Chapter 16
Sammys POV
Es war jetzt eine Woche her, seit Junior uns erzählt hatte, was passiert war, und ich hatte all meine Mittagspausen damit verbracht, mit Maddie zu reden. Es schien, als ob sie eine Freundin brauchte. Ihr Gesicht war blass geworden und dunkle Ringe hatten sich, durch den Schlafmangel, unter ihren Augen gebildet. Die ganze Woche, in der ich sie gesehen hatte, hatte ich kein bisschen Make-up an ihr gesehen, das war sehr untypisch für Maddie.
Sie hatten es beide, ihren Eltern jeweils zusammen erzählt und hatten vier völlig unterschiedliche Reaktionen erhalten.
Juniors Mutter war am ruhigsten. Sie hatte ihm gesagt, dass sie enttäuscht wäre, aber das sie es verstand und für ihn da sein würde, wenn er Hilfe und Anleitung brauchen würde. Sein Vater war etwas weniger verständnisvoll und ließ Junior eine dreistündige Rede durchstehen, in der es darum ging, wie er so verantwortungslos sein konnte, dass eine Vaterschaft nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, und das es viele schwere Zeiten geben würde, denen sich Junior in den nächsten achtzehn Jahren seines Lebens stellen musste. Es war nicht so, als hätte er nicht vorher schon an alles Gedacht, was in der Rede vorkam, aber ich denke, es schien es umso realer zu machen. Das Paar würde ein Baby bekommen und das wars.
Maddie hingegen kam nicht so glimpflich davon. Die Reaktion ihrer Mutter war das offensichtliche Weinen, außer dass sie drei Tage lang nicht aufgehört hatte. Ihre wunderschöne Tochter war mit achtzehn schwanger geworden. Das war für ihre Standards nicht akzeptable. Sie war sich ziemlich sicher, dass ihre Tochter wegen dreißig Minuten unvorsichtigen "Spaßes" ihr Leben völlig ruiniert hatte und dass ein Baby alles aufhalten würde, was sie von ihr in ihrem Leben erwartet hatte. Maddies Vater indes zeigte keinerlei Emotionen. Er hatte einfach sein Checkbuch herausgenommen, ihr einen unterschriebenen Blankocheck ausgehändigt und ihr gesagt, dass sie sich bis zum Ende des Monats um die Situation gekümmert haben sollte.
Im Grunde war alles beschissen.
Das Paar hatte beschlossen, dass sie etwas Abstand brauchten, was bedeutete, dass ich überhaupt nicht eingreifen durfte. Nicht nur, dass ich seit zwei Tagen nicht mehr mit ihnen gesprochen hatte, sondern ich wollte auch unbedingt herausfinden, wofür sie sich nun entschieden.
An diesen Samstagmorgen wachte ich um Elf Uhr benommen und niedergeschlagen auf. Ich hatte seit einer Weile nicht mit Kyle gesprochen, allerdings hatte ich ihn darüber informiert, was los war. Ich nahm mein Handy, um zu schauen, ob ich neue Nachrichten hatte, und fand zwei.
Hey Mann, ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber trotzdem alles Gute zum Geburtstag. Wie wäre es, wenn wir immer noch Freunde sind, aber die Drew-Sache nicht mehr erwähnen? Drück dich und liebe dich. Bri
ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG MÄDEL. Tschuldige, dass ich nicht bei dir sein kann. Ich versuche immer noch mit Maddie die Sache zu klären. Vielleicht nächste Woche? J
Wie konnte ich meinen Geburtstag vergessen? Ich war nun offiziell achtzehn Jahre alt.
UND ICH HATTE KEINE NACHRICHT VON KYLE. Was dachte er sich dabei? Ich grummelte vor mich hin, brachte die morgendliche Routine hinter mich und ging die Treppe hinunter, wo Lou und John mit Geschenken auf mich warteten.
Ich küsste Lou auf die Wange, als sie mir eine kleine eingehüllte Schachtel reichte. Darin befand sich eine einfache Halskette mit einem Sternanhänger. Ich ließ sie sie um mein Hals legen und griff mit meiner Hand danach, um darüber zu streicheln. Aber jetzt waren es zwei. Ich trug immer noch Kyles Medaillon. Es war für mich eine Art Routine geworden und ich zog es automatisch nach dem Duschen an, ohne es bewusst zu wissen. Aber ich war sauer auf ihn. Es war mein Geburtstag und er hatte ihn vergessen. Ich entriegelte den Verschluss und schob das verdammte Ding in meine Tasche.
