann. Nicht nur, dass es gerade bei mir scheiße läuft, jetzt habe ich Max und dich im Urlaub gestört und Charles war auch kurz vorm Durchdrehen, weil er mich nicht erreichen konnte. Und alles nur wegen einer kleinen Äußerung."
Die nächsten Minuten schwiegen beide, bis sie den Schlüssel in der Haustür hörten und Max scheinbar nicht nur beim Bäcker gewesen war. Unterwegs schien dieser noch jemand Bestimmtes getroffen zu haben.
„Ich habe dir gesagt, dass Pierre dich nicht sehen will. Aber seine Wünsche sind dir ja scheinbar eh egal."
„Max ..."
„Nein! Daniel hat dir gesagt, dass sich Pierre melden wird. Außerdem ist es Hausfriedensbruch, dass du einfach mit in den Komplex gekommen bist, obwohl ich deutlich gemacht habe, dass wir das nicht wollen."
„Hallo Lewis. Ich sehe, dass unser Gespräch voller Erfolg war."
Bewusst hatte sich Daniel in den Türrahmen zur Küche gestellt, um Pierre einen gewissen Schutz zu geben. Kaum dass dieser die Stimme seines Freundes gehört hatte, wurde der junge Franzose richtig blass.
„Es tut mir leid, aber ich muss Pierre sehen. Ich muss mich entschuldigen."
„Ja, das musst du wirklich. Aber unter Pierres Bedingungen. Nicht deinen! Glaubst du, dass dieser Auftritt jetzt alles gutmacht? Du tauchst hier einfach auf, obwohl wir klar und deutlich darüber geredet haben, dass du Pierre Zeit geben sollst. Es geht nicht um dich! Es geht hier um Pierre und nicht, was DU willst."
Max hatte sich aus einem weiteren Gespräch lieber rausgehalten, da er die Anzeichen bei seinem Freund kannte und sah. Daniel war wütend und sauer auf das Verhalten des Briten und das ließ der Australier sehr deutlich verlauten. Für Max ein Zeichen, sich lieber schweigend zurückzuziehen. Er ging lieber in die Küche und leistete Pierre Gesellschaft, der nicht gewillt war, seinem Freund jetzt schon gegenüberzutreten.
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„Darf ich euer Gästezimmer noch mal benutzen?"
„Zum Übernachten oder um mit Lewis zu reden?"
„Na ja, er wird seine Gründe haben, wieso er meiner Bitte nicht nachgekommen ist."
„Wenn du jetzt nachgibst, was erhoffst du dir davon? Scheinbar interessiert es Lewis nicht, was du möchtest."
„Max! Das stimmt so nicht. Lewis liebt mich. Er tut alles für mich. Ich könnte dir unzählige kleine Dinge aufzählen, welche er sich einfallen lässt, um mir zu zeigen, dass ich ihm wichtig bin. Wir haben uns noch nie so heftig wie jetzt gestritten. Glaubst du wirklich, dass ich ihn deswegen aufgebe? Natürlich macht es sein Verhalten nicht besser, dass er hier einfach auftaucht und nicht darauf gewartet hat, dass ich mich melde. Aber ich bin überzeugt, dass er seine Gründe hat."
„Klar hat er die. Sein Ego muss mächtig einen Knacks abbekommen haben, als du verschwunden bist und ihn ignoriert hast. Wahrscheinlich schiebt er Panik, dass du ihn verlässt und macht lieber jetzt alles, damit du denkst, dass er es wirklich ernst meint."
„Wir werden so nicht weiterkommen. Ich denke, es ist besser, wenn wir gehen. Du bist nicht gut auf Lewis zu sprechen und der Lautstärke von Daniel nach zu urteilen, ist dieser es auch immer noch nicht. Ich möchte eine ehrliche Erklärung für sein Verhalten haben und dann entscheide ich, ob wir getrennte Wege gehen oder nicht. Das entscheidest nicht du und auch nicht Daniel oder Charles, der ihm wohl auch gerne den Kopf abreißen würde."
„Pierre ..."
„Nein, Max. Ich bin echt dankbar, dass ihr mir heute Nacht Obhut gegeben habt, aber ich kläre das mit meinem Freund lieber allein. Ich werde mich später melden."
Ganz so sicher, wie er versuchte sich zu geben, fühlte sich Pierre nicht. Er hatte keine Angst vor Lewis, keine Angst vor handgreiflichen Übergriffen. Und es musste einfach einen Grund geben, wieso Lewis seiner Bitte nicht nachgekommen war und gewartet hat.
„Lewis, wir gehen. Ich will nichts hören, bis wir in deiner Wohnung sind. Und dann hoffe ich für dich, dass du eine gute Erklärung für dein verletzendes Verhalten mir gegenüber hast."
Daniel und Lewis verstummten sofort in ihrem Wortgefecht, als Pierre auftauchte. Er nickte dem Australier dankend zu, bevor er rasch noch ins Gästezimmer verschwand und seine Tasche holte.
