22. Angenehme Gesellschaft
Ich saß bestimmt schon mehrere Tage hier, ohne Essen und Trinken. Meine Kehle war trocken wie Schmirgelpapier und jedes mal wenn ich schluckte fühlte es sich an, als würde ich Sand runterschlucken. Mein Bauch knurrte eigentlich durchgehend und Monty war auch schon am Abkratzen. Ich lehnte mich eigentlich nur noch an die hinterste Wand des Käfigs und hing meinen Gedanken nach. War es das wert gewesen? Für John? Ich quäle mich hier, während er wahrscheinlich schon eine Neue hat..? Da mir die Kraft zum wütend werden fehlte schloss ich einfach meine Augen und dachte an nichts. Das konnte ich sonst ja auch immer so gut. Nur heute wollte es mir nicht wirklich gelingen. Immer wieder schlich sich John in meine Gedanken, was mich schon gewaltig nervte. Wo er jetzt wohl war? Im Camp schon mal nicht. Was wenn er schon lange gestorben war? Oh man. Plötzlich wurde meine Tür aufgerissen und vor mich wurden zwei Schalen gestellt. Diesmal war es nicht der Bartheini der mich besuchte sondern ein anderer bärtiger Typ. "Trink!", forderte er mich auf. Tatsächlich. Vor mir standen zwei Schalen,gefüllt mit Wasser.
Gierig und ohne Nachzudenken trank ich beide schalen in wenigen Zügen aus. Meine Kehle brannte zwar durch das Wasser komischerweise noch mehr als vorher, doch ich fühlte mich nicht mehr ganz so schwach wie vorher. Der Typ nahm die beiden Schalen wieder und verschwand. "Du bist echt dümmer als ich gedacht habe, Siena", murmelte Monty und rieb sich die Stirn. "Was hast du gesagt?" Wütend funkelte ich ihn an und ging torkelnd auf seinen Käfig zu. "Das Wasser war infiziert. Was denkst du denn? Sie wollen dich nicht am Leben halten, sie wollen dass du stirbst. Und zwar qualvoll. " Ich lachte auf und fuhr mir nervös durch die Haare. "Du bist doch auch infiziert also, sei Leise", murmelte ich. "Ja durch die anderen. Es überträgt sich durch Köperkontakt."
"Du bist mit anderen im Käfig?", hakte ich belustigt nach, da niemand in seinem Käfig zu sehen war. "Ich WAR mit anderen hier drin.." Oh..
"Mir geht's aber noch gut! Ich fühle mich bis jetzt nicht so als müsste ich gleich anfangen hier Blut hinzurotzen oder so", erläuterte ich und drehte mich süffisant im Kreis. Dumme Idee. Mein Magen fing wieder an zu knurren, und meine Niere, oder das was davon übrig war, begann zu schmerzen. Von meinem Oberschenkel brauchte ich gar nicht anfangen, schätze ich. Ich stolperte als ich auf die Wand zu lief und legte mich der Länge nach auf die Fresse. Monty fing an zu lachen und drehte sich kopfschüttelnd weg. Wütend rappelte ich mich wieder auf und ging zur Gittertür meines Käfigs. Eigentlich war mir klar, dass die Tür abgeschlossen war, aber es frustrierte mich trotzdem unwahrscheinlich doll. Schlimmer, als das erste mal. Ich umfasste mit meinen blutigen Fingern die kalten Gitterstäbe und begann an ihnen zu rütteln. "Was für eine kranke Scheiße", schrie ich durch die gesamte Halle, in der alle Käfige dicht an dicht standen. Augenblicklich wurde die Tür wieder geöffnet und der Psycho kam wieder rein. Lange nicht mehr gesehen. "Ich wurde auf der Ark mein gesamtes Leben eingesperrt, dass hier ist gar nichts dagegen", brüllte ich ihm wütend entgegen, doch er erwidert nichts darauf, sondern ging schnurstracks zum Käfig neben mir. Nicht zu Montys sondern zu dem auf der anderen Seite, in dem eine alte Frau herumhockte.
Der Psycho griff sie an ihrem Handgelenk und zog sie hoch, während sie begann zu wimmern. Ich will ja nicht sagen, dass ich es genoss jemand anderen Leiden zu sehen, aber.. Sie hätte mich ja auch vor dem "giftigen" Wasser oder was das war, warnen können. Also geschah es ihr ganz Recht was der Psycho da jetzt mit ihr anstellte. Er zog sie grob an ihrem dünnen Ärmchen hinter sich hinterher. Ihr anfängliches Wimmern war in lautes schluchzen und schreien übergegangen. "Was guckst du so?" fuhr ich Monty an, da er mich eingehend musterte. "Ich frage mich nur, wie man so herzlos sein kann." Ich sah ihn skeptisch an und schüttelte abtuend den Kopf. Ich bin nicht herzlos. Ich gönne nur jedem das, was er verdient hat. Die Frau hat mich nicht gewarnt, also war es ihre Schuld, dass ich nun nicht um sie trauerte oder so.. "Was machen sie denn jetzt mit ihr?" fragte ich grinsend. Monty sah mich nur geschockt an. "Sie bringen sie um. Was dachtest du denn?"
"Genau dass dachte ich! Ich wollte es nur nochmal von dir hören", erklärte ich ihm lachend.