Nachdem ich die Pfannkuchen nahezu inhaliert hatte, die Lou extra für mich gemacht hatte, machte ich mich daran aufzuräumen. "Gab es irgendwelche Post für mich?", fragte ich möglichst beiläufig. Soweit ich wusste, hatte Kyle mir vielleicht auch einfach eine Karte geschickt.
"Tut mir leid, Liebes, im Moment ist nichts für dich dabei. Vielleicht morgen, hm?" Ihre Augen blitzen kurz auf, als sie das sagte, aber ich tat es ab. Immerhin sprachen wir hier über Lou.
Erschrocken sprang ich auf, als ich einen lauten Knall aus dem Hinterhof hörte. "Was war das?"
Lou zuckte mit den Schultern. "Warum gehst du nicht und siehst nach?"
Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor ich mich vorsichtig zur Rückseite des Hauses schlich.
"Au. Verdammt nochmal. Blöder Baum." Die Stimme, die von draußen zu mir drang, klang sehr vertraut und ich war bereit ihn anzuschreien, bis ich die Tür öffnete.
Das Erste, was ich wahrnahm, war ein Meer aus Weiß. Es konnte nicht geschneit haben, es war Anfang Mai. Aber da war Schnee und Lichterketten hingen an der Eiche im Hinterhof, und ein sehr verstimmter Kyle rieb sich darunter seinen Hintern.
Mein Keuchen sorgte dafür, dass er sich umdrehte.
"Oh Scheiße, Sammy. Nein. Geh zurück. Ich bin noch nicht fertig. Ich muss immer noch die Buchstaben M und Y am Ende deines Namens setzen." Ich sah hinüber wo er hin gestikulierte. HAPPY BIRTHDAY SAM lag in folienverpackter Schokolade im Schnee geschrieben.
Aber ich stand einfach nur da. Das war das Schönste, was jemals jemand für mich getan hatte, und ich war überwältigt, dass der Typ, der mich angeblich hassen sollte, sich all diese Mühe gemacht hatte. Leider hielt Kyle mein Schweigen für nicht gut.
"Ähm ... Lou hat gesagt, du magst Schnee. Es tut mir leid. Ich räume das auf. Ich schwöre. Ich wollte nur, dass du einen schönen Geburtstag hast. Es tut mir wirklich leid." Er fing an die Schokolade einer nach der anderen aufzuheben.
"Warum? Warum hast du das gemacht?", fragte ich ihn. Jetzt war er verwirrt. Für ihn war die Antwort auf meine Frage offensichtlich.
"Weil ich wollte, dass du glücklich bist. Ich bin doch dein Freund. Und ich weiß, dass du dir Sorgen um Junior und Maddie machst, und ich wollte nur, dass du es einen Moment lang vergessen kannst und daran denkst, dass heute dein Geburtstag ist."
Er stand manchmal so weit oben mit Lee auf einer Stufe. Ich riss ihn in eine Umarmung und wir stolperten in den Schnee. Ich hielt ihn immer noch fest und flüsterte ein Dankeschön.
Er grinste mich nur an. "Wir können leider keine Schneebälle mit dem Kunstschnee machen, aber wir können Schneeengel machen."
Ich lachte, er war manchmal so was von unreif.
Wir verbrachten den Rest des Vormittags und den frühen Teil des Nachmittags im Schnee und unterhielten uns. Die Tatsache, dass ich den besten Geburtstag aller Zeiten hatte, während ich mit Kyle einfach nur hier im Kunstschnee lag, war ein wenig beunruhigend, aber den Gedanken verdrängte ich, als der Kitzelkampf begann.
Zum ersten Mal überhaupt, hatte ich ihn auf den Boden gedrückt, obwohl ich glaube, dass er es nur zugelassen hatte, weil ich Geburtstag hatte. Er bewegte sich leicht, um zu versuchen sich zu befreien und atmete vom ganzen Rennen schwer. Mir wurde plötzlich bewusst, wie nahe ich ihm war und wie scharf er aussah, wenn er schief lächelnd zu mir aufsah. Ich konnte nicht anders. Ich wollte ihn so sehr küssen, ich musste einfach.
