Die Brüder, die Literatur und der Plan (1. Kapitel)
Der Außenhof war eine riesige Welt für den kleinen Jungen, der mittendrin stand. Er wusste dennoch, dass die ganze Welt selber hundert - Nein - tausendfach riesiger war, als das riesige Garten-Eden-ähnliche Gebiet, das direkt vor seiner Haustür lag.
Neben den üblich sauber gemähten Rasenflächen, umzingelten sich die labyrinthähnlichen Hecken, die sauberglänzenden Statuen, all die unterschiedlichen hübschgeschnittenen Ligustern mit ihren verschieden Formen und nicht zu vergessen all die verschiedenen, wunderschönen Blumen, die das riesige Wohngebäude, dass von seiner Größe und Aufbau an einen Palast erinnerte, am Fuße zierten.
Nicht zu vergessen, das riesige Waldgebiebt, was auch noch ringsum zum Wohnsitz privat gehörte.
Zum Weiterstaunen, wo und wie er hier lebte, war dem Jungen vollkommen egal, besonders im diesem Moment.
Er stand auf einer riesigen, leeren Grasfläche, etliche Meter vor seinem Haus. An diesem Samstagsabend war es ein angenehmes Wetter, keine einzige Wolke und windstill. Das Abendrot vom Sonnenuntergang ließ den Jungen dabei in ein rosa-rotem Licht eintauchen.
Er stand mit dem Rücken zu seinem Haus gerichtet und schaute dabei konzentrierend in die Ferne, so, dass er den Himmel und den weiten Wald gleichzeitig anschauen konnte. Seine förmliche, hellbraune, dünne Cordkleidung, dazu noch seine dunkelbraune Weste, hing an ihm locker dran und ließen ihn klein wirken; am deutlichsten konnte man das an den Ärmeln erkennen, die schon fast seine Hand bis zum Daumen verschluckten. In seiner rechten Hand hielt er ein Buch, was schon abgegriffen aussah.
Der Junge wartete auf etwas Bestimmten, denn er blieb einige Minuten in dieser Position ruhig stehen.
Bis in dem Moment ein leichter Windhauch kam, der ein bisschen seine kurzen platinblonden Haare wehen ließ. Der Junge hob langsam seine linke Hand und streckte sie so aus, als würde er dem rotgewordenen Himmel die Hand geben.
Er blieb einige Zeit so konzentrierend stehen. Auf die Hand schauend, zählte er im seinem Kopf, wie viele Sekunden er diesmal warten müsste. 180 Sekunden waren die Grenze. Anfangs hatte er sogar geduldig fast eine ganze Stunde lang so gewartet. Weil er aber am Ende immer Ärger bekam, musste er sich mit seinen 180 - absichtlich langsamgezählten - Sekunden zufrieden geben.
171 ... 172 ... 173 ...
Er klammerte das Buch nun fester in seiner rechten Hand.
174 ... 175 ... 176 ...
Es waren nicht mehr viele Sekunden übrig, trotzdem war er voller Entschlossenheit zu warten, denn er wollte nicht bis zu seiner Grenze aufgeben.
177 ... 178 ... 179 ...
Er hörte hinter sich vom Weiten schnelle Schritte, die mehr und mehr auf ihm zukamen. Vom wem diese schnellen, kleinen Schritte gehörten, musste er nicht nachgucken, er wusste es schon, wer es war. Es würde sonst kein anderer machen, jeden einzelnen Tag. Er wartete nur noch darauf, dass er laut seinen Namen rief.
180...
Wieder passierte nix.
»James!«, hörte er seinen jüngeren Bruder nach ihm rufen. In dem Moment, als James seinen Namen hörte, drehte er sich langsam mit einem fragenden Blick in die Richtung seines Bruders um.
Der Jüngere hielt mit einem Meter Abstand vor ihm an und stützte stöhnend seine Hände an den Knien. Bei dieser Rennerei war er immer erschöpft gewesen. Schließlich braucht man, wenn man aus dem Haus kommt und in die Richtung weiter geradeaus rennt, wo James vorhin die ganze Zeit stand, mehr als eine Minute. Darüber hinaus waren seine feine weiße Kleidung und Schuhe für das Laufen sehr ungeeignet gewesen. Seine schulterlangen, blonden Haare fielen ihm auch in seinem verschwitzten Gesicht.