"Weißt du, eigentlich war es ziemlich mutig von dir, dich so für Murphy einzusetzen." Ich ließ mich auf den Boden plumpsen und beobachtete wie Monty auf dem Boden hin und her rollte. "Ich hätte nicht gedacht, dass dir irgendwas wichtiger ist als du selbst." Ich zog skeptisch meine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Scheinbar nahm er mein Schweigen, als Aufforderung weiter zu Reden. "Ihr würdet sogar ziemlich gut zusammen passen, ihr-"
"Monty, es reicht!", fuhr ich ihn an und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Unbeirrt fuhr er aber fort. "Ihr seid beide die egozentrischsten, aggressivsten und asozialsten Personen, denen ich je begegnet bin. Wobei du ja gar nicht so asozial bist, wenn ich bedenke, dass du dich für John geopfert hast." Irritiert sah ich ihn an. "Wieso geopfert, ich bin noch nicht tot."
"Trotzdem. Ich denke nicht, dass John das für dich getan hätte."
"Das weißt du nicht", erwiderte ich schlicht und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jacke. Darauf hin sagte Monty nichts mehr. Ich beobachtete wie der Psycho wieder den Gang an den Käfigen vorbeitrampelte, jedoch ohne die alte Frau. Ich schloss die Augen, da sie fürchterlich brannten. Als ich sie wieder öffnete war alles verschwommen. Oh bitte nicht diese dummen Beeren. "Siehst du es geht schon los", murmelte Monty und sah mich besorgt an. Moment. Besorgt? "Was geht los?!", zischte ich und rieb mir meine Tränenden Augen. "Das Blut. Also deine Augen bluten." Tatsächlich. Ich begutachtete meine blutigen Hände, mit denen ich mir die vermeintlichen Tränen weggewischt hatte. "Dass ist ziemlich ekelhaft", sagte ich mehr zu mir selbst, als zu Monty, doch dieses gab ein zustimmendes "M-hm." von sich.
Ich wischte meine Hände in meiner kaputten Hose ab und warf genervt meinen Kopf in den Nacken. Jetzt saß ich schon hier fest, und jetzt sehe ich auch noch aus, als wäre ich, Depressiv, weil ich Blut heule. Mein Magen begann wieder lauthals zu knurren und mein Oberschenkel schmerzte. Wahrscheinlich sind meine Lippen auch schon aufgerissen und ich musste aufs Klo. "Monty?"
"Ja?"
"Wo geht ihr hier hin wenn ihr Pinkeln müsst?"
"Nirgendwo? Wir bleiben sitzen und öffnen entweder den Schließmuskel oder.."
"Ich hab schon verstanden, ganz im Ernst.." Trotzdem versuche ich mich so lange wie möglich zusammen zu reißen. Der restliche Tag verlief mehr oder weniger Ereignislos, wenn man davon absah, dass ich mich tatsächlich irgendwann in die Ecke setzte und meine Schließmuskeln öffnete.
-Nächster Tag-
Ich wurde recht früh wach, so glaubte ich zumindest, weil noch kein anderer wach war. Heute ging es mir schon lange nicht mehr so 'gut' wie gestern. Ich fühlte mich als würde ich jeden Moment sterben, meine Augen schmerzten und mein Hals brannte fürchterlich. Ich lag nun genauso auf dem Boden wie Monty gestern. Die Metalltür, schwang mal wieder auf und die Anführerin oder wer das war, hatte eine riesige Metallschale in der Hand. Verwirrt beobachtete ich sie. Sie holte wieder ihre Mini-Axt heraus und gab kurzerhand einem ihrer männlichen Begleiter die Metallschüssel. Jetzt holte sie aus und schlug volle Kanne gegen die Metallschüssel. Alle anderen Gefangenen stöhnten gequält auf und setzten sich auch, ich eingeschlossen, aber nur um besser erkennen zu können, was sie nun vorhatte. Ich erkannte, zugegebenermaßen nur verschwommen, wie sie einen Schlüssel oder Ähnliches in die Hand des Bärtigen Mannes fallen ließ und dem anderen die Schale aus der Hand nahm. Dann verschwand sie wieder. "Ke, sa nema uter?", sagte der eine zu dem anderem Typen dieser deutete nur auf mich und Monty und schon öffnete der andere Typ unsere Käfigtüren. Immer noch verwirrt starrte ich die Beiden an, doch als sie sich nun ein paar Schritte von der Käfigtür entfernten, wusste ich was sie wollten. Wir sollten Raus.
Ich nickte Monty zu und wir rappelten uns schwerfällig auf. Als ich zum stehen kam schwankte ich aus der Tür heraus und wartete auf Monty, doch der eine Typ griff mir unter den Arm und schleifte mich aus der Tür heraus, wo er auch die Frau langgezogen hatte. In mir kam nicht, wie vorher gedacht, Panik auf, ich ließ mich einfach so mitziehen. Wir wurden durch einen anderen langen Flur geschleift, wo sich am Ende eine eiserne Tür befand. Der Typ ließ mich kurz los, und ich blieb einfach so stehen. Ich war zu schwach um irgendetwas zu tun. Er packte mich wieder und öffnete geschickt die Tür. Kaum war sie offen wurde ich von grellem Sonnenlicht geblendet. Ich kniff meine Augen zusammen, was das Blut, was sich wieder darin gesammelt hatte zum Überlaufen brachte, doch es war mir egal. Ich öffnete sie wieder, und mir fiel auf dass wir im Wald standen. Nach bestimmt 4 Tagen, endlich wieder Licht. Die beiden Typen zogen gerade die Tür wieder zu. Und so standen Monty und ich völlig verdattert im Wald und sahen uns um. Da ich zu erschöpft zum Reden war, hob ich meine Hand und klopfte ihm freundschaftlich lächelnd auf die Schulter. Er erwiderte mein Lächeln schwach und so machten wir uns auf den Weg. Zum Camp. Obwohl wir keine Ahnung hatten wo wir waren liefen wir einfach geradeaus lang. Hauptsache weg von hier.
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