Zögernd bewegte ich meinen Mund näher an seinen. Zuerst sah er über meinen mutigen Schritt geschockt aus, höchstwahrscheinlich, weil ich nicht Candice war, aber er machte keinen Versuch mich aufzuhalten, also näherte ich mich noch mehr. Mein Verstand war völlig ausgeschaltet und ich konnte nur daran denken, wie sehr ich wollte, dass er mich so küsste, wie in dieser Nacht in seinem Haus. Gerade als meine Lippen seine berührten, vibrierte mein Handy und zerstörte den Moment.
Mein Verstand hatte meinen Körper endlich eingeholt, ich richtete mich so schnell wie möglich auf und verfluchte gedanklich, wer auch immer am anderen Ende der Leitung war.
Als ich die Anrufer-ID las, war ich zum zweiten Mal an diesem Tag überrascht. Es war Lee. Ich formte Lautlos Lees Namen zu Kyle und nahm den Anruf entgegen. "Ähm ... Lee?" Dumme Sammy. Ich konnte nicht glauben, dass ich mich beim ersten Anruf von diesem Typen wie ein Spasti angehört hatte.
"Hey Sammy. Alles Gute zum Geburtstag." Er hatte angerufen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren? Er wusste, dass ich Geburtstag hatte. Oh mein Gott.
"Ähm ... Danke ... Also ..." Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch sagen konnte. Das lief nicht gut für ein erstes Telefongespräch.
Aber Lee schien das nicht zu merken, er lachte herzlich. "Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich angerufen habe."
Er wusste, was ich dachte. "Ja.", erwiderte ich verlegen.
"Ich habe mich nur gefragt, ob du Lust hast auf das Messegelände zu gehen. Andererseits bist du wahrscheinlich bei Kyle oder einem deiner Freunde. Egal. Wir sehen uns ein anderes Mal." Er wollte das Gespräch beenden.
"Warte.", rief ich, bevor er auflegen konnte. "Kyle? Kyle ist nicht hier. Tatsächlich ist niemand hier. Ich würde gerne mit dir kommen."
Ich konnte spüren, wie Kyle mich finster anstarrte. Als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, bedeckte ich schnell seinen Mund mit meiner freien Hand und wartete immer noch auf Lees Antwort.
"Wirklich? Kyle ist an deinem Geburtstag nicht bei dir? Das ist nicht nett. Was für ein Freund ist er? Ich denke, du solltest ihm ordentlich die Meinung sagen."
Ich fühlte mich schuldig. Kyle war genau hier bei mir und ich ließ es so klingen, als wäre er der schlechteste Freund in der Welt. "NEIN. Er musste nur etwas wirklich Wichtiges mit Drew machen. Er kommt heute Abend vorbei."
"Oh. Dann ist es wohl okay, schätze ich. Also ... willst du dann zu diesem Ding gehen?" Lud mich Lee Wallis tatsächlich irgendwohin ein? AAGGHHH. Ich war so aufgeregt, dass ich mich davon abhalten musste, laut aufzuschreien.
"Ja. Total. Wann willst du, dass ich rüberkomme?" Kyles Augen weiteten sich bei jedem meiner Worte mehr, aber ich hielt meine Hand fest auf seinem Mund.
"Wie wäre es in einer halben Stunde?", schlug er vor.
"In einer halben Stunde? Toll. Bis gleich. Tschüss."
Er verabschiedete sich auch kurz, bevor er auflegte.
Ich stand auf und vollführte einen Siegestanz. Das war wortwörtlich der beste Tag meines Lebens. Ich würde etwas Zeit mit Lee alleine verbringen. LEE. Ich hatte so lange auf diesen Moment gewartet, dass ein wenig Fehlkommunikation meinerseits nicht den besten Geburtstag aller Zeiten verderben würde. Und alles dank Kyle. Wenn sein haarsträubender Plan nicht gewesen wäre, hätte ich nie den Mut gehabt, mit diesem Kerl zu sprechen. Gerade als ich mich zu Kyle bewegte, um ihn zu umarmen, sah ich seinen Gesichtsausdruck.
