Kapitel 2.
Vor mir stand Theo. Es war mir so unangenehm, ich sehe so fett aus in dieser Jacke, außerdem hatte ich mich nichtmal hübsch gemacht. Als ich an mir runterschaute, sah man direkt einen Fleck auf meiner Jacke. Er nahm sich einfach seine Tüte und ging, ohne mir überhaupt hallo zu sagen. Mein Blick blieb an ihm hängen und ich sah ihm hinterher. Schnellen Schrittes verschwand er um die Ecke. Ich trat nach vorne, bestellte mir ein Schoko-Croissant und eine Kirsch-Capri-Sonne. Nachdem ich bezahlt hatte und den Laden verließ, machte ich mir meine Playlist an und schaltete damit die Welt um mich herum aus. Ich hatte Angst vor dem, was er vorhin über mich gedacht hat. Im Grunde lief es gerade eh nicht so gut bei mir, meist wegen ihm. Ich fühle mich schon schlecht, wenn ich mit anderen Typen schreibe, aber Theo hasst mich ja eh, da ändert es nichts. Meine Freunde, es ist sehr kompliziert, ich verhalte mich schrecklich ihnen gegenüber, doch wie sie sich an ihn ranmachen, weckt Mordlust und psychopathischen Hass in mir. Was soll ich denn tun? Ich bin, wie soll man es sagen, besessen. Es hört sich schlimmer an als es ist, eigentlich nicht, aber alles, was ich will, ist er. Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich nur ihn. Wenn ich schlafen gehe, träume ich jede Nacht von ihm. Wenn ich umarmt werde, will ich, dass er es ist. Fast alle seine Freunde wissen, dass ich ihn mag, aber die wissen, dass er mich nicht mag, und haben es inzwischen aufgegeben. In dem Moment als Jean mir um den Hals fiel, erwachte ich aus meinen Gedanken. Ich behandelte sie anders, da sie mehr mit Humor aufnahm und sich nicht an ihn ranschmiss. Den Blicken der anderen wich ich aus, egal wie komisch es ihnen gegenüber war. Ich konnte ihnen einfach nicht in die Augen schauen. Es ist mir viel zu unangenehm. Theo saß bereits an seinem Platz. Ich wollte ihn am liebsten nicht ansehen, doch wieder konnte ich es nicht lassen. Alles, was ich mir aufgebaut hatte, der Schmerz, die Mauer, alles fiel wieder zusammen und ich vergaß Chris' hübsches Gesicht, die lieben Worte von meinem besten Freund und so weiter. Alles, alles war weg. In mir kochte nur wieder die Wut auf mich und auf alle, die mit ihm reden, hoch. Meine Psyche ist so am Arsch. Das habe ich meinen Freunden zu verdanken. Eine zum Beispiel ist weggezogen, hat es allen erzählt und ich habe es erst viel später mitbekommen, als sie dann weg war. Hat sie noch ein paar Mal was mit mir gemacht, aber dann hat sie mich geblockt, überall. Und als sie dann da war, hat sie alle gefragt, außer mich. Es tut weh, weil ich weiß, wie schnell man mich ersetzen kann. Doch dann letztes Jahr habe ich zwei unfassbar tolle Menschen kennengelernt. Ich könnte nicht ohne die beiden leben, doch es ist wieder so, dass beide viel zu weit weg leben. Vielleicht werden wir uns ja irgendwann sehen, aber bis dahin telefonieren wir, hatten wir uns versprochen. In letzter Zeit allerdings haben wir kaum noch Kontakt. Jan ist nicht online und Jane kann nie. Dann sitze ich abends immer alleine rum und zocke unsere Games, während unsere Playlist läuft.
„Hallo, Erde an die Dame" Anouk fuchtelte mir vor dem Gesicht rum. Ich rieb mir die Augen und lächelte sie an, obwohl ich heulen könnte. Sie sieht einfach so perfekt aus, ihr Körper ist schlank, sie kann gut mit den Jungs und sie ist einfach umwerfend. Ich drückte den Schmerz in meiner Brust weg und umarmte sie zur Begrüßung „Hey, heute sogar mal pünktlich" ich grinste und tat so, als würde ich gähnen, um mir die kleine Träne im Augenwinkel wegzuwischen.
Die Schulglocke klingelte und unsere Lehrerin begann den Unterricht.
Nach dem Beginn des Unterrichtes schweifte ich wieder ein bisschen ab, ich arbeitete zwar mit und oft melde ich mich auch, jedoch war ich irgendwie nicht bei der Sache. In der Reihe vor mir saßen Theo, Aaron, Jackson und noch ein Typ. Die drei redeten andauernd über so ein Mädchen, ich hatte bereits schon ein paar Informationen über sie dank Anouk, allerdings sah es sehr schlecht für mich aus. Offensichtlich schien er sie zu mögen und ich wusste schon, dass sie total in ihn verknallt war, doch heute war etwas anders als sonst, er schien etwas abgelenkt zu sein.
Mein Kopf spielte verrückt, immer wieder kamen so viele Gedanken in meinen Kopf, es war, als würde ich erdrückt werden. Ich griff nach der Hand meiner Nebensitzerin Jean und drückte ein bisschen zu, zu viel offensichtlich, als sie ihren Arm vor Schmerz wegzog, entschuldigte ich mich direkt, allerdings blieb das Schuldgefühl fest in mir stecken. Das erdrückende Gefühl ließ nicht nach, mein Bein fing an zu zittern, ich versuchte es zu unterdrücken, allerdings half es nichts.
***
Ich sah sie immer wieder vor meinen Augen tanzen. Ich würde einfach gerne wissen, wer sie ist. Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber das war nicht leicht, wenn Aaron neben mir die ganze Zeit zockt. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schloss, sah ich sie tanzen, ihre Bewegungen hatten sich in meinen Kopf gebrannt, ich hatte das Gefühl, sie schon zu kennen, aber das blieb vorerst ein Geheimnis. Durch eine starke Verspannung in den Schultern dehnte ich mich, indem ich mich nach hinten drehte. Hinter mir saß Amber, sie ist etwas kleiner als ich, aber trotzdem noch groß, braunes langes Haar, welches sie momentan hochgesteckt hatte, und braune Augen, ganz Basic also. Als sie von ihrem iPad hochschaute, schaute ich schnell etwas weiter weg, nicht dass sie wieder denkt, ich mag sie. Allerdings war es schon ein bisschen gemein von mir, damals hatte sie mich auch akzeptiert, doch ich wollte nicht das Gleiche machen. Ich habe lange gebraucht, um überhaupt wieder mit ihr zu reden.
Sie hatte Gefühle für mich, doch stärker waren die für Jackson. Doch ich glaubte, wir können es schaffen. Wie auch immer.
Meine Gedanken gingen wieder zum Unterricht, da wir nun gleich aushatten und ich am Ende noch kurz irgendwas beitragen wollte.
***
Ich legte mein Mathematikbuch auf den Tisch und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. Meine Gedanken waren wirr, und erneut konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Das Zittern meiner Hände verriet mir, was ich bereits wusste: ich hatte eine Panikattacke. Um das zu überspielen, setzte ich mir ein falsches Lächeln auf, dies zu nutzen war mir mehr als bekannt. Wann ich das letzte Mal wirklich gelächelt habe? Als Theo mich angelächelt hatte, als ich seinen Pulli trug. Doch manchmal fragte ich mich wirklich, ob das echt ist, rede ich mir das nur ein.
Das war mehr als einfach zu beantworten: das war echt, ich brauche ihn.
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