James konnte nicht anders, dieser Anblick brachte ihm immer wieder zum Lächeln; der Gedanke, dass sein Bruder das immer machte, weil er besorgt war, fand er schon fast herzerwärmend.
»Ist schon gut, Peter«, lächelte James ihn an, »heute ist leider wieder nix passiert. Also kann ich wieder mit dir reingehen.«
Peters Kopf schreckte hoch und schaute ihn verdutzt an. Im nächsten Moment verwandelte sich dieser Gesichtsausdruck sofort zu einem genervten Blick und die großen blauen Augen verengten sich fast schon zu Mandelaugen.
»Ist das dein Ernst? Was soll dieses ist schon gut? Als ob ich mich wegen dir Sorgen mache. Ich bin nur erstaunt, dass du das immer noch jeden Abend durchziehst, obwohl du doch schon früher immer Ärger bekommen hast!«
»Das lag doch nur daran, weil ich damals auch noch draußen war, als es schon dunkel wurde. Solange ich also noch draußen bin, während die Sonne scheint, gibt es keinen Grund, warum ich was falsch machen würde«, James lächelte Peter weiter an und für einen kurzen Moment schauten sich beide himmelblauen Augenpaare im gleichen Blickfeld an; James' Augen wurden auch langsam schmaler und schauten seinen Bruder beruhigt an.
Peter hingegen guckte weiter genervt ihn an: »Ist doch auch egal! Jedenfalls stehst du da immer dumm rum und das, obwohl du nicht mal Ergebnisse bekommst. Das ist doch Zeitverschwendung!«, er wollte weiterreden, bis er bemerkte, dass er, wenn die beiden sich noch draußen weiterunterhalten, es bald dunkel wäre und dann am Ende beide Ärger bekommen sollten; weshalb er nur noch den Kopf schüttelte, sich umdrehte und sagte: »Ist ja auch egal... Gehen wir jetzt einfach wieder rein.«
James lief ein paar Schritte ihm hinterher, bis er links neben ihn stand, seine linke Hand nach seiner Richtung ausstreckte und grinste: »Möchtest du lieber nicht noch meine Hand halten, damit du dich sicherer fühlst?«
»Lass gefälligst diesen Quatsch! Ich bin kein kleines Kind mehr!«, fauchte Peter ihn an.
»Kein kleines Kind mehr - ja. Aber du bleibst für mich immer noch mein kleiner Bruder.«
»James, hör auf!«
»Ist ja gut, ich höre schon auf.«
Peter schaute beim Laufen auf das Buch, was James die ganze Zeit in seiner rechten Hand hielt.
»Ist das schon wieder dieses Eulenbuch, das du vor kurzem gelesen hast?«
»Wie? Ach so, das Buch«, James hob es hoch, »Nicht wirklich. Das hier ist nur eine kleine Gedichtsammlung. Ich hab einfach dieses Buch genommen um draußen die Wartezeit zu verstreichen. Es ist auch schon fast durchgelesen. Wenn wir drinnen sind, kann ich es noch schnell zu Ende les-«
»Hey«, unterbrach Peter ihn, »ich habe nur gefragt, ob es dieses eine Buch wäre, was du da hast, und nicht, was du damit alles anstellen willst.«
»Ja, da hast du Recht«, lächelte James einfach nur.
Die beiden kamen am Haus an und traten ein. Der Flur war eine große, hellerleuchtete Halle, die links und rechts mehrere Räume verband. In der Mitte war die riesige, breite Marmortreppe die nochmal am oberen Ende den Flur am ersten Stockwerk und die Halle am Erdgeschoss miteinander verband.
Bis auf die beiden Brüder, wirkte alles ruhig, verlassen und menschenleer.
»Sind wohl wieder alle mit sich selbst beschäftigt«, dachte James laut, ging zur Richtung der großen Treppe und lief an ihr geradeaus vorbei.
»H-hey James, wo willst du denn jetzt hin? Wir müssen doch zu unseren Schlafzim-«, rannte Peter ihn fragend hinterher, wurde aber unterbrochen, da James ihm das Buch vor seinem Gesicht hielt und er somit das Buch auch nochmal genauer erkennen konnte.
