1 • arrival
„Wow, es sieht jetzt schon schön aus", entfuhr es mir begeistert, als wir durch die große Empfangshalle des Flughafens liefen und ich den ersten Blick nach Draußen erhaschen konnte. Die Sonne schien und ich konnte nur vermuten, dass es verdammt heiß draußen war, wovor mich Alex schon gewarnt hatte. Zum Glück war es im Inneren des Flughafens klimatisiert.
„Du hast bis jetzt nur den Flughafen gesehen", kicherte Alex, der sich suchend umblickte. Natürlich musste er sich über meine Begeisterung lustig machen, sonst wäre er ja auch nicht Alex, neben meinem festen auch mein bester Freund. Wir zogen uns immer gegenseitig auf, schon seit Jahren, daran änderte auch unsere Beziehung nichts.
„Und der ist wunderschön", gab ich überzeugt zurück und legte einen Arm um seine Schultern.
„Du bist so ein Idiot, ernsthaft", schmunzelte er. Sein Kopf drehte sich zu mir und schon konnte ich in seine leuchtenden Augen schauen, die mich liebevoll musterten. Der Beweis dafür, dass er den Kommentar auf gar keinen Fall böse meinte.
„Du liebst mich." Anzüglich wackelte ich mit meinen Augenbrauen, woraufhin er eine Hand an meine Wange legte. Vollkommen ernst musterte er mich, der Spaß war verflogen, als er hauchte: „Mehr als alles andere."
Seine Stimme ließ keine Zweifel zu und ich konnte nicht anders, als mich zu ihm zu lehnen und unsere Lippen zu einem sanften Kuss zu vereinen. Mein Freund legte auch seine zweite Hand an meine Wange, zog mich näher an sich heran. Ich seufzte glücklich in den Kuss. Er war wirklich das Beste, was mir jemals geschehen war.
„Alex! George!", unterbrach dann jedoch eine neue Stimme, die ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gehört hatte, unseren kleinen Moment und augenblicklich lösten wir uns voneinander.
Mit leuchtenden Augen drehte Alex sich zu dem Mann, der gerade auf uns zukam. „Dad!", rief er glücklich aus, überbrückte nun die letzten Meter zwischen ihnen und schon lagen sie sich in den Armen.
Lächelnd ließ ich ihnen ihren Moment zu zweit, immerhin hatten sie sich Ewigkeiten nicht persönlich gesehen. Ich hatte Nigel bei ein paar Rennen am Anfang der Saison immer mal wieder von Weitem gesehen, allerdings war das ja auch schon wieder Monate her. Monate, in denen unglaublich viel geschehen war, und an der Art, wie Alex sich am Oberteil seines Vaters festhielt, konnte ich erkennen, wie sehr er ihn vermisst hatte.
„Es ist so schön, dich mal wieder zu sehen!", hörte ich Nigel murmeln, woraufhin Alex seinen Griff nochmal verstärkte.
„Das kann ich nur zurückgeben", antwortete er genauso leise und für mehrere Augenblicke hielten sie sich noch fest, dann trat Nigel einen Schritt zurück. Er ließ seine Hände noch kurz auf den Schultern seines Sohnes ruhen, blickte ihn strahlend an, dann widmete er sich mir.
„Und dich lerne ich endlich offiziell als seinen Partner kennen. Wurde aber auch Zeit", grüßte er mich ebenfalls gutherzig und betrachtete mich, „Wenn Alex dich schon mit nach Thailand nimmt, dann scheint es wirklich ernst zu sein, also willkommen in der Familie, was?"
Etwas überrumpelt blickte ich meinen Gegenüber an und hinterfragte mal wieder, wie offensichtlich wir anscheinend seit Monaten – wenn nicht sogar Jahren – ineinander verliebt waren, wenn sogar sein Vater es schon gemerkt hatte, der uns vielleicht drei, vier, höchstens fünf Mal richtig miteinander erlebt hatte. Immerhin hatten es ja auch alle anderen Familienmitglieder schon erwartet gehabt.
Bevor ich diesen Gedankengang weiter ausführen konnte, hatte Nigel mich ebenfalls in eine feste Umarmung gezogen, auch wenn sie selbstverständlich weniger innig war als die mit Alex. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Alex sich in dem Versuch, ein Lachen über meine Unbeholfenheit zu unterdrücken, fest auf die Lippe biss.
