Kapitel 10
Taehyung PoV
Als er nach fast einer Stunde auf einen Rastplatz in der Nähe von Cheonan einbog, war es fast schon mittags. Überraschenderweise war der kleine Parkplatz fast leer, nur ein einzelner grauer BMW stand am anderen Ende. Noch bevor er seinen Wagen mit den getönten Scheiben überhaupt eingeparkt hatte, war die Beifahrertür des Wagens aufgegangen und eine Frau stieg aus.
Auf dem Gesicht des jungen Mannes breitete sich ein freudiges Lächeln aus und instinktiv hob er die Hand. Dann fiel ihm ein, dass die Scheiben getönt waren. Doch obwohl die Frau ihn nicht erkennen konnte, hob sie einen Arm und winkte. Sein Lächeln wurde so breit, dass es fast wie angeklebt wirkte. Wie lange war es schon her, dass er seine Mutter gesehen hatte?
Mehrere Monate? Ein halbes Jahr? Bestimmt schon so lange... Er stellte den Motor ab, schnallte sich ab und öffnete die Fahrertür. Das Lächeln der Frau wurde noch breiter, sie begann zu laufen. Sie war nicht weit entfernt und bevor er richtig aus dem Auto gestiegen war, stand sie schon vor ihm. Taehyung grinste sie an und hob seine Arme, als die Fahrertür des Autos aufging.
Er erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf einen älteren Mann, bevor die Frau ihn in die Arme schloss und fest herzte. „Eomma!", lachte Taehyung, ein wenig atemlos von der festen Umarmung. Ihm war nicht aufgefallen, dass er in der Zeit, in der er sie nicht gesehen hatte, noch um ein weiteres Stück gewachsen war. Inzwischen war er fast um einen Kopf größer als sie.
Noch einmal lachte er auf und erwiderte die Umarmung. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und sog ihren vertrauten Duft ein. Der Duft seiner Mutter war etwas Wunderbares, etwas Beruhigendes. Er erinnerte sich daran, wie ihr Geruch sie viele Nächte lang in den Schlaf gelullt hatte. Ein weiteres, vertrautes Gesicht erschien in Taehyungs Blickfeld.
„Tae!", lachte der Mann ihn an, „wir haben un ja echt lange nicht mehr gesehen." „Das stimmt, Appa!" Mit sanfter Gewalt löste sich Taehyung aus der Umarmung seiner Mutter, strich ihr noch einmal über den Kopf und stieg endlich richtig aus dem Auto aus, was seine Mutter mit ihrer stürmischen Begrüßung ja verhindert hatte.
Dann schlängelte er sich um seine Mutter herum und schloss seinen Vater in die Arme. Der Griff um seine Hüfte war nicht so fest wie der seiner Mutter und dennoch war er genauso herzlich. Und auch wenn sie nur ganz kurz andauerte, einen Herzschlag lang, so wusste er doch, dass sein Vater sich genauso sehr freute ihn zu sehen wie, seine Mutter.
Als sich die beiden voneinander lösten, hob sein Vater eine Augenbraue und ließ den Blick prüfend über Taehyung gleiten. „Du bist dünn geworden.", stellte er besorgt fest, „kümmern sich die anderen richtig um dich?" „Natürlich, Appa!", lachte Taehyung, „es ist nur alles im Moment ein bisschen stressig."
„Holen wir erstmal Yeontan aus dem Auto. Ihm wird es da drin sonst zu warm.", meinte seine Mutter in seinem Rücken und Taehyung Herz begann wild zu klopfen.
Sein kleiner Schatz! Ihm tat es immer wieder leid, dass er so wenig Zeit für Yeontan hatte; dafür genoss er die Zeit mit dem kleinen Hund umso mehr. Sein Vater hatte die freudige Erregung in seinem Gesicht anscheinend wahrgenommen, denn er schenkte ihm ein sanftes Lächeln und meinte: „Er ist auf der Rückbank. Geh ihm Hallo sagen."
Das ließ sich der junge Mann natürlich nicht zweimal sagen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er den Platz überquert und lugte durch die Scheibe ins Innere. Da das Glas im Gegensatz zu seinem Wagen nicht getönt war, konnte man einwandfrei ins Innere sehen. Und dort saß er; der kleine, dunkle Zwergspitz und schaute ungewohnt artig aus dem Fenster; die Ohren gespitzt und die Nase wackelnd, als könnte er Taehyung bereits riechen.
Und als ihre beiden dunklen Augenpaare sich für eine Sekunde begegneten, fing Yeontan an zu bellen. Ein hoher, quietschender Ton, der sich schnell mit Taehyungs begeistertem Lachen vermischte, bevor dieser die Tür aufriss. Ihm blieb nur ein Moment, seinen kleinen Hund zu mustern, bevor der ihm auf kurzen Beinen entgegensprang.