Es war ein gebundenes Buch, was mit schwarz-rotem Karomustern verziert war und hatte den Anschein, als wäre es schon ein halbes Jahrhundert alt. In der Mitte des Buches dominierte eine hautfarbende, runde Pflanze. Auf dieser stand etwas mit schwarzer Schrift drauf, was Peter aber nicht richtig lesen konnte, da James' Finger die meisten Buchstaben verdeckten. Für ihn stand einfach nur drauf:
P ET C
G MS
SELECT M TH RKS
WILL AM
McG LL
PO GEDIAN
Peter verstand nicht, was da drauf stand. Das Lesen hätte er sich also sparen können.
»Ich gehe nur noch mal schnell ins Bücherzimmer. Ich brauch eh nur noch ein Gedicht zu lesen, bevor ich damit fertig bin«, als James das sagte bewegte er das Buch vor Peters Gesicht kurz hin und her. »Dann kann ich das Buch wieder ins Regal legen.«
Wenn James nicht in seinem Zimmer war, dann verbrachte er die meiste Zeit im Bücherzimmer. Nicht nur wurde das Bücherzimmer, was an einer kleinen Bibliothek erinnerte, für den Hausunterricht genutzt, weshalb die beiden jeden Tag dort waren, auch ging er immer freiwillig dorthin um einfach irgendwas aus diesem Zimmer zu lesen. Er liebte - Peter würde sogar vergöttern behaupten - dieses Zimmer einfach.
Die beiden betraten den Raum, der trotz dieser Tageszeit hell beleuchtet war. Während ringsherum komplett an den Wänden Regale aus Eibenholz, die voll mit unterschiedlichen Büchern waren, erstreckten, stand in der Mitte ein großer quadratischer Tisch - ebenfalls aus Eibenholz - mit vier Stühlen herum. Wenn dieser Tisch nicht für den Hausunterricht genutzt wurde, wurde er für James als Leseecke verwendet. Wie jetzt auch im dem Moment, als die beiden Brüder sich nebeneinander am Tisch saßen.
Das Buch wurde dabei auf dem Tisch gelegt und James las, mit den Ellenbogen auf dem Tisch und den Kopf an der linken Hand gestützt, ruhig und konzentrierend. Peter hingegen schaute sich die unveränderte Leseposition genau an, was er immer machte, wenn James alleine konzentriert was las und er wusste, dass die Seite noch nicht fertig gelesen war.
Es vergingen zwei, drei Minuten, wo das Buch, ohne irgendeine verzogene Miene, gelesen wurde, bis James plötzlich die Augen schloss, laut ausatmete und das Buch zusammenklappte.
»Und? Hast du dieses Buch auch durchgelesen?«, fragte Peter, als James gerade aufstand, den Stuhl zur Seite schob und das zusammengeklappte Buch wieder in die rechte Hand nahm.
»Hm? Bitte was?«, schaute James Peter, indem er den Kopf in seiner Richtung drehte, fragend an.
»Naja... Eigentlich selbstbeantwortende Frage: Hast du es auch durchgelesen?«
»Ja, hab ich. Ich wollte sowieso mal eine englischsprachige Gedichtsammlung komplett durchlesen.«
»Und? Wie war es?«, Peter stellte diese Routinenfragen immer, wenn James ein Buch zu Ende las. Meisten kamen auch immer die gleichen Antworten, wie, zum Beispiel, dass James das Buch interessant oder zufriedenstellend oder spaßig oder reinsaugend fand.
»Schlecht «, kam James' Antwort, wie aus der Pistole geschossen.
»Äh... W-was? Warum denn?«, Peter hatte mit dieser Antwort nicht gerechtet.
James erklärte alles, während er gleichzeitig zum Regal ging und in einem (fast schon) Monolog erzählte: »Da ich einige Gedichtsammlungen, die als Meisterwerke bezeichnet wurden, gelesen habe, wollte ich mal was lesen, was die Leute als schlecht betiteln. Dabei kam mir der Name William McGonagall entgegen. Jemand, der als schlechtester Dichter aller Zeiten betitelt wurde. Und ja, all diese Gedichte waren mies geschrieben. Jetzt verstehe ich, was Leute mit schlechten Gedichten meinen...«
»Waren die denn so schlecht?«, fragte Peter, der nicht ganz so mitkam.
James schaute ihn Peters Richtung, als er das Buch in einer Lücke vom Regal verstaute.