Er war wütend. Er hatte seine Lippen geschürzt und atmete schwer, als wollte er sich davon abhalten, etwas zu sagen, das er bereuen würde.
"Ähm ... Lee hat mich eingeladen, mit ihm zum Messegelände zu gehen.", versuchte ich zu erklären.
"Ich weiß. Wie praktisch für dich, dass ich nicht hier bin. Solltest du dich nicht fertig machen? Ich meine Gott bewahre, dass du ein Sweatshirt trägst, um die Liebe deines Lebens zu sehen." Seine Stimme klang angespannt, als würde er sich so sehr bemühen, höflich zu bleiben. Er wollte mich an meinem Geburtstag nicht anblaffen.
Ich beobachtete, wie er auf den Baum kletterte und anfing die Lichterkette wieder abzunehmen. Etwas Scharfes drehte sich in meinen Eingeweiden und ein Teil von mir wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte. Ihm sagen, dass ich meine Pläne mit Lee absagen und bei ihm bleiben würde, wie ich wusste, dass ich es sollte.
Aber ich tat es nicht.
Stattdessen ging ich in mein Schlafzimmer und zog mich um, genau wie er es mir gesagt hatte.
Kyles POV
Ich hasste sie.
Ich hasste sie so sehr, dass ich mich körperlich Krank fühlte, als sie sich umdrehte und sich von mir entfernte, weil es ein Test war. Theoretisch wählte sie zwischen Lee und mir, und Lee hatte gewonnen.
Ich weiß nicht einmal, warum ein Teil von mir erwartet hatte, dass sie blieb. Ich wollte, dass sie sich entschuldigte und genau an der gleichen Stelle stand, bis ich ihr sagte, dass ich ihr vergeben würde. Aber das war eindeutig zu viel verlangt, als ich mich umdrehte, war sie bereits verschwunden und alles, was ich jetzt tun konnte, war, das ganze Chaos, dass ich angerichtet hatte, zu beseitigen.
Als sie etwas später in den Garten zurückkehrte, schmollte ich immer noch und dachte, der beste Weg meinen Ärger zu kontrollieren wäre, sie zu ignorieren. Ich schaufelte den letzten Haufen Kunstschnee in einen großen, schwarzen Müllsack, bis er voll war und lief anschließend in Richtung Mülltonne.
Unglücklicherweise befand sich Sammy genau zwischen der Mülltonne und mir.
"Beweg dich." Ich machte mir nicht die Mühe, ihr in die Augen zu schauen.
"Was, wenn ich Nein sage?" Sie versuchte so zu tun, als wäre sie mutig, aber ich war nicht in der Stimmung mitzuspielen.
Ich packte sie an den Oberarmen, schob sie zur Seite und schmiss den Müllsack in die Mülltonne. Ich vermute, dass sie darauf gewartet hatte, dass ich noch etwas sagte, denn als ich es nicht tat, füllte sie die Stille aus. "Du weißt schon, dass wenn Candice dich an deinem Geburtstag angerufen und dich gebeten hätte, etwas mit ihr zu unternehmen, hättest du die Chance sofort genutzt."
Ich verstand endlich was sie tat. Sie versuchte mir gut zuzureden, damit sie sich weniger schuldig fühlte, mich abserviert zu haben. Nun, ich konnte sie nicht in den glauben lassen, dass das, was sie tat, zum Wohle der Allgemeinheit war. "Was immer dich Nachts schlafen lässt."
Sie packte meinen Arm. "Könntest du mir einfach eine Sekunde zuhören?"
"Nein. Du hörst mir zu. Ich habe das alles für DICH getan. Ich bin an einem Sonntag sehr früh für DICH aufgestanden. Ich habe Geld und Zeit aufgewendet, um all das für DICH zu arrangieren. Damit DU einen wirklich perfekten Geburtstag haben kannst. Und was machst DU? Servierst mich für einen Dreckskerl ab, der nur in dein Höschen will."