„Danke. Es ist echt schön, hier zu sein", gab ich zurück, als wir uns gelöst hatten und ich mich endlich wieder gefangen hatte.
„Und um genau zu sein, hat George mir gar keine Wahl gelassen, als ihn mitzunehmen. Das war sein Weihnachtsgeschenk", fügte Alex hinzu und piekste mir grinsend in die Seite.
„Du hast ihm einen Urlaub in seine Heimat geschenkt? Sehr originell", wandte sich Nigel gut gelaunt an mich.
„Ja, oder? Finde ich auch", stieg Alex sofort mit ein und drückte seinen Zeigefinger abermals in meine Seite, woraufhin ich ihn grummelnd von mir drückte.
„Tu nicht so, als hättest du nicht gefreut", meinte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Das war alles geschauspielert", zwinkerte er mir bloß neckend zu und schlang einen Arm um meine Hüfte. Gespielt beleidigt fing ich an zu schmollen.
„Ich hätte auch mit Lando fliegen können", gab ich unbekümmert zurück und Alex lachte daraufhin, als wäre das ein schlechter Scherz gewesen.
„Er hätte noch ein Ticket für Carlos besorgt und dann wärst du alleine mit den beiden gewesen. Das willst du doch selbst nicht", bemerkte er berechtigterweise, „Da bevorzugst du mich."
Kopfschüttelnd musste ich zugeben, dass er Recht hatte. Es war unfassbar, wie sehr die beiden immer noch aneinander hingen, obwohl sie bald ein Jahr zusammen waren. Es war ihnen gegönnt. So nervig es manchmal auch sein konnte, Lando hatte jemanden wie Carlos an seiner Seite verdient und es war schön, dass die beiden so glücklich miteinander waren. Auch wenn ich mich gerne irgendwann mal wieder mit Lando treffen würde, ohne, dass er nach einer halben Stunde mit Carlos chattete.
„Natürlich bevorzuge ich dich", meinte ich also schlicht, was Alex dazu brachte, seinen Kopf kurz an meine Schulter zu lehnen.
„Habt ihr es dann? Dann können wir zu mir fahren und ihr könnt euch eine Weile ausruhen", meinte dann Nigel, der unsere Konversation belustigt verfolgt hatte, „Ihr müsst müde sein, immerhin ist es gerade in England mitten in der Nacht, ihr habt sicherlich einen Jetlag."
Tatsächlich warf ich nach seiner Aussage einen Blick auf mein Handy. Hier in Thailand war es jetzt kurz nach elf. In England hingegen war es sechs Stunden früher und jetzt, wo die erste Aufregung vorüber war, merkte ich auch, wie müde sich mein Körper anfühlte – obwohl ich im Flugzeug sogar immer mal wieder ein wenig geschlafen hatte.
„Oh ja, ausruhen klingt sehr gut", antwortete ich deshalb und erntete dafür ein belustigtes Schnauben von Alex.
„Dann folgt mir", nickte Nigel und somit machten wir uns auf den Weg zu seinem Auto.
Die Fahrt zu ihm nach Hause dauerte eine ganze Weile, in der ich immer müder wurde. Alex hatte sich zu mir auf die Rückbank gesellt und ich hatte meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Ich zwang mich dazu, meine Augen offen zu behalten, um die vorbeiziehenden Häuser zu betrachten, aber irgendwann wurde es immer schwieriger, was auch mein Freund bemerkte, der netterweise – oder auch böserweise – immer wieder mit seiner Schulter zuckte, sodass ich wach blieb.
Glücklicherweise parkte Nigel kurz darauf in der Auffahrt. Mit unserem Gepäck betraten wir das Haus, durch das Alex und sein Vater mich kurz führten, allerdings merkten sie wohl selbst, dass es nicht viel brachte, da ich so müde war. Somit zog mich der Ältere dann einfach nach der sporadischen Roomtour ins Gästezimmer, wo ich mich nur noch aus meinen Klamotten schälte, ehe ich ins Bett fiel.
„Dein Vater ist noch netter als ich ihn in Erinnerung habe", murmelte ich und beobachtete schläfrig Alex dabei, wie er seinen Koffer öffnete – was auch immer das jetzt sollte.
„Ach? Ist das so?", hakte er amüsiert nach und hob kurz seinen Kopf, um mich anzulächeln.