»Ja, waren sie. Aber das genauer zu erklären, wäre jetzt auch viel zu trocken für dich«, antwortete er lächelnd. Er wendete sich wieder zum Regal, suchte mit den Händen was und redete weiter: »Ich kann das ja mal so erklären mit dem letztem Gedicht. Es ist irgendwann anstrengend, wenn ein Gedicht fast nur noch auf known blown town down oder bray Tay Tay lay dismay way say gereimt wird...«, seine linke Hand blieb an einem Buchrücken stehen und zog es heraus. »Auch wenn der Vergleich jetzt unfair ist, da der eine real und der andere fiktiv ist, ist es interessant, wie zwei McGonagalls so verschieden sein können.«
Sein rechter Zeigefinger tippte auf ein rotes Buchrücken im Regal, wo in schwarzer Serifenschrift Rowling draufstand: »Der Name von Minerva McGonagall hat den Ursprung von diesem Dichter. Obwohl beide verschiedene Verhaltensweisen besaßen«, James' Monolog wurde immer monologer, so, dass Peter gar nicht mehr hinterher kam.
James bewegte seinen rechten Zeigefinger weiter in der Richtung eines Buches mit schwarzen Rücken und goldener großgeschriebener Serifenschrift; auch das nahm er raus und stapelte es auf dem anderen Buch rauf, so, dass er die Bücher auf beiden Armen trug.
»Also... War das Lesen eine Zeitverschwendung?«, fragte Peter ihn weiter beobachtend.
James drehte sich lächelnd zu Peter um und ging, mit dem Büchern auf den beiden Armen, langsam wieder zu dem Stuhl, wo er vorhin saß, lang: »Nein, ganz im Gegenteil. Es lohnt sich tatsächlich auch einmal ein schlechtes Buch gelesen zu haben. Schließlich sind die auch anders geschrieben als ein übliches Buch und man lernt dazu auch neue Lese- und Schreiberlebnisse kennen. Auch wenn man diese Werke nicht unbedingt als Vorbild nehmen sollte.«
James setzte sich wieder am Stuhl hin und legte die Bücher, die er vorhin rausgenommen hatte, auf dem Tisch nebeneinander.
Das eine war das Buch mit dem schwarzen Buchrücken. An der goldenen Schrift konnte man »THE EYES OF THE DRAGON« lesen. Das Buch besaß selber keine Abbildung am Buchdeckel, es bestand - mit Ausnahme vom Buchrücken - komplett aus roter Farbe. Für Peter sah es einfach so aus, als hätte jemand mit einem blutroten Wachsmalstift und Bügeleisen quer über das Buch raufgeklatscht.
Dieses Buch schob James jedoch beiseite. Das wollte er später für sich selber aufheben.
Das andere Buch war ein dickes, dafür aber kleineres, im Vergleich zum erstem. Es war in ockerfarben und wirkte schon abgegriffen. Es stand nur der Titel Owls drauf; dazu war eine Eule abgebildet. Um sie herum war ein metallfarbender Kreis, was das ganze so aussehen ließ, als würde es eine Münze darstellen wollen.
»Du hast mich doch nach diesem Buch gefragt, Peter«, sagte James zu ihm und schob das Buch mehr zu Peters Richtung.
Peter schaute ihn nur verdutzt an: »Was? N-nein. Ich habe das doch vorhin nur gefragt, weil ich dachte, dieses Buch hättest du draußen mitgenom-«
»Ich weiß ja, wie du das meintest«, schnitt ihn James ruhig ins Wort. »Es ging ja auch um deine versteckte Aussage, weshalb ich die ganze Zeit so warte. Ich habe sozusagen versucht bei der gesendeten Nachricht alle vier Seiten rauszuhören.«
Peter verstand dieses Fachbegriffgefasel nicht, was James unselten von sich gab. Also versuchte Peter weiterzuzuhören, um besser verstehen zu können, was sein Bruder noch alles erklären wollte.
James machte das Buch auf, blätterte in den Seiten herum und Peter bereitete sich schon auf einen langen Eulenvortrag vor.
Das Wichtigste für James, nach der Literatur, waren nämlich Eulen gewesen. James kannte sich sehr gut mit diesen - seiner Meinung nach - mystischen Tieren aus, und das, obwohl die beiden das Thema nicht mal im Hausunterricht hatten. Selbst wenn es noch rankommen sollte, es würde nicht viel bringen, da James sich damit besser auskannte, als ein gewöhnlicher Hauslehrer.
»Diesmal erkläre ich nicht viel«, sprangen James' Worte in Peters Gedanken rein. Peter schaute ihn nur fragend an.
»Wie meinst du das?«, fragte er.