Sie senkte ihren Kopf und spielte mit ihren Fingern. Der Umstand, dass sie mich nicht einmal ansehen konnte, während ich das sagte, brachte das Fass zum Überlaufen und ich ging zurück ins Haus, jedoch drehte ich mich ein letztes Mal um, bevor ich durch die Tür Schritt. "Nur zu deiner Information, wenn Candice mich angerufen hätte, hätte ich ihr gesagt, sie soll es sich sonst wohin schieben, weil ich Zeit mit meiner Freundin verbringe, die sich so viel Mühe gegeben hat, nur um mich glücklich zu sehen."
Ich ging direkt durchs Haus und geradewegs auf mein Auto zu. Aber John saß auf der Veranda und rief mich zu sich. Ich konnte ihm nicht sagen, dass er sich verpissen soll, obwohl ich ihm ernsthaft sagen wollte, dass das Mädchen, das er aufzog, ein erstklassiges Miststück war.
"Also, was sind deine Pläne für den Rest des Tages?" Ich konnte sehen, dass es ihm wirklich interessierte, vor allem, nachdem er mich mit einem so finsteren Gesichtsausdruck aus dem Haus kommen sah.
"Ich weiß nicht. Nach Hause gehen. Boys II Men für den Rest des Tages hören und mich mit einem Haufen Müll vollstopfen. Nichts für ungut, Sir, aber manchmal hasse ich sie." Ich setzte mich neben ihn, als er mir andeutete, das zu tun.
"Sie hat mir gesagt, dass sie für den Rest des Tages mit einem Freund zum Messegelände geht. Irgendjemand den ich kenne?", forschte er ein wenig mehr.
"Lee Wallis. Sie wissen schon, der Typ, in dem sie seit Ewigkeiten verknallt ist. Und jetzt, wo sie mit mir zusammen ist, interessiert er sich plötzlich für sie. Er ruft an und sie springt. Ich weiß nicht mal, warum mich das kümmert. Sie wird ihn mir immer vorziehen und ich bin es leid, zweitbester zu sein." Ich konnte nicht glauben, dass ich mit einem älteren Kerl, über meine dumme Schwärmerei redete. Ich fing jedoch an innerlich auszuflippen, als mir klar wurde, dass das, was ich gerade gesagt hatte, völlig der Wahrheit entsprach.
Er nickte und schloss seine Augen, seine Hände lagen auf seinem Schoß. Er war so lange in dieser Position, dass ich mit mir selbst darüber diskutierte, ob er eingeschlafen war oder nicht. Nach ein paar weiteren Minute öffnete er die Augen und sah mich seltsam an. "Du magst sie wirklich, nicht wahr?"
So was von der Untertreibung des Jahres. Aber ich nickte nur.
"So zeig es ihr. Mach heute Abend etwas völlig Romantisches. Zeig ihr, dass sie mit dir zusammen sein sollte. Sie wird Lee komplett vergessen. Jeder kann sehen, dass sie so glücklich mit dir ist. Warum sollte sie das Risiko eingehen wollen, das für eine dumme Schwärmerei zu verlieren?" Dieser Mann sprach definitiv meine Sprache.
Die Operation "beseitige Lee" formte sich bereits in meinem Kopf.
Ich grinste dämlich. "Ich mag, wie sie Denken. Könnte ich vielleicht ein Stück Papier und einen Stift bekommen, um ihr eine Nachricht zu schreiben? Oh, und können sie ihr die Nachricht überreichen, nachdem sie von ihrem Ausflug zurückgekommen ist? Sie wird definitiv um sieben uhr zurück sein. Immerhin liebt sie ihr Essen."
Johns grinsen passte zu meinem. "Aye, aye Kapitän.", erwiderte er salutierend.
***
Es war halb neun an diesem Abend und ich wartete in Diner auf Sammy. Ich hatte ein romantisches Picknick geplant, bei dem Lou mir beim Zusammenstellen geholfen hatte, und ich hatte beschlossen, dass ich es ihr sagen musste.
Dass ich sie wirklich mochte.
Das ich wollte, dass sie meine echte Freundin wurde.
Alle fünf Minuten schaute ich auf meine Uhr. Nur für den Fall, dass ich die Zeit falsch gelesen hatte. Auf der Nachricht, die ich geschrieben hatte stand, dass sie mich um acht Uhr im Diner treffen sollte.