Da Monaco nicht sonderlich groß war, mussten sie kaum mit dem Auto fahren. Lewis' Wohnung war nicht weit, weswegen dieser wohl auch gelaufen war. Schweigend hatte er Abstand zu dem Älteren genommen und auch in der Wohnung hielt Pierre Abstand. Auch brachte er als klares Zeichen die Tasche nicht zurück ins Schlafzimmer.
„Also? Warum warst du so ein Arsch? Ist der Gedanke so widerlich, mit mir Kinder haben zu müssen? Bist du so geil auf noch mehr Titel, dass andere Dinge überhaupt keinen Platz in deinem Leben haben? Und noch wichtiger - ist dir meine Meinung so scheißegal, dass du nicht mal warten konntest, bis ich bereit für dieses Gespräch gewesen wäre?"
Pierre blendete sämtliche Liebe, die er für diesen Mann empfand, aus. Würde er es nicht tun, wäre er schon lange bei Lewis und hätte diesen in die Arme genommen. Lewis machte einen erbärmlichen Eindruck, ängstlich – fast panisch – blickte der Brite ihn an, kauerte sich dabei fast in die Ecke der großen Wohnlandschaft. Ein Anblick, den Pierre so nicht von Lewis kannte.
„Im ersten Moment dachte ich, dass du mich ersetzen möchtest."
„Ersetzen?"
„Mit einem jüngeren Mann eine Familie zu gründen, ist sicher besser. Die Kinder hätten doch viel mehr davon."
„Was für ein Bullshit! Nur weil du ein paar Jahre älter als ich bist, suche ich mir doch keinen jüngeren Freund, um eine Familie zu gründen. Aber vielen Dank für dieses Vertrauen in mich. Kennst mich richtig gut."
Fassungslos traf nicht mal ansatzweise das, was er gerade empfand. Hatte er Lewis gegenüber irgendwann Signale gegeben, dass er nur mit einem jüngeren Mann glücklich werden konnte? Wie um alles in der Welt konnte man auf so einen Scheiß kommen? Sie waren seit zwei Jahren zusammen und nicht einen Tag hatte sich Pierre an dem Altersunterschied gestört. Wenn dies ein Hindernis gewesen wäre, hätte er sich doch niemals in den Briten verliebt.
„Es tut mir leid. Unser Altersunterschied stand nie zur Debatte. Aber irgendwie habe ich Panik bekommen. In den Medien wird so oft von meinem Rücktritt berichtet, dass ich davon ausgegangen bin, dass du darauf wartest und mich dann mit dem Kind allein zu Hause lässt."
„Kennst du Arsch mich überhaupt? Hast du mir zwei Jahre was vorgelogen?!"
Wütend funkelte er Lewis an, erhob sich erbost und stapfte aufgebracht durch das Wohnzimmer. Das war das Allerletzte.
„Pierre, bitte. Ich weiß, das ist alles Bullshit."
„Das ist kein Bullshit! Das ist Verrat! DU unterstellst mir, dass ich auf deinen Rücktritt hoffe, damit wir für die Adoption freie Bahn haben. DU unterstellst mir, dass ich dich zu Hause am Herd sehe und du auf die Kinder aufpasst, während ich weiter durch die Welt reise! Minttu hatte die Kinder mit an einigen Strecken! Carola hatte ihre Kinder mit an einigen Strecken! Du hättest nur sagen müssen, dass du in unserer Partnerschaft keine Kinder siehst. Das wäre auch schlimm für mich gewesen, weil ich definitiv Kinder haben möchte. Aber ich wollte nicht direkt morgen losziehen und mich nach Adoptionen erkundigen. Vielleicht hättest du deine Meinung noch geändert, wenn wir länger zusammen gewesen wären. Aber so weiß ich sehr genau, dass du nicht der Partner bis an mein Lebensende sein wirst."
„Ich möchte Kinder."
„Ach?"
Pierre war nicht gewillt, seinen Freund anzuschauen. Stattdessen ging er auf den Balkon und hielt sich fast schon krampfhaft am Geländer fest. Wenn er nicht hier und jetzt alles beenden wollte, musste er sich wieder beruhigen. Er wollte nicht glauben, dass die Liebe von Lewis geheuchelt war. Und er konnte sich doch nicht so geirrt haben? Lewis war im Umgang mit Kindern so warmherzig und liebevoll. Man sah deutlich, wie sehr er Kinder mochte. Und scheinbar wollte Lewis ja wirklich Kinder, aber so wirklich glauben konnte Pierre dies nach gestern Abend nicht mehr.
TBC ...
+
Liebe Gifthexe entspricht es so ungefähr deiner Vorstellung? Deinem Wunsch? Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Wunsch Schreiben könnte. So wirklich war nie was greifbares dabei, bis vor paar Tagen, da hatte ich paar Geistesblitze. =)
Lewis ist ein Arsch. Es ist Drama. Und es sieht gerade alles andere als rosig aus und trotzdem hoffe ich, das du den ersten Teil magst. ^^
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