»Ich weiß, wie sehr lange ich über Eulen erzähle. Deswegen mache ich nur eine kurze Begründung«, antwortete James und zeigte auf einer Seite, wo ein Bild von einer Steinstatue gezeigt wurde. Die deutlichsten Merkmale dieser Statue waren der weibliche Körperbau, der Kriegshelm, den sie auf dem Kopf trug und die Eule, die auf der Schulter dieser Statue stand.
James zeigte mit den Finger darauf: »Das ist die römische Göttin Minerva. Sie war bekannt für die Gerechtigkeit, der taktischen Kriegsführung und der Weisheit. Das weißt du ja schon, Peter. Minerva wurde ja immer mit einer Eule - genauer gesagt einen Steinkautz - dargestellt. Deswegen werden auch Eulen heute noch als weise symbolisiert. Das weißt, glaube ich, au-«
»Und was weiß ich nun nicht?«, Peter wurde langsam ungeduldig.
»Sie sind eigentlich gar nicht so intelligent, wie man es sich vorstellt. Das sind zwar sehr liebe Tiere, aber wenn man denen was beibringen möchte, brauchen die mehr, viel mehr, als hunderte Versuche; in Vergleich zu Raben, die gerade mal zehn Versuche brauchen. Also braucht man unbedingt eine Sache, um Eulen was beibringen zu wollen: Geduld, Geduld und Geduld.«
»Warte mal, James! Soll das etwa heißen, dass du die ganzen Abende davor-«
»Ja. Ich versuche einer Eule, die hier in der Nähe des Waldes lebt, langsam verschiedene Dinge beizubringen. Dafür braucht man eine feste Strukturierung und - wie erwähnt - viel Geduld. Ich hatte damals, als ich einmal alleine im Wald war, erlebt, wie eine Eulenfamilie in einer Baumhöhle gebrütet hatte. Ein Eulenküken, das jüngste, wäre beinahe verhungert. Ist zwar in der Eulenwelt - leider - nicht unüblich, aber ich wollte trotzdem bei der Nahrungssuche unterstütz- ... Entschuldige, ich weiche wieder vom Thema ab. Jedenfalls hatte wohl diese Eule sich noch an mich erinnert und war deshalb immer zutraulich zu mir, wenn ich in der Nähe des Nestes war. Selbst heute kümmere ich mich noch um sie.«
Peter guckte erstaunt ihn an: »James, seit wann machst du das schon?«
»Ich habe die Monate jetzt nicht so mitgerechnet, aber ich müsste da gerade zehn geworden sein. Also seit fast schon einem Jahr. Kann sogar stimmen, von der groben Anzahl der Tage, wo ich die Versuche schon nicht mehr mitgezählt habe.«
Seit schon fast einem Jahr? Peter wusste zwar, was für komische Ideen James manchmal besaß und dass er sich auch nicht wie ein üblicher Elfjähriger verhielt, aber dass er bei so etwas eine starke Geduld besaß, kannte selbst Peter von ihm nicht.
»Das mit den Eulen müsste dir doch schon eigentlich klar gewesen sein, Peter.«
»Aber du hast es dennoch nie jemanden gesagt. Weshalb verheimlichst du das?«
»Verheimlichen tue ich es nicht«, James zuckte mit den Schultern. »Ich wurde ja danach nie gefragt. Warum sollte ich was erzählen, wenn mich das eh niemand gefragt hätte.«
»Aber du hast es doch gerade mir selber erzählt, obwohl ich dich danach nicht gefragt habe.«
»Nicht wirklich. Deine Fragestellungen stießen mich nur auf das Thema wieder an. Ich meinte doch gerade eben, ich habe auf alle vier Seiten gehört.«
»Ich... ich versteh nicht ganz.«
»Mich wundert es nur, Peter, dass du nicht fragst, warum ich bei meiner Erklärung einen Raben erwähnt habe.«
Peter wunderte sich eher über James' Verhalten.
»Denk daran, Peter. Warum sollte ich am Sonntag den ganzen Tag immer nur im Wald sein? Ich erkunde mich viel.«, lächelte James ihn gerissen an.
Peter wusste im dem Moment nicht mehr, ob James für ihn interessant oder gruselig rüberkam.
»Du solltest auch noch mehr über die Welt außerhalb unseres Zuhauses erfahren. Wie wäre es, Peter? Möchtest du mich morgen begleiten?«
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