Eigentlich war Yeontan ein ziemlich intelligenter Hund, doch was er als Nächstes tat, zeugte eher vom Gegenteil. Mit einem hohen Bellen machte er einen Satz nach vorne und sprang Taehyung direkt auf die Brust. Der stolperte überrascht zurück und gab ein unelegantes Uff von sich. Yeontan war nicht schwer, Taehyung konnte ihn mit einem Arm tragen.
Es war wohl eher die Überraschung, die das Idol dazu veranlasste, sich wenig grazil auf den Hosenboden zu setzen, einen Arm um den kleinen Köper an seiner Brust, damit Yeontan nicht von ihm rutschte. Der kleine Zwergspitz wedelte begeistert mit seinem kurzen Schwanz und hechelte Taehyung ins Gesicht, als dieser auf ihn hinabblickte.
„Yeontan!", sagte Taehyung streng; bemüht das Zucken seiner Mundwinkel zu verstecken. Doch der Hund schien sich keiner Schuld bewusst zu sein; er wedelte noch immer mit seinem Schwanz und sein Atem ließ seinen Besitzer für einen Moment das Gesicht verziehen. Was hatte Yeontan denn gefressen? Das roch nach einer üblen Mischung aus Fleisch und Fisch.
Ein wenig angeekelt hielt Taehyung seinen Hund von sich weg und schaute ihm tief in die Augen. Yeontans Beinchen zuckten, als wollte er durch die Luft laufen und schaute Taehyung aus, vor Freude leuchtenden, Augen an; erschreckend menschlich, wie Taehyung mit einem Schlucken feststellte.
Langsam ließ er sich zurücksinken, bis sein Rücken den dreckigen Asphalt berührte und Yeontan auf seiner Brust saß. Mit sanften Fingerspitzen kraulte Taehyung den Hund unterm Kinn, genoss das Gefühl seines Gesichts auf seinem Brustkorb. Wie hatte er den Kleinen doch vermisst!!!
Erneut anderthalb Stunden später, lenkte Taehyung sein Auto auf den hinteren Parkplatz des Dorms. Durch hohe Mauern und Überwachungskameras war es schwer für ARMY's, hierherzukommen. Und obwohl Taehyung ihnen gerne sagen wollte, dass Yeontan wieder bei ihm war, wollte er dem Hund etwas Ruhe gönnen.
Nachdem er sich von seinen Eltern verabschiedet und Yeontans Sachen in seinen Wagen verfrachtet hatte, war der kleine Hund erstaunlich ruhig geworden. Auf der Fahrt, die er -durch ein kleines Geschirr angeschnallt- auf der Rückbank verbracht hatte, hatte sich der dunkle Fellball irgendwann einfach zusammengerollt und eingeschlafen.
Als Tae den Motor abstellte und durch den Rückspiegel das Tier liebevoll musterte, vibrierte sein Handy in seiner Hosentasche. „Hallo, Jin- hyung.", sagte er, als er das Gespräch annahm. „Hier ist nicht Jin.", tönte eine leise Stimme aus dem Lautsprecher, die Tae sofort liebevoll lächeln ließ. Ein wenig von sich selbst überrascht, tauschet er einen Blick mit seinem Ebenbild im Rückspiegel.
Gott, er musste seine Begeisterung für sie eindeutig zügeln; das Ganze nahm schon gruselige Ausmaße an. „Hey, Mira.", sagte er sanft, „ist irgendwas?" „Ähmm... also... eigentlich..." „Ja?" „Wann bist du wieder da?", fragte sie fast ein wenig kleinlaut. Taehyung wurde augenblicklich warm ums Herz, als er die Verlegenheit in ihrer Stimme hörte. „Freust du dich schon so auf Yeontan?", erwiderte er grinsend.
„Ja, aber auch auf dich." Sein Herz setzte für einen Moment aus, als dieser kleine Satz so selbstverständlich über Miras Lippen kam. Sprachlos starrte er aus dem Fenster, starrte auf eine der hohen Mauern und bekam kaum mit, was Mira erzählte.
„Mir ist irgendwie langweilig. Yoongi hat mir gesagt, dass ich ihnen zugucken darf, wenn ich leise bin. Aber im Moment liegen alle nur auf dem Boden und machen komische Verrenkungen." Für einen Moment blieb er still, brauchte ein paar Herzschläge, um wieder zurück in die Realität zurückzufinden.
Dann begann er zu lachen und erklärte: „Diese Verrenkungen sind Dehnübungen. Die sind wichtig für das Aufwärmen der Muskeln." „Es sieht komisch aus." „Ich weiß. Pass auf, Mira", meinte er und kam damit wieder auf das ursprüngliche Thema zurück, „ich bin gleich bei euch, du kannst Yeontan begrüßen und dann zeigen wir ihn den ARMY's. Zusammen, okay?" „A... aber wie?"