Um neun Uhr hatte ich genug von den ganzen Kids, die auf den Loser zeigten und lachten, der einen Smoking trug und einen Picknickkorb hielt, und erkannte, dass sie nicht kommen würde. Ich seufzte und ging in Richtung Tür.
"KYLE.", rief eine weibliche Stimme und ließ mich aufschauen. Vielleicht war Sammy doch gekommen. Die Tatsache, dass sie eine Stunde zu spät war, schien keine Rolle mehr zu spielen.
Jedoch verwandelte sich mein Lächeln zu einem Stirnrunzeln, als ich Candice stattdessen sah.
Sie tänzelte auf mich zu und legte leicht eine Hand auf meine Brust. "Oh wow Kyle. Du siehst absolut lecker aus. Ich nehme an, Sammy ist irgendwo in der Nähe?"
Ich wollte ihre Hand wegschieben, bewegte mich aber nicht. "Eigentlich nein, sie hatte eine Planänderung."
"Oh? Aber wie kannst du all das gute Essen verschwenden, und du armes Ding, ohne Grund so herausgeputzt." Sie machte eine kurze Pause, als würde sie nachdenken, aber ich wusste, die Zahnräder in ihrem Kopf hatten bereits eine volle Drehung gemacht. "Da Lee so eine Familiensache hat und Sammy anderweitig beschäftigt ist, wie wäre es da, wenn wir die Gesellschaft voneinander genießen. Schließlich können wir nicht all die Lebensmittel verkommen lassen." Sie setzte ein Lächeln auf.
Es war verlockend. Der perfekte Weg, um Sammy zurückzubekommen. Ihren Geburtstag mit einem anderen Mädchen zu verbringen. Aber ich konnte es nicht tun. Ich entfernte Candice Hand von meiner Brust. "Tut mir leid, ich denke, ich gehe einfach nach Hause."
Da ironischerweise alle Songs im Radio deprimierend und voller Herzschmerz waren, fuhr ich zum ersten Mal ohne eingeschaltetes Radio nach Hause.
Als ich nach Hause kam, saß Drew bereits vor dem Fernseher und schaute sich O.C. California an. "Du weißt schon, dass du dir ein Mädchenprogramm reinziehst, oder?", fragte ich, während er beim Klang meiner Stimme zusammenzuckte.
"Wann bist du denn nach Hause gekommen? Ich dachte, dass heute Abend alle aus wären. Hat Sammy heute nicht Geburtstag?" Seine Fragen halfen der Situation überhaupt nicht.
"Können wir über was anderes außer Sammy sprechen?" Ich ließ mich auf die Couch fallen und griff nach der Fernbedienung. Die Wiederholung von LOST war viel ansprechender, als irgendeinen Typen namens Ryan und seine Freundin zu beobachten.
"Hattet ihr euch schon wieder einen Streit?" Er musste einfach weiter drängen.
"Du hast keine Ahnung wovon du redest. Komm zurück, wenn du jemanden wirklich magst und deine Gefühle nicht so erwidert werden, egal wie sehr du es versuchst." Ich stand auf, um zu gehen.
"Aber das tue ich. Ich weiß genau wie du dich fühlst." Seine Augen weiteten sich, als hätte er etwas gesagt, dass er nicht sagen wollte.
Ich setzte mich wieder hin. Vielleicht wäre etwas von Drews Angst genau das, was ich brauchte, damit ich mich besser fühlte. "Echt? Wer ist die glückliche?"
Er spielte mit seinen Fingern, was mich an Sammy erinnerte und ich warf ein Kissen nach ihm. "Niemand."
Jetzt war ich verwirrt. "Du hast mir gerade gesagt, dass du jemanden magst und dann sagst du, du tust es nicht? Entscheide dich mal, ja."
"Es ist Brian.", erwiderte er ruhig.
"Was ist Brian?" Meine Verwirrung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde mehr.
"Den ich mag." Seine Stimme zitterte leicht und er weigerte sich, mir in die Augen zu schauen.
"Aber das bedeutet das ..." Ich konnte es nicht einmal denken, nur für den Fall, dass alles ein schreckliches Missverständnis war.
Er lachte bitter auf. "Du kannst es ruhig sagen. Ich bin schwul. Mann, du benimmst dich genau wie Sammy, als ich es ihr erzählt habe. Ihr beide seid sowas füreinander bestimmt."