„Hmmm", murrte ich und presste mein Gesicht ins Kissen, „Kommst du?" Denn so müde ich auch war, ich konnte erst richtig einschlafen, wenn Alex neben mir lag. Daran hatte ich mich in den letzten Wochen gewöhnt.
„Sofort, lass mich nur noch kurz meinen Koffer ausräumen", meinte der Ältere und ich seufzte genervt.
„Ist das jetzt dein Ernst? Das können wir doch später in Ruhe machen", nuschelte ich wenig begeistert, „Jetzt lass uns erst einmal eine Runde schlafen."
„Es dauert doch nicht lange", blieb er standhaft und ich verdrehte nun meine Augen.
„Aleeeeex", jammerte ich langgezogen, woraufhin er im gleichen Tonfall zurückgab: „Geooooorge."
„Muss ich dich jetzt ernsthaft ins Bett schmeißen?", wollte ich wissen und stützte mich auf meinen Ellenbogen ab.
„Hmmm...klingt verlockend", kicherte er. Meiner Meinung hatte er wirklich etwas zu viel Spaß daran, mich zu ärgern, wenn ich müde war, aber um eine Rache würde ich mich erst kümmern, wenn ich geschlafen hatte.
Somit richtete ich mich wieder auf, packte ihn an der Hüfte und beförderte ihn mit einem Schubser aufs Bett, was er lachend zuließ. Generell hatte er wirklich wenig Gegenwehr geleistet, vermutlich hatte er nie vor gehabt, den Koffer auszuräumen, sondern wollte mich bloß ärgern. Gut, das konnte er haben.
„Na gut, überredet", befand er, nachdem er es sich richtig schön gemütlich gemacht hatte, und streckte die Arme nach mir aus.
„Jetzt, wo ich schon stehe, könnte ich ja eigentlich auch meinen Koffer ausräumen", zog ich ihn auf und brachte ihn somit zumindest zum Lachen.
„Du bist so ein Arsch, weißt du das eigentlich?", kicherte Alex vergnügt, „Komm schon her, du Diva."
Diesmal ließ ich mir das nicht zweimal sagen, sondern begab mich zu ihm ins Bett, woraufhin ich sofort an seine Brust gezogen wurde. Zufrieden kuschelte ich mich enger an ihn.
„Ich bin wirklich froh, mit dir hier zu sein", murmelte Alex entspannt und ich brummte eine Zustimmung.
„Weißt du, ich habe noch nie jemanden mit nach Thailand genommen. Du bist die erste Person, die mein Vater richtig kennenlernt", fuhr er einfach fort.
„Ich fühle mich geehrt", antworte ich im Halbschlaf und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
„Das solltest du auch", wisperte er zärtlich, während er über meinen Rücken fuhr, „Du bist etwas ganz Besonderes."
„Bin ich das?", hakte ich lächelnd nach und presste einen kurzen Kuss auf seine Haut.
„Und wie du das bist", bestätigte er mir liebevoll.
„Ich liebe dich, Alexander Albon", brummte ich und wurde dafür auf die Stirn geküsst, weswegen ich mich noch näher an meinen Freund schmiegte.
„Hmmm...Ich liebe dich auch, George William Russell." Vermutlich hätte ich ihn in jedem anderen Moment dafür angemotzt, dass er meinen verhassten Zweitnamen benutzte, den leider jeder kannte, da er auf meiner Wikipedia Seite stand, aber jetzt gerade sparte ich mir die Energie lieber.
„Und ich hoffe, du weißt, dass ich auch die einzige Person bleibe, die du deinem Vater vorstellen wirst", drohte ich ihm halb gespielt, aber ich meinte das durchaus auch genau so.
„Das hoffe ich auch für dich", flüsterte er und küsste abermals meine Stirn, „Und jetzt lass uns etwas schlafen, ja?"
Und auch das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, sondern konnte endlich vollkommen glücklich einschlafen.
Und hier ist das erste Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen<3
Ich weiß natürlich nicht, wo Alex' Vater wohnt oder sonst was, aber nach wirklich sehr langer Recherche habe ich mich für Surat Thani entschieden😁
Kommentar von dreaming_t :
[aww, es ist süß, wie herzlich Alex Vater die beiden in Empfang nimmt und allen voran Alex ihn endlich wiedersieht. Nach allem, was die beiden durchgemacht haben, verdienen sie diese Pause allemal und ich bin gespannt, was noch auf sie zukommen wird. Das Kapitel ist schon mal super schön geworden!!!<33]
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