„Wir machen ein VLive. Den hast du doch schon mal gemacht, oder?" „Nur einmal ganz kurz." „Ach, das ist schön. Dann lernen die ARMY's dich auch gleich besser kennen." Als Mira nicht antwortete, schob er rasch hinterher: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Unsere Fans sind sehr nett und werden dich mögen."
„Okay." Und obwohl sie sich sichtlich bemühte, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben, klang sie unsicher. Taehyung lächelte noch einmal, dann legte er auf und stieß einen leisen Pfiff aus. Sofort saß Yeontan kerzengerade auf der Rückbank, die Ohren waren gespitzt und der Schwanz wedelte erwartungsvoll. Taehyung drehte sich nach hinten und grinste seinen Hund an.
„Willst du Mira begrüßen? Willst du?" Und obwohl Yeontan sicherlich nicht wusste, wer Mira war, bellte er einmal zustimmend. „Na schön.", lachte Taehyung, „dann lass uns gehen." Und nachdem er Yeontan aus dem Auto geholt und sich die Sachen des Hundes unter den Arm geklemmt hatte, folgte ihm der Zwergspitz begeistert ins Innere des Dorms.
Die umhereilenden Leute grüßten Taehyung freundlich und lächelten Yeontan an, bevor sie weitereilten. Der Zwergspitz schien sich an den vielen Füßen um ihn herum nicht zu stören; er kannte das alles schon von seinen vorigen Besuchen und blieb dicht bei Tae.
Der schlängelte sich geschickt durch die Mengen, erwischte einen Fahrstuhl in die oberen Stockwerke und quietschte begeistert, als er im dritten Stock das vertraute Wummern der Musikanlage vernahm. „Wir sind da, Yeontan! Freust du dich schon?"
Als Antwort bekam er ein hohes Bellen. Lachend beugte Taehyung sich herab und hob seinen Hund hoch. Mit ihm im Arm ging er schnellen Schrittes den Gang entlang, bis zu der Tür, hinter der der Tanzraum lag in dem sie vorzugsweise trainierten. Mit dem Fuß stieß er die Tür auf. Die anderen hatten gerade offenbar die Choreografie von No More Dream wiederholt, er erkannte die Tanzschritte sofort.
Und zwar so gut, dass er sich jetzt einfach zu ihnen stellen konnte, seine Position finden und mittanzen würde. Mira entdeckte der Sänger ganz hinten in einer Ecke, wo sie auf einem Sitzsack saß, einen Block auf dem Schoß und einen Stift in der Hand hatte. Das sie sich wegen der Lautstärke nicht beschwerte... die Jungs hatten die Angewohnheit, die Musikanlage so laut zu stellen, dass man schreien musste, um sich zu verständigen.
Und meistens taten einem danach die Ohren weh; jeder von ihnen beklagte sich darüber und trotzdem machten sie es später genauso wie vorher. Dumme Angewohnheit! Zur Begrüßung hob Tae die Hand, sah sich selbst in den großen Spiegeln an den Wänden. Die anderen tanzten weiter, doch ihn störte es nicht. Er wusste, dass sie ihn durch den Spiegel gesehen hatten, obwohl sie mit dem Rücken zu ihm tanzten.
Mira hatte ihn noch nicht bemerkt und ein schelmisches Grinsen breitete sich auf Taehyungs Zügen aus. Er ließ Yeontans Sachen fallen und huschte geduckt zu Mira hinüber. Als er nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, hielt er Yeontan vor sich, als könnte der ihn gegen irgendwas verteidigen. Dann stieß er einen lauten Kriegsschrei aus, sprang vor und hielt der zusammenzuckenden Mira den Hund vors Gesicht. „Sag hallo, Yeontan!"
Der Hund lehnte sich ein wenig vor und schnüffelte an Miras erschrockenem Gesicht, bevor Taehyung den Kleinen wieder dichter an sich zog. Miras Gesicht war seltsam bleich, ihre Augen waren weit aufgerissen und sie hatte vor Schreck einen leichte Schnappatmung bekommen, so dass Taehyung sich besorgt vor sie kniete. „Habe ich dich erschreckt?", fragte er reumütig.
Mira sah ihn nur aus dunklen, verstörten Augen an und umklammerte den Block ganz fest. Beschämt streckte Taehyung eine Hand aus und strich der Kleinen eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. „Tut mir leid." „Schon gut.", antwortete sie so leise, dass er sie im Lärm der Musik kaum verstand, „ich hab dich gar nicht gehört."
by Durga
◕ᴥ◕
Hey!
Ich wollte mich nur entschuldigen das hier manches ein wenig surreal vorkommt. Aber dies ist eine Fan-FIKTION, wo sich die Fantasie der Fans austobt. Nehmt es bitte auch mit Fantasie. Danke
KittyLoveDream
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