Plötzlich verwandelte sich der ganze Schock in Wut. "Warte. Du hast es Sammy vor mir erzählt?" Mein eigener Bruder, hatte etwas so wichtiges, meiner Freundin vor mir erzählt. Was hatte er gedacht, würde ich tun? Ihn verstoßen?
Er lächelte unbehaglich. "Ja, aber nur, weil ich Angst davor hatte, was du denken würdest. Es tut mir leid. Kyle?"
Sammy hatte es gewusst, und nicht einmal daran gedacht, es mir zu erzählen. Sie hatte mir bewusst etwas Wichtiges über ein Mitglied meiner Familie vorenthalten.
Ich war kurz davor zu explodieren.
Dieses Mädchen brachte mich dazu, mich selbst zu zerstören, und der einzige Weg, wie ich zu dem zurückkehren konnte, wie es einmal war, war, diese ganze Farce zu beenden.
Ich war fertig mit Sammy Taylor.
Diese Sache war wirklich und wahrhaftig vorbei.
Sammys POV
Ich schlenderte um viertel vor elf summend ins Haus.
Ich hatte eine tolle Zeit mit Lee gehabt.
Sicher, er war ein wenig arrogant, aber wer war das nicht. Und, was machte es schon, dass er nicht für alles bezahlt hatte. In einer modernen Welt war alles Halbe-halbe. Und da war diese kleine Sache, bei der er jedes Mal, wenn er über sich selbst sprach, sich mit Kyle verglich.
Aber das war nur, weil ich mit Kyle "zusammen" war.
Kyle.
Ich musste aufhören an ihn zu denken. Er war den ganzen Tag in meinem Hinterkopf und sobald ich das Haus betreten hatte, kam das Schuldgefühl zurück.
Ich ging in die Küche und sah John am Tisch sitzen. "Hattest du eine schöne Zeit mit Lee?"
"Ähm ... ja. Ich schätze schon?" Ich schenkte mir ein Glas Milch ein und lehnte mich an die Theke.
Er stellte seinen Becher Kakao ab und seufzte. "Hör mal, ich weiß, dass es mich nichts angeht, aber Kyle ist ein wirklich netter Junge. Wenn du ihn nicht so sehr magst, wie er dich, musst du ihn gehen lassen, bevor es zu weit geht. Ich bin mir sicher, dass du alles im Griff hast, aber du musst dich entscheiden." Er kam zu mir hinüber und gab mir eine väterliche Umarmung. Es war genau das, was ich brauchte. "Kyles Geschenk und eine Nachricht liegen auf deinem Bett. Gute Nacht."
Ich stapfte nach oben und fühlte mich beschissen. Kyle hatte mir ein Geschenk besorgt und ich war ein totales Miststück ihn gegenüber.
Ich fand eine große Schachtel auf meinem Bett vor und zog Kyles T-Shirt an, bevor ich sie auf meinen Schoß zog.
Darin befand sich ein schönes, aber einfaches, knielanges, dunkelrotes Kleid. Es war das Schönste, was ich je gesehen hatte und es musste ein Vermögen gekostet haben.
Ich hörte das Flattern von Papier und bemerkte, dass die Nachricht dabei war, auf den Boden zu fallen. Ich hob sie auf.
Sammy,
Ich weiß, dass ich ein Idiot bin und das ich heute total überreagiert habe.
Es ist dein Geburtstag und du hast das Recht, ihn so zu verbringen, wie du willst, auch wenn das bedeutet mit Lee und nicht mit mir.
Wie auch immer, ich habe mich gefragt, ob ich dich zum Abendessen einladen darf. Es ist eine Art Überraschung, aber triff mich um acht Uhr im Diner. Und du musst kommen, weil du mich sonst total auflaufen lässt, wenn du es nicht tust.
Dein wirklich bedauernder Freund
Kyle XXX
P.S.. Gefällt dir das Kleid? Ich hoffe das tut es, weil ich wirklich möchte, dass du es heute Abend trägst. Komm schon, für mich?
Da wurde mir klar, dass ich es aufs schlimmste vermasselt hatte.
Ich wollte Kyle.
In dieser Nacht weinte ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in den Schlaf.
Alles hatte sich